»Komm schon, Luc«, drängte Bea ihren exzentrischen Kollegen, »du weißt, wie pingelig diese reichen Säcke sind.«
»Schon fertig«, sagte er und legte den Kajal weg. Er warf seinem bleichen, schwarzhaarigen Spiegelbild einen Kuss zu, bedeckte das Spinnennetz-Tattoo mit einem Einmal-Handschuh und folgte Bea aus der Bordküche.
»Junge Frau! DAS hier ist ja kalt!«
Luc wandte sich um und fixierte die scheintote Mumie, die – in Nerz verpackt – auf ihrem 1. Klasse-Sitz kauerte.
»Verzeihung?« Dann in bester Bela-Lugosi-Imitation: »Wie darf ich der gnä’en Dame behilflich sein?«
Die Mumie zwang eine botoxhaltige Augenbraue gewaltsam in die Höhe.
»Mein Essen!« Grob schob sie das Tablett von sich.
Luc griff eilig zu, bevor er noch vor ihr kniend den Boden putzen durfte.
Charmant lächelte er: »Ich sorge umgehend für Ersatz«, und verschwand in der Bordküche.
Zufrieden stieg er die schmale Treppe zum Laderaum hinab. Bei transatlantischen Flügen wurden neben den lebenden Leichen in der First Class weiter unten – im Bauch der Maschine – noch andere, totere ›Dinge‹ überführt.
Kaum fünf Minuten später stand er wieder in der Küche, pfiff beschwingt Bachs Toccata und säuberte das Keramikmesser. Kräftig marinieren half gegen Formaldehyd. Das Horsd’œuvre brauchte nur 90 Sek. im Hochleistungsofen. Noch einige Tropfen Rohypnol zum Gin und es war hinger... äh, angerichtet.
»Ich bitte die Dame vielmals um Verzeihung. Als kleine Entschuldigung hier eine kulinarische Spezialität: Zarmonischer Schrecksenflügel, am Knochen gegrillt.«
»Was?«, kreischte die krokodillederne Mumie.
Ein koketter Augenaufschlag: »Unser Küchenchef ist für seine fernöstlichen Extraordinaritäten bekannt.«
»Küchenchef?«
»Sie sollten es wirklich probieren. Diese Tiere sind nahezu ausgestorben.«
Er verschwand beschwingt in der Bordküche.
Kaum zehn Minuten später zog er der schnarchenden Mumie das Tablett aus den Klauen und entsorgte den kalten Rest glucksend im Abfall.