Wie sonst auch immer schlief ich nach einem langen Arbeitstag auf dem Sofa ein. Der Fernseher lief und vor dem Fenster wurde es immer dunkler. Einige Minuten vor Mitternacht wachte ich auf und streckte mich. Im Augenwinkel konnte ich etwas rotes, leuchtendes hinter den Wolken erkennen. Mit einem genauen Blick konnte ich erkennen, dass es sich um den angekündigten Blutmond handelte. Meine Haut begann zu kribbeln und ich rannte in den Garten. Dort konnte ich sehen wie sich die Wolken von dem Mond weg schoben und ihn somit frei legten. Meine Haut kribbelte noch stärker. Ich merkte wie sich meine Knochen und Gelenke veränderten. Meine Haare wuchsen nach, wurden stärker und dunkler. Ich nahm Gerüche viel deutlicher wahr als sonst immer. In dem Gebüsch neben mir hörte ich es rascheln. Meine menschlichen Instinkte waren den tierischen gewichen und ich stürzte mich auf die Pflanze. Ganz deutlich konnte ich den Vogel wittern. Nachdem ich ihn gefangen hatte, verschlang ich ihn auch sofort. Gegen meine tierischen Instinkte konnte ich leider nicht ankämpfen und ließ sie deshalb, so lange der Mond am Himmel stand, schalten und walten wie sie wollten.
Nachdem der Mond nach einer quälend langen Zeit der Sonne gewichen war, verwandelte ich mich zurück in einen Menschen. Mein Gesicht, meine Hände kurz gesagt fast: mein ganzer Körper war mit Blut bedeckt. Ich hatte Erinnerungslücken und wusste deshalb nicht genau was ich noch gerissen hatte. Zu meiner Überraschung war ich in meiner Wohnung aufgewacht. Schnell befreite ich meine Kleidung von dem Blut und meinen Körper dadurch, dass ich unter die Dusche sprang. Meine Kleidung würde ich am Abend verbrennen. Bei jedem Vollmond passierte es, dass ich mich verwandelte. Von mal zu mal wurde es weniger schlimm. Manchmal wünschte ich mir sogar für immer in der Wolfsform zu bleiben, damit ich die Schmerzen am Tag danach nicht hatte.
Nach der Dusche begann mein Tag wie an jedem anderen Tag sonst auch immer. Ich ging also wieder in meinen Alltag über und war zutiefst schockiert darüber, als ich bei der Arbeit von den Übergriffen eines Wolfes hörte. Ich war deshalb mehr als nur froh nicht geschnappt worden zu sein.
,,Mir diesem Wolfsrudel muss man ja aufpassen wann und wo man rum läuft, ansonsten ist man schneller weg als man schauen kann!", hörte ich meine Kollegin sich beschweren. Wenn sie Pech hatte, würde sie MIR bald zum Opfer fallen und darauf freute ich mich schon!