Bevor ich beginne, der Link zum Originaltext...
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Max von der Grün wurde 1926 als Sohn einer verarmten Adeligen und eines Bauernknechts im Bayreuther Stadtteil Sankt Georgen geboren. Die einfache Herkunft, sowie seine dadurch hervorgegangene, berufliche Ausbildung, beispielsweise zum Hilfsarbeiter, seine Lehre zum Maurer und seine Stelle als Arbeitskraft im Ruhrbergbau, beeinflussten die Themen seiner schriftstellerischen Arbeit.
In seinen Büchern beschäftigte sich Max von der Grün vor allem mit aktuellen politischen, sozialen und auch privaten Problemen, sowie der Arbeitswelt. Bekannt wurde er 1963 durch seinen Roman Irrlicht und Feuer und widmete sich fortan seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Er gilt zu den wichtigsten Vertretern der Literatur der Arbeiterwelt in der Nachkriegszeit. Seine Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und teilweise auch verfilmt.
Der Kernpunkt der Kurzgeschichte lässt sich mit einem einzigen Wort recht treffsicher beschreiben: In „Masken“, erzählt Max von der Grün vom Wiedersehen zweier Menschen nach fünfzehn Jahren, die sich als damaliges Liebespaar im Streit getrennt und danach jahrelang aus den Augen verloren haben. So beschließen die Beiden, sich nach Langem wieder einmal zusammenzusetzen, um etwas aus dem Leben des jeweilig Anderen zu erfahren und davon zu erzählen, was sie selbst in den Jahren der Trennung beruflich erreicht haben. Es stellt sich heraus, dass sowohl Renate, als auch Erich, unverheiratet sind. Beide stellen im Laufe des Gesprächs fest, dass ihnen der Andere immer noch gefällt und sich an den Gefühlen von damals nichts geändert hat. Aus Angst vor Zurückweisung jedoch, getrauen sie sich nicht, einander ihre Liebe zueinander zu gestehen.
Gegen Ende des Textes, erfährt der Leser, dass auch der berufliche Aufstieg, von dem sich die beiden Protagonisten gegenseitig erzählt haben, frei erfunden war, und dies nur, um dem jeweils anderen zu imponieren. Nach den wenigen Stunden des Zusammenseins, gehen beide getrennter Wege und bereuen im Nachhinein, nicht mutig genug gewesen zu sein, um einander, in Bezug auf die Liebe, sowie das eigene Leben, die Wahrheit gesagt zu haben.
Statusdenken bestimmt unser Leben mehr denn je. Und genau das, scheint der Grund zu sein, weshalb sich weder Renate, noch Erich getrauen, etwas von ihrem wahren Leben preiszugeben. Es scheint so wichtig, was der jeweils andere denkt und welchen Eindruck er nach so langer Zeit von der anderen Person bekommt. Die beiden Protagonisten verstecken sich hinter „Masken“, die vor den kritischen Blicken der Außenwelt schützen und die scheinbaren Fehler einer Person kaschieren und verstecken sollen. Diese Masken, die Menschen in der Öffentlichkeit tragen, dienen einer Art Selbstschutz, um das zu verdecken, womit man sich nicht wohlfühlt und wofür man sich, in Bezug auf sich selbst, schämt.
Durch das verwenden der „Indirekten Rede“, die Max von der Grün zwischen den Sätzen, die tatsächlich gesprochen werden, einbaut, erhält der Lesende schon bald einen Überblick über die Gefühlswelt und das tiefere Empfinden der Protagonisten, was zur Folge hat, dass die beiden Hauptfiguren für den Leser demaskiert und wie ein Buch, Seite für Seite, aufgeblättert werden.
Aus diesen Gedankengängen lässt sich auch der Grund herauslesen, weshalb es für Renate und Erich unvorstellbar erscheint, ihre Masken fallen zu lassen und sich dem Anderen so zu präsentieren, wie sie wirklich sind. Es ist der Mangel an Selbstbewusstsein und das dadurch mitschwingende Schamgefühl, in den vielen vergangenen Jahren nicht mehr erreicht zu haben, während der Andere scheinbar beruflich wirklich aufgestiegen ist und es zu etwas gebracht hat.
Max von der Grün kritisiert in seiner Kurzgeschichte die Gesellschaft, in der Oberflächlichkeit und das Auftreten nach außen hin, eine so große Rolle spielen, dass innere Werte und Gefühle komplett in den Hintergrund gedrängt werden. Es ist eine Maske, mit der wir uns der Außenwelt makellos und erfolgreich zu präsentieren versuchen und es ist beinahe unmöglich, diese Maske fallen zu lassen, was auch Renate und Erich schlussendlich nicht gelingt.