"Wenn man Geld fälscht, sind es eigentlich nur bunte Blätter bedrucktes Papier.", sagte er und zündete sich eine Zigarette an. "Und jetzt bin ich wegen ein paar bunten Blättern im Gefängnis.", fuhr er fort.
Ich war nur zu Besuch, hatte meinen Stift und den Block in der Hand und schrieb auf was er sagte.
"Wann haben Sie damit begonnen Geld zu fälschen?", fragte ich.
Er antwortete:
"Das war als ich begann es zu zählen. Vorher hatte ich mein Geld immer nur verprasst. Ich habe dann diesen Job bekommen bei einer Security Firma das Geld zu zählen. Und plötzlich habe ich begonnen mein eigenes zu zählen. Ich beobachtete genau, wie es kam und ging. Ich fing nicht an zu sparen, nein, mir wurde klar, wer glücklich sein will, muss die Einnahmen erhöhen und die Ausgaben beibehalten. Das war der Schlüssel, ich brauchte höhere Einnahmen. Also sah ich mir so einen Schein an. Wie sollte ich mehr davon bekommen, wenn ihn niemand her geben will? Fragte ich mich.
Die Antwort war einfach. Ich musste Scheine herstellen. Und das ist wenn man sich so einen Schein anschaut ja eigentlich auch ganz leicht. Zumindest ist es leicht etwas herzustellen was ihm ähnelt.
Die ersten Scheine waren pure Attrappen. Ich habe eben aufgepasst wem ich die Attrappen verkaufe und wahnsinnig schnell hatte ich unglaublich viel Geld.
Ich bin dann nach Polen gefahren um mir auf dem Schwarzmarkt eine Gelddruckmaschine zu kaufen. Alles ging schneller. Die Scheine wurden perfekter und mein Geld immer immer mehr.", er nahm einen tiefen Zug von der Zigarette.
"Was haben Sie mit dem ganzen Geld gemacht?", fragte ich.
"Nun,", sagte er. "Am Anfang habe ich ganz normal weitergelebt. Aber irgendwann wird man paranoid und muss einen Weg finden das viele Geld zu rechtfertigen. Also begann ich Poker zu spielen. Ich spiele gut Poker und so erzählte ich allen, ich sei dadurch reich geworden. Es war auch ein guter Weg das Geld zu waschen, nebenbei. Da ging eine Menge Geld drauf, wenn der All-In doch wieder nur ein Bluff war. Aber was soll man sagen, ich habe das gelebt, viel Geld zu haben. Mit der Zeit kaufte ich ein eigenes Casino, allerdings nur mit Spielautomaten, die großen Casinos waren über meiner Preisklasse."
"Dann haben Sie ihr Geld verzockt?", fragte ich ungläubig.
"Nicht nur. Ich habe es auch gedruckt. Ja ich habe Geld gedruckt und es verzockt. Jetzt bin ich im Knast. Was wollen Sie von mir?", fragte er.
Ich sah ihn an. Ihm schien scheinbar all das nicht klar zu sein. All der Hype um seine Person schien an ihm vorbei zu gehen, hier hinter meterdickem Stahlbeton.
Ich sagte:
"Ihre Geschichte ging medial um die Welt. Íhre Verhaftung wurde auf CNN ausgestrahlt und ich möchte die Infos um das ganze zu vertiefen. Ich will die ganze Story. Wissen was Sie dazu bewegt hat, sich mit einer Pumpgun gegen das SEK zu verteidigen. Ich will wissen wer Sie sind."
"Ich habe Ihnen meine Geschichte bereits erzählt. Was wollen Sie noch von mir?", fragte er.
"Woher hatten Sie die Pumpgun?", fragte ich.
"Aus Polen.", er drückte die Zigarette aus, sah mich durchdringend an und sagte: "Ich mag ja eigentlich Besuch, aber Ihrer ist mir unrecht. Also wenn Sie mich entschuldigen würden. Ich gehe zurück und genieße meine Pause."
Er stand auf.
Ich folgte ihm und machte Fotos, wie er dort im Pausenhof stand und sich unterhielt. Nach einiger Zeit war ich soweit und wollte das Gebäude verlassen.
Da kam er plötzlich auf mich zu.
Er sagte:
"Sie sind ein Journalist nicht wahr?"
"Ja.", sagte ich.
"Dann machen Sie den Menschen eine Meinung?"
"Ich informiere sie.", sagte ich und gleichzeitig merkte ich, wie ich nickte. Ich verriet das kleine Berufsgeheimnis.
"Sind Sie gut in dem was Sie tun?", fragte er.
"Ja.", sagte ich.
"Dann können Sie mir helfen. Hören Sie mir gut zu."
Ich überlegte. Ich hatte bereits alles für die Story im Kasten. Sollte ich Überstunden machen und bleiben, oder sollte ich in den wohlverdienten Feierabend gehen?
Ich musterte mein Gegenüber. Mit dem grauen Bart und den trüben braunen Augen sah er irgendwie weise aus und ich war mit meinen 27 Jahren tatsächlich auf der Suche nach Weisheit. Vor meinem inneren Augen witzelte ich mit der Überschrift: Die Weisheiten eines Geldfälschers, doch ich stoppte den Tagtraum wieder und nickte.
"Nehmen Sie Platz.", sagte ich und setzte mich auf die harte Holzbank des Besucherraums.
Er setzte sich und suchte eine Zeit lang nach Bequemlichkeit, die hier nicht zu finden war. Er rutschte hin und her, dann gab er es auf und begann zu erzählen.
Er sagte:
"Als ich nach Polen gefahren bin, da sagte ein Mann zu mir: "Das Leben ist wie eine Achterbahn, langsam und nur mit Mühe geht es nach oben. Und ganz schnell nach unten."
Als ich darüber nachdachte, merkte ich, dass es mir keine Mühe machte nach oben zu gelangen und dass es sehr schnell ging.
Ich glaube das ist der Fehler den ich gemacht habe. Es ging zu schnell und zu weit nach oben. Denn...", er machte eine kleine Verbeugung. "schauen Sie sich das Unten jetzt einmal an. Ich glaube tiefer geht es nicht mehr runter.", er lächelte. "Ich möchte die Menschen davor bewahren, den selben Fehler zu begehen, wie ich. Nur der Fleiß hat Preis, der Beschiss stinkt und führt in die Hölle auf Erden."
Ich nickte. Ich hatte alles notiert. Damit hatte ich meine Story mit Zitat. Ich verabschiedete mich von ihm mit einem Händedruck und fuhr nach Hause.
Zu Hause dachte ich darüber nach und begann den Bericht zu schreiben.