Shape of my heart
Die Form meines Herzens.
Teil 1 – Kapitel 1
Antoine Bret
Gemächlich und ruhig schob er die Karte über den Tisch. Geduldig, und mit einem flüchtigen Lächeln auf den Lippen, blickte er seinem Gegenüber direkt in die Augen. Die schmalen Lippen des jungen Mannes kräuselten sich langsam, ehe seine Mimik mehr und mehr zu einem arroganten Grinsen heranwuchs, denn Lucius Malfoy war sich seiner Wirkung durchaus bewusst:
Angst einflößend, gefährlich, arrogant, durchtrieben, hinterlistig ... Die Liste galt als beliebig fortzuführen.
Er war ganz und gar ein Slytherin, nutzte sein Ansehen und seinen Einfluss gnadenlos aus. Auf den Gängen Hogwarts' wich man ihm und seinem Gefolge aus, machte Platz oder verkroch sich gar hinter Rüstungen und Statuen. Doch trotz des miesen Rufs, welchen den Schülern des Hauses Slytherin zu eigen war, wurden sie nicht etwa gemieden.
Ob männlich oder weiblich, beide Seiten waren bei den anderen Lernenden der Schule für Hexerei und Zauberei begehrt. Das Ansehen wuchs, wenn man das Bett mit einem Slytherin geteilt und Federn hatte fliegen lassen.
Etwas geschickter als die männlichen Vertreter der Schlagen, erwiesen sich die Damen des Hauses. Sie galten als eitel und wählerisch, was ihre Bettgenossen anbetraf, doch nicht selten kam es vor, dass die Hormone Purzelbäume schlugen und ein Butterbier, oder gar ein Feuerwhiskey zu viel zu einem Fehlgriff führte.
Der Verschleiß an jungen, frischen, unverbrauchten Damen war bei den Herren des Hauses stets ein Thema, über welches man nur unter sich sprach. Geprahlt wurde nur vor den anderen Jungen der Häuser, deren Mädchen man um den Finger gewickelt und als Kerbe am Bettpfosten hatte wieder gehen lassen. Dass ein Slytherin ein Mädchen zwei- oder gar mehrmals in sein Bett ließ, kam selten vor und war fast so undenkbar, wie eine Freundschaft zwischen besagten Schlagen und den Löwen Gryffindors.
Und wollte man seinem Gegner einen weiteren, schweren Hieb versetzen, als man es beim Quidditch-Spielen bereits tat, so amüsierte man sich mit den Mädchen des jeweiligen Hauses. Ob Hufflepuff, Ravenclaw oder Gryffindor - als Schlange nahm man sich, vor nach einem der Sinn stand. Wer sich zierte, wurde so lange umgarnt, bis das auserkorene Fräulein letztendlich einwilligte.
Slytherins waren begehrt, und wer wollte nicht etwas von deren Ruhm abbekommen?
Unruhig zog Arthur Weasley die Augenbrauen zusammen. Angespannt nagte er auf seiner Unterlippe herum. Kalter Schweiß lief ihm den Rücken hinunter, ebenso perlten kleine Tropfen von seiner Stirn, je eingehender er das Blatt in seiner Hand betrachtete.
Dass er mit Bluffen so viel Glück gehabt hatte, überraschte ihn, waren seinen Qualitäten als Kartenspieler mehr als begrenzt. Doch er hatte es geschafft und saß nun einem jungen Mann gegenüber, dem man, bei Merlins Bart, nichts vormachen konnte. Ein lautes Schlucken seinerseits, dann legte er die Karten, mit dem Deckblatt nach oben, auf den Tisch und deutete so, dass er aufgab.
»Weise Entscheidung«, meinte Lucius kopfnickend und griff nach den Spielchips, die in der Mitte des Tisches aufgetürmt waren. »Willst du aufgeben, oder weitermachen?« Der Hohn in der Stimme der Schlange war nicht zu überhören. Obwohl sich der junge Löwe bewusst war, dass er keine Chance gegen ihn hatte, kniff Arthur die Augen für einen flüchtigen Moment zusammen, um dann, mit festem Blick, sein Gegenüber zu taxieren.
