Das erste Mal habe ich mich mit dem Thema der globalen Erderwärmung 2007 intensiv beschäftigt. Das geschah damals im Rahmen einer Facharbeit, die wir in der 9. Klasse über das Schuljahr hinweg verfassen und am Ende verteidigen mussten. Eines meiner Lieblingsfächer war Geografie und das Thema Klimawandel war damals in den Medien präsenter als es beispielsweise 2014 der Fall war; so erscheint es mir rückblickend. Ich wählte das Thema zunächst einfach aus Interesse, aber bei näherer Beschäftigung damit wurde mir schnell klar, was für ein wichtiges Thema das war und ich begann meine Arbeit und vor allem meine Verteidigung vor der Klasse als einen kleinen Beitrag für den Klimaschutz zu sehen. Aufklärung ist etwas so Wichtiges. Ich wälzte unheimlich viele Fachzeitschriften, die damals schon genauso viele und dringliche Informationen lieferten wie sie es heute tun, nur mit dem Unterschied, dass das Thema heute endlich mehr Gehör findet.
In sehr vielen Fachzeitschriften stand damals drin, dass alle Maßnahmen, die notwendig sind, um den Klimawandel aufzuhalten, vor 2020 vollständig umgesetzt werden müssen. Nur bis dahin haben wir Zeit! Damals gab es noch kein Pariser Klimaabkommen, sondern dessen Vorgänger, das Kyoto-Protokoll, dessen Punkte ich für meine Arbeit durchgearbeitet hatte. Das Kyoto-Protokoll wird heute sicherlich nicht mehr so vielen etwas sagen wie das Pariser Klimaabkommen, was, wie ich glaube, auf die unterschiedliche Aufmerksamkeit zurückzuführen ist, die das Thema damals im Gegensatz zu heute erhalten hat.
Mit meinen damaligen zarten vierzehn Jahren kam mir 2020 so unendlich weit weg vor, als würde ich das gar nicht mehr erleben! Und siehe da: Heute ist schon Ende 2021 und von der Politik aus gesehen ist leider viel zu wenig passiert!
Im Jahr 2008 hatte ich noch das Gefühl, dass etwas passiert. Der damalige Dokumentarfilm "Eine unbequeme Wahrheit" des Vizepräsidenten der USA, Al Gore, erschien im Jahr 2006 und hatte eine enorme Reichweite und Verbreitung erfahren. Er wurde an sehr vielen Schulen gezeigt. Ich verwies in meiner Verteidigung oft auf den Film und wurde danach sogar von einem Mitschüler gefragt, ob sich meine DVD ausleihen könnte. Ich hatte das Gefühl in meinem Umfeld wirklich ein wenig bewegt zu haben. Dadurch, dass der Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika diesen Film mit produziert und moderiert hatte, verlieh das der Thematik noch viel mehr Gewicht. Ich erinnere mich auchan Bilder in den Nachrichten, als Frau Merkel nach Grönland gereist war, um sich die schmelzenden Eisschilde anzusehen. Ich hatte das Gefühl, das Thema würde ernst genommen werden und wir auch 2020 noch ein sorgenloses Leben führen können. Das Thema hatte eine gewisse Aufmerksamkeit in den Nachrichten.
Und dann geschah im Herbst 2008 der Börsencrash an einem Schwarzen Montag. Die Welt wurde von der Weltwirtschaftskrise in Atem gehalten und das Thema Klimawandel aus den Medien zusehends verdrängt. Die Menschen hatten andere Sorgen, als sich über so ein "Luxusproblem" zu kümmern. Die Tragweite der Krise hatte ich damals noch nicht vollständig verstehen können. Aber ich erinnere mich genau als ich auf Reisen in Indonesien Menschen getroffen hatte, die seit der Weltwirtschaftskrise nicht mal mehr genug Geld hatten, um sich genug Essen kaufen zu können. Das war 2012 gewesen, als man in Deutschland schon langsam das Gefühl hatte, das Schlimmste überstanden zu haben. Ich kann meine Wut, die ich damals empfunden habe, kaum in Worte fassen. Meine Wut auf die Welt! Dass Menschen in armen Ländern die schwersten Folgen tragen müssen aus dem, was die wohlhabenden Industriestaaten anrichten!
2014 hatte man zumindest in Deutschland das Gefühl, die Finanzkrise überwunden zu haben. Ich hatte das Gefühl, dass man sich nun wieder dem Klimawandel (im weiteren Kontext unserer Lebensgrundlage) zuwenden würde. Meine Euphorie war ziemlich groß, als das Pariser Klimaabkommen 2015 beschlossen wurde. Ich fühlte mich erleichtert und hoffnungsvoll. Doch dann geriet das Thema wieder in den Hintergrund angesichts der Flüchtlingskrise. Damals war ich das erste Mal zutiefst geschockt darüber, wie sehr sich eine Gesellschaft derart spalten kann über Menschen, die aus Not, Elend und Krieg fliehen müssen und Hilfe brauchen. Menschen, die Dinge gesehen und erlebt haben, die wir uns nicht mal vorstellen können.
2015 war das erste Jahr, das so heiß war, dass es besonders meinem Opa unheimlich zu schaffen machte. Er verlor 10 Kilo während des Sommers und konnte letztendlich in seinem hohen Alter seiner Lungenerkrankung nicht mehr Herr werden. Im Frühling des Folgejahres musste ich ihm für immer Lebewohl sagen.
2016 war mit dem Verlust von Opa und Oma kein leichtes Jahr.
Als dann noch Donald Trump gewählt worden war, habe ich völlig resigniert. Ich erinnere mich an dumme Aussagen, die er im Winter machte, von wegen es sei doch so kalt, den Klimawandel gäbe es nicht und die Bürger sollen die Heizung aufdrehen und die Fenster öffnen.
Ich weiß, man sollte so nicht denken, aber ich hatte innerlich gehofft Trump würde das gleiche passieren wie J. F. Kennedy, aber dem war natürlich nicht so. Die Welt ist einfach komisch, dass sie Kennedy das Leben nimmt und Trump schalten und walten lässt, wie er will. Oder nein, nicht die Welt, sondern die Menschen. Menschen können so dumm, gedankenlos, ignorant und grausam sein.
Aber Menschen können auch etwas Gutes bewirken!
Ich war damals und bin heute noch immer beeindruckt, wenn ich ein Bild von Greta Thunberg mit ihrem Pappschild vor dem schwedischen Parlament sehe. Was sie erreichen konnte, ist einfach unglaublich! Diese Person ist ein Phänomen! Am Anfang konnte sie dadurch so viel Aufmerksamkeit erreichen, dass sie für ihren Streik drei Wochen am Stück und dann immer freitags die Schule schwänzte, um zu streiken. Ein Erwachsener hätte knallhart eine Kündigung als Konsequenz tragen müssen, aber Greta konnte als Schülerin somit die Aufmerksamkeit gewinnen. Dieser Umstand (sowie viele weitere!) geben vor allem Kindern die Macht etwas verändern und bewirken zu können. Greta hat getan, wozu wir alle zu bequem oder zu ängstlich waren und dafür verdient sie meinen größten Respekt, ebenso wie Luisa Neubauer und alle weiteren Klima- und Naturschützer*innen. Umweltaktivist*innen gab es natürlich schon immer, aber durch Gretas Aktion konnten sie sich zu Fridays for Future zentrieren und endlich gemeinsam wirklich Druck auf die Politik ausüben!
Greta Thunberg wäre vielleicht nicht aufgestanden, wenn 2018 nicht so ein Jahrhundertsommer gewesen wäre.
Was ich sehr gruselig finde, ist zu sehen, wie sich meine Recherchen von 2007/08 alle bestätigt haben, je näher 2020 rückte! Alles ist eingetroffen, was ich damals gelesen und recherchiert hatte!
Und noch viel gruseliger finde ich zu lesen, dass heute Wissenschaftler*innen 2050 das Ende der menschlichen Zivilisation berechnen, wenn nicht JETZT etwas getan wird. Jede Doku über die Klimakrise ist knallhart ehrlich, macht dem Zuschauer Bauchschmerzen, aber am Ende kommt immer beruhigende Berieselmusik mit den Worten "Wir haben noch Zeit."
Nein, wir haben eben keine Zeit mehr! Wir müssen JETZT etwas tun! Die Politik hätte vor 10 Jahren etwas tun müssen, denn jetzt ist es schon zu spät. Die Dokus sollen bitte auch mit knallharten, ehrlichen Sequenzen enden und den Zuschauer ruhig mit Bauchschmerzen zurücklassen. Es muss scheinbar erst wehtun, bis die Politik sich bewegt und handelt.
Bequemlichkeit ist scheinbar der schlimmste Gegner des Menschen. Was neben der Klimakrise mindestens genauso viel Aufmerksamkeit kriegen müsste, ist das Artensterben. Wenn die Insektenpopulationen weiter schwinden, werden wir das bald schmerzhaft in den Supermärkten zu sehen kriegen. Oder sehen wir dann angemessenere Mengen? Etwas anderes als Überfluss kennen wir doch gar nicht. Mit dem Artensterben werden die Ökosysteme zusammenbrechen, das ganze Gleichgewicht wird kippen.
Arten und Klima hängen natürlich eng zusammen. Trifft man Maßnahmen für den Klimaschutz, wie den Regenwald nicht weiter abzubrennen, wird das auch den Arten helfen.
Die Konferenz von Kunming zum Artensterben wird sicher noch unbekannter sein als das Kyoto-Protokoll. Und wie beim Klima wurde kein einziges der 2010 beschlossenen Ziele zum Erhalt der Biodiversität erreicht.
Ich verstehe nicht wie Themen wie Klimawandel und Artensterben von großen Unternehmen oder auch einigen/vielen Menschen einfach belächelt werden können, als sei das alles Kinderkram und für so einen Umweltfable hätten man keine Zeit. Das ist nicht nur ignorant, sondern auch dumm, denn beides ist das Fundament für unsere Lebensgrundlage, die wir immer mehr zerstören.
Besonders perfide finde ich Politiker*innen wie Julia Klöckner, die scheinbar bewusst dem Klima und der Natur schaden und es dem Volk als Umweltschutz verkaufen wollen.
Dazu ist heute auch noch alles so defragmentiert, dass man gar nicht an einzelnen eindeutigen Punkten ansetzen kann, um etwas zu verändern. Viele Umweltaktionen haben einmalig Aufmerksamkeit erhalten und sich dann im Sande verlaufen. Dass erst Fridays For Future es geschafft hat so viel Aufmerksamkeit zu kriegen, zeigt, dass das Volk sehr große Macht haben kann, und dass wir nur, wenn wir zusammenstehen, wirklich etwas bewegen können.
Ich kann übrigens das Argument: "Das gefährdet Arbeitsplätze!" (beispielsweise bezüglich erneuerbarer Energien) nicht mehr hören! Dieses Argument gibt es schon so lange wie es Fortschritt und Entwicklungen gibt! Wenn es danach ginge, würden wir heute noch die Felder mit Ochsen bestellen.
Neuer Fortschritt bringt immer mehr Arbeitsplätze, an die sich die Menschen anpassen können. Aber Anpassung an Fortschritt ist in Deutschland ja noch etwas schwierig, wenn man bedenkt, dass an vielen Arbeitsstellen noch gefaxt wird, weil das Internet noch für uns alle Neuland ist.
Ich habe seit der Fridays for Future Bewegung wieder Hoffnung geschöpft. Trotzdem wechselt sich das immer noch mit Phasen der Resignation ab. Wenn nicht diese große Bewegung entstanden wäre, hätte sich gar nichts getan. Schlimmer finde ich jedoch auch, dass zu einem sehr großen Teil nur so getan wird, als würde etwas getan. Dinge als umweltfreundlich und klimaneutral zu verkaufen, obwohl sie das nicht sind (Greenwashing).
Beispielsweise sind Siegel wie "dolphin friendly" auf Thunfishdosen keinen einzigen Cent wert (Quelle: Doku Seaspiracy). Hier wird eiskalt gelogen. Wenn man wirklich etwas Gutes tun will oder besser Dinge vermeiden will, die schädlich sind, muss man verdammt aufpassen.
Bezüglich Artensterben bereitet mir - wie fast jeder Aspekt - auch die Überfischung große Bauchschmerzen und dessen Auswirkungen.
Ich glaube, der Mensch wird niemals aufhören der Natur zu schaden. Unser ganzes System, in dem wir leben, beruht darauf, die Natur auszubeuten, anstatt mit ihr im Gleichgewicht zu leben. Dieses System zu ändern, ist extrem teuer und so eine gigantische Aufgabe, dass dessen Bewältigung schlichtweg einfach nicht mehr rechtzeitig möglich ist; wenn überhaupt.
Manchmal überlege ich, was die Welt heute für eine andere sein könnte, wenn Al Gore tatsächlich Präsident der USA geworden wäre, anstelle von Bush. Wenn die USA den Klimaschutz groß geschrieben hätte und andere Länder mitgezogen wären; was wir vielleicht für eine völlig andere Entwicklung hätten erreichen können.
Aber alles, was wir jetzt noch tun können, wird nur noch helfen, die Schäden zu begrenzen. Damit schreibe ich nichts Neues.
Meine größte Angst sind die Kippelemente, die dafür sorgen, dass wir den Point of no Return noch viel schneller erreichen werden, wie das Auftauen des Permafrostbodens in der Tundra. Die Massen Methan, die daraufhin freigesetzt werden, haben einen viel stärkeren Treibhauseffekt als das Kohlenstoffdioxid und beschleunigen den gesamten Prozess noch mehr.
Die Folgen des Klimawandels sehen wir bereits seit Jahren. Es ist erschreckend wie jedes Jahr immer größere Flächen abbrennen, wie dieses Jahr in Europa oder letztes Jahr in Australien. Mit der Flutkatastrophe hat der Klimawandel auch Deutschland hart getroffen. In Madagaskar hingegen wächst nichts mehr, weil es seit vier Jahren nicht mehr regnet. Die Menschen in Südmadagaskar verhungern einfach, was in meinen Augen die schlimmste aller Folgen für Menschen ist. Schon wieder tragen die Menschen in armen Ländern die schlimmsten Folgen der Handlungen der Industrienationen zuerst.
Eine weitere große Sorge sind in meinen Augen drohende militärische Konflikte, wenn Reassourcen wie das Wasser knapp werden oder auch das Öl, sollten wir nicht rechtzeitig auf erneuerbare Energien umsteigen. Damit das nicht passiert, bin ich noch eher bereit Atomkraft als Übergang zu akzeptieren bis auf erneuerbare Energien umgestellt wird. Dazu möchte ich anmerken, dass ich mir bewusst bin, was Atomkraft bedeutet. Es wäre niemals meine erste Wahl und ich würde das auch niemals befürworten, wären wir nicht in so einer Situation. Dies ist eine Abschätzung, was mehr Schäden verursacht.
Elektrofahrzeuge sehe ich in sofern kritisch, als dass die Herstellung der Batterie unglaublich viele Seltene Erden braucht, um es zu veranschaulichen, stelle man sich das PSE vor. Beinahe die Hälfte aller Elemente würde beansprucht werden. Und diese zu erschließen verursacht Umweltschäden von ganz anderem Ausmaß (Sprengungen, Zerstörung von Land, Vergiftung von Gewässern, etc.), die nur leider viel zu selten thematisiert werden.
Wie ich es auch drehe und wende und mir noch so sehr den Kopf zerbreche, ich komm immer wieder zu dem selben Schluss: Wir sind einfach zu viele Menschen auf diesem Planeten. Jede Population, die exponentielles Wachstum erfährt, erreicht schließlich aufgrund einer limitierenden, lebenswichtigen Ressource eine Plateauphase bis es schließlich zum Zusammenbruch kommt.
Der Mensch stellt sich stets als eine besondere Spezies dar und grenzt sich von den Tieren ab, doch am Ende sind wir nicht anders als das: Tiere, Säugetiere. Wenn die dünne Decke der Zivilisation nicht mehr ist, und es ums nackte Überleben geht, wird der Mensch sich nicht anders verhalten als alle anderen Lebewesen dieser Erde auch. Das bedeutet Kampf um Lebensraum, Ressourcen, Fortpflanzungspartner. Die Moral wird erst nach dem Fressen kommen, wie Bertold Brecht sagte.
Mir ist bewusst, dass bis hierher der zweite Teil meines Textes teilweise sehr meinungsgefärbt ist. Der Klimawandel ist in den letzten Jahren (zumindest bis zur Pandemie) ein hoch emotionales Thema geworden. Ich möchte anmerken, dass ich alles recherchiert habe, was ich an Fakten angeführt habe. Wenn ich beispielsweise schreibe, dass ich Atomkraft gegenüber Kohle befürworte, bin ich diesbezüglich nicht militant. Ich stehe Diskussionen und Kritik offen gegenüber, wenn jemand mit meinen Ansichten nicht einverstanden ist; vorausgesetzt, dass man sachlich und konstruktiv bleibt. Austausch dient dem Wissen und ich bin bereit mir auch andere Seiten anzuhören.
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Nachdem ich mit so kritischen und düsteren Worten um mich geworfen habe, ist es Zeit etwas zu den Dingen zu erzählen, die ich für das Klima und die Natur tue.
Im November 2011 habe ich aufgehört Fleisch zu essen. Das sind nun ziemlich genau 10 Jahre. Was mich damals dazu bewegte, war tatsächlich in erster Linie ein Lied von Thomas D von den Fantasitischen Vier: Gebet an den Planet!
Ich habe es vor allem aus ethischen Gründen getan! Heute bereitet mir das Lied immer noch Gänsehaut, wenn ich es höre.
Damals war das Vegetarier sein, anders als heute, noch ziemlich uncool. Ich musste mich vor meiner Familie und Bekannten rechtfertigen, warum ich keinen Döner essen wollte. Die erste Reaktion meiner Freunde war, was denn mit mir kaputt sei. Dass ich nur einen kleinen Teil des Buffets beim Abiball zur Auswahl hatte, störte mich kein bisschen, ich wurde jedoch insbesondere von den Jungs dafür belächelt. Damals hielt sich wohl noch der Irrglaube nur mit Fleisch sei man richtig männlich. Meine Tante wurde sogar lautstark, was ich mir denn denken würde, kein Fleisch mehr zu essen. Mein Vater hatte Angst, ich würde magersüchtig werden und nur solch unverständliches Zeug (ich hatte damals wie heute ein gesundes Gewicht). In der Gesellschaft hatte sich das Vegetarier sein noch lange nicht etabliert, von vegan ganz zu schweigen.
Als ich einer guten Freundin erzählte, was Chicken McNuggets für einen Herstellungsprozess hinter sich haben (Massakrieren von Hühnern bei lebendigem Leib), war ihre trotzige Antwort nur: "Das ist mir egal, es schmeckt mir gut!"
Da ich sie als eine sehr tierliebe Person kenne, habe ich diese Reaktion nicht erwartet. Die Tierliebe vieler Menschen geht eben nicht so weit, dass sie die gleichen Entscheidungen treffen wie ich und auch das muss ich akzeptieren.
Denn selbst ich konsumiere noch Milchprodukte, obwohl ich weiß, was für ein kaltes Geschäft die Milch ist.
Reine Milchpackungen ersetze ich inzwischen durch Hafermilch und Frischkäse durch Hummus. Von Milchprodukten ganz wegzukommen, was ich anstrebe, ist für mich deutlich schwieriger als vor zehn Jahren auf Fleisch zu verzichten.
Seit einem Jahr esse keinen Fisch mehr. Was mich dazu bewegt hat, war die Dokumentation Seaspiracy.
Was die Mobilität betrifft, kommt es mir zu Gute, dass ich in einer sehr kleinen Großstadt lebe mit gerade einmal 100.000 Einwohnern. Man kann nahezu jede Strecke mit dem Fahrrad erreichen und das ist es auch, was ich täglich tue. Ich fahre Fahrrad bis zum Abwinken. Egal ob zur Arbeit, (30 min je eine Wegstrecke), zum Reitstall (45 min je eine Wegstrecke) oder zum Einkaufen (ich hieve alle Einkäufe mit dem Fahrrad nach Hause - immer!) Dies ist auch dem geschuldet, dass ich gar kein Auto habe und somit, nun ja, auch nie Auto fahre. Es wäre sicherlich bequemer, ist aber in der Stadt, in der ich lebe, schlicht und einfach nicht notwendig. Ich strebe auch nicht an in absehbarer Zukunft mir eins zuzulegen.
Mein Freund und ich beziehen Ökostrom für unsere Wohnung.
Ich spende regelmäßig für Greenpeace, PETA, WWF und Sea Sheperd, um die Menschen bei den Dingen zu unterstützen, die außerhalb meiner direkten Möglichkeiten liegen. Für den Regenwaldschutz spende ich zusätzlich einmal jährlich, für meine Verhältnisse, größere Summen.
Mindestens zwei Mal im Jahr bin ich bei Baumpflanzaktionen dabei. Passenderweise ist genau morgen so ein Tag. Ich freue mich immer auf diese Aktionen, da ich es liebe in de Natur zu sein und in der Erde zu wühlen.
Ich verpasse keine Fridays for Future Demo in meiner Umgebung. Ich bin jedes Mal dabei, ob mit oder ohne Pappschild. Die App for Future ist eine sehr hilfreiche Informationsquelle für die nächsten Demos. Mein Ziel ist es mich auch als direktes Mitglied aktiv zu beteiligen.
2019 bin ich das letzte Mal geflogen. Bis dahin war ich etwa ein Mal im Jahr mit dem Flugzeug unterwegs, doch auch das will ich vollständig mit Fernbus und Zug ersetzen.
Was gibt es noch? Ich kaufe vegane Wasch- und Putzmittel wie einige Produkte von Frosch, sowie Öko-Klopapier.
Und das war es auch. Es mag viel erscheinen, mir kommt es jedoch wenig vor. Das Thema beschäftigt mich seitdem ich vierzehn war und in den letzten Jahren immer stärker.
Der Einzelne, die Menschen, können noch so viel tun. Das allein wird niemals ausreichen. Es müssen endlich die Politik und die großen Konzerne etwas tun. Das ist für mich jedoch kein Grund jemals aufzugeben. Nur durch die Aktionen des Einzelnen kommen Bewegungen wie Fridays for Future zustande, die letztendlich etwas bewegen können. Und das motiviert mich jeden Tag.
In Norwegen traf ich 2018 eine Wissenschaftlerin, die Aspekte des Klimawandels erforscht. Ich fragte sie, ob die Welt die Klimakatastrophe denn überstehen könne. Sie antwortete ziemlich trocken: "Oh, the world will be fine! It's just we who won't survive!"
Diese trockene Antwort war ziemlich niederschmetternd, aber treffend. In den Medien wird oft vom Schaden der globalen Umwelt berichtet (was auch stimmt). Aber ich glaube, es hätte einen größeren Effekt, wenn man es Politikern gegenüber so formulieren würde wie sie es tat.