Ein hohes, stetiges Piepsen weckte Sam aus seiner Bewusstlosigkeit. Hitze umgab ihn und sein Kopf pochte, als hätte jemand mehrmals darauf geschlagen. Seine Haut brannte und als er einatmete, durchfuhr ihn ein heftiger Stich in der Brust. Der höllische Schmerz ließ ihn leise aufstöhnen.
"Schhh". Irritiert öffnete er die Augen und sah erst mal nur den verschwommenen Umriss einer Gestalt. Wer war das? Er hatte hier noch keine Freunde gemacht und seine Familie war auch nicht hier in Kanada.
"Keine Sorge, du bist im Krankenhaus. Deine Hunde sind sicher."
Langsam wurde seine Sicht klarer und ein Gesicht tauchte vor ihm auf. Haselnussbraune Augen sahen ihn aus einem kantigen Gesicht entgegen. Kurze blonde Haare hingen in chaotischen Locken bis knapp über die Schultern herab. Ein sanftes Lächeln zierte die schmalen Lippen.
"W-er...", begann er mit kratziger Stimme, musste aber abbrechen, als ihn ein Hustenanfall durchschüttelte. Da wurde ihm von einer Hand ein Glas Wasser hingehalten und Sam trank es in nur wenigen Schlucken aus.
"Danke", wisperte er leise. Nur ein Lächeln war die Antwort.
"Dein Hund hier...", damit deutete der Fremde auf einen wedelnden Fellhaufen. ".. ist bei mir zu Hause aufgetaucht und hat wie wild gebellt und ist immer wieder in Richtung Wald gelaufen. Ich bin ihm schließlich gefolgt. Zu deinem Glück habe ich ein Schneemobil. Sonst hätte ich euch nicht rechtzeitig erreicht."
"Cookie", flüsterte Sam und ließ seine Hand vom Bett fallen, um den aufgeregten Labrador leicht zu streicheln.
Dann durchfuhr ihn die Panik. "Wie geht es Dexter?! Meinem Rottweiler? L-lebt er noch?"
Der Mann lächelte. "Ja, er lebt. Noch wird er behandelt, um Nachfolgen zu verhindern, aber sein Zustand ist stabil."
Erleichtert ließ sich Sam zurück ins Kissen sinken. "Danke, dass du mich und Dexter gerettet hast, ...?"
"Kayden", stellte sich der Fremde vor. "Mein Name ist Kayden."
Sam lächelte schwach und streckte leicht eine Hand aus, während er versuchte, seine Röte zu unterdrücken. Der Fremde sah gut aus, ausgesprochen gut.
"Weißt du, wir Kanadier haben auch Schwimmbäder. Man muss sich nicht in die kalten Seen stürzen, um in den Badegenuss zu kommen."
Sam senkte ein wenig beschämt den Blick.
"Wenn du wieder gesund bist, kann ich dir gern ein Bad zeigen, das nicht so kalt ist. Ich gehöre nämlich nicht zu jenen Kanadiern, die Eisbäder lieben."
Die Worte blieben Sam im Halse stecken. Hilfesuchend sah er zu Cookie. Dieser hechelte ihn an und schien ihm zuzunicken. Schüchtern sah er Kayden in die Augen. "Das Angebot nehme ich gerne an".
Das Lächeln wurde breit erwidert. Und wenn Sam rot um die Wangen geworden war, dann schob er es darauf, dass die Kälte des Sees wohl noch nicht ganz aus seinem Körper verschwunden war.