Als die Türe hinter Ladira ins Schloss fiel, öffnete Celles die Augen und versuchte langsam sich aufzusetzen.
"Lass das, bleib liegen!", sie erschrak, den eigentlich hatte sie gedacht alleine zu sein.
Silas verbliebenes Auge funkelte in einem tiefen Türkis, wie auch Shanoras Augen. Er sah besorgt aus und zerstreut.
"Was machst du den hier? Laut den Gesprächen, die ich gehört habe bist du verschwunden, alle, Shanora vor allem, suchen nach dir!", murmelte Celles, dann fiel ihr eine Strähne ihres Haars vor die Augen.
"Ach du scheiße!", entfuhr es ihr, "Warum zur Hölle sind meine Haare teilweise grau? Und warum dröhnt mein Schädel so?"
Silas sah sie traurig an: "Warum hast du das nur gemacht?"
Celles kniff die Augen zusammen: "Dumme Frage, du gehörst zu uns! Wir beschützen einander! Sag mal, was ist dann passiert?"
Silas Blick beunruhigte sie, er schien gehofft zu haben keine Fragen beantworten zu müssen.
"Du weißt nicht mehr, was du getan hast?", grölte eine Stimme in ihrem Kopf, "Nicht das der Körper des Dunkler-Klons mir fehlen würde... Aber eine Frau?"
Celles riss sie Augen auf, langsam kamen die Erinnerungen zurück, aber es waren nicht ihre eigenen.
"Ich habe den Geist meines Vaters mir helfen lassen!", stellte sie schockiert fest, "Er hat den Nachtschatten in unsere Körper gebannt. Dieser Mistkerl!"
Silas nickte bedrückt: "Das ist wohl wahr, aber du hast ihn meinetwegen hereinlassen müssen! Sonst wärst du gestorben."
Celles schüttelte den Kopf: "Nein, ich wollte das mein Vater mir einmal hilft. Es war nicht deine Schuld! Aber warum bist du hier? Du solltest dich dringend bei ein paar Leuten entschuldigen und mit Shanora reden."
Silas setzte sich neben sie auf das Bett und hob den Arm, sodass sie sich anlehnen konnte. Celles wusste nicht genau warum, aber sie tat es.
"Ich bin hier, weil ich hier sein möchte. Und ich möchte mich verabschieden!", Silas begann ihr den Kopf zu kraulen.
"Bringt nichts dich zu bitten hier zu bleiben, oder?", Celles seufzte.
"Das klingt, als würdest du mich vermissen, Celles Dunkler.", Silas schmunzelte.
"Silas, falls du so genannt werden möchtest...", Celles gähnte, "Bleib zumindest bis ich eingeschlafen bin!"
Silas kraulte sie weiter: "Natürlich, ruh dich jetzt aus, Celles."
Celles wollte aber nicht einschlafen, sie wollte nicht das er einfach verschwand: "Wohin gehst du? Wirst du zurückkommen? Bitte sag es mir."
Silas schüttelte den Kopf: "So gerne ich auch weiter Jemand in deiner Nähe wäre, so muss ich mein Versprechen halten und für meine Sünden bezahlen. Ich kann dir nicht sagen, wohin ich gehe, du würdest versuchen mir zu folgen."
Celles schluckte. Er hatte Recht, sie würde versuchen ihm zu folgen. Mehr noch, ihn aufzuhalten und zurückzubringen.
Für Shanora und für sie selbst.
Delina starrte völlig schockiert auf Kyra, die gerade dabei war zu erzählen, was sie gesehen hatte.
"Es war ein Riss in Mitten des Schlachtfelds... Cecilia und Church sind einfach hindurchgegangen, ich habe ihre Namen gerufen, aber sie haben nicht auf mich gehört!"
Finn kratzte sich beunruhigt am Kinn: "Wohin mag dieser Riss geführt haben?"
