Die Aufregung, die Dorothea übermannt hatte, war kaum noch zu bändigen. Als hätte sie Hummeln im Hintern saß die junge Frau auf dem kleinen gepolsterten Hocker vor ihrer Spiegelkommode und ließ sich von ihrer Zofe Anna frisieren. Diese war eben dabei, Dorotheas wallende Haarpracht mit einem Gummiband zu bändigen, um sie dann zu einem Dutt aufzustecken. Still vor sich hin lächelnd beobachtete sie dabei aufmerksam ihre Herrin.
„Nun beeile dich doch“, drängelte Dorothea ungeduldig. Sie konnte es kaum erwarten, dass Anna ihre Arbeit beendete. „Heute muss ich wunderhübsch aussehen“, gab sie noch Anweisung an ihre Zofe, die sich wahrlich bemühte, so schnell wie möglich zu arbeiten. Bei solch einer aufgeregten Herrin kein leichtes Unterfangen.
„Natürlich Herrin“, sagte Anna nur darauf und gab sich die größte Mühe, Dorotheas Wünsche so gut wie möglich zu erfüllen.
„Theodor wird bestimmt nicht warten, wenn ich zu spät bin. Wie stehe ich dann da?“, sagte Dorothea und sah Annas Spiegelbild fest an.
„Euer Liebster wird ganz bestimmt auf Euch warten. Ihr werdet es schon sehen“, versuchte die Zofe Dorotheas Ängste zu vertreiben. Sie lächelte ihre Herrin an, deren Wangen inzwischen vor Aufregung gerötet waren.
Dorothea zappelte unruhig auf ihrem Hocker, dass Anna es immer schwerer hatte, ihre Arbeit fortzusetzen.
„Nun bleibt wenigstens ruhig sitzen, sonst werden wir nie fertig und Ihr werdet wirklich zu spät kommen“, mahnte Anna lachend, die Dorotheas Aufregung nicht verstehen konnte. Sie war noch niemals verliebt gewesen wie ihre Herrin, die eben die erste große Liebe ihres Lebens erfuhr.
„Sei du erst einmal so verliebt wie ich. Dann weißt du, wie sich diese Schmetterlinge im Bauch anfühlen“, motzte Dorothea und zog eine Schnute. „Ob ich meine Lippen noch anmalen sollte?“, sinnierte sie weiter und besah sich genauer im Spiegel. „Schaden kann es nicht. Was meinst du?“, fragte sie Anna, die gerade die letzten Handgriffe an ihrer Frisur tat.
„Warum nicht“, erwiderte Anna und lächelte erneut. „Fertig“, sagte sie dann und legte den Kamm beiseite.
Ungestüm sprang Dorothea auf. „Mein Kleid, schnell“, trieb sie das Mädchen an. „Das weiße mit den aufgenähten Blumen am unteren Saum. Ist es auch gebügelt?“ Dorotheas Worte flossen über ihre Lippen wie ein Wasserfall. Ihr Elan war kaum noch zu bremsen.
Nach für Dorothea unendlich langer Zeit war sie endlich zufrieden mit ihrem Aussehen und bereit zum Aufbruch.
„Was wird Eure Mutter sagen, wenn Ihr schon wieder ausgeht?“, hielt Anna sie zurück. Besorgt sah sie ihre Herrin an.
„Offiziell treffe ich mich zur Handarbeit mit Freundinnen. Das wird wohl noch erlaubt sein“, erwiderte Dorothea, dabei verschmitzt lächelnd. „Keine Sorge, meine Freundinnen sind alle eingeweiht. Sie werden mich nicht verraten“, sagte sie zu Anna, während sie ihren Nähkorb ergriff. „Trotzdem zu niemanden ein Wort“, mahnte sie noch, ehe sie die Tür hinter sich schloss und eine ratlose Anna zurückließ.
Ganz und gar nicht damenhaft eilte Dorothea die Treppe hinab, genau in die Arme ihrer Mutter Garsende, die gerade die Putzarbeiten des Hausmädchens im Eingangsbereich überwachte.
„Dorothea! Kind! Was soll dieses ungebührliche Gebaren?“, zeterte die Mutter empört. „Rennt ein wohlerzogenes Mädchen so die Treppe hinab? Schreiten sollst du! Schreiten wie eine Dame! Wie oft soll ich dir das noch sagen! Ich frage mich, wer dir dieses wilde Gerenne beigebracht hat?“ Aufgebracht schaute sie ihre Tochter an, die erschrocken am Fuße der Treppe stehen geblieben war und das Donnerwetter über sich ergehen ließ. „Wo willst du eigentlich hin? Ich erinnere mich nicht, dir Ausgang gewährt zu haben!“
„Aber Mutter, heute treffe ich mich wieder mit meinen Freundinnen Caroline, Henriette und Elise zum Nähen. Das tun wir doch immer einmal in der Woche. Dieses Mal gehen wir in den Park, es ist ja schönes Wetter“, entgegnete Dorothea mit klopfendem Herzen.
