Entschlossen und gewappnet zog er den schwarzen Vorhang beiseite und hätte bei dem warmen Laternenlicht fast erleichtert aufgeatmet. Die Luft schmeckte nach Pergament, nach Schweiß, Kräutern und der grauen Paste, mit der sein Vater die zahlreichen Klingen und Dolche einrieb. Feine Eisenspäne und Staubflocken stoben bei jedem seiner Schritte auf, glitzerten im Laternenschein und verliehen selbst der Unordnung eine gewisse Schönheit. Die Wände waren von Waffen verschiedenster Art nahezu vollständig bedeckt und selbst auf dem Boden lagen Klingen, Pfeile, Ketten und Gewichte verstreut. Ein Fremder hätte in dem Labyrinth leicht einen Zeh verloren.
Zwei Puppen, eine aus Leder, eine aus Stroh standen in der Ecke und sahen stark lädiert aus. Ihre Füllung quoll aus zahlreichen Schnitt und Stichwunden und der Kopf der Einen lag abgetrennt auf dem Boden, ein Pfeil steckte in ihrer Stirn.
Neben den Puppen und Waffen, dominierte ein mächtiger Tisch den Raum, der wie das meiste im Zimmer unter Chaos und Gerümpel verschwand. Glasphiolen, Steingefäße, getrocknete Bündel und scharfe Messer lagen übereinander, halb verborgen unter vergilbten Papier und zerbrochenen Federkielen. Manche Gefäße verströmten einen betörenden Duft, während andere den Wunsch erweckten sich zu übergeben.
Tevin beachtete nichts davon, der Anblick von Stahl war ihm vertrauter als alles andere und auch wenn sein Vater sich weigerte ihm zu zeigen, wie man die scharfen Klingen gebrauchte, so hatte er ihm doch gezeigt, wie man sich angemessen verteidigte. Ähnlich verhielt es sich mit seinen Tinkturen und Kräutermischungen. Jedes einzelne Blatt, dass auf dem mächtigen Tisch lag, hatte das Potential zu einer tödlichen Waffe zu werden. Tevin kannte sie alle, all giftigen Pflanzen, Beeren und Gerüche, nur die Rezepte fehlten ihm, auch diese weigerte sich sein Vater zu verraten.