Sanfter Feuerschein beleuchtet das kleine Wohnzimmer. Die Flamen lassen Schattentänzer und ganze Welten an den hell gestrichenen Wänden tanzen. Das kleine Blättermuster auf ihnen lässt die Spiele aus Licht und Schatten wie eine Geschichte aus einem anderen Universum aussehen. Träges Winterlicht kriecht durch die Vorhänge; es ist noch recht früh am Tag.
Vor dem kleinen Kamin sitzen zwei Männer auf einer Couch; der kleinere der Beiden hat seinen Kopf an die Schulter des anderen gelegt. Seine hellen Augen starren regungslos in die Ferne, eine dunkle Haarsträhne fällt ihm in das blasse Gesicht. Der andere bemerkt sie nach einigen Augenblicken und streicht sie ihm sanft hinters Ohr. Dies lässt den Kleineren aus seiner Starre erwachen und er lächelt leicht, während seine Augen den Blick seines Nebensitzers suchen.
»Ich bin so froh, dass du da bist, Nico.« Ein dankbarer Blick unterstreicht die Aussage des Dunkelhaarigen, der größere Mann lächelt sanft. »Ich bin auch froh, dass du da bist, Nev.«
Um seine Aussage zu unterstreichen legt er seine Arme um den Kleineren und schließt kurz seine warmen, braunen Augen.
Nevis schließt ebenfalls die Augen und entspannt sich. So driften beide für eine Weile ab, bis der Kleinere sanft wachgerüttelt wird. Nicos braune Seelenspiegel liegen auf Nevis, er kann sich selbst darin gespiegelt sehen. Und so gefällt ihm seine Spiegelung fast schon. »Hey, hörst du zu?« Ein sanftes Lächeln umspielt die recht vollen Lippen Nicos und seine Grübchen graben sich leicht in die gebräunte Haut seiner Wangen. »Nein, tut mir leid, ich...uh...« Hilflos zuckt Nevis mit den Schultern, Nico wuschelt ihm sanft durch sein welliges Haar. »Alles gut. Ich hab nur vorgeschlagen, dass wir vielleicht etwas zusammen backen. Erst mal nur wir zwei, weil ich das irgendwie vermisse und weil die Dezemberstimmung noch nicht so ganz da ist. Aber irgendwann danach könnten wir ja auch die anderen einladen«, schlägt er vor und sieht auf seinen besten Freund herunter.
Ein leichtes Lächeln und ein etwas nachdenklicher Ausdruck machen sich auf Nevis‘ Gesicht breit und er verliert sich in seinen Gedanken. Kurt streicht er Nico durch sein kupfriges Haar, bevor er mehr lächelt und seinen Blick sucht. »Okay, das klingt nach einem schönen Plan, Nic.«
Nevis‘ Lächeln wird sofort strahlend erwidert. »Perfekt. Ich hätte ein paar vegane Rezepte, ein paar Klassiker und so, aber...was willst du denn backen? Hast du Wünsche?« Kurz überlegt Nevis, bevor er nickt. »Wie wäre es mit Zimtsternen? Ich sollte irgendwo ein Rezept von meiner Mutter haben und wir könnten es ja anpassen.« Unsicherheit liegt in seiner Stimme, eine warme Berührung an seiner Hand beruhigt ihn jedoch sofort. »Klingt perfekt, Nev. Lass uns Zimtsterne backen und deinem Vater auch ein paar vorbeibringen.« Nickend steht der Kleinere auf und lächelt Nico an.
Später läuft ein älterer, schlanker Mann mit ergrautem Haar zu seiner Tür. Es ist der fünfte Dezember, für ihn immer noch eine bittersüße Zeit, genau wie der gesamte Dezember. Alle Feiertage, eigentlich. Aber es wird besser.
Als er die Türe auf macht, stehen sein Sohn und dessen bester Freund vor ihm. Schneeflocken rieseln durch die schneidend kalte Luft. In den schmalen Händen seines Sohnes ist ein kleiner, von einem weißen Tuch bedeckter Korb, aus welchem ein unverkennbarer Duft strömt. Mit einem dankbaren Funkeln in seinen Augen bittet der Mann die beiden hinein.