„Ist es schon wieder soweit? Wie die Zeit verging“, antwortete die Hausherrin überrascht und schüttelte den Kopf. „Gut, dann geh und lass deine Freundinnen nicht warten. Du weißt, Pünktlichkeit ist eine Zier. Aber nicht rennen!“, ermahnte sie noch, ehe sie das Mädchen entließ.
„Ja, Mama“, rief Dorothea erleichtert, ehe sie die Haustür hinter sich schloss. „Endlich“, dachte sie, „fast wäre das in die Hose gegangen. Meine Mutter hat ihre Augen aber auch überall.“ Schnell machte sie sich auf den Weg in den Park, wo sie sich an einer heimeligen Stelle mit Theodor treffen wollte.
Wie zufällig war sie vor einigen Monaten dem jungen Mann auf einem ihrer Spaziergänge im Park begegnet. Theodor saß unter einer mächtigen Eiche und entlockte seiner Flöte die schönsten Töne. Dorothea war sofort hin und weg. Sie konnte gar nicht genug bekommen von seinem Spiel, dem sie andächtig lauschte. Als er geendet hatte, wagte sie es, ihm Applaus zu geben und nach einer kleinen Zugabe sogar, ihn anzusprechen. So wie Theodor das Spiel mit der Flöte beherrschte, beherrschte er die Regeln des Umgangs mit einer jungen Dame.
Je länger sie sich unterhielten, desto mehr angetan war sie von dem Jüngling, der so frei von der Leber weg mit ihr sprach, als würden sie sich schon ewig kennen. Als er ihr zum Abschied auch noch die Hand küsste und um ein Rendezvous bat, errötete Dorothea und erlaubte weitere Treffen. Obwohl sie noch nicht wusste, wie sie unbemerkt der strengen Bewachung ihrer Mutter entfliehen konnte, sagte sie zu. Niemals würde sie es zulassen, dass sich ihre wohlerzogene Tochter mit einem Wildfremden träfe.
Seitdem waren sie sich bereits öfter, angeblich wie zufällig, im Park begegnet und verbrachten ungezwungen Zeit miteinander. Dorothea war bis über beide Ohren in Theodor verliebt und so wie es aussah, er auch in sie. Der kleinste Gedanke an ihn, ließ Dorotheas Herz schneller schlagen und die Wangen zart erröten.
Nun war es endlich wieder soweit. Bald würde sie sich in Theodors kräftige Arme schmiegen und ihm ihre Lippen zum Kuss anbieten können. Nun kam er auch schon, seine Flöte in einer und eine einzelne Blume in der anderen Hand. Er lief leichten Fußes den Kiesweg entlang und hielt Ausschau nach seiner Herzensdame.
Da erblickte er sie, wie sie auf einer hölzernen Balustrade saß, gegen einen Baum gelehnt. Sie hielt ihr Nähzeug in den Händen und beschäftigte sich während des Wartens mit Handarbeit. Als Dorothea Theodor nahen sah, schaute sie ihm lächelnd entgegen.
Theodor ging schneller. Er konnte es kaum erwarten, die Geliebte in seine Arme zu schließen und ihr kirschroten Lippen zu küssen.
Dorothea hüpfte von der Balustrade und kam ihm leichtfüßig wie ein junges Reh entgegen. Sie warf sich ihm in die Arme und bot ihm ihre Lippen für einen Begrüßungskuss an. Obwohl sie in ihrem Inneren bereits ihre Mutter mit tadelnd erhobenem Zeigefinger sah, konnte sie nicht anderes als ihre Freude so zum Ausdruck zu bringen.
„Endlich“, flüsterte Dorothea zwischen zwei Küssen und schmiegte sich ganz eng in Theodors Arme. Es war das erste Mal, dass sie sich einem Mann gegenüber so unzüchtig benahm. Doch heute war es ihr vollkommen egal, ob sich jemand daran stoßen könnte.
„Solch eine stürmische junge Dame“, sagte Theodor lächelnd, als sie sich nach gefühlten tausend Küssen voneinander lösten.
„Entschuldige“, erwiderte Dorothea errötend und erschrocken über ihr ungebührliches Benehmen.
„Küsse so süß wie reife Kirschen und kleine feste Brüste, die sich an mich pressen. Was will ein Mann mehr?“, flüsterte Theodor, noch ganz atemlos.
