Diamond saß auf einem der Barhocker und nippte an seinem Drink, während er die Gäste beobachtete und immer wieder zu Gemma und Tiara sah. Zane und Ethan waren derzeit mit den Bestellungen beschäftigt und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, auf die beiden Frauen aufzupassen. Er selbst hätte keine Ruhe, wenn seine schwangere Freundin in der Lounge an der Bar sitzen würde. Aber das stand auf einem anderen Blatt, denn er hatte keine Freundin.
„Ich glaube die Blondine da hinten hat es auf dich abgesehen, Brüderlein“, wies Gem ihn auf etwas hin, was ihm selbst schon aufgefallen war. „Vielleicht solltest du sie auf einen Drink einladen?“
„Nein, ich bin heute nicht zum Flirten hier“, wiegelte er mit einem Schmunzeln ab und blickte seine Schwester offen an. „Während dein Herzblatt arbeitet, habe ich ein Auge auf dich. Und auch auf Tiara.“
„Wir können ganz gut auf uns selbst aufpassen, Diamond“, klinkte Tiara sich grinsend ein und trank einen Schluck von ihrem Wasser. „Als du nicht hier warst hat das auch funktioniert.“
„Jetzt bin ich aber hier, Kleines.“
Die Blondine stand gerade von ihrem Hocker auf und bahnte sich einen Weg auf Gems Bruder zu.
„Sie ist gleich bei dir“, warnte Gemma ihn mit einem Glucksen.
Eine zierliche Hand mit langen dunkelroten Nägeln legte sich auf seinen Unterarm und er unterdrückte ein entnervtes Aufstöhnen. Frauen die ihn belagerten mochte er ganz und gar nicht, denn er zählte sich zu den Jägern und Sammlern. Trotzdem wandte er ihr höflich sein Gesicht zu. Ihre blauen Augen taxierten ihn geradezu und das Lächeln, welches ihr Lippen zierte, hatte etwas raubtierartiges an sich.
„Hi, mein Name ist Andrea. Und du bist?“
„Mit meiner schwangeren Freundin hier“, erwiderte Diamond ungerührt und legte einen Arm um Gemma, die ein Pokerface aufgesetzt hatte und das Spielchen mitzuspielen schien.
Die Blondine nahm ihre Hand von seinem Unterarm als hätte sie sich verbrannt und biss sich auf die Unterlippe.
„Das tut mir leid. Ich dachte…“
„Das Denken sollten Sie den Pferden überlassen. Die haben den größeren Kopf“, unterbrach er ungerührt und trank wieder einen Schluck von seinem Drink.
„Darling, du bist nicht sehr freundlich“, sagte Gemma mit einem kleinen Seufzer. „Entschuldigen Sie bitte, Agneta. Er ist manchmal ein wenig ungehalten, wenn man ihn anflirtet und ich bin dabei. Er möchte mich in meinem Zustand schonen.“
Der rot bemalte Mund von Andrea klappte auf und wieder zu und sie wirkte wie ein Fisch auf dem Trockenen, ehe sie auf dem Absatz kehrt machte und davon stürmte. Tiara prustete belustigt los und Gemma schüttelte in einer Mischung aus Erheiterung und Fassungslosigkeit ihren blonden Schopf.
„Hast du deine eigene Schwester gerade als deine schwangere Freundin vorgestellt?“
„Anders wäre ich die Frau nicht losgeworden“, zuckte Diamond mit den Achseln und drückte Gemma sanft an seine Seite. „Und meine kleine Schwester mag keine anderen Blondinen.“
„Pauschal würde ich das nicht behaupten, aber Dexters ehemalige Flamme ist blond.“
„Und hat braune Augen?“, riet Tiara grinsend und Gemma nickte knapp.
„Okay. Also für deinen großen Bruder am besten eine dunkelhaarige Schönheit. Oder vielleicht auch einen Rotschopf?“
Diamond sah Tiara an und zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Rothaarige sind immer so blass. Und meistens haben sie überall Sommersprossen.“
„Und du magst keine Sommersprossen?“, erkundigte die Dunkelhaarige sich interessiert.
„In Maßen schon“, lenkte er ein und hob seinen Kopf, als jemand nach Zane rief. „Wer ist die Kleine?“
„Das ist Fee. Ist sie dir bisher etwa noch nie aufgefallen?“, grinste Gemma amüsiert.