"Solon!", Delina war sich sicher, "Ständig ist die Rede von diesem Ort! Seht ihr den Zusammenhang nicht? Suma hat Silas den Krieger von Solon genannt! Eva schrie das man ihn dahin verbannen sollte! Das Portal hat sich geöffnet, um Silas zu holen. Church wollte diese Welt erkunden und retten, das weiß ich!"
"Was sie alles weiß!", Saphiras spöttische Stimme ließ es Delina heiß und kalt gleichzeitig werden.
"Das würde dir so passen!", schrie sie Saphira dann an, "Du hast deinen Sohn wieder bei dir und Church verrottet in Solon, auch bekannt als das Fegefeuer!"
Kyra ging einen Schritt zurück um nicht zwischen den beiden stehen zu müssen.
"Das bringt uns jetzt nicht weiter!", schimpfte Finn die beiden.
"Nur weil die Kleine in Church verliebt ist spielt sie sich ständig so auf. Als ob Church sich für dich interessieren würde! Er liebt nur Finn, das durfte ich am eigenen Leib erfahren!", stichelte Saphira weiter.
Delina wollte etwas erwidern, beschloss aber sich den Atem zu sparen. Sie musste mit Sassy sprechen, die würde ihr helfen einen Weg nach Solon zu finden und Church zu retten.
Im besten Fall würde ihr auch Silas unterkommen, zwei Fliegen mit einer Klappe also.
Sassy erwachte im Inneren des Tempels, das erste, was sie sah, war Vincents Gesicht.
Erschrocken wollte sie ihn direkt angreifen, er packte sie allerdings sofort an den Armen und drückte wie zurück auf die Matratze.
"Was willst du hier?", fragte sie dann.
"Du darfst nicht nach Solon gehen, Sassy!", seine Stimme klang beinahe schon besorgt.
"Ich mache, was ich will! Warum sollte ich nach Solon wollen?", fauchte sie ihn an.
"Das weiß ich! Du wirst nach Solon wollen, das steht fest", stellte er trocken klar und ließ sie los, "Aber du solltest es nicht tun, auch wenn Church dein Partner ist."
Sassy richtete sich auf und starrte ihn ungläubig an: "Chruch ist im Fegefeuer? Und du bist gekommen, um mir das zu sagen?"
Vincent nickte: "Und um mich zu entschuldigen, für alles, was ich dir angetan habe."
Sassy musterte ihn noch ungläubiger: "Du weißt das ich dir das nie verzeihen werde?"
Vincent nickte und reichte ihr ein Dokument.
Sassy beäugte dieses ungläubig.
"Du musst es nur unterschreiben, dann ist unsere Ehe offiziell hinfällig!", der Hexenmeister schien eingesehen zu haben, dass ihn die Vampirin nie lieben würde.
Sassy nickte dankbar: "Das ist ungewohnt fair von dir, Vincent!"
Dieser nickte ebenfalls: "Das habe ich von einem Verrückten mit Maske gelernt. Selbst er hat sich verändert."
Sassy musste lachen, der Maskierte schien für allerlei Veränderung gesorgt zu haben, während sie weg war. Sie war schon gespannt auf die Erzählungen der anderen.
"Es ist schön dich lachen zu sehen!", meinte Vincent noch, dann verschwand er.
Sassy sah zur Tür, im Türrahmen lehnte ein nicht besonders begeistert aussehender Finn.
"Du musst mir da so einiges erklären!", meinte der Blonde, und warf ihr das in Leder gebundene Buch zu, dass Cecilia ihm gegeben hatte.
"Finn!", Sassy stand langsam auf und ging auf ihn zu. Sie wusste nicht, wie sie sich erklären sollte.
Finn aber schien Worte als überflüssig zu empfinden, er eilte zu ihr und küsste sie.
Ihm war es egal, ob Alpha sie sehen würde. Oder was die anderen darüber denken könnten.
Er war nur froh, dass sie alles heil überstanden hatte.
