60min um herauszufinden wohin ich gehöre
Die schlechten Filme kenne ich. Bei den guten schlafe ich ein. Mit den besten Büchern habe ich mich umgeben und bedaure sie zum Teil zu früh gelesen zu haben. Ich habe nicht alles verstanden und es gibt zu viel um eins davon ein zweites Mal zu lesen. „Aufgewärmt schmeckt nur Grünkohl.“, sagte einst meine Großmutter und wie sehr ich diesen Satz in meinem Leben anwandte kann ich nicht mehr sagen. Die Kopfschmerzen treiben mich vor die Tür. Bloss keine Ruhe und nur nicht jetzt mit mir allein. Ich kenne meine Attacken am besten, für gute Ratschläge bin ich nicht offen. Die Stadt bei dunkelblauer Dunkelheit mit Fast-Sommer-Temperaturen wirkt noch unruhig. Alle genießen die letzten Tage bevor es grau und kalt wird. Ich verfalle in Selbstgespräche weil niemand da ist, der es jetzt mit mir aufnehmen will. Ich bin zynisch und angetrieben vom Kampf gegen meinen Kopfschmerz verfluche ich fast jeden den ich sehe in stiller Zwietracht.
Die leisen Worte in meinem Kopf schaffen es sogar manchmal über meine Lippen, ich kontrolliere meine Umgebung. Schlecht gekleidete Kids mit grauer Haut und hastigem Gerauche an billigen Kippen tönen mit ordinärem Vokabular an mir vorbei. Viel zu leibige junge Mädchen sitzen wild gestikulierend auf den Treppen und definieren sich nur über ihre Nägel und auftoupiertem Haircrime. Was für eine Szene. Unkommentiert muss ich kurz meine Augen schließen um eventuell nachfolgende Bilder zu vermeiden die mich bis in meinem Traum verfolgen. Eine Tanzgruppe gibt sich ein Stell-dich-ein um endlich das Vermissen loszuwerden. Die Protagonisten sind zu deutsch für leidenschaftliche Rhythmen und das steife Gestake kann man nur gut finden wenn man der Gruppe angehört. Der vielleicht kubanische Tanzlehrer, Anleiter, Motivator und rhythmische Kopf der Veranstaltung kann das nicht gut finden und ich schwadroniere über die Höhe des Betrages, der ihn vergessen lässt und wenn es das nicht ist, der mögliche Motivator sich solch furcheinflössende Darbietung antun zu können.
Die Häuser sehen schön aus. Die beruhigen mich und waren vorher schon da. Natur und Gebäude wirken so frei ohne Menschen. Und wenn man sich vorstellt das von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr immer wieder jemand aus diesem Zirkus verschwindet und ein kleines Baby seine Stelle einnimmt und irgendwie wieder alles so bleibt und doch wieder alles neu ist, beruhigt das meine Gedanken. Denn ich gehöre nirgendwo hin. Ich gehöre zu mir.