„Nein. Sie hat bisher keinen Ton von sich gegeben. Zumindest habe ich noch nichts von ihr gehört. Für ihre zierliche Gestalt hat sie jedoch ein ganz schön kräftiges Organ.“
„Sie ist ein wenig schüchtern und traut sich nicht durch die Lounge zu rufen. Es sei denn, sie kommt nicht weiter oder jemand verlangt nach ihrem Vorgesetzten“, erklärte Gemma.
„So wie jetzt. Guck dir an wie Zane seine Muskeln unterschwellig spielen lässt“, kicherte Tiara und stieß ihre Freundin sanft an. „Ich verstehe was du an ihm findest.“
„Oh mein Gott“, seufzte Gem leise und biss sich auf die Unterlippe. „Meine Hormone drehen grade durch, Tia. Meinst du, er kann gleich seine Pause machen?“
Ein resigniertes Seufzen von Diamond ließ beide Mädels auflachen und Zane sah über seine Schulter zu ihnen, ehe er sich wieder auf den Gast vor sich konzentrierte, der sich beschwerte, dass sein Bier warm war.
„Wir zapfen Ihnen kostenlos ein kaltes Bier. Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeit“, intervenierte er und nahm das Glas entgegen, welches reklamiert wurde. „Kümmerst du dich darum, Fee? Ich lasse Jannis prüfen, weshalb das Bier plötzlich warm ist. Nimm eine der anderen Zapfanlagen.“
Mit einem Schwung leerte er das tatsächlich warme Bier in der Spüle und säuberte das Glas, bevor er zu Jannis trat und ihm eine Hand auf die Schulter legte, damit dieser auf ihn aufmerksam wurde.
„Was gibts, Zane?“
„Kannst du bitte nachschauen warum die Zapfanlage bei Fee plötzlich nicht mehr kühlt? Du hast das Problem beim letzten Mal so schnell gelöst, weswegen ich mich da nun nicht hinknien will. Vermutlich hast du es gelöst, ehe ich auch nur begutachten konnte“, grinste Zane und deutete mit dem Daumen über seine Schulter.
„Na sicher. Gehst du Pause machen?“, erwiderte sein bester Freund und grinste ebenfalls.
„Wie kommst du drauf? Ich könnte noch eine Stunde arbeiten, ehe…“
„Dann schau dir mal den Gesichtsausdruck und den Blick deiner Gemma an. Sie zieht dich grade mit den Augen aus. Wie sagt man doch gleich? Sie blickfickt dich.“
„Alter!“
„Ich meine ja nur. An deiner Stelle wäre ich schnell, sonst habt ihr gleich jede Menge Zuschauer“, lachte Jannis und schlug Zane freundschaftlich auf die Schulter, bevor er zur defekten Zapfanlage ging.
Mit einem neugierigen Blick betrachtete Zane Gemma und fing ihren verlangenden Blick auf, welcher ihn schlucken ließ. Sein Freund hatte nicht übertrieben, denn sie entblätterte ihn wirklich mit den Augen. Im Endeffekt stand er nackt hinter der Bar. Ihre Schwangerschaft machte sie wuschig, wie sie selbst sagte und er stand täglich mehrfach seinen Mann. Das nun auch noch Pausensex dazu kam, war jedoch neu. Aber nicht weniger aufregend.
„Ich mache Pause“, sagte er im Vorbeigehen zu seinem Bruder, welcher ihn überrascht ansah und dann zu Diamond und den Frauen sah.
„Lass dir ruhig Zeit“, rief Ethan ihm grinsend hinterher und lachte leise auf, als sein jüngerer Bruder ihm über die Schulter hinweg den Mittelfinger zeigte.
„Entschuldigt uns bitte. Wir sind oben, falls ihr uns sucht“, informierte Zane Tiara und Diamond, nahm Gemmas Hand in seine und zog sie sanft, aber bestimmt hinter sich her.
„Ich glaube, die beiden werden ein wenig länger miteinander beschäftigt sein“, bemerkte Ethan, der sich nun neben Tiara an die Theke lehnte und sie an sich zog. „Ist bei dir alles in Ordnung?“
Sie lächelte ihn an und sah zu Diamond.
„Natürlich. Ich habe einen aufmerksamen Bodyguard.“
„Der einen Flirt hat sausen lassen, wenn ich das richtig beobachtet habe?“, grinste Ethan.
