„Warum tummeln sich in Gyren Homunkuli?“, Keichi blickte hoffnunglos zu Boden. Yoichi trat näher und sprach: „Es gibt bestimmt eine sinnvolle Lösung für dieses Ereignis!“ „Ich muss mit Tao sprechen!“, Keichi lenkte den Blick in Richtung Fenster. Und so gingen sie gemeinsam zu dem alten Priester Tao, der sich in der Kathedrale befand. „Ach übrigens, ich weiß immer noch nicht den Namen eurer wunderschönen Stadt!“, Yoichi schaute in Ryos gefühllose, grimmige Augen. „Dimos!“, antwortete Keichi.
Sie betraten die Kathedrale und lauschten der Predigt, denn es war Sonntag. „Setz dich dahin!“, Keichi flüsterte leise zu Yoichi. „Mögen die Götter uns Menschen vor den furchterregenden Homunkuli beschützen und uns Frieden geben“, der alte Priester begann die Predigt mit dem ersten Satz der Phillius, „seit Jahrtausenden verfeindet und doch so gleich unterscheiden sich Menschen von Homunkulis nur sehr gering, beide sind Lebewesen, sie atmen, leben und sterben. Doch der Unterschied besteht in der Lebens- und Gefühlsweise!“ Nach der Predigt verließen viele Leute eilig die Kathedrale, nur Yoichi, Ryo und Keichi blieben noch lange Zeit sitzen. „Hm, alle Leute sind schon weg, warum sitzen wir hier denn noch?“, Yoichi wechselte seine Blicke von rechts nach links. Ryo, der sowieso so emotionslos aussah, saß mit verschränkten Armen und stur nach vorne blickend auf der Bank. „Keichi, wolltest du nicht mit Tao reden?“, Yoichi sah zu Keichi rüber. „Das hat alles seine Zeit, mein junger Freund!“, Keichi schloss die Augen. Yoichi verzog das Gesicht zu einer Grimasse und musterte mit erstaunter Miene das Innenleben der Kathedrale, die er bis jetzt nur von außen gesehen hatte.
„Was macht ihr noch hier, Kinder, die Predigt ist schon lange vorbei“, Tao stolzierte durch die Kathedrale und wollte gerade aus der Tür heraus gehen, als ihm die drei jungen Männer besonders auffielen. „Tao, ich muss mit dir reden…“, Keichi öffnete die Augen und stand von der Bank auf.
„Verstehe, das ist alles sehr merkwürdig“, Tao fasste an sein Kinn. „Und deswegen wollte ich dich fragen, was es damit auf sich hat!“, Keichi blickte fragend zu Tao herüber. „Nun mein Junge, vor langer Zeit gab es da mal eine Geschichte, sie ging ungefähr so. „Gyren soll beiden gehören, Menschen und Homunkuli, sie sollen in Frieden leben und gemeinsam die Welt bevölkern!“ Aber was taten sie, bekriegten sich, und waren seitdem Feinde!“, Tao schüttelte den Kopf. „Das heißt also, der Homunkulus war nur in dem Haus deines Onkels, weil er wütend auf die Menschen war, die ihm sein Land weggenommen haben!“, Yoichi fing an zu verstehen und stellte eine Vermutung auf. „Ganz richtig, mein Kind!“, Tao nickte Yoichi zu. „Das ist es, sie wollen sich rächen, weil die Menschen Gyren für sich beansprucht haben“, Keichi dachte angestrengt nach, „aber warum greifen sie Raksha an?“ „Das lässt sich ganz einfach beantworten“, Tao neigte den Kopf zur Seite und schaute zu einem Kirchenfenster, das durch die Sonne angestrahlt wurde und wundervoll funkelte, „Sie brauchen einen Ort zum Leben, schaut euch dieses Fenster an!“ Die Sonne brachte gleißendes Licht und die Glasteile des Fensters gaben das gebrochene Licht in allen möglichen Farben wieder, aber es war noch etwas zu erkennen. Auf dem Fenster sah man Wesen, sie bekriegten sich, und man sah zwei sich parallel gegenüberstehende Länder. „Das bedeutet also…“, Keichi blieben die Worte im Hals stecken. „Ganz Recht, sie werden nicht aufhören Menschen anzugreifen, bis sie das haben was sie wollen!“, Tao nickte. „Meine Heimat…“, Yoichi betrachtete das Fenster und ihm standen Tränen in den Augen. „Du kommst aus Raksha, mein Kind“, Tao trat näher zu Yoichi, „lass mich dich genauer anschauen!“
„Unglaublich, du bist es wirklich, und ich dachte es wäre eine Legende, aber die Prophezeihung ist wahr!“, Tao schreckte zurück und riss die Augen auf. „Ich verstehe nicht ganz…“, Yoichi machte ein verwundertes Gesicht. „Ist es denn möglich…“, Tao war sehr überrascht, „das Orakel…Fortunus!“ „Was habt ihr Tao, wer ist Fortunus?“, Keichi eilte zu dem Priester der wegen seines Alters Probleme mit der Lunge hatte. „Fortunus ist das Orakel des Glücks, sag mir Junge, wusstest du das etwa nicht?“, Tao setzte sich auf eine Bank. „Das muss eine Verwechslung sein … ich bin kein Orakel, ich bin ein einfacher Bauernjunge!“, Yoichi machte eine verzweifelte Mine.
