Kapitel 1
Das leise Gurgeln des Baches und die Schreie der Eulen drangen einem grauen Kater in die Ohren. Er beeilte sich, zwängte seinen Kopf hastig durch einen Lorbeerbusch, um nicht verspätet zum vereinbarten Treffen zu erscheinen. Die Zweige peitschten ihm ins Gesicht, doch es störte ihn nicht im Geringsten. Er fand sich wieder auf einer, vom Mondschein erleuchtenden, kargen Wiese. In der Mitte der Wiese sass ein langbeiniger weißer Kater und rührte sich, einer Statue gleich, nicht. „Du hier?“, rief der graue Kater erfreut und ging mit selbstbewussten Schritten auf den weißen Kater zu. Der graue Kater verbeugte sich vor dem Weißen. „Welch eine Ehre dich zu sehen!“ Der Kater bewegte seine geheimnisvollen Augen und endlich kam er zum Wort. „ Mich freut es auch“, miaute er freundlich und fuhr seine Gespräch mit dem grauen Kater fort. „ Du fragst dich sicher weshalb ich dich hergebeten habe.“ Der graue Kater stellte die Ohren auf und seine langen Schnurrharre zuckten, die so viel wie ein Ja bedeuteten. Der weiße Kater blähte seine Nasenflügel auf und atmete die schwüle Nachtluft ein. „Wir sind nicht alleine“, bemerkte der weiße Kater mit einem Blick auf das Unterholz. Der Graue kräuselte ängstlich seine Nackenhaare, als würde er erwarten, ein riesiger Dachs würde aus dem Unterholz schiessen und ihnen die Kehlen aufschlitzen. „Ganz entspannt“, beruhigte ihn der weiße Kater, dann rief er laut und deutlich: „Mond, komm raus aus deinem Versteck, ich kann dich riechen.“ Aus einem Brombeerengebüsch hüpfte eine alte Kätzin heraus. Sie war trotz ihres Alters wunderschön. Ihr cremiges Fell hatte kleine schwarze Flecken und ihre grünen Augen leuchten wie Smaragde. „Bist du mir etwa nachgeschlichen?“, knurrte der Graue und stellte die Harre auf seinem Rückengrad auf. Die Katze trabte über die nachtfeuchte Wiese. „Ich bin im selben Grund hier wie du“, antwortete sie gelassen. Sie machte vor dem weißen Kater einen leichten Knicks und setzte sich hin. Der weiße Kater kam wieder zum Wort: „Ich habe euch hergebeten, weil ich jeden weiteren Tag merke, dass Schattens dunkle Macht schlimmer und stärker wird“, erklärte er. „Als ob das Neuigkeiten wären“, seufzte der graue Kater und rupfte ungeduldig mit den Krallen im Gras herum. Der Kater ignorierte die Ungeduld seines Zuhörers und fuhr seine Rede fort. „Es gibt allerdings grosse Hoffnung.“ Mond, die bis jetzt geschwiegen hatte spitze ihr Ohren neugierig: „Welche denn?“ „ Es werden Katzen kommen und sie werden uns helfen Schatten zu besiegen“, verkündete er aufmunternd. „Und wer sind diese Katzen?“ fragte der graue Kater. Der weiße Kater schüttelte nur seinen Kopf. „Ich muss die Auserwählten finden, bevor ich dir Antworten kann, ich weiss nur, dass sie sehr, sehr weit weg von hier leben. Der graue Kater seufzte ein zweites Mal. „Immerhin eine gute Nachricht“, Mond wirkte zufrieden und wollte den Kater trösten. Der Weiße erhob seinen muskulösen Körper und sprach: „ Entschuldigt mich aber es wird Zeit, dass ich mich auf den Weg mache.“ „Ich hoffe du wirst bald nach diesen Auserwählten fündig“, rief der Graue ihm hinterher. Der Weiße nickte ihm dankbar zu und stolzierte bis zum Ende der Lichtung. Er warf noch einen letzten Blick über seine breite Schulter. „Sobald ich die Auserwählten gefunden habe, schick ich euch beiden ein Zeichen.“ Er machte kehrt und verschwand im nachtschwarzen Wald.
„Mond, glaubst du der Frieden wird über diesen Wald zurückkehren durch diese Auserwählten?“, der Kater wirkte verunsichert. Mond sah ihm ernst ins Gesicht. Ihr smaragdgrünen Augen blinzelten: „Zweifelst du am Worte eines Jägers?“ „Nein, natürlich würde ich es nicht wagen zu zweifeln, es ist nur wegen Schatten, er ist einfach unglaublich stark geworden“, murmelte er tief traurig. Mond stimmte ihm mit einem leisen Geräusch zu und starrte traurig dem kalten Vollmond entgegen. Der graue Kater warf ebenfalls den Kopf in den Nacken und schaute hinauf zum klaren Sternenhimmel. Eine Sternschnuppe zog hell über den Sternenhimmel und der Kater wünschte sich nichts Sehnlicheres als den Frieden über den ganzen Wald.