„Nicht mein Typ“, erwiderte Diamond abwinkend und stellte sein nun leeres Glas auf dem Tresen ab. „Außerdem gehe ich gern auf Frauen zu und lasse mich ungern angraben.“
„Aber ihm ist eben Fee aufgefallen“, wackelte Tiara grinsend mit den Augenbrauen.
„Was nichts zu bedeuten hat“, winkte er ab und sah dann Ethan an, der schmunzelte.
„Die kleine Fee wäre sowieso nichts für dich. Sie hat seit kurzem einen Freund. Der ist mindestens genauso schüchtern und still wie das Mädchen selbst.“
„Hat sie?“, war Tiara verwundert und ließ ihren Blick zur besagten Kollegin wandern. „Der Dunkelhaarige unweit von ihr an der Bar? Der sie mit Argusaugen beobachtet, sich jedoch zurückhaltend an seinem Glas Coke festhält?“
„Exakt. Sie haben sich hier kennengelernt und er ist ewig um sie herumgeschlichen, wenn sie die leeren Gläser eingesammelt hat. Bis er sie irgendwann angesprochen hat“, erzählte Ethan und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Das war vor zirka einer Woche.“
„Und dann erzählst du mir erst jetzt davon?“, empörte sie sich und er grinste verwegen.
„Wusste nicht dass dir das Liebesleben anderer so wichtig ist, Liebes.“
„Ist es nicht.“
„Frauen“, kommentierte Diamond, der damit alles zu rechtfertigen schien.
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Verschwitzt drückte Zane Gemma an sich und küsste sich zärtlich von ihrem rasenden Puls am Hals zu ihren Lippen entlang. Sollte sein Bruder jemals erfahren, dass er es mit ihr auf dessen Schreibtisch getrieben hatte, würde er einen Arschtritt bekommen. Doch das war Zane gerade vollkommen egal. Wichtig war, dass sein Sonnenschein befriedigt war und ihn nicht vor versammelter Mannschaft vernaschte.
„Das war so gut“, stöhnte Gemma matt und lehnte ihre Stirn gegen seine Schulter.
Noch immer saß sie auf der Kante des Schreibtischs und hatte die Beine um Zane geschlungen. Ihr Herz klopfte, als würde es jeden Moment aus ihrer Brust springen, doch sie war vollends zufrieden und musste lächeln. Bis nach oben ins Loft hatten sie es nicht mehr geschafft, denn sie war viel zu erregt gewesen. Außerdem reizte sie die Vorstellung, es auf einem Schreibtisch zu tun, viel zu sehr.
„Du bist ein kleiner Nimmersatt geworden, seitdem du schwanger bist, Sunshine“, grinste er und stellte sie behutsam auf ihren Füßen ab, um sich wieder herzurichten. „Ich muss den Tisch desinfizieren, sonst dreht Ethan mir den Hals genüsslich um, wenn er herausfindet was wir hier getrieben haben.“
Kichernd richtete Gemma ihre Bluse und ihre Leggins, während sie beobachtete, wie Zane mit nacktem Oberkörper mit einem Tuch die Tischplatte reinigte und nochmals mit Desinfektionsmittel nachpolierte. Es war genauso erotisch und aufregend gewesen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Noch nicht einmal die Tür hatten sie abgeschlossen. Ethan hätte jederzeit per Zugangscode reinkommen können.
„War ich vorher schon, aber da konnte ich es unterdrücken.“
„Vorher schon?“, war Zane verwundert und sah über seine Schulter zu ihr. „Weshalb hast du es dann zurückgehalten?“
„Weil…“, fing sie an und stockte dann verlegen.
„Du kannst mit mir über alles reden, Baby. Erzähl es mir.“
Er stellte die Sprühflasche ins Regal zurück und entsorgte das Küchenpapier im Mülleimer, ehe er sein Shirt aufhob, welches im Eifer des Gefechts auf dem Boden des Büros gelandet war und es überzog. Da sie nicht weitersprach, trat er zu ihr und legte seine Hände sanft auf ihre Schultern, damit sie ihn ansah.