Dorothea errötete noch mehr. Schamhaft knetete sie ihre Finger. Theodor jedoch ergriff seine Herzensdame und wirbelte sie umher, dass ihre Röcke flogen und sich die Frisur im Eifer des Gefechtes löste. Dabei lachte er glücklich. Dorothea stimmte ein. Selten hatte sie sich so frei und ungezwungen gefühlt wie gerade eben.
„Gehen wir ein Stück?“, fragte das Mädchen, als sich beider Atem beruhigt hatte.
„Gerne“, erwiderte Theodor, „doch lieber würde ich dort in dem kleinen Pavillon verweilen, in dem du mich erwartet hast.“ Er blickte Dorothea an, die schon wieder errötete, dann jedoch zustimmte. Sie hakte sich bei ihm unter und ließ sich führen.
„Oh Liebste, wie es freut es mich, dich heute hier sehen zu können. Ich habe dich so sehr vermisst“, sagte Theodor mit belegter Stimme zu ihr, nachdem er vor ihr auf die Knie sank und ihr die inzwischen etwas leicht ramponierte Blume entgegen streckte.
Dorotheas Gesicht glühte, ihr Herz pochte wie wild in ihrer Brust, ihr Körper bebte vor Aufregung. Sie wusste vor Nervosität nicht, was sie erwidern sollte. „So erheb dich doch und küss mich noch einmal“, sagte sie dann einfach ohne zu überlegen. Erschrocken über die Unverschämtheit hielt sie ihre Hände vor den Mund, als könne sie die bereits ausgesprochenen Worte dorthin zurück befördern.
Theodor sprang erfreut auf. „Wie Ihr wünscht, edle Dame. Immer zu Euren Diensten“, sprach er scherzhaft und zog Dorothea erneut in seine Arme. Er beugte sich über sie und blickte ihr in die Augen, die glitzerten wie zwei Sterne am Abendhimmel. Sie kamen sich näher. Dorothea bot ihm ihre Lippen an, lockte ihn mit ihren weiblichen Reizen, denen Theodor nicht widerstehen konnte.
Der Mann wollte nicht mehr warten. Er musste diese wunderbare Frau, die sich so vertrauensvoll an ihn schmiegte, unbedingt haben. Nein, nicht nur küssen wollte er sie. Er begehrte sie, mit jeder Faser seines Körpers. So sehr er sich auch bemühte, seine Gefühle im Zaum zu halten, es nutzte nichts. Sie kannten sich bereits so lange. Doch nie war mehr geschehen als züchtige, fast verschämte Küsse auf die Wange. Heute, wusste er, musste es geschehen. Aufstöhnend küsste er Dorothea. Unterbewusst zog er sie nah an sich, dass kein Blatt Papier mehr zwischen ihre Körper passen würde.
Dorothea bemerkte Theodors Anspannung. Unbewusst presste sie ihm ihr Becken entgegen. In ihr breitete sich ein ungewohntes, aber für sie wunderschönes Kribbeln aus, das nach und nach immer intensiver wurde. Leise seufzend erwiderte sie Theodors Küsse.
„Spürst du, wie sehr ich dich begehre?“, fragte er Dorothea. Sein Atem ging schnell, schon fast stoßweise, als wäre er zu schnell gelaufen. Lächelnd schaute er das Mädchen an, das seinen Blick mit großen Augen erwiderte. „Spürst du das?“, fragte der Jüngling erneut und rieb seine beginnende Härte an ihrem Schoß.
Das Kribbeln in Dorotheas Unterleib wurde intensiver. Sie fand das Gefühl zwar ungebührlich, konnte sich dem aber nicht entziehen. Zu süß war das Ziehen, das durch ihren Körper zog.
„Komm“, flüsterte Theodor und führte sie tiefer in den Pavillon hinein, um vor ungewollten Zuschauern geschützt zu sein. Am anderen Ende hob er sie auf die Balustrade.
Dorothea hob ihre Röcke ein wenig an und umklammerte Theodor mit ihren Schenkeln. Sie schien zu spüren, dass ihr Liebster heute mehr wollte als nur Küsse. Sie war bereit, ihm diesmal sehr viel mehr zu erlauben.
Theodors Hände gingen auf Wanderschaft. Er strich an den schmalen Fesseln entlang, die bestrumpften Waden nach oben in Richtung Knie. Dort verweilte er ein wenig. Dann ließ er seine Hand weiter wandern, bis sie den nackten Oberschenkel erreichte.
Dorothea schaute wie gebannt, wie Theodors Hand unter ihrem Rock verschwand. Als er ihren Oberschenkel erreichte, sog sie scharf die Luft ein, hielt ihn aber nicht davon ab, sein Spiel weiter zu treiben.