»Deine Chips reichen gerade einmal, um mitzuhalten«, spottete Lucius. Die sturmgrauen Augen der Schlange blickten von der erbärmlichen Gestalt des Wiesels, wie Arthur von den Slytherins betitelt wurde, zu der jungen Frau, die hinter ihm stand. Ihre kleinen Hände ruhten auf den Schultern des Löwen, ihre Augen sahen mit Angst und Bange auf den Kartenstapel, dann zu den Spielchips und letztendlich erreichten sie sein Blickfeld.
Lucius kam nicht umhin, diesen weiteren Moment des Triumphs zu genießen, indem er wieder einmal bewies, wie einfach es war, Gryffindors zu erniedrigen. Dass Arthur ebenso »reinblütig« war, wie er, interessierte ihn in diesem Augenblick nicht. Für Lucius stand allein das Gefühl von Macht und Überlegenheit im Vordergrund. Arthur würde nicht aufgeben. Lucius war sich dessen bewusst, eben dies galt auch für Molly Prewett, die sich in die Schultern ihres Freundes krallte. Trotz aller Flachserei, derer sich Arthur stets bediente, konnte er ziemlich stur sein, zum Leidwesen der jungen Dame hinter ihm.
Murrend warf sich die junge Frau in den Kissen hin und her. All ihre Glieder schmerzten. Ihr Kopf dröhnte und pochte unaufhörlich.
Wie konnte sie nur? Was, in Merlins Namen, war gestern mit ihr geschehen?
Seufzend drehte sie ihren schmerzenden Körper auf den Laken herum. Wieder stieg ihr dieser Geruch in die Nase und setzte sich erneut in ihren Gedanken fest.
Dieser Duft nach Qualm, Alkohol und dem Parfum, welches er benutzte.
Es war eine Schande, sich mit ihm einzulassen.
Sie wusste es.
Er wusste es.
Und ganz Hogwarts würde es jetzt sowieso wissen, nach allem, was gestern geschehen war. Dabei war es doch bloß eine allmonatliche Feierlichkeit gewesen. Das Motto dieses besagten Abends war schlicht und einfach gewählt:
Monte Carlo - Glücksspiel, Poker, Black Jack, Roulette ... Und alles, was zu einem solchen Anlass passte.
Die Männer, sofern man die jungen Schüler der Schule für Hexerei und Zauberei so bezeichnen konnte, warfen sich in ihre teuersten und schicksten Anzüge und Umhänge, schließlich galt es, einen netten Abend zu verbringen. Die jungen Damen verschmolzen mit ihren farbenprächtigen und schillernden Roben.
Der Neid und die Missgunst untereinander würden an diesem Abend wohlweislich wieder einen Höhepunkt erreichen. Doch standen die Herren ihrem weiblichen Pendant in nichts nach. Die Reichen und Schönen wurden bestaunt, gar in die höchsten Sphären gehoben, während die kleinen, weniger bedeutenden unter ihnen, nicht eines Blickes gewürdigt wurden.
Seit jeher herrschten Zwist und Zank unter den Schülern der vier Häuser, die diese Lehranstalt repräsentierten. Nun, eigentlich handelte es sich dabei um ein sehr unfaires Spiel, da sich drei der Häuser in Zusammenhalt verbanden, während das Letzte ebendieser, so verhasst, Regeln brach und sich zu Niederträchtigkeiten herab ließ.
In früheren Zeiten schon galt es, den Kampf der Rivalisierenden für sich zu entscheiden. Ein jeder kämpfte für die Ehre seines Hauses und stand stellvertretend für dieses und seine Kameraden ein. Hufflepuff, Ravenclaw und Gryffindor im Wettkampf mit den sich windenden Schlangen Slytherins.
Doch ein Mal im Monat traf es sich, dass Zank, Zwist und Streitereien beigelegt wurden und man einen vergnüglichen Abend miteinander verbrachte. Der dritte Stock des Schlosses bot sich als passender Ort, um solche Festlichkeiten zu beghen. An einem solchen Abend sollten weder Gezänk noch Wortgefechte, wie man sie tagtäglich auf den Fluren vernahm, Einzug halten.
In diesen wenigen Stunden gab es kein Arm und kein Reich. Keine Klug- oder Dummheit. Kein Reinblut, Halbblut oder die in mancher Augen so verabscheute Muggelstämmigkeit. Doch wenn die Uhr im Astronomieturm fünf Schläge verklingen ließ, verfiel man in gewohnte Muster. Reibereien auf den Gängen, Flüche in den Unterrichtsstunden, verhexte Stühle und Bänke, sowie heimlich unter den Kürbissaft geschmuggelte Zaubertränke, die demjenigen, den es betraf, eitrige Blasen im Gesicht oder auf den Händen einbrachte, waren dann wieder an der Tagesordnung.
