Benjamin Nors war ein Junge in Taras Alter. Seine dunkelbraunen Haare sahen zerzaust aus, so als wäre er gerade erst aus dem Bett gestiegen.
Benjamin war vor drei Monaten und elf Tagen in das Einfamilienhaus gezogen, dass Taras direkt gegenüber stand.
Als sie ihn das erste Mal getroffen hatte, stufte sie ihn als arrogant ein, da er keine ihrer Fragen beantwortete. Weder verriet er ihr seinen Namen - den bekam sie dpäter von uhrer Mutter mitgeteilt - noch konnte er ihr sagen, auf welche Schule er gehen würde, jetzt, wo er bei ihr im Ort wohnt. Doch als Tara bemerkte, dass Benjamin mit keinem sprach, ging sie davon aus, dass der Junge einfach nur sehr schüchtern war. Vielleicht hatte er aber auch gar nichts zu erzählen. Ja, vielleicht war sein Leben bisher total unspektakulär verlaufen.
Was auch immer der Grund für Benjamins ruhige Art war, es wurde Tara mit der Zeit egal. Sie mochte Benjamin so wie er war. Ob er nun reden wollte oder nicht.
Sie verbrachte meist die Abende bei ihm. Zusammen saßen sie in seinem Zimmer auf der Fensterbank und sie erzählte ihm von ihrem Tag.
Benjamin hatte kein wirklich großes Zimmer, doch es war ordentlicher als die meisten Jungenzimmer die Tara bisher gesehen hatte.
Es lag keine Kleidung auf dem Boden verteilt und leere Teller konnte sie auch keine entdecken. Nur 176 Bücher, die nach ihrem Titel sortiert in den Regalen standen und 23 Zeichnungen, die als Wanddekoration fungierten. Es waren schöne Bilder, wie Tara fand, 20 davon waren Potraits, nur drei Zeichnungen zeigten Tiere.
Einmal, als sie sich noch die Bilder angeschaut hatte, während er bereits hinter ihr auf ihrem Stammplatz, der Fensterbank, saß, wollte sie wissen, ob er auch von ihr eine Zeichnung anfertigen könnte. Nach einigen Sekunden der Stille hatte sie sich zu ihm umgedreht und ihn fragend angesehen, doch er hatte keine Reaktion gezeigt. Kein Nicken und kein Kopfschütteln.
Dann waren sie auch schon zu ihrem Ritual übergegangen: Tara setzte sich neben ihm auf die Fensterbank und erzählte von ihrem Tag, wie bei jedem ihrer Treffen.
Er musterte sie ununterbrochen. Neugierig. Freundlich. Dankbar.
Er macht nie Anstalten auf ihre Fragen zu antworten, die sie während ihren Monologen einbaute.
Er sah sie einfach nur an und wenn sie etwas Lustiges erzählte, und lachen musste, dauert es nicht lange, bis auch er die Mundwinkel zu einem Lächeln verzog.
Benjamin Nors rechnete es Tara hoch an, dass sie ihn ganz normal behandelt.
Und Tara bemerkt bei keinem ihrer Besucher, dass mit Benjamin Nors etwas nicht stimmte.