"Warum bist du nur immer so kopflos!"
Ach Sabrina, wenn du nur wüsstest, wie gerne ich mal kopflos wäre!
Aber du glaubst, dass ich deshalb nichts auf die Reihe kriege, weil ich gedankenlos bin.
En contraire, liebste Schwester, en contraire.
Ich bin deshalb so durcheinander und manchmal auch regelrecht unorganisiert, weil ich so viele Gedanken im Kopf habe.
Ich denke pausenlos. An alle möglichen Sachen.
Und dann kommen da auch noch die Gefühle dazu und mischen sich ungefragt ein.
In mir herrscht das blanke Chaos!
Das mir das eine oder andere Mal was durchrutscht, ist doch keine Absicht.
Ja, ich hab Bens Geburtstag vergessen. Ja, ich hab die nicht hitzefeste Tupperdose in den Ofen gestellt. (Zum Glück hat Thorsten es gerochen und den Ofen rechtzeitig ausgeschaltet. Das Blech ist zwar im Eimer, aber sooo schlimm ist das doch jetzt auch wieder nicht. Stinkt halt immer noch nach verkokeltem Plastik.)
Und ja, als Katharine mich gebeten hat ihren Sohn vom Kindergarten abzuholen, war ich eineinhalb Stunden zu spät.
An dem Tag kamen zig neue Infos rein, die ich verarbeiten, weiterleiten und teilweise verbessern musste. Und mein Handy war auf Stumm, so dass ich den Alarm und die Anrufe vom Kindergarten nicht gehört habe.
Ok, ich geb es ja zu. Ich bin der perfekte Stereotyp des zerstreuten Professors. Nur das ich weder männlich, noch Professor bin.
Ich frag mich ja selbst des Öfteren wie ich überhaupt so lange leben konnte, ohne in einen tödlichen Autounfall verwickelt zu werden. Oder auf andere Weise verletzt zu werden durch meine "Tagträumereien".
Und ich verstehe auch vollkommen, dass du sauer bist.
Ich wärs auch.
Es tut mir wirklich leid, dass mir vor deinem Schwarm rausgerutscht ist, wie sehr du auf ihn stehst.
Das alles rauscht mir gerade durch den Kopf und deshalb drehst du dich schon wieder um, seufzt genervt auf und denkst dir vermutlich was für ein hoffnungsloser Idiot ich bin, bevor ich es auch nur geschafft habe, dir eine Antwort zu geben.
So läuft das jedes Mal. Kein Wunder, dass mich alle für kopflos halten.
Manchmal wünsche ich mir tatsächlich, ich wäre meinen Kopf los.