So eroberte der Mann Schritt für Schritt noch unbekanntes, eigentlich verbotenes Terrain. Er ging in die Hocke. Dann hob er Dorotheas Rock noch weiter nach oben, bis ihre Weiblichkeit frei lag. Jetzt trennte ihn nur noch ein zarter Seidenslip von seinem Ziel, über den er erst einmal mit einem Finger strich.
Leise stöhnte Dorothea auf. Sie griff nach seiner Hand und presste sie in ihren Schritt. „Das ist wunderschön“, flüsterte sie erregt, über sich selbst erstaunt. Sie half ihm sogar, ihr den Slip auszuziehen.
Zum ersten Mal in ihrem Leben berührte nun ein Mann ihre nackte Scham. Dorothea schämte sich nicht einmal. Sie fand es sogar berauschend. Ein seltsamer Taumel übermannte sie, sodass sie beinahe kraftlos zusammensank.
Theodor erkannte die Pein. Schnell stand er auf und hielt sie fest, damit sie nicht fiel. Seine Arme umschlangen sie, während er zwischen ihren immer noch weit gespreizten Schenkeln stand.
Als Theodor klar wurde, dass nun nur noch ein winziger Schritt nötig wäre, seinen Traum zu erfüllen, keuchte er erregt auf. Sein Glied, das bereits hart war, pochte verlangend in seiner Hose. Am liebsten hätte er es aus seiner Hose gerissen und wäre in Dorotheas unberührten Schoß eingedrungen. Gerade noch konnte er sich beherrschen, es zu tun. Der Zauber des ersten Mals für Dorothea wäre damit unwiederbringlich zerstört.
Auch Dorothea bemerkte die Not, in der sich Theodor befand. Unwillkürlich rutschte sie näher an ihn heran. Das Unbekannte reizte sie. Sie wollte es auch und verstand nicht, warum er so plötzlich zögerte.
„Wir sollten das nicht tun“, versuchte Theodor sie trotzdem zu zähmen, obwohl er sich nichts sehnlichster wünschte, diese Frau zu besitzen.
„Ich will es, du willst es auch. Wo ist das Problem?“, fragte sie, ein wenig trotzig wie ein kleines Kind, dem etwas verboten wurde. Obwohl noch in der Liebe unerfahren, war sie sich sicher, dasselbe zu wollen wie ihr Liebster.
„Es ist besser, wir warten noch damit“, entgegnete der Mann. „Du bist noch so jung und ich möchte lieber doch nichts überstürzen. Ich will nichts tun, was du später vielleicht bereuen könntest.“
Dorothea machte einen Schmollmund. „Wenn du meinst“, sagte sie nach einer Weile. Nachdenklich schaute sie Theodor an. „Du liebst mich doch? Liebende tun doch solche Dinge, wenn ich mich nicht irre“, wagte sie zaghaft zu fragen. Sie fürchtete sich vor seiner Antwort.
„Mehr als mein Leben, liebste Dorothea“, bekannte er sich. „Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dich an meiner Seite, als meine Frau.“ Theodor wurde rot und senkte den Blick. Nun war er es, der die Antwort fürchtete.
Dorothea riss die Augen auf. War sein Antrag Wahrheit oder hatte sie sich verhört? „Sag das noch einmal, sonst glaube ich das nicht“, stieß sie aus.
Theodor ließ sie los, ging auf die Knie. Dass Dorotheas Rock immer noch weit hoch geschoben und ihre Scham seinen Blicken preis gab, erregte ihn. Doch er schob den unzüchtigen Gedanken schnell beiseite. „Ich liebe dich, Dorothea. Willst du meine Frau werden?“, fragte er dann nochmals mit zitternder Stimme.
„Ja, ja, du Lieber“, rief Dorothea endlich, dabei freudig lachend. Sie sprang von der Balustrade, ergriff Theodors Hände und zog ihn hoch. „Ich will, ich will“, sagte sie immer wieder. Am liebsten hätte sie ihre Freude laut hinaus posaunt.
„Wenn wir vor dem Traualtar waren, mache ich dich richtig zur Frau, zu meiner Frau“, versprach er.
„Wirklich?“, fragte sie aufgeregt.
„Ja, wirklich“, versprach Theodor nochmals „So lange können wir uns noch gedulden. Bis dahin spiele ich dir jeden Tag auf meiner Flöte deine Lieblingslieder vor. Nach der Hochzeit wirst du für die Flöte verantwortlich sein.“
Dorothea verstand nicht. Ehe sie die aufgekommene Frage aussprechen konnte, sagte Theodor: „Das erkläre ich dir später. Nach der Hochzeit.“ Dabei grinste er verschmitzt und zwinkerte ihr zu.