Es ist, als ob zwischen Abendrot und endgültigem Versiegen des Lichtes, etwas existiert, das mich sinnen lässt. Es mag die friedliche Stille sein, die die Nacht willkommen heißt, wenn der Tag sich seinem Ende zuneigt und ich aus den Fenstern in die Ferne blicke, die mich gefangen nimmt. Manche Dinge, die so gewöhnlich, so alltäglich sind, erscheinen mir in diesen Stunden unbegreiflich. Und Begegnungen, die sich vor Jahren zutrugen, sind in meinen wirren Gedanken plötzlich von solcher Lebendigkeit erfüllt, als lägen sie nicht länger als wenige Tage zurück.
Beinahe ein Viertel Jahrhundert habe ich sie nicht gesehen. Auch nichts von ihr gehört. Ob sie noch lebt? Ich weiß es nicht. In meinen Gedanken erscheint sie mir noch immer, als das liebreizendste Geschöpf, das ich jemals auf Erden betrachten und lieben durfte. Welch‘ kindische Liebe! Und alles was blieb, sind Erinnerungen und ein Hauch von Wehmut.
Junge Liebe vermag leidenschaftlich und tiefgründig zu sein, so sehe ich sie als eine Bereicherung, trotz ihres beinahe selbstzerstörerischen Nebeneffektes;
Und ein jeder, der Tränen der Liebe wegen vergossen hat, vermag mich zu verstehen. Ob sie es auch konnte? Ob es für sie ein ebenso schmerzvoller Leidensweg war? Ein Gefühl, dem der Freundschaft wegen nicht nachgegeben werden durfte?
Ich habe nie darüber nachgedacht, ob es richtig war, sie zu verlassen und nicht zurückzukehren. Und auch jetzt, wüsste ich nicht was ich antworten sollte, verlange jemand eine Antwort auf jene Frage.
Vielleicht wünsche ich mir insgeheim, dass ich damals eine Antwort gehabt hätte. Ich weiß es nicht.