Jeder kennt sie:
Diese eine Katze aus der Nachbarschaft, die immer sofort herkommt und gestreichelt werden will. Die sich anschmiegt und schnurrt, sich auf den Boden wirft und den Bauch zeigt.
"Hier! Kraul mich, streichel mich! Hab mich lieb!"
Nein? Dann ist es entweder deine eigene Katze - die sich lieber fremdkuscheln lässt - oder du lebst in einer dieser Gegenden, wo es nur Hundebesitzer gibt.
Wenn ich ein Tier wäre, wäre ich genau diese Katze.
Eigenwillig, frei, anschmiegsam, verschmust.
Ich würde von morgens bis abends tun und lassen wonach mir der Sinn steht.
Schlafen, fressen, jagen, mich putzen und ganz ganz viel streicheln lassen.
Aber ich bin keine Katze.
Ich bin ein Mensch.
Also muss ich auch Dinge tun, auf die ich gar keine Lust habe.
Steuererklärungen ausfüllen zum Beispiel.
Oder Einkaufen gehen.
Auto waschen, Klo putzen und viele andere langweilige und nervige Sachen.
Aber dafür kann ich auch Tanzen, Singen und Malen.
Bücher lesen und schreiben.
Mich mit Menschen überall auf der Welt unterhalten und mir die verrücktesten Wege einfallen lassen, wie mensch lange, dünne Nudeln am besten isst.
Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich vermutlich trotzdem das Leben als Katze wählen.
Warum lieber als Katze leben?
Vielleicht, weil eine Katze gewisse Sorgen nicht kennt.
Vielleicht, weil eine Katze nicht dafür verantwortlich gemacht wird, wenn ihr Verhalten umweltschädlich ist.
Vielleicht, weil eine Katze einfach eine Katze sein darf.
Sie schläft, sie frisst, sie jagt, sie kämpft mit anderen Katzen um Reviere und Partner.
Keiner verlangt von einer Katze, den Sinn des Lebens zu finden.
Keiner erwartet von einer Katze mehr als zu leben und vielleicht noch, das sie Mäuse jagt.
(Sieht mensch ab von den Zuchtkatzen. Die Armen müssen für die Ambitionen ihrer Besitzer herhalten, die schönste, die seltenste, die außergewöhnlichste aller Katzen zu besitzen.)
Aber am schönsten finde ich die Vorstellung als Katze einfach zu jedem Menschen hinlaufen zu können, der mir sympathisch ist und mich so richtig schön anschmiegsam an ihn rankuscheln zu dürfen.
Mach das mal als Mensch.
Da wirst du nicht gekrault, gekuschelt und gestreichelt, das garantiere ich dir.
Im besten Fall findet dich die andere Person seltsam. Wenn du ganz viel Glück hast, wirst du sogar ein wenig umarmt und dann aber doch sehr bestimmt weggeschoben.
Im schlimmsten Fall hält dich die andere Person für "leicht zu haben" und deine Anschmiegsamkeit für sexuelles Interesse.
Dabei willst du doch nur KUSCHELN!
Bin ich chronisch unterkuschelt? - Hell yeah!
Würde mir das als Katze auch passieren? - Wahrscheinlich eher nicht.
Oder hat schon mal jemand gedacht: "Oh, die Katze kuschelt sich aber hart an mich ran, die will bestimmt mehr von mir."
Ein herzliches Miau an alle Katzen(liebhaber) da draußen.
Und wenn sich das nächste Mal eine Katze so richtig an euch ranschmeißt, dann denkt an mich. ;)