„Es war ihm zu viel und hat ihn genervt.“
„Ihm? Dexter?“, war er erst irritiert und knurrte dann leise auf. „Ist das sein ernst?“
„Deswegen habe ich nichts gesagt“, warf Gemma leise ein und biss sich verlegen auf die Unterlippe. „Ich will dich nicht stressen. Aber meine Hormone drehen gerade durch und da ist Zurückhaltung nicht meine größte Stärke.“
„Wenn du Lust auf mich hast, dann nimm dir was du brauchst.“
„Das klingt als wärst du mein Sexsklave“, sah sie ihn mit großen Augen an.
„Könnte hinkommen“, grinste er sie an und zwinkerte ihr zu. „Aber ich meine es ernst. Solang ich nicht gerade etwas wichtiges mache, was meine vollen Aufmerksamkeit bedarf, stehe ich dir zur Verfügung. Oder meinst du, mir geht es nicht genauso?“
„Das du am liebsten jede Stunde einmal mit mir schlafen willst?“
„Jede Stunde?“, war er nun erstaunt und sie errötete.
„Aktuell ja.“
„Ich bin im Himmel“, lachte Zane leise auf und zog sie zärtlich an seine Brust. „Ich liebe dich, Sunshine. Und ich meine es so wie ich es gesagt habe. Ich bin dein.“
„Du wirst wenig Schlaf bekommen, wenn du mir einen Freifahrtschein für Sex gibst.“
„Mir egal. Hauptsache dir geht es gut und du bist glücklich. Und in meinen Augen ist eine befriedigte Verlobte eine glückliche Verlobte.“
Er schob eine Hand in ihren Nacken und küsste sie liebevoll.
„Ich lasse mich gleich von Diamond nach Hause bringen.“
„Bist du so müde?“, schmunzelte er verständnisvoll und strich ihr mit dem Daumen sanft über die Wange. „Ich kann auch Feierabend machen, wenn du möchtest.“
„Nein, schon okay. Ich werde mich ein wenig aufs Sofa setzen und einen Film schauen, während ich auf dich warte. Wenn ich einschlafe, dann kennst du deinen Auftrag.“
„Oder du kuschelst dich einfach ins Bett und machst dir da Netflix an?“
„Die beste Idee die du heute hattest“, schmunzelte sie und nahm ihn an ihre Hand, um mit ihm in den Gastraum zurückzugehen. „Bringst du mich nach Hause, Bruderherz?“
Diamond sah sie überrascht an und lächelte dann brüderlich, als er sah wie erschöpft Gemma aussah. Er erhob sich vom Barhocker und trat zu ihr, damit ihr ihr einen Arm um die Schulter legen konnte.
„Dann sag deinem Herzblatt gute Nacht, Kleines.“
Zane beugte sich zu ihr und hauchte einen Kuss auf ihre Lippen.
„Bis nachher, Sunshine“, lächelte er und begab sich dann wieder hinter die Bar, um nach dem Trockentuch zu greifen. „Kommst du nochmal wieder, Diamond?“
„Hm, eher nicht. Ich denke, ich werde heute früh schlafen gehen. Tiara sieht auch aus, als würde sie jeden Moment in einen Dornröschenschlaf fallen“, grinste der Angesprochene amüsiert.
Tiara gähnte hinter vorgehaltener Hand und blitzte ihn dann gespielt böse an.
„Ich weiß nicht wovon du sprichst, Mister.“
„Das weiß ich selbst nicht so genau“, lachte er auf und verabschiedete sich meinem kurzen Fistbump von Ethan und Zane. „Wir sehen uns die Tage.“
Dann umarmte er Tiara sanft und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Schlaf gut, großer Bruder“, lächelte sie ihn dankbar an und wuschelte ihm durch die dunkelblonden Haare, was ihn aufstöhnen ließ.
„Du könntest wahrhaftig eine meiner Schwestern sein. Genau das tun sie auch jedes Mal wieder.“
„Gewöhn dich einfach dran“, zwinkerte Tiara und lehnte ihren Kopf müde an Ethans Oberarm.
Innerlich seufzend blickte Zane seiner Gemma und ihrem Bruder hinterher und zapfte das eben bestellte Bier gedankenversunken. Warum wurmte es ihn so, dass Dexter so ein Idiot war? Gemma hatte es nun eindeutig besser und war glücklich. An der Vergangenheit war nichts mehr zu ändern, doch die Zukunft hatte er in der Hand. Dennoch machte es ihn wütend, dass sie sich in all den Jahren verstellen hatte müssen. Sowas verdiente niemand. Er würde alles in seiner Macht stehende tun, damit sie das bekam was sie verdiente.
„Was macht dich wütend, Zane?“, wollte Ethan wissen als er neben ihn trat.
„Dexter. Er scheint all das gemacht zu haben, was Gem unglücklich gemacht hat. Warum tut man das seiner Partnerin an? Bringt sie dazu sich zu verstellen?“
„Manche Menschen sind einfach so. Sie sind nach außen hin die perfekten Partner und hinter verschlossenen Türen terrorisieren und unterdrücken sie ihre Frauen. Natürlich gibt es das auch in umgekehrter Form.“
„Aber was hat man denn davon? Suhlt man sich im Leid?“, schnaufte Zane und schob das Bier über die Theke, um dann das Geld an sich zu nehmen und es in die Kasse zu legen. „Ich meine… was bringt es mir denn, wenn Gem unglücklich ist?“
„Dir bringt es absolut nichts. Aber jenen, die sich durch das Unglück anderer besser fühlen. Weil sie selbst mit sich unzufrieden sind und sich gut fühlen, wenn es dem Umfeld schlechter geht.“
Mit zusammengepressten Lippen sah er seinen älteren Bruder an und atmete dann leise aus, ehe er mit einem Lappen über den Tresen wischte.
„Mir würde es mehr wehtun, wenn ich ihr wehtue.“
„Und das ist die richtige Einstellung, Zane. Mit dir ist alles in Ordnung. Aber Dexter scheint seinen Mitmenschen gern vor den Kopf zu stoßen. Ob willentlich oder unbeabsichtigt… Dennoch tut er es.“
Jannis schlängelte sich zwischen ihnen durch und grinste entschuldigend.
„Ich habe die Zapfanlage übrigens wieder dazu gebracht, dass sie das Bier kühlt. Da war ein Schlauch nicht ganz fest“, informierte er beiläufig Zane und schnappte sich den Single Malt, den Ethan sich vor einiger Zeit gesichert hatte. „Ich darf kurz mal, ja?“
Und ehe Ethan antworten konnte, war Jannis schon wieder entschwunden. Grinsend betrachtete Zane seinen Bruder, der den Kopf schüttelte und sich an einen weiblichen Gast wandte. Zane sah zur Wanduhr und stellte fest, dass es bereits nach drei in der Früh war. Mittlerweile waren es weitaus weniger Gäste und er hoffte, dass er in der kommenden Stunde Feierabend machen konnte. Zwar hatte er die Möglichkeit jetzt schon zu verschwinden, doch er wollte Ethan und das Team nicht hängen lassen. Immerhin war er oft genug einfach abwesend.
„Kann ich bitte einmal einen Himbeer-Mojito und deine Nummer bekommen?“, säuselte eine Brünette mit grünen Augen ihm verführerisch lächelnd entgegen und er seufzte innerlich auf.
„Ersteres geht klar“, erwiderte er charmant lächelnd und suchte sich die Zutaten für den Cocktail zusammen. „Zweiteres nicht. Ich bin verlobt.“
„Ein Grund, jedoch kein Hindernis“, gab sie Unbekannte selbstbewusst zurück und Zane warf ihr einen schnellen Blick zu. „Du bist nicht abgeneigt, gib es zu.“
„Danke, aber es bleibt bei einer Abfuhr. Ich bin treu und obendrein mehr als glücklich.“
Sie zwirbelte lasziv eine Strähne um ihren Zeigefinger und biss sich verführerisch auf die blutrot geschminkte Unterlippe, was Zane dazu brachte seinen Kopf zu drehen und Ethan anzuschauen. Weshalb gab sie nicht nach und machte einfach weiter? Er sprang rein gar nicht auf sie an. Nicht körperlich und auch nicht vom Kopf her. Doch sie legte noch immer einen oben drauf. War ein Nein heutzutage nichts mehr wert? Die Menschheit verkam immer mehr.
Mit einem ernsten Blick stellte er das Glas vor ihr ab und wollte die Hand zurückziehen, als ihre sich auf diese legte und sie festhielt.
„Lass dich eine Nacht lang treiben“, raunte sie ihm zu und er verengte die Augen unwirsch, während er seine Hand demonstrativ wegzog.