Zwar hielt man sich oft an diese, nie schriftlich festgehaltene Regel, dass in den Stunden heiteren Treibens ein jeder gleich wäre, doch gab es, wie so häufig, gewisse Abkömmlinge reicher, reinblütiger Familien, die dennoch gegen diese unausgesprochene Norm nur allzu gern verstießen. Ebensolche gehörten dem Hause Slytherins an und einer dieser »vorzeige Exemplare« war Lucius Abraxas Malfoy.
Ein Reinblut, wohlhabend, so arrogant wie gut aussehend und ein Muster an Disziplin. Trotz seiner jungen, vierzehn Jahre zollte man ihm, aufgrund seines Auftretens und Handelns, Respekt. Seine weißblonden, beinahe Silber glänzenden Haare, die große Statur und die sturmgrauen Augen brachten selbst die Herzen der älteren Mädchen zum Rasen. Ob diese nun gebunden waren oder nicht, keine von ihnen vermochte, ihm zu widerstehen. Er strahlte eine gewisse Anziehung aus, derer sich selbst die jungen Männer nicht entziehen konnten.
Natürlich war er sich dessen bewusst, doch auch seine Verlobte wurde von einer Aura der Unnahbarkeit umgeben. Es war Tradition, dass Ehen arrangiert wurden, meist schon, bevor der Sprössling auf die Welt kam. Doch Abraxas Balthasar Malfoy hatte bereits, zum Vorteil seiner Familie, eine Frau für seinen Sohn gewählt, die das Blut seiner Ahnen reinhalten sollte. Eine so genannte Bluthochzeit war unter den Slytherins Gang und Gäbe. Nie würde ein Slytherin ein Halbblut oder gar einen nicht Magier ehelichen, war doch Salazar Slytherin, der Gründer dieses Hauses, auf das Wahren der Reinheit des Blutes bedacht.
So traf es sich, dass Lucius als Gatte für Narzissa Black gewählt wurde, die jener magisch-begabten Familie angehörte, die, wie die Malfoys, zu den Ältesten zählte. Narzissa war ein dünnes, zartes Wesen, jedoch mit so einer Kälte in den Augen, dass einem das Blut in den Adern gefror. Es war nicht verwunderlich, dass man sie als seine Gefährtin ausgewählt hatte, waren die Blacks für das Aufrechterhalten ihres sauberen Blutes bekannt, ebenso,wie die restlichen Zaubererfamilien, die ihre Ahnen und Nachkommen zu schützen wussten.
Dennoch gab es nicht nur in Slytherin Sprösslinge reinen, sauberen Blutes. Auch in Ravenclaw, Hufflepuff und Gryffindor waren solche als heimisch zu bezeichnen. Dass es dort Verbindungen gab, die arrangiert oder gar auf Reinheit bedacht waren, boten ein eher seltenes Bild.
Man lebte getreu dem Motto: Wo die nun einmal Liebe hinfällt
Ihnen war das Herz wichtiger, als Tradition und Liebe mächtiger, als ein verdrehter Irrsinn nach sauberem Blut. Zwar fanden sich hier nicht selten zwei Seelen, die ebenso reinen Blutes waren, doch waren diese Verbindungen aus Liebe und Zuneigung hervorgegangen und nicht bereits beschlossen worden, noch ehe der Spross ein Wort hervorbrachte.
Wie sich Molly Prewett in einen solch verrückten Jungen vergucken konnte, war ihr manchmal selbst ein Rätsel. Arthur hatte wie sie feuerrote Haare und oft vernahm sie Getuschel, wenn man sie beim Essen oder auf den Fluren zusammen antraf. Beide entstammten sie Familien, die durch und durch als Zauberer bekannt waren.
Während Molly eher ruhig, aber dennoch selbstsicher auftrat, war Arthur das genaue Gegenteil:
Er war aufgeweckt, oft ziemlich unangepasst und für jeden Spaß zu haben. Dass sie ihr Herz an solch einen wie ihn verloren hatte, brachte ihren Verstand regelmäßig zum Verzweifeln. Doch in ihrem Innersten war sie sich längst bewusst, dass es niemand anderen geben würde, für den sie so empfand.