Mithilfe der sieben Orakel, kann dem Schauspiel ein Ende bereitet werden.
Die ist ein Satz aus dem Kapitel „Fortunus“ aus der Phillius, so steht es auch in der Prophezeihung.
Es war früh am Morgen, es stürmte und schüttete wie aus Eimern. Tao hob seinen Stab und sprach mit einer unheimlichen aber doch sehr beruhigenden Stimme zu den Menschen in der Kathedrale, es war aber kein Sonntag, sondern ein Montag. Dieser Tag war von Tao sofort als Gelegenheit genutzt worden um den Menschen das Erstaunliche mitzuteilen, aber was war es denn nun?
„Ich habe euch heute zu mir gerufen um euch etwas Wichtiges mitzuteilen!“, Tao sprach laut zu den Menschen die vor ihm saßen, sofort brach ein riesiges Gerede aus. „Unter uns befindet sich ein Orakel, eines der sieben aus der Prophezeihung!“, Tao stampfte mit seinem Stab auf den Boden. Yoichi wurde es unwohl zu Mute, er wollte verschwinden, im Erdboden versinken. Die Angst die in ihm hochstieg war unermesslich, er hatte Angst vor der Menschenmenge, und Angst vor der Wahrheit. „Weiser Tao, sag uns wer es ist!“, ein Mann aus der vordersten Reihe rief zu Tao. Jetzt kam es raus, gleich würden Menschenmengen zu ihm stürmen und ihn zerquetschen. „Keine Angst, die Informationen sind streng vertraulich, ich habe Tao vorher extra noch einmal gebeten es nicht zu erwähnen, dass du dieses Orakel bist“, Keichi lächelte Yoichi zu. Yoichi nickte und musste schlucken, doch dann schüttelte er den Gedanken ab. „Wer es ist wollt ihr wissen, das sage ich euch wenn ihr es verdient und es wissen müsst!“, Tao erhob seinen Stab ein zweites Mal und zeigte mit ihm auf die Tür. „Möglicherweise befinden sich unter uns Spione…“, Tao flüsterte, trotzdem noch verständlich. „Aber Tao, wann wirst du es uns erzählen, wir sind voller Aufregung und du erzählst uns nicht welche Person unser Glück ist!“, erwähnte abermals der Mann aus der vorderen Reihe. „Es ist das Beste, wenn nun alle nachhause gehen!“, Tao verschränkte seine Arme. Eine Unruhe kam auf und die Menschen fühlten sich im Stich gelassen. Yoichi war froh, dass es vorbei war und atmete erleichtert auf. „Ich habe auf dem Markt etwas vergessen, scheint so, als müssten wir nochmal hin, tut mir sehr leid“, Keichi fasste sich an die Stirn und grinste. „Kein Problem, ich habe sowieso Hunger, da kann ich mir gleich etwas zu Essen kaufen!“, Ryos Augen funkelten und Yoichi war erstaunt, noch nie hatte er Ryo so glücklich gesehen, geschweige denn lächeln.