Delina beobachtete die beiden und beschloss Sassy nicht mit in ihren Plan einzubeziehen.
Nach allem was geschehen war, hatte sie es verdient endlich mit dem Mann glücklich zu sein, den sie liebte.
Sie musste andere Verbündete für ihre Pläne gewinnen, aber wen? Ihr einziger Freund war seit dem Kampf, um die Wacht verschwunden.
Celles bewegte sich kaum aus ihrem Bett und Shanora würde tun was Finn sagte.
„Shanora!“, Kyras erneutes auftauchen ließ Delina zusammenzucken.
„Da ist noch etwas, wo ist Finn?“, erklärte die Jägerin ihr Wiedererscheinen.
Delina winkte ab: „den solltest du jetzt nicht stören!“
Kyra warf Delina einen Blick zu, der ausdrückte, wie egal ist das war. Dann stürmte die Jägerin in den Tempel und kam kurze Zeit später, mit Finn im Schlepptau, wieder heraus.
„Was ist so wichtig, Kyra?“, wollte dieser, leicht genervt, wissen. „Allister ist in Nordteil des Tempels, er kümmert sich um jemanden, der ähnlich wie du im Koma liegt!“, erzählte Kyra dann.
Shanora riss die Augen auf: „Cash...“
Kyra nickte: „sein Körper tauchte an der Stelle auf, an der Church und Cecilia verschwunden waren.“
Finn sah zu Shanora und erkannte sofort, was in ihr vorging: „Bring Shanora sofort zu ihm, ich kümmere mich hier um alles! Kommt dann mit Allister wieder her.“
Kyra nickte: „Wie du wünschst!“
Einen Moment später waren die beiden verschwunden.
Ladira hatte das Gespräch mitangehört und sah Finn fragend an, dieser winkte ab: "Ich weiß genau so viel wie du!"
Delina ergriff ihre Chance und sprach sie an: "Ladira, können wir uns unterhalten?"
Die Hüterin betrachtete das Mädchen wohlwollend und nickte.
Sie gingen ein Stück, bis in den wunderschönen Garten des Tempels.
Ein paar Spuren der Kämpfe um Illutia waren noch zu sehen, aber die Pflanzen begannen schon diese zu überwachsen.
"Worum geht es, Delina?", wollte Ladira wissen und nahm auf der Bank vor dem Springbrunnen Platz.
"Es geht um Merlin!", Delina setzte sich zu ihr, "Ein Wesen, welches die Zeit krümmen kann, hat mir erzählt ich wäre Merlins Kind."
Ladira betrachtete Delina genauer: "Merlin hatte also Kinder.... Das wusste ich nicht, und doch konnte ich deutlich ihre Präsenz spüren, bevor du zu uns kamst."
Delina war erstaunt: "Ihre? Merlin ist eine Frau?"
Ladira nickte: "Merlin war die wohl mächtigste Zauberin, die ich je gesehen habe. Sie und meine Schwester waren einst Freundinnen, bevor sie verschwand."
Delina nickte: "Also ist Merlin meine Mutter."
Ladira stimmte ihr zu: "Wenn das Wesen dir die Wahrheit erzählt hat!"
Delina begann nervös mit ihren Haaren zu spielen: "Das war noch nicht alles. Meine ältere Schwester, Nelina, starb bei Treplews Angriff auf Osilia. Danach hing ich bis zu meiner Rettung in einer Zeitschleife, die wohl durch Silas Wut ausgelöst war. Und das Wesen hat von einer dritten Tochter Merlins berichtet."
Ladira seufzte: "Was du alles erlebt hast. So viel Leid verursacht durch den Wahnsinn eines Mannes. Wo ist das dritte Kind?"
Delina ließ den Kopf hängen: "Anscheinend in der Welt der Menschen. Ich weiß nicht, wen ich zuerst suchen soll, meine hoffentlich lebende Schwester oder Church!"
