Ich starrte das Gesicht an, das ich im Spiegel vor mir sah und das Gesicht starrte zurück. Dunkle Schatten lagen unter den Augen, die mir ausgehungert entgegenstarrten, die Lippen waren blass und rissig, und die Locken, die sonst stets zu tanzen schienen, hingen kraftlos herab.
Meine Finger krallten sich in den Rand des Waschbeckens und ich atmete tief durch, straffte die Schultern.
Wie von selbst griffen meine Hände zu der Mascara und öffneten sie. Mein Körper tat all das mittlerweile automatisch. Die Augenringe überschminken, die Lippen rot bemalen, die Haare hochbinden. Ich stach goldene Ohrringe durch die Löcher in meinen Ohren und übte so lange vor dem Spiegel, bis das Lächeln wieder so perfekt sass, dass ich es mir beinahe selbst abkaufte.
Ich wusste selbst nicht, woher ich die Kraft nahm, überhaupt erst aufzustehen, aber jeden Morgen kämpfte ich mich aus dem Bett und setzte mir meine Maske wieder auf. Mein Körper fühlte sich dabei schon lange nicht mehr wie mein eigener an. Er war wie verhext und machte einfach stur weiter, obwohl mein Kopf es schon längst aufgegeben hatte, die Fassade aufrecht zu erhalten.
Wenn andere Leute in der Nähe waren, funktionierte ich einfach. Ob ich wollte, oder nicht.
~
Ich starrte das Gesicht an, das ich im Spiegel vor mir sah und das Gesicht starrte zurück. Schwarze Striemen verlaufener Schminke liefen von den rotgeweinten Augen bis hinunter zu den Lippen, die ich mir vor Anspannung blutig gekaut hatte. Einzelne Haarsträhnen hatten sich aus meiner Frisur gelöst und hingen mir ins Gesicht.
Meine Finger krallten sich in den Rand des Waschbeckens und ich lehnte die Stirn gegen das kalte Glas des Spiegels.
Als hätte man bei einer Marionette die Fäden durchtrennt, brach ich zusammen und kauerte mich auf den Fliesen des Badezimmers zusammen. Meine Nägel bohrten sich in meine Handflächen, ich presste die Lippen zusammen, damit niemand mich hörte. Ich hielt mich selbst in den Armen und redete leise auf mich ein.
Ich verstand nicht, wieso mein Körper manchmal einfach aufhörte zu funktionieren. Egal wie sehr mein Kopf es auch wollte, ich konnte nicht mehr aufstehen und blieb einfach liegen. Es war wie verhext, dass ich tun konnte, was ich wollte und doch hörten meine Schultern nicht auf zu beben und die Tränen nicht auf zu fliessen.
Sobald ich alleine war, lag meine Maske in Trümmern neben mir und ich konnte einfach nicht mehr weitermachen. Ob ich wollte, oder nicht.