„Kein Interesse. Suchen Sie sich einen anderen Mann – ich bin nicht zu haben.“
Ihr Blick wurde kühl als sie ihren Cocktail nahm und das Geld passend auf den Tresen knallte.
„Du denkst auch du wärst ein toller Hecht.“
Sie drehte sich abrupt um und verschwand in der Menschentraube, nicht weit entfernt von der Bar. Was für ein Weibsbild. Nun war ihr Stolz verletzt, doch das war ihm vollkommen egal. Suchend sah er sich um und entdeckte Ethan, der gerade mit Tiara an der Tür zum Treppenhaus stand und ihr einen Kuss gab. Sicherlich wollte sie ins Bett. Das Trockentuch aus der Gürtelschlaufe ziehend und auf den Tresen werfend begab er sich zu den beiden.
„Ich werde nach Hause gehen“, ließ er Ethan grimmig wissen.
„Was ist passiert?“, wollte Tiara besorgt wissen und betrachtete ihn aufmerksam.
„Nichts weiter. Mich hat eine Femme Fatale angebaggert, die ein Nein nicht versteht. Da hier genügend Leute zugegen sind, die mich und auch Gem kennen…“, entgegnete Zane unwillig und sie nickte verstehend.
„Ich schreibe ihr gleich“, sagte sie und umarmte ihn kurz. „Sie wird schon nichts falsches hineininterpretieren. Immerhin hat sie so oft mitbekommen wie man dich anflirtet und du alles abblockst.“
„Schon richtig, aber heute ist sie verletzlicher als sonst. Du weißt ja selbst; die Hormone.“
„Dann sieh zu dass du loskommst, Brüderlein“, grinste Ethan ihn an.
„Du hast recht. Wir sehen uns später.“
An der frischen Luft angekommen, atmete Zane tief durch und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Diese Unbekannte war genauso wie Dexter. Alles drehte sich nur um sich selbst und niemals um andere. Den Kopf schüttelnd machte er sich auf den Heimweg und hing seinen Gedanken nach. Warum hatte er als Single eigentlich mit exakt solchen Frauen geflirtet? Sie hatten ihn angemacht und er war voll drauf eingegangen. Nicht selten hatte er sie nach Hause begleitet und eine Nacht mit ihnen verbracht, bevor er sich einige Stunden später davongestohlen hatte.
Weil du ein Holzkopf warst, der nun sein lang ersehntes Glück endlich gefunden hat.
So konnte man es allerdings auch nennen.
Eilig ließ er sich rein und schloss leise die Tür hinter sich, damit er aus seinen Schuhen herauskam und nach oben gehen konnte. Gemma saß im Bett und lehnte bequem an dem Kopfteil. Ihr Blick fand seinen und ein Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit als sie ihn sah.
„Du bist bereits hier?“, fragte sie und winkte ihn mit einem Zeigefinger zu sich.
Bereitwillig zog er sich das Shirt über den Kopf und ließ die Jeans folgen. Beides landete mitten im Raum, denn ihm war in diesem Moment lediglich wichtig zu seiner Traumfrau zu gelangen und sie an sich geschmiegt zu fühlen. Zufrieden seufzend nahm er sie in seine Arme als er neben ihr saß und drückte ihr einen Kuss auf das Haar.
„Ist etwas passiert?“, wollte Gemma verwundert wissen und sah zu ihm hoch.
„Nur eine dieser Frauen, die weitergeflirtet haben.“
„Eine Femme Fatale?“
„Ganz genau. Und deswegen muss ich dich nun in meinen Armen halten und bei mir wissen“, raunte er verliebt und sie grinste ihn wissend an.
„Ich hatte mich schon über Tias konfuse Nachricht gewundert.“
„Wieso?“
„Sie schrieb, dass ich dich ganz fest an mich drücken und küssen soll, sobald du zu Hause bist.“
„Eine weise Frau“, zwinkerte Zane ihr zu und schenkte ihr ein Lächeln, welches sie erwiderte.
„Da ich weiß dass du mir vollkommen verfallen bist, mache ich mir um solche Frauen überhaupt keine Gedanken. Außerdem bin ich deine langjährige Traumfrau. Das zeigst und sagst du mir jeden einzelnen Tag den wir gemeinsam verbringen.“
„Ich bin froh, dass du das so siehst“, sagte er leise und senkte seinen Mund auf ihren, um sie liebevoll zu küssen.