Ladira lächelte milde: "Church wäre erstaunt, dass nicht nur Finn ihm nachjagt. Sei unbesorgt, er kommt zurecht, wo auch immer er jetzt ist. Es gab einmal jemanden, der Merlins Gabe hatte. Aber ich habe was das betrifft schlechte Nachrichten für dich."
Delina schluckte: "Sie ist tot, oder?"
Ladira nickte: "Newra, man nannte sie makaberer Weise das Mädchen, das nicht sterben kann. Das stimmte auch, bis sie hier auf Treplew traf."
Delina starrte auf den Tempel: "Sie starb hier?"
Ladira bejahte das: "Sie wollte Finn helfen und Treplew hat sie dafür getötet."
Delina starrte traurig auf den Springbrunnen: "Und Merlin, meine Mutter? Lebt sie noch? Oder ist sie auch tot?"
Ladira folgte ihrem Blick und seufzte: "Merlin verschwand um stärker zu werden. Sie hat sich von der Natur abgewendet und mit arkaner Energie experimentiert. Außerdem wurde sie aufgrund ihrer Fähigkeiten von dem Dunklen gejagt. Du solltest also nicht zu vielen Leuten davon erzählen, sonst gerätst du noch in die Schusslinie seiner Diener."
Delina war verwundert: "Aber Suma und Treplew sind doch besiegt."
Ladira nickte: "Das ist wahr, aber es ist noch lange nicht vorbei, das kann ich spüren. Es ist wie ein Flüstern, das durch meinen Wald geht. Church hat nun offenbart, was in ihm steckt, die Diener des Dunklen werden ihn jagen. Darum ist er wahrscheinlich von der Bildfläche verschwunden, um euch zu schützen!"
Delina lächelte, das passte zu Chruch, er dachte wie immer nur an die anderen.
"Ich muss nach Celles sehen!", Ladira erhob sich, "Denk daran, du gehörst jetzt zu uns, und wir sind für einander da. Wenn du etwas brauchst sprich mich einfach wieder an. Zögere nicht, um Hilfe zu bitten!"
Delina nickte: "Danke, Ladira. Grüß Celles schön von mir, ich werde sie bald besuchen!"
Die Hüterin lächelte und machte sich auf den Weg um nach ihrer Tochter zu sehen.
Delina versuchte in der Zwischenzeit ihre Gedanken zu sortieren.
Und dann wurde ihr klar, wer ihr helfen würde Church zu retten.
Celles würde sich aus dem Bett bewegen um ihr zu helfen, vor allem wenn sie eine Spur zu Silas finden würde.
Schnell legte sie sich auf die Bank und schaute durch ihre Kette.
"Das war sehr dumm von dir, Silas!", das Wesen, welches Delina besucht hatte empfing den Verschwundenen vor einem großen Riss im Boden.
"Ich konnte nicht anders, es bricht mir das Herz sie alleine zu lassen!", Silas schien aufgewühlt zu sein.
"Akzeptiere es, du wirst ein Gefallener wenn du länger in dieser Welt bleibst. Dann wirst du weder Shanora noch Ladiras Tochter eine Hilfe sein können."
Silas winkte ab: "Sie müssen mich vergessen!"
Das Wesen war erzürnt: "Du hättest nie deine wahre Gestalt offenbaren dürfen! Jetzt werden sie nach dir suchen, vor allem Celles Dunkler wird das tun. Und damit wird sie unsere Pläne gefährden!"
Silas Blick wurde plötzlich zornig: "Wage es ja nicht sie anzurühren! Du bekommst für deine Hilfe mein Leben, aber nur gegen das Versprechen, dass du dich von Shanora und Celles fern hältst."
Das Wesen lächelte: "Wenn ich endlich habe was ich will kannst du dir sicher sein, dass ich Ruhe geben werde!"
Silas starrte nun auf den Riss: "Nathaniel wird nicht begeistert sein! Aber er wird es verstehen!"
Dann sprang er.