Wenn Arthur einmal wieder über die Stränge schlug, tadelte sie ihn und brachte ihn so wieder auf den richtigen Weg zurück. Mit seiner flapsigen, lockeren Art vermochte er stets, Scharen von Leuten zu unterhalten. Nicht ein Abend verging, ohne dass jemand vor Lachen am Tisch der Gryffindors zusammenbrach und mit tränenden Augen in den Krankenflügel gebracht wurde. Arthur Weasley gehörte zu den heiteren Typen, die das Leben, trotz schlechter oder schwieriger Zeiten, immer positiv sahen und auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen schienen.
Während sich Molly meist selbst in ihren Ehrgeiz verrannte und zu zielstrebig und verbissen ihren Weg ging, nahm es ihr Gegenpart eher locker und flockig, lachte eher über ein »Troll« in Zaubertränke, statt etwas dagegen zu unternehmen und es zumindest auf ein »Mies« bringen zu wollen.
Wie oft Molly ihn deshalb schon zur Vernunft bringen wollte, vermochte sie gar nicht mehr zu zählen. Sie wusste nicht warum, aber die Beziehung der beiden funktionierte, auch wenn Arthur sie beinahe täglich zur Weißglut trieb und sie seine Scherze oftmals missverstand.
»Hey, Liebes«, holte sie seine dunkle, tiefe Stimme in die Realität zurück. Ihr kleiner Ausflug in die Erinnerung der letzten Nacht war somit jäh beendet. Genervt seufzend hob sie ihren Kopf aus den zerwühlten Kissen und funkelte ihn wütend an.
Sie fühlte die Schwere seiner Hand, die von ihren Schenkeln, über ihren Hintern und ihre Wirbelsäule strich. Zitternd fuhr sie unter seiner Berührung zusammen. Sie verspürte den Drang, ihn anzuschreien, um sich zuschlagen, zu fluchen, doch sein Anblick ließ ihr Vorhaben zerplatzen, wie eine Seifenblase.
Wie konnte er es wagen, mit seinen jungen Jahren solch eine Anziehung auf sie auszuüben?
Ihre Haut kribbelte, begann sich zu erwärmen um letztendlich, wie unter Feuer, in Flammen zu stehen. Es war eine Frechheit, wie er mit ihr umsprang! Sie war älter als er und dennoch zog er sie mit seiner unwiderstehlichen Art in seinen Bann.
Lucius' schmächtiger Körper hatte sich innerhalb der wenigen Wochen, in denen die Schüler ihre Sommerferien genossen, zu einem Prachtexemplar entwickelt, der einem trockenen Mund bescherte. Wo war der schlaksige Junge geblieben, der stets einen Kopf kleiner war als sie, aber dennoch ein größeres Mundwerk besaß?
Zugegeben, das große Mundwerk war geblieben, ebenso die Arroganz und Kälte, mit der er sich umgab, doch war etwas mit ihm passiert. Molly verstand nicht, weshalb es ihm so wichtig war, gerade mit Arthur zu wetten. Und dann auch noch um sie?!
Der Versuch, nicht über dieses gestrige Debakel nachzudenken, scheiterte. Ihre Stirn zierte bereits eine kleine Falte, als sie neben sich ein abfälliges Schnauben hörte.
»Wieso grübelst du? Zu viel Nachdenken sorgt für Falten, Liebes«, hatte er gemeint, ließ seine Hand von ihrem Rücken, bis hin zu ihrer Schulter gleiten und fuhr mit seinen Fingern über ihre erhitzte Haut.
Das laut schlagende Herz des Mädchens dröhnte erneut in ihren Ohren. Wut mischte sich unter das Kribbeln, welches sich in ihrem Bauch einzunisten begann und das Prickeln, welches wie ein Schauer durch ihren Körper ging und sich so als Erinnerung an die vergangene Nacht erneut in ihr ausbreitete, wollte nicht nachlassen.
»Wieso sollte ich mir keine Gedanken machen? Ich weiß ja nicht mal, was gestern passiert ist, geschweige denn, was du dir davon versprochen hast? Warum, bei Merlins Bart, hast du ausgerechnet ...«, ihre Wangen nahmen augenblicklich einen ähnlichen, rötlichen Ton wie der ihrer Haarpracht an.
Lucius hatte in Seelenruhe nach einer ihrer feurigen Locken gegriffen, wickelte diese um seinen Finger und brachte das Mädchen abermals aus dem Konzept. Ihre Worte blieben in der Schwebe, doch ihre Wut würde, da war er sich sicher, nicht so leicht verpuffen.
»Es war nur ein Spiel. Er hätte längst aufgeben können, doch er hat es nicht getan.« Lucius ließ von ihr ab, drehte sich wieder auf den Rücken, verschränkte die Hände hinter seinem Kopf, welcher auf den weichen Kissen ruhte und blickte zu dem mit grünem Satin ummantelten Baldachin hinauf. Seine Stimme war ruhig, beinahe ein raues Flüstern, doch dem, was er vorzubringen hatte, wusste sie nichts entgegen zusetzen. Er behielt recht, dies stand außer Frage.
Der Zischlaut, der ihre Kehle auf seine Worte hin verließ, glich eher einem nervenaufreibendem Seufzen. Wie hatte sich Arthur nur auf solch eine Wette einlassen können? Er wusste doch, dass es unklug war, zu wetten, und zu allem Übel war er eine glatte Niete, was das Pokerspielen betraf. Molly wusste nicht mehr, wie es dazu kam, dass sich ihr Freund - beinahe ihr Verlobter - plötzlich an dem runden Tisch wiederfand und mit ein paar jungen Männern begonnen hatte, Karten zu spielen.
Dieser allmonatliche Abend hatte wie gewohnt begonnen:
Es wurde gelacht, gescherzt und zwischendurch auch das ein oder andere Butterbier getrunken. Die junge Gryffindor konnte gar nicht so schnell gucken, wie sich Arthur von ihr losgemacht hatte, um sich ins Getümmel zu stürzen. Seufzend hatte sie ihr knielanges, magentafarbenes Kleid glattgestrichen und war zu ihren Freundinnen herüber gegangen.
Dass Arthur und sie vor nur wenigen Stunden gestritten hatten, ließ sie, während sie den Geschichten ihrer Kameradinnen lauschte, außer Acht. Sie schwieg, hörte zu und versuchte, nicht an das zu denken, was sie ihm vorgeworfen hatte.
»Du weißt doch, wie ich bin«, hatte Arthur achselzuckend gemeint, während er in einem der Sessel vor dem Kamin sitzend ein Glas Feuerwhiskey in den Händen hielt und mit seinen blauen Augen zu ihr aufsah. Molly hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und nur kopfschüttelnd in die Flammen geblickt, welche im Kamin vor sich hin loderten. »Es gibt keinen Grund für dich, eifersüchtig zu sein. Es ist ja nichts passiert.«, fügte er leise und ruhig hinzu und gönnte sich einen kräftigen Schluck der bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
»Ich bin nicht eifersüchtig!«, hatte Molly zähneknirschend erwidert und sich ihm zugewandt.
»Dann ist doch alles wieder in Ordnung, oder nicht? Du bist nicht eifersüchtig und zwischen Valetta und mir ist nichts passiert.«, damit war das Thema für Arthur vom Tisch.
Molly entkam ein schnaubender, spöttischer Laut. Erneut schwangen die kleinen Locken, die sie sich von ihrer Zimmerkameradin hatte frisieren lassen, hin und her, während sie ihr Haupt von einer Seite zur anderen wandte.
Als sich der Weasley-Nachkomme aus dem Sessel erhob und seine Hände auf ihre Schultern platzierte, zuckte das Mädchen für einen flüchtigen Moment zusammen. Als sie seine warmen Lippen an ihrem Hals ausmachte, schloss sie unweigerlich die Augen.
»Du bist mir wichtig, Molly. Ich würde nie etwas tun, dass dich verletzen oder kränken, oder dir schaden würde. Das weißt du doch, nicht wahr?«, raunte Arthur, dessen heißer Atem das vertraute Kribbeln auf ihrer Haut auslöste
'Du bist mir wichtig, Molly. Ich würde nie etwas tun, dass dich verletzen oder kränken, oder dir schaden würde.'
Wie lächerlich und falsch ihr seine Worte vorkamen, nachdem er genau das tat, was er zuvor noch beteuert hatte, nie zu tun.