Warum habe ich ihn nicht früher angefangen zu besuchen, den Wochenmarkt?
Eine unerklärliche Scheu hielt mich davon ab, ich erinnere mich. Und das Gefühl, zu Fuss sei es doch etwas weit.
Neue Bekannte aus dem Dorf ermutigten mich aber: " Da musst du unbedingt hin! Biobauer G. verkauft dort sein Gemüse. Und mein Käseverkäufer ist auch regelmässig da. Und ja, man trifft mit der Zeit immer die gleichen Leute, ein gutes Gefühl!"
Also machte ich mich auf in die Kantonshauptstadt. Genoss den Spaziergang durch die Gassen der Altstadt. Kopfsteinpflaster. Kleine Läden weit weg vom Supermarkteinheitsbrei.
Der erste Eindruck war beschwingend.
Von irgendwoher hörte ich Musik. Live, Strassenmusik. Erst später sollte ich die drei jungen Männer entdecken, die wahrscheinlich nicht nur meine Laune hoben.
Ein Mann mit einer grossen Kiste Äpfel kam auf mich zu. Lachend einigten wir uns darauf, dass ich den Flyer für eine bestimmte Partei bei ihm liesse, mir aber trotzdem einen knackigen Apfel auswählen dürfe.
Ein kleiner Stand mit indischen Spezialitäten erregte mein Interesse. Wieder mal eine Chapati? Leider war sie aus Weizenmehl, deshalb verzichtete ich. Trotzdem ein freundliches Lächeln und "merci beaucoup".
Ich bog in die Hauptverkaufsgasse ein, wo sich Stand an Stand reihte.
Hier entdeckte ich auch die munter aufspielenden Musikanten. Musette … Ich sah tatsächlich Leute kurz ihr Tanzbein schwingen …
Gleich daneben stand eine junge Frau aus Marokko. An ihren Delikatessen konnte ich nicht einfach vorbeigehen. Ein herzliches Gespräch entspann sich, als ich ihr von einer Freundin erzählte, die in Marokko lebt. Die Auberginensandwiches, denen ich nicht wiederstehen konnte, waren dann so was von lecker!
Weiter ging der Weg an verschiedesnten Ständen vorbei - sie boten Brot-und Backwaren jeglicher Art an, Käse, Fleisch, Fisch - bis ich endlich das Biogemüse fand.
Es ist schwierig zu beschreiben, was für ein besonderes Gefühl es ist, wenn man einer freundlichen Bäuerin sagen kann, wieviele Karotten man möchte. Oder von welchen Kartoffeln. Oder wie gross der Kürbisschnitz sein darf. Nicht zu vergleichen mit dem Einkaufen im Supermarkt, wo alles bereits steril abgepackt, unpersönlich und oft auch die Auswahl viel kleiner ist.
Selbstverständlich brachte ich so viele Tüten wie möglich selber mit. Alle machten das hier so.
Als mein Einkaufswagen mit frischem Gemüse gefüllt war, schlenderte ich gemächlich zurück. Hörte einen Moment den Musikern zu, genoss die Lebensfreude, die Herz und Seele erwärmte.
Mein Vorsatz war klar: der Samstagvormittag gehört ab sofort dem Wochenmarkt!