Elspeth MacFadden stemmte sich mit aller Kraft gegen seinen Oberkörper, um ihn abzuwehren, als sie bemerkte, dass ihre Hände ins Nichts griffen. Der Mann war verschwunden. Nur die Erinnerung an das Zwischenspiel, das noch immer in ihr nachhalte, war geblieben. Ein Traum. – Wieder einmal. Mehr nicht. Gleichwohl wachte sie danach immer schweißgebadet auf. Der Traum kehrte stetig wieder. Genau seit jener Zeit, als sie sich ihrer besonderen Kräfte bewusst geworden war.
Doch dieses Mal war er anders verlaufen als in der Vergangenheit. Denn heute hatte sie das Gesicht des Mannes erkennen können.
Elspeth spürte, dass in Kürze irgendetwas geschehen würde. Und ebenso sicher war sie sich darüber, dass der Fremde etwas damit zu tun hatte.
Eilends sprang sie aus dem Bett und lief zu der kleinen Kommode hinüber, in der sie Kerzen und Kräuter aufbewahrte. Sie würde die Geister anrufen, um herauszubekommen, um wen es sich bei dem Mann handelte. Die Beschwörungen und ihre geheimen Kräfte schadeten niemandem. Letztere waren ihre von Gott gegeben wurden. Davon war sie felsenfest überzeugt. Leugnete sie diese Gaben, verstieß sie gegen die kirchlichen Lehren. Sie musste einfach wissen, welche Rolle der Mann aus ihren Träumen in ihrem Leben spielte. Dazu machte es sich erforderlich, auf die Magie der Natur zurückzugreifen.
Elspeth ordnete vier Kerzen in einem Kreis an, so dass die in alle Himmelsrichtungen wiesen.
Nachdem sie selbige mit einem brennenden Scheit aus dem Kamin angezündet hatte, färbten sich die Kerzen und wechselten ihre Farben. Sie leuchteten in den Farben Blau, Braun, Gelb und Rot auf.
Elspeth trat an das geöffnete Fenster, durch das der Mond mit voller Kraft hineinschien.
Während sie in eine Art Sprechgesang verfiel, verstreute sie die Kräuter. Nun musste sie nur noch abwarten, und darauf hoffen, dass die geheimen Wesen der Natur, ihr Herz und ihre Seele erfüllten. Als sie merkte, dass die ihr gewogen waren, erbat sie von ihnen, ihr einen Ausblick in die Zukunft zu gewähren.
Mit ausgebreiteten Armen dastehend, sog sie die Nachtluft in tiefen Zügen ein. Nur Minuten später wurde sie eins mit den Kräften der Natur, des Himmels und der Meere. Energie durchströmte ihren Körper. Sie erstarrte für einen Augenblick.
Sowohl die Vorhänge des Fensters als auch der Stoff ihres Kleides flatterten.
Doch gleichermaßen schnell wie der Sturm in das Zimmer hineingefegt war, legte er sich wieder. Stille kehrte ein. Nichts regte sich mehr. Vor ihrem inneren Auge entfaltete sich eine Vision…