Mostura konnte nicht einschlafen und starrte die Decke vom Himmelbett der Prinzessin aus an.
Da sie die persönliche Hampelfrau vom bösen Zauberer Butterrus war, hatte sie das Recht, dieses Zimmer zu bekommen. Zum einen war sie in der Nähe von dem dunklen Herrscher und auf der anderen Seite brachte es ihr ein wenig materielle Werte z.B. dieses bequeme Bett, kostenloses Essen oder eine eigene Toilette auf dem Zimmer.
Die Närrin schwang sich auf die Seite des Bettes und streifte über den Baumwollstoff ihrer rot/weißen Ringelstrumpfhose. Ab der Hüfte gingen die abwechselnden Farbenringe in ein reines Weiß über.
Das angenähte, rote Herz betonte auf neckische Art den wohlgeformten Hintern, auf dem es leuchtend rot prangte.
Im Augenwinkel entdeckte Madam Kekskrümel auf ihrem Oberteil und wischte diese sorglos weg. Auf dem Nachtisch stand eine Schale mit Gebäck und frischen Obst, wovon sie sich heute Abend ein wenig bedient hatte.
Ihr Oberteil bestand aus einem rot/grünen karierten Hemd mit langen Ärmeln, dass sich durch Zauberei mit der Hose zu einem einteiligen Kleidungsstück verschmolz. Die Nähte waren unsichtbar und man konnte daran zerren, wie man wollte, die beiden Teile waren unzertrennlich miteinander verbunden.
Mostura musste, um die Schlafkleidung wieder auszuziehen, eine kleine Turnübung "die närrische Morgenröte" aufführen.
Im aufrechten, breitbeinigen Stand führte man beide Arme durch die gespreizten Beine hindurch. Im direkten Anschluss trommelte man mit den Händen mehrfach auf dem roten Herz herum, bis dieses wie glühende Kohle zu leuchten begann. Kurze Zeit später rutschte die lockere Ringelstrumpfhose ein Stück herunter und man konnte sich endlich entkleiden.
Besonders schwierig stellt sich dieses Prozedere heraus, wenn sie nachts auf die Toilette musste und einschlafen ohne diesen verhexten Schlafanzug war undenkbar, da das Bett ansonsten wie Brennnessel auf der Haut juckte. Ein weiterer Trick des Zauberers, wie sie sogar auf ihrem Zimmer verhohnepipelt wurde.
Allerdings hatte Mostura mit der Zeit einen Kniff gelernt: Das schwache Leuchten, das bei nur leichten Trommelschlägen entstand, diente als gute Lichtquelle, um sich in der dunklen Kammer zu orientieren. Gerade für den nächtlichen Toilettengang stellte das einen gewissen Vorteil da.
Sie kniff stöhnend die Augenlider zusammen. Gerade fühlte sie sich wie gerädert. Es war ein körperlich anstrengender Job, die Hofnärrin des finsteren Zauberers zu sein und Mostura spürte, wie der Weltschmerz wieder in den Vordergrund rückte.
Niedergeschlagen schaute sie zur Truhe, wo ihre Narrenmütze ruhte und ihre Gedanken schweiften zu dem, was sie alles durchmachen musste. Ein Ritual, dass die Frau durchführte, wenn sie wegen der Schrammen oder düstere Gedanken nicht wie ein Baby schlief.
Der unfreiwillige Job fing damals an, als der böse Zauberer Butterrus den alten Herrscher abgelöst hatte und sie durch Zufall in den Dienst als Hofnärrin stellte. Sie verfluchte den Tag als sie zur falschen Zeit am falschen Ort war. Sie stolperte über ein Tischbein und das Essen auf dem Tablett verteilte sich überall.
Seit dem Moment verging kein Tag, wo sie nicht durch den Kakao gezogen wurde: Morgens begann die "die närrische Morgenröte", mittags stand eine Runde tierische Verwandlung oder eine Runde Jonglieren mit Essensresten an und abends tanzte sie ungeschickt im Kreis, dass ihr übel wurde oder gab sich als mit Asche geschminkte Prinzessin aus.
An die erste Verwandlung erinnerte sie sich sehr gut, da sie der Zauberer in eine Hündin verzauberte und mit ihr Stöckchen spielte. Die Frau war so geschafft an dem Tag durch das hin und her jagen, dass sie trotz der Angst tief schlief.
Der folgende Tag war genauso anstrengend und mittags nötigte der Zauberer, sie wie ein Huhn umher zu stolzieren, mit den Flügeln schlagen und lautstark zu gackern. Der Herrscher ließ ein Ei in einer Kiste mit Stroh bringen und vor dem Thron platzieren. Mostura brütete voller Scham das Ei aus, bis der Hintern zum Kochen anfing. Am liebsten wäre sie im Erdboden verschwunden und an dem Tag konnte sie auf keinem Stuhl sitzen.
Ein lauter Knall gegen eine Fensterscheibe holte die Närrin aus der triefen Vergangenheit zurück und ein Hoffnungsschimmer löste sich wie ein Tropf vom Herzen. Es gab nun die Chance auf Rettung, denn die Brieftaube kehrte mit einer Nachricht zurück.
Eifrig öffnete sie den Zettel und lass die Zeilen, dass sie ihre Warnung erhalten hatten und sie bald da sein werden. Mostura lächelte vor Glück und merkte, wie langsam sich der Weltschmerz in seine tiefe Höhle verzog.