(Apollia ist eine junge Zwergin, welche in Eisenschmiede lebt. Sie befindet sich gerade in der Ausbildung zur Jägerin, doch ihr grosser Wunsch ist es, einmal eine Beastmasterin zu werden. Dazu jedoch, fehlt ihr noch ein tierischer Seelengefährte, der sie begleitet. Auf der verzweifelten Suche, nach diesem ihren Gefährten, reist sie weit in der Welt umher und erlebt eine Menge ungewöhnlicher Dinge, unter anderem, kommt sie mit einem seltenen Armband in Berührung, das ihr Leben in der Zukunft noch sehr prägen wird. Wird sie ihre Berufung wohl finden, vielleicht sogar an den trockenen Ufern des Horden- Landes Durotar?)
Heiteres Vogelgezwitscher wecke Apollia, aus ihrem tiefen Schlaf. Sonnenlicht, durch das glänzende Meer noch verstärkt, drang durch die, nicht mehr ganz sauberen Fenster, der „Taverne zum salzigen Seemann“ und streichelte mit seiner rötlich-goldenen Wärme, das Gesicht der Zwergin. In deren roten, halblangen, etwas gewellten Haar, entstand durch diesen Schein, ein interessantes Lichterspiel, so als ob kleine Fünkchen darin tanzen würden. Apollia öffnete ihre Augen, die so blau waren, wie die Wellen des großen Sees in Loch Modan und leuchteten nun, da sie sie öffnete wie Edelsteine auf.
Wie alle Zwerginnen, war Apollia eher klein gebaut, doch ihre enganliegende, braun-grüne Lederkorsage, welche sie nun über ihre helle, elfenbeinfarbene Haut zog, zeigte, dass sie recht muskulös, aber gedrungener war, als die meisten Allianz-Völker von Azeroth. Sie schlüpfte in ihre grünen Lederhosen und schulterte ihre Muskete, mit dem glänzenden Holzgriff und dem metallenen, nach vorne breiter werdenden, Lauf. Wie keine zweite, konnte sie mit dieser Waffe umgehen. Das Volk der Zwerge kannte sich mit dieser Art von Schusswaffen sehr gut aus und auch die besten Schmiede von Azeroth, stammten meistens aus diesem Volk.
Apollia ging zum halboffenen Fenster und schaute hinaus auf die eindrückliche Goblinstadt Beutebucht. Die Goblins waren ein neutrales Volk, das überall in Azeroth seine kleineren und größeren Stützpunkte besaß. Sie sahen etwas aus wie Gnome, allerdings waren die Ohren der Goblins deutlich grösser und erinnerten irgendwie an die Lauscher einer Fledermaus. Ihre Haut war grün und sie hatten Augen, die ziemlich eng beisammen standen.
Beutebucht, eine Stadt die in den Farben rötlich, goldbraun und weiss glänzte, war der Hauptstützpunkt der Goblins auf dem Kontinent der Östlichen Königreiche. Auf Kalimdor war es Ratschet. Beide waren mit einer Schiffslinie verbunden und die Angehörigen aller Völker Azeroths, waren hier willkommen, ob nun von der Allianz oder der Horde.
Aus Apollia's Zimmer konnte man direkt auf den breiten, hölzernen Anlegesteg der Stadt und den Glockenturm blicken, welcher Ankunft und Abfahrt der Schiffe, jeweils mit lautem Gebimmel, ankündigte.
Die Stadt lag in einer, von hohen Felsen eingeschlossenen Bucht und war den Steilhängen entlang in verschiedenen Terrassen angeordnet, welche jeweils mit weiteren Stegen und Rampen aus Holz verbunden waren. Die Dächer waren mit roten und goldbraunen Ziegeln belegt, was einen interessanten Effekt erzeugte. Die Wände der zahlreichen, leicht gebauten Häuser, waren meist weiß getüncht.
Außerhalb der Stadt empfingen einem die dichten, oftmals gefährlichen Urwälder, des Schlingendorntals.
Das Schlingendorntal, war einst die Hauptheimat der Trolle der Gurubashi (der Dschungeltrolle) gewesen. Noch immer erinnerten viele alte, mit trollischen Ornamenten verzierten Ruinen, an die ruhmreiche Zeit dieser Völker. Doch dann wurde das Schlingendorntal immer mehr zu einem umkämpften Gebiet und die Gurubashi Trolle, wurden auf kleinere Räume zurückgedrängt. Darum hassten auch alle Trolle die anderen Völker. Allein der Stamm der Dunkelspeere und der Stamm der Bruchhauer, war wenigstens mit der neuen Horde, unter dem berühmten Orc- Häuptling Thrall verbündet, ausserdem gab es auch noch die neutralen Zanalari. Alle anderen Trolle waren wilde, aggressive Kreaturen, welche den Kolonialisten, Jägern und Forschern der Allianz, den Goblins, sowie auch der Horde, stets Ärger bereiteten.
Aus diesem Grund, war Apollia auch hierher berufen worden. Am Abend zuvor war sie mit einem der zahllosen Reise- Greife angekommen und hatte hier in der Taverne übernachtet. Sie reiste selten mit diesen Flugreittieren, weil es ziemlich teuer war, doch diesmal hatte man ihr diese Reise bezahlt. Sie war von der Gemeinschaft der Jäger, oder auch Beastmaster von Eisenschmiede ins Schlingendorntal geschickt worden.
Eisenschmiede war die gewaltige Hauptstadt des Zwergen Volkes, welche nun schon seit ein paar Jahrhunderten vom Klan der Bronzebarts beherrscht wurde, die loyale Verbündete, vor allem der Menschen, waren.
230 Jahre vor dem ersten, großen Krieg zwischen der alten Horde und der Allianz, hatte es drei mächtige Clans bei den Zwergen gegeben, welche, wie man sagte, von den „Irdenen“, einem uralten Volk, das zur Zeit der mächtigen Titanen entstanden war, abstammten. Es gab den Clan der „Bronzebarts“, der Clan der „Wildhammer“ und den Clan der „Dunkeleisen Zwerge“. Sie alle wurden damals beherrscht, vom gerechten und weisen Hochkönig Modimus Ambossar. Doch als dieser schließlich in hohem Alter verschied, entbrannte ein Krieg um Eisenschmiede, einst Khaz Modan (nach dem mächtigen Titanenvater Khaz'goroth) genannt, zwischen den drei Fraktionen des Zwergen Volkes. Schliesslich trieben die Bronzebarts, welche über das größere Heer verfügten, die Wildhammer und Dunkeleisenzwerge in die Verbannung. Die Wildhämmer zogen nach Norden und gründeten auf dem fernen Gipfel „Grim Batol“ ihr eigenes Reich. Dort lebten sie nun, anders als die restlichen Zwerge, nicht mehr unter der Erde, sondern auf steilen, lichterfüllten Wipfeln. Dort erlebten sie eine neue Blütezeit und ihr Groll gegen die anderen Zwerge, verflüchtigte sich im Laufe der Zeit.
Ganz anders als bei den Dunkeleisenzwergen, damals angeführt vom Zauberhexer Than Taurissan. Diese schmiedeten dunkle Rachepläne, gegen die andern Zwergenvölker. Die Dunkeleisen wollten die Alleinherrschaft und so begannen sie gegen ihre Vettern vorzurücken. Fast schafften sie es, die Festungen beider Königreiche zu vernichten, doch dann führte Madoran Bronzebart seinen Clan zu einem entscheidenden Sieg über Thaurissans Armee von Zauberern. Ebenso erging es Taurissans Zauberhexerweib Modgud, bei den Wildhammern. Khadros der Anführer der Wildhammer, erschlug diese eigenhändig und die restlichen Dunkeleisenzwerge wurden vertrieben.
Die Bronzebart und Wildhammer die sich nun gegen die Dunkeleisenzwerge verbündet hatten, vernichteten diese fast gänzlich. Und dann... machte der Hexenmeister Thaurissan in seiner Wut und Verzweiflung einen schwerwiegenden Fehler, der ihn und dessen ganze Heimat zerstörte. Er beschwor uralte Mächte herauf, die unter der Welt schliefen. Die Kreatur, welche nun erschien, war weitaus schrecklicher, als er es sich je hätte erträumen können. Ragnaros der Feuerfürst, der unsterbliche Meister aller Feuer- Elementargeister, war einst von den Titanen verbannt worden, als die Welt noch jung war. Und nun... begann dessen Existenz erneut, in einer feurigen Eruption! Das Rotkammgebirge wurde dadurch zerschmettert und ließ im Zentrum der Verheerung einen lodernden Vulkan entstehen- die Schwarzfelsspitze. Diese grenzte nun im Norden an die Sengende Schlucht und im Süden an die Brennende Steppe. Die restlichen Dunkeleisenzwerge wurden von Ragnaros und dessen Diener, versklavt und leben bis heute in der Schwarzfelsspitze. Die beiden andern Clans flohen schnell zurück in ihre Heimat, um nicht auch noch Opfer von Ragnaros zu werden.
Da Grim Batol, durch die schwarze Magie der Hexerin Modgud, aber für die Wildhammer unbewohnbar geworden war, verloren auch diese ihre Heimat. Die Bronzebarts wollten den Wildhammern, ein Refugium in Eisenschmiede anbieten, doch die Wildhammer weigerten sich standhaft und ließen sich schließlich im Hinterland nieder. Dort gründeten sie die Stadt „Nistgipfel“, wo sie sogar ein Bündnis mit den mächtigen Greifen der Gegend eingingen.
Im Laufe der Zeit wurde das Bündnis der beiden Clans immer schwächer und schließlich gingen beide ihre eigenen Wege.
Apollia war stolz, dem Clan der Bronzebarts zu entspringen. Sie liebte ihre Heimatstadt Eisenschmiede von Herzen und vermisste schon jetzt wieder die stille Dunkelheit dieses Ortes.
Das Schlingendorntal war ganz anders, für ihre Begriffe viel zu heiss und seine Vegetation zu wild. Doch es gab neben ihrem eigentlichen Auftrag einen anderen, sehr persönlichen Grund, warum sie hier war. Denn seit einiger Zeit, hatte sie immer wieder denselben Traum, den sie träumte. Diese Nacht war er wieder besonders lebendig gewesen.
Sie ging durch einen grüngoldenen Tunnel aus Zweigen und Ranken. Verschwommen erkannte sie an dessen Ende ein paar Urwaldbäume und ein glitzerndes Meer. Doch sie konnte nicht genau sagen, was oder wo dieser Ort war. Schließlich trat sie hinaus auf einen kleinen Strand. Dieser war immer noch von Bäumen und dichter Dschungelvegetation eingerahmt. Intensive Gefühlte bewegten sie, als sie sich umblickte. Es war eine Mischung aus freudiger Erwartung und zugleich einer gewissen Unsicherheit.
Die dichten Farnwedel und das ineinander verschlungene Geäst zu ihrer rechten Seite, begannen sich nun auf einmal zu regen. Und dann…, trat sie lautlos aus dem Unterholz: Eine wunderschöne Wildkatze mit rötlichem, glänzendem Fell und tiefschwarzen Streifen! Ihr Bauch und die Innenseite ihrer kräftigen, krallenbewehrten Tatzen, leuchteten weiss. Ihre tiefgrünen Augen, fixierten die Augen der Zwergin, welche von einer seltsamen Ehrfurcht und Freude ergriffen wurde. Sie hatte komischerweise keine Angst, es war…also ob sie und der Tiger sich schon lange kennen würden. Und dann…spannten sich die Muskeln des Tieres und es setzte zum Sprung an! Noch immer ohne jegliche Angst, erwartete Apollia die erste Berührung der Katze und… sie und der Tiger, verschmolzen zu Einem Wesen! An diesem Punkt erwachte die Zwergin dann jeweils mit klopfendem Herzen.
Schon seit einiger Zeit, hatte sie diesen Traum und er wurde immer intensiver mit jedem Mal, da sie ihn träumte. Schliesslich hatte sie mit ihrem Lehrmeister Olmin Feuerbart darüber geredet, der zugleich auch ihr Onkel war. Er hatte dasselbe rote Haar wie sie, nur war seines lang und zu einem Pferdeschwanz gebunden und er trug einen langen, stets sauber gekämmten Bart. Apollias Haar war nur schulterlang und sie hatte ein paar Strähnen selbigen zu Zöpfen geflochten. Einer dieser Zöpfe befand sich an ihrem Hinterkopf und zwei auf der linken und der rechten Seite. Beinahe alle Feuerbarts hatten dieses dichte, rote Haar.
Apollias Vater Olwan Feuerbart war Olmins Bruder. Er war ein General der Allianz und deshalb nicht sehr oft daheim. Apollias Mutter war vor einiger Zeit an einer Krankheit gestorben. Oft fehlte der jungen Zwergin eine Mutter sehr, denn mit ihrem Vater konnte sie nur sehr wenig über ihre intuitiven, naturverbundenen Gaben sprechen. Schon als ganz kleines Mädchen, war es Apollias Traum gewesen, einst selbst der Gemeinschaft der Jäger, aber vor allem deren besonderen Kategorie der Beastmaster anzugehören, ebenso wie ihr Onkel. Olmin war dann neben ihrem Vater auch die engste Bezugsperson der Zwergin. Mit ihm redete sie über ihre Gefühle und Wahrnehmungen, denn Olmin war selbst einer dieser einzigartigen Beastmaster, der stets begleitet wurde, von einem kräftigen, grauweissen Bären. Er hatte diesen einst hoch im Norden von Dun Morogh angetroffen und die beiden hatten den heiligen Seelenpakt geschlossen. Alle Beastmaster schlossen diesen Seelenpakt mit ihren tierischen Begleitern, es war dann als ob die beiden Ein Wesen wären. Ihre Seelen fanden sich und verschmolzen auf mystische, untrennbare Weise. Nicht alle Jäger fanden ein Tier, welches mit ihnen diesen Seelenpakt einging, doch Apollia wusste ganz genau, dass es ihre Bestimmung war, irgendwann zu einer Beastmasterin zu werden.
Als sie dann immer wieder diesen Traum hatte, gelangte sie immer mehr zur Überzeugung, dass dieser rotschwarze Tiger ihr Seelenbegleiter war, der irgendwo auf sie wartete.
Apollia durforstete duzende von Büchern, über die Tier und Pflanzenwelt Azeroth’s und erfuhr schliesslich, dass es diese Tiger nur im Schlingendorntal und den Echoninseln von Durotar gab. Durotar allerdings war feindliches Gebiet und so fasste sie erst mal den Entschluss, sich für eine Zeit lang ins Schlingendorntal versetzen zu lassen. Sie erklärte das ihrem Onkel und Mentor Olmin und dieser fand schliesslich einen Auftrag für seine junge Schülerin. Es ging dabei um das Erforschen und nötige Ausdünnung der Wildtierpopulation im Schlingendorntal. Das gab Apollia Gelegenheit mal etwas anderes zu sehen, die Fähigkeiten der Jäger-Klasse zu vertiefen und zugleich nach ihrem Tier Ausschau zu halten.
Bis nach Beutebucht war sie nun gekommen. Man hatte sie hierhergeschickt, nachdem sie eine Weile lang bei der Nesingwary Expedition im südlichen Schlingendorntal gedient hatte. Diese Expedition befasste sich, wie erwähnt, besonders mit der Tierpopulation in der, von tropischen Urwäldern beherrschten, Gegend. Es gab hier eine wirklich ausserordentlich interessante, vielfältige Tierwelt.
Von farbenprächtigen, hochgefährlichen Raptoren, über Krokilisken (Krokodilen), grosse Menschenaffen, bis Wildkatzen usw. war hier alles vertreten. Es war eine richtige Herausforderung in diesem feuchtheissen Klima auf Grosswildjagd zu gehen und gewisse Tierbestände zu überprüfen und zu regulieren. Besonders für eine Zwergin wie Apollia, welche sich das kalttrockene Schneeklima von Dun Morogh gewohnt war. Hemet Nesingwary leitete das Camp. Dieser war ein schwarzhaariger Zwerg mit kurzem Bart. Er und Olmin kannten sich gut und so nahm Hemet Apollia gerne für eine Weile bei sich auf. Sein aus einigen Zelten bestehendes Camp, befand sich direkt an einem Ausläufer des Nazferitisees. Von dort aus machte Apollia zusammen mit andern Jägern und Forschern verschiedenste Expeditionen, was ihr auch die Möglichkeit gab, nach einigen der edlen Tiger- Katzen, welche jener aus ihrem Traum aufs Haar glichen, Ausschau zu halten. Doch bisher hatte sie kein Glück gehabt, ihr Seelengefährte war nicht dabei. Diese Tiger hier, waren sehr angriffslustig und keiner schien sich mit Apollia enger verbunden zu fühlen.
Zwar hatten die Vertreter ihrer Jägerklasse besondere Fähigkeiten mit Tieren umzugehen, sie zu beruhigen, oder sie einzuschüchtern. Ausserdem konnten alle Jäger hervorragend schiessen, ob mit Bogen, Muskete oder Armbrust. Sie hatten sogar die Möglichkeiten, durch ein kleines magisches Potenzial die Aspekte eines Wildtieres anzunehmen. Wie z.B. besser sehen, schneller laufen. Die Beastmaster aber hoben sich von allen Vertretern dieser Klasse ab. Sie konnten wie erwähnt einen besonderen Pakt mit ihren Begleittieren eingehen, der ihnen sogar ermöglichte, für einen kurzen Moment durch die Augen selbigen zu sehen, sogar einen Moment lang das Tier selbst zu sein. Der Seelenpakt verband Tier und Master untrennbar und so konnten letztere ihren Begleitern auch gewisse Fähigkeiten beibringen, selbst neue Fähigkeiten dazulernen und ihnen auch Befehle erteilen, die sie dann befolgten. Zugleich aber blieben Master und Tier eigenständige Persönlichkeiten. Ein Begleittier konnte so auch ganz eigenständig agieren und mussten auch immer wieder trainiert werden. Apollia hatte immer voller Faszination zugeschaut, wenn die Beastmaster, zusammen mit einem speziellen Tiertrainer, ihre Begleiter ausbildeten. Die besten ihrer Art erreichten das perfekte Zusammenspiel zwischen sich und ihren tierischen Seelengefährten. Noch bis heute konnte das Mysterium dieser Verbindung nicht wahrlich entschlüsselt werden. Es schien aus einer uralten Zeit zu stammen, wo alles noch mehr im Einklang lebte, wo die grossen Titanen erst begonnen hatten, die Welten zu formen und noch unter ihren Geschöpfen wandelten.
Schliesslich wurden die Titanen von den grossen Drachenschwärmen abgelöst, welche noch heute teilweise ganz im Stillen wirkten. Die edlen Grossdrachen mischten sich aber nur selten direkt in Konflikte der Sterblichen ein, ausser es ging nicht mehr anders.
Mittlerweile hatte sich das etwas geändert, seit der verderbte Lichking Arthas begonnen hatte, eine neue Invasion, vom bisher noch kaum erforschten, erst wiederentdeckten Kontinent Nordend aus, zu führen. Es waren viele Fehler in der Vergangenheit passiert und man wusste nun, dass neben Azeroth, welches aus den Östlichen Königreichen und Kalimdor bestand, noch andere Welten existierten. Es gab noch die alte Heimatwelt der Draenei und der Orcs, welche sich Scherbenwelt nannte und nun eben auch noch Nordend, welches neuerdings mit einer Schiffslinie von Sturmwind- der Hauptstadt der Menschen aus, erreichbar war.
Apollia kannte Sturmwind- die weisse Stadt, mit ihren vielen Türmen, Brücken und edlen Bauten gut, denn es gab eine Tiefenbahn, welche Eisenschmiede mit jener verband. Apollia hatte auch einige gute Freunde in Sturmwind, darunter Dadga- ein Paladin aus dem Geschlecht der Lichtbringers entstammend und neuerdings auch dessen Freundin Lumnia, eine Priesterin, welche
ein sehr schlimmes Schicksal ereilt hatte, oder vielmehr deren einstigen Geliebten, hatte ein sehr schlimmes Schicksal ereilt: er war von den Verlassenen- den Untoten aus dem verfluchten Tirisfal, nach seinem Tode, zu einem der ihren gemacht worden. Lumnia- Hohepriesterin von Sturmwind, wurde damit kaum fertig und wollte versuchen ihren einstigen Liebsten evtl. dazu zu bewegen, mit ihr zu den Nachtelfen zu reisen, um dort eine Lösung für ihr Problem zu finden. Immerhin hatte die Nachtelfen, oder zumindest einige von ihnen ja Zugang zu einer Anderswelt: dem Smaragdgrünen Traum. Apollia hatte erfahren, dass Lumnia leider erfolglos in dem Versuch geblieben war, ihren untoten Geliebten von ihrem Vorhaben zu überzeugen, zumindest aber hatte er sie am Leben gelassen.
Apollia welche sonst aus ihrer Sicht eher pragmatisch, als idealistisch war, glaubte schon zu Beginn nicht wirklich, dass die Priesterin erfolgreich sein würde, dennoch gewährte sie Dadga und ihr sehr gerne Obdach für eine Nacht, als jene sich auf die weite Reise in Hügelland (wo Lumnias Geliebter scheinbar als Verlassener stationiert war) begaben. Ein wirklich idealistisches Unterfangen.
Trotzdem hatte Apollia grosses Mitgefühl mit Lumnia, auch wenn sie selbst etwas aus anderem Holz geschnitzt war. Oder…hatten sie und Lumnia doch mehr gemeinsam, als die dachte? Immerhin begab sich die Zwergin auch auf eine weite, ungewisse Reise, um ihren tierischen Seelengefährten zu finden. Von menschlichen Seelengefährten hatte sie bisher jedoch wenig Ahnung. Sie hatte sich noch nie wirklich verliebt und die Zwerge waren da auch etwas nüchterner als Menschen und Elfen. Extreme Romantik und der Himmel voller Geigen, waren im Volke der erdverbundenen Kleinwüchsigen nicht so häufig. Anstelle von Geigen, hing ihr Himmel, wenn sie sich verliebten, eher voller Handwerksgeräte, mit denen sie dann auch eifrig arbeiteten, um das Optimum einer Partnerschaft zu erreichen. Dies war dann ein gutes Zusammenspiel zweier gleichberechtigter Partner, welche aber nicht sonderlich gerne in rosigen Sphären der Liebe herum schwebten, sondern eher am Boden blieben und ihr Tagewerk weiterhin, voller Gewissenhaftigkeit, weiterführten.
So verliebten sich die Zwerge auch nicht so schnell und wenn, dann nahmen sie diese Sache sehr ernst. Wenn man mal das Herz einer Zwergin oder eines Zwerges erobert hatte, dann waren diese die verlässlichsten, treusten Partner und Freunde, die man sich nur wünschen konnte. Sie liessen sich nicht so schnell von Emotionen mitreissen, waren aber dennoch sehr stolz. So vergassen sie auch wie Elefanten nie, wenn ihnen mal jemand etwas angetan hatte. Da sie aber eher nüchtern und pragmatisch, ja auch etwas eigenbrötlerisch waren, brachen sie eigentlich selten richtige Streite und Kriege vom Zaun, ausser natürlich, wenn ihr sicherer Hort der Heimat, oder andere, ihnen sehr wichtige Werte, in ernste Gefahr gerieten. Obwohl… die Zwerge von „Gefahr“ ebenfalls eine eher pragmatische Sichtweise hatten. Solange man sie soweit in Ruhe liess -und sinnloses Geplänkel war sowieso nicht ihr Ding- dann blieben sie als stille Mitbewohner Azeroths unter sich. Mit den Menschen verband sie seit langer Zeit, eine besonders enge Freundschaft, denn die Menschen waren den Zwergen in den schlimmen Kriegen sehr beigestanden und hatten ihnen tatkräftig geholfen, so dass die Kleinwüchsigen noch immer grosse Dankbarkeit empfanden und eine echte Wärme, für das Menschenvolk. Ja und dass…sollte etwas heissen bei den eher nüchternen Zwergen!
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Apollia liess ihre Augen nochmals kurz durch das Hotelzimmer wandern, hatte sie auch nichts vergessen? Besonders ein mittelgrosses Paket, eingewickelt in braunes Papier, war die zurzeit wichtigste Habe, die sie bei sich trug. Tatsächlich hatte sie dieses Päckchen von einem Vertreter der Zandalari Trolle bekommen, einer neutralen Trollen- Fraktion, welche hier im Schlingendorntal auf der Insel Yojamba ihren Sitz hatte. Die Zandalar waren sozusagen die Urväter der Trolle, welche ansonsten ja erbitterte Feinde der Allianz waren. Das hatte sich aus all den Geschichten der Vergangenheit ergeben. Vornehmlich die Elfen, waren bei den Trollen verhasst und die Menschen
nicht viel weniger. Die Zwerge hatten nicht gar so viel mit den herrschenden Streitereien zu tun, die dieses Horden- Volk mit der Allianz führte, aber dennoch konnten sie sich ihnen als Verbündete der Allianz- Völker nicht ganz entziehen. Zum Glück, war jetzt auch in den Horden- Völkern wieder eine neue Bewegung in Gang. Thrall der grosse Kriegshäuptling und Gründer der sogenannten „Neuen Horde“, war ehrlich um ein friedliches Miteinander, der beiden gegnerischen Fraktionen bemüht, so war er z.B. befreundet mit der berühmte Lady Prachtmeer, die einst im letzten Krieg die Menschen anführte und nun in Theramore, auf dem Kontinenten Kalimdor lebte. Leider bewirkte diese Freundschaft nicht, dass die Horde und Allianz wahrlich in Frieden leben konnten, es bestand noch zu viel Hass auf beiden Seiten. Nun aber, da neue, allerdings dämonische, viel schlimmere Gefahren, aus der Scherbenwelt und Nordend drohten, begannen sich die verschiedenen Völker immer mehr zusammenzuraufen. Alle kämpften auf ihre Weise gegen die Brennende Legion, oder wie z.B. die Zandalar gegen die verschiedensten Vertreter der Finsternis, darunter auch Hakkar, den man auch den Blut- Gott nannte. Dieser war einst von einer Gruppe fanatischer Trolle- den Hakkari und den Atal‘ai angebetet worden. Es hiess, dass dieser nun gar in Zul’Gurub- der alten Trollenhauptstadt, ebenfalls im Schlingendorntal, erneut erweckt worden war.
Die Zandalar zumindest waren felsenfest davon überzeugt und man hatte Apollia, nachdem sie eine Weile bei der Nesingwary Expedition gedient und gute Arbeit geleistet hatte, schliesslich nach Beutebucht geschickt. Dort hatte sie sich nun eben mit einem Abgesandten der Zandalar getroffen. Diese Zandalar waren wahrlich eindrucksvolle Erscheinungen: hochgewachsen, allerdings mit der bei den Trollen üblichen, etwas gebückten Haltung, hager und mit einer enormen Präsenz. Ihre Haut war violett, was ihr edles Geblüt zum Ausdruck brachte.
Der Zandalari, der Apollia das Paket anvertraute, besass flammendrotes Haar, das nach oben frisiert war, so dass es irgendwie an einen Hahnenkamm erinnerte und er besass lange, furchterregende Hauer (ein Art Statussymbol bei den Trollen). Seine Augen waren tiefblau und aus ihnen funkelte Scharfsinn, Weisheit, aber auch etwas Misstrauen. Er bediente sich der globalen Sprache, welche alle Völker Azeroths, mehr oder weniger, beherrschten.
Apollia verstand zumindest so viel, dass sich in diesem Paket, eine für die Zandalar sehr wichtige Fracht befand und man es Apollia nur anvertraute, weil man von ihr soviel Gutes gehört hätte. Der Inhalt des Pakets, sei Symbol des Widerstandes des Guten, gegen das Böse und so auch indirekt Symbol des Friedens aller Völker. Natürlich fühlte sich die Zwergin schon leicht geschmeichelt, als sie das hörte, aber es war nicht die Art ihres Volkes, sich deshalb in eitlen Gedanken zu sonnen. So meinte sie, pragmatisch wie immer: „Ich werde das Paket gerne am gewünschten Ort abgeben. Wenn es dem Frieden dient…“ „Ja“, sprach der Troll „das tut es, oder zumindest ist es ein Schritt in die richtige Richtung.“ Etwas neugierig war Apollia jetzt schon, aber es hielt sich, wie das meiste bei den Zwergen, in gesunden Grenzen. Zuviel Neugier war unnötiger Energieverschleiss, denn vermutlich würde man sowieso nie erfahren, was in diesem Packet war. Sie würde es, gewissenhaft wie zwergenüblich, auf der Insel Yojamba dem zandalarischen Anführer abgeben und dann ihren nächsten Auftrag entgegennehmen, sofern es noch einen gab.
Sie hatte nun schon alle Gebiete des Schlingendorntals erforscht, vom südlichen Meer bis hinauf zur nördlichen Grenze, die in den düster anmutenden, Dämmerwald überging. Wundervolle Orte besucht, mit dichtem Blattwerk, in allen Farben leuchtenden Orchideen- Hainen, glitzernden Wasserfällen, die in natürliche, von Steinen umsäumte, Becken stürzten. Sie hatte beinahe alle verborgenen Teiche und tiefklaren Flüsse befahren, oder war ihnen entlang gegangen.Duzende von Hängebrücken hatte sie schon überquert, die über die zahllosen Schluchten dieser wilden Gegend führten, alte Bauten bewundert, die noch die Verzierungen alter Trollen Kulturen und Kulte trugen. Nicht selten war sie so manchen Gefahren ausgesetzt gewesen. Es gab eine Menge davon im Schlingendorntal. Zum einen war es umkämpftes Gebiet, wo mal die Allianz, mal die Horde, die Macht übernahm. Doch zum Glück war sie bisher nicht ernsthaft durch Leute der gegnerischen Fraktion bedroht worden. Dafür blieb eigentlich auch wenig Zeit, denn es gab mehr als genug andere Gefahren hier, die alle bedrohten. So z.B. die noch übriggebliebenen, alten Trollenstämme, die auch mit ihren Artgenossen, der Neuen Horde, verfeindet waren und immer wieder Überfälle und dergleichen auf Allianz- sowie Hordenstützpunkte verübten. Dann waren das noch die Blutsegelbukaniere- Piraten, welche auch stets Ärger machten und die widerlichen Ogerstämme, ebenfalls sehr feindlich allem gegenüber gesinnt. Auch die Natur selbst, schien sich irgendwie gegen die menschliche Expansion im Schlingendorntal aufzulehnen. Es gab einige sehr aggressive Tiere und einige Rassen vermehrten sich auf beängstigende Weise. So z.B. die Raptoren und auch einige Wildkatzen, darunter auch jene Schlingendorntiger, unter welchen Apollia hoffte ihr Tier zu finden. Doch noch war sie erfolglos gewesen und sie gab die Hoffnung, wenn auch sehr ungern, langsam auf.
„Warum nur?“ fragte sie sich leise, als sie noch einen letzen Blick aus dem Fenster warf und dann das Gasthaus verliess. „Warum finde ich dich nicht, mein Seelengefährte? Ich habe überall gesucht. Kannst du mir nicht helfen? Kannst du mir nicht zeigen, wohin ich gehen muss? Ich weiss, du wartest irgendwo auf mich. Bitte hilf mir, lass unsere Seelen sich nur kurz berühren! Es wäre endlich ein Lichtblick für mich. Bitte erhöre mich, mein Seelengefährte! Höre wie meine Seele zu dir spricht. Es ist mein grösster Herzenswunsch dich zu finden. Ich weiss, dass es unsere Bestimmung ist, zusammen die Pfade unseres Lebens zu gehen.“ Und…auf einmal war ihr, als erreiche sie ein leiser Ruf, ein Ruf allerdings, jenseits des Grossen Meeres. „Ich bin hier, ich warte auf dich! Gib die Suche nicht auf!“ Etwas verwirrt schaute Apollia hinaus auf das im Morgenlicht glitzernde Meer, die Bucht, wo die Schiffe anlegen und die kleine Insel, ein Stück weiter dahinter, auf welcher im Gegenlicht die gewaltige Statue, eines elegant gekleideten Goblins stand, welcher seine Arme meerwärts ausbreitete und alle Völker in Beutebucht willkommen hiess. Apollia schüttelte den Kopf, vermutlich begann sie schon halb verrückt zu werden, kein Wunder in diesem für sie vollkommen fremden, tropischen Gebiet. Sie staunte sowieso darüber, dass sie nicht schon früher durchgedreht war. Sie beschloss deshalb, das Paket so schnell als möglich bei den Zandalar abzugeben und dann würde sie darum bitten, wieder nach Hause gehen zu können. Sie sehnte sich so sehr nach dem schattigen Dunkel ihrer Heimatstadt Eisenschmiede zurück, wo nur die grosse, gewaltige Schmiede ihre grosse Hitze ausstrahlte, wo man sich aber wieder zurückziehen könnte in die eigenen, kühlen, steinigen vier Wände. Sie sehnte sich nach den schneeverwehten Gipfel Dun Moroghs, wo einem nie der Schweiss auf der Stirn stand, sondern nur der dampfende Atem vor dem Mund. Sie mochte auch Loch Modan, die etwas wärmere, grüne Gegend gleich angrenzend an Dun Morogh, wo es zwar etwas wärmer war, doch nie solche Extremitäten von Hitze und Luftfeuchtigkeit gab, wie hier im Schlingendorntal. Sie sehnte sich nach den glühenden Abendhimmeln, die eine Klarheit besassen, die es nirgendswo sonst gab, ausser vielleicht noch in Mulgore wo einer ihrer Taurenfreunde Varunna lebte. Jedenfalls behauptete er das, obwohl er eigentlich Loch Modan gar nicht kannte. Er uns sie hatten sich einst am Mondfest kennengelernt, das jedes Jahr stattfand und seither blieben sie so gut es ging in Kontakt.
Doch bei aller Liebe zu den verschiedensten Völkern von Azeroth, hatte Apollia nun genug von diesem Schlingendorntal! Es war Zeit nach Hause zu gehen, auch wenn… sie ihren Seelengefährten noch nicht gefunden hatte. Es sollte wohl einfach nicht sein und die leise Stimme, die sie über das grosse Meer hinweg ermahnt hatte, die Suche nicht aufzugeben, war wohl ihrer Phantasie entsprungen. Sie war schliesslich eine Zwergin und die Zwerge waren pragmatisch, in allen Belangen. „Grosse Weltenväter, wenn es euer Wille ist, dass ich meinen tierischen Seelengefährten finde, dann führt mich zu ihm, wann nicht…lasst es mich auch akzeptieren!“ sprach sie.
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Mit diesen Worten ging sie zum Greifenmeister, um zur weit nördlich liegenden Insel Yojamba, zu fliegen. Auch diese Reise wurde ihr bezahlt, was ein Vorteil ihres Auftrages war.
Sie schnürte sich ihren ledernen Rucksack mit ihrer Habe um und zurrte das Paket mit einem zuverlässigen Knoten an dessen Seite fest, dann bestieg sie den Greif. Dieser war ein gewaltiges Tier, mit einem weissen Adlerkopf, braunen Löwenpranken und glänzenden, goldfarbenen Schwingen, die im Winde wunderbar rauschten. Apollia hatte das Greifen- Reiten früh erlernt, denn es waren ja schliesslich auch die Zwerge, die sich besonders gut auf das Trainieren dieser Wesen verstanden. Der Wilhammerklan, welcher nun ja im Hinterland seinen Hauptsitz besass, hatte einst eine Pakt mit den hochintelligenten Greifen dort geschlossen und ihr Wissen an die restlichen Zwergen Völker weitergegeben. Seither benutzten vor allem Menschen und Zwerge die Greife. Die Nachtelfen wiederum zogen Hippogryphen- eine Mischung aus Vogel und Pferd vor und auch die verschiedenen Hordenvölker besassen wieder ihre ganz eigenen Flugreittiere, wie die löwenartigen Windreiter, Fledermäuse oder bei den Blutelfen die herrlichen, roten Drachenfalken. In Beutebucht gab es, seiner Neutralität wegen, auch einen Flugmeister beider Fraktionen.
Apollia flog über die dicht an dich stehenden Baumkronen der Urwälder hinweg, linker Hand glitzerte das glasklare Meer. Der Grund des Uferbereichs war ganz deutlich zu sehen, sogar die gewaltigen Wasserpflanzen, welche teilweise bis hinauf zur Wasseroberfläche wuchsen und die zerklüfteten Korallenbänke. Der Grund fiel dann auch ziemlich bald steil ab und die hellere Uferzone, ging in azurblaue, unergründliche Tiefen über. Apollia fragte sich, was sich dort ganz tief untern wohl abspielte, was für Wesen diese tiefsten Tiefen bewohnten. Vielleicht die schlangengleichen, dämonische Naga, oder die aggressiven Fischmenschen, welche man Murlocs nannte. Schon viele Geschichten hatte die Zwergin von der Unterwasserwelt hier gehört. Da lobte sie sich doch ihre Heimat, wo die Feinde, welche man bekämpfen musste meist handfeste Kreaturen, wie z.B. Bären und Wölfe waren. Nagas und Murlocs waren da fiel ekliger, unfassbar und glitschig. Wirklich nicht ihr Ding!
Während die Zwergin so ihren Gedanken und ihrem Heimweh nachhing, tauchte unter ihr schon ziemlich bald eine kleine Insel auf, auf welcher sich ein kleiner Palmenhain befand. Zwischen den Bäumen standen einige, von leichten Holzgerüsten getragene Häuser, mit goldenen, spitzen Strohdächern. Sie hatten nur ganz dünne Wände, oder teilweise gar keine. Scheinbar mochten die Zandalar das naturverbundene Leben, viel frische Luft und die Abgeschiedenheit. Denn diese Insel war wahrlich sehr abgeschieden, vom Rest des Schlingendorntals. Apollia ging in den Sinkflug und landete schliesslich in der Mitte des kleinen Dorfes. Ihre Ankunft wurde etwas unruhig und misstrauisch, wenn auch nicht feindselig, beobachtet. Unauffällig näherten sich ihr einige Wachen in silbernen Rüstungen. Sie trugen ziemlich furchterregenden Waffen, wie Äxte und lange Speere. Eine Vorsichtsmassnahme, denn immerhin gehörte Apollia einem, den Zandalari eher fremden Volk, an. Sie selbst wusste ja auch kaum etwas, über diese neutrale Priesterklasse der Trolle. In Eisenschmiede hätten sich bestimmt auch einige Wachen formiert, wenn ein Zandalari ihr Terrain betreten hätte. Der Vorteil hier war, dass man normalerweise nicht gleich angegriffen wurde, weil ja doch einige unterschiedliche Leute hierherkamen. Die Zandalar hatten immer irgendeinen Auftrag. Meist handelte es sich dabei um den Kampf gegen den feindlichen Blut- Gott Hakkar und gegen seine Diener, vornehmlich die Hakkari und Atal’Ai.
So also stieg Apollia ganz ruhig und gelassen vom Rücken des Greifs und sprach mit fester Stimme und in globalischer Sprache: „Ich habe hier ein Paket an euren Anführer auszuliefern. Der Abgesandte Zulka in Beutebucht, hat es mit anvertraut.“ Mit diesen Worten schnürte sie das Päckchen, ebenfalls mit stoischer Ruhe von ihrem Rucksack und hob es in die Höhe.
„Ja, ich weiss Bescheid!“ hörte sie auf einmal eine selbstbewusste, trollentypisch lässige, Stimme. Einer der
eindrücklichen, hochgewachsenen, Zandalari mit der lilafarbenen Haut trat auf sie zu. Seine edle Bekleidung, verriet seine wichtige Position. Er trug eine violette Robe. Darüber, von der Taille her abwärts, einen rubinroten Rock, der mit amethystfarbenem Rankenmustern verziert war. Er besass wie alle Trolle spitze Hauer, welche aber etwas mehr nach aufwärts gebogen waren, als bei dem Zandalari in Beutebucht. Allerdings hatte dieser hier dieselben flammendroten Haare, welche ebenfalls zu einem Hahnenkamm frisiert waren. Zwei kleine, eng nebeneinanderliegende Augen, befanden sich zu beiden Seiten der langen, spitzen, ebenfalls trollentypischen, Nase. „Ich bin Exzahl“, stellte er sich vor. „Es freut mich, dass du den Weg zu uns gefunden hast.“ Ohne zu zögern nahm er das Paket an sich und riss es auf. Apollia wunderte sich etwas darüber, denn eigentlich hatte sie geglaubt, dass darum ein grösseres Geheimnis gemacht wurde. Doch Exhal schien ihre Anwesenheit keineswegs zu stören. Als das Paket offen war, streckte sie ungewollt etwas den Hals, um besser sehen zu können, die Neugier hatte sie nun doch fest im Griff. Der Troll warf ihr ein kurzes Grinsen zu, was sie davon überzeugte, dass ihm das offensichtlich vollkommen egal war. Nun umso besser. So übel waren diese Trolle gar nicht, zumindest wenn sie freundlich waren, wie die Zandalar und nicht wahllos ihre Feinde abschlachteten usw. Man hörte da ja schon einiges von finstersten Gottheiten, dunkler Voodoo Magie und Grausamkeiten, welche ihresgleichen suchten.
Der Inhalt des Paketes, kam nun zum Vorschein. Es handelte sich dabei um etwas ein Duzend seltsamer Ketten aus Knochenplättchen und in der Mitte, von den Plättchen eingerahmt, ein zahnförmiger, dunkler Edelstein. „Ich danke dir, diese Ketten sind das Zeichen eines weiteren Sieges gegen die Trolle von Zul’Gurub und den Blut-Gott! “ rief Exzahl und hob eine der Ketten, an der sogar noch etwas Blut klebte, in die Höhe. „Darf ich fragen, was das genau für Ketten sind?“ fragte Apollia „Das sind Ketten der Hakkari, sie waren es, die den Blutgott Hakkar, neu erweckten, zusammen mit den noch fanatischeren Atal’ai. Diese Ketten wurden von mutigen Männern und Frauen erbeutet und sind Zeichen dafür, dass der Kampf gegen die Schergen Hakkars- des Seelenschinders, noch immer weitegeht. Irgendwann werden wir siegreich hervorgehen! Wir lassen nicht zu, dass der Blut- Gott in unsere Welt Einzug hält. Es reicht schon, wenn er fünf Hohepriester unserer alten Götter, in seine Gewalt gebracht hat. Sie kanalisieren die Kraft dieser mächtigen Götter und lassen sie Hakkar zufliessen.“ „Ist das denn möglich?“ fragte Apollia etwas erstaunt, denn was konnten das schon für Götter sein, die sich einfach so für böse Zwecke einspannen liessen? Da waren ihr die Götter, an die sie glaubte, doch etwas lieber. Auch die Weltenväter- genannt die Titanen, wurden bei den Zwergen noch gerne angerufen. Allerdings glaubte ihr Volk an eine noch höhere Macht die unfassbar über allem stand. Diese Macht war reine Liebe, reines Licht und liess sich nicht so einfach vom Bösen zu einer Marionette machen.
„Ja, leider ist das möglich“, gab der Troll ihr zur Antwort. Thekal- der Tiger, Venoxis- die Schlange, Mar’li- die Spinne Arlokk der Panther und Jeklik- die Fledermaus, sie alle stärken nun Hakkar und werden dadurch selbst geschwächt.“ Apollia wollte fragen, warum sie sich das denn gefallen liessen, aber sie wollte den Troll nicht beleidigen, offenbar hatten er und seine Leute einen etwas anderen Begriff von Göttern, als sie. So nickte sie einfach stumm und mitfühlend. Exzhal sprach: „Es gibt verlässliche Augenzeugenberichte, von tapferen Helden, die diese Dinge mit eigenen Augen gesehen haben, ein Glück, dass es noch einige Überlebende gibt, schon viele, die nach Zul’Gurub gingen, sind nie zurückgekehrt.“ Nachdenklich legte er die Kette wieder ins Paket zurück und… hielt plötzlich inne. Da lag noch mehr darin! Es war aber in einen glänzenden, blauen Stoff gehüllt. Der Troll wickelte es aus. Ein goldenes Armband, verziert mit grünfunkelnden Steinen, kam zum Vorschein. Exzahl las den Brief, der daneben lag und runzelte ratlos die Stirn. Dann rief er einen anderen Mann, vermutlich einen Hohepriester, mit goldroter Robe zu sich heran. „Vinchaxa! Das solltest du dir ansehen, kommt dir das nicht bekannt vor?“ Er sprach noch in der globalischen Sprache, doch sogleich wechselte er über zu trollisch, zum Ärger von Apollia, deren Neugier immer schlimmer wurde. Einige Fetzen verstand sie wenigstens von der trollischen Sprache, sie hatte es in ihrer Zeit im Schlingendorntal gelernt. Es ging wohl um ein Armband, das jemandem namens Xan‘ Nya gehörte, welcher Exzahl und Vinchaxa nicht unbekannt war. Aber warum es gerade in diesem Paket gewesen war, wusste sie nicht. Sie vernahm nur noch etwas von einem Cromnios, der dieser Sohn dieser Xan’Nya war. Irgendwie versetzte dieses Armband die Zandalar in helle Aufregung. „Wie und woher kommt dieses Schmuckstück?“ glaubte sie den, in Goldrot gekleideten Priester zu vernehmen. „Darüber müssen wir Näheres wissen! Vielleicht doch eine längst verloren geglaubte Spur?“
Er schaute nun die Zwergin wieder an und sprach in globalischer Sprache zu ihr: „Wir müssen dich bitten, dieses Schmuckstück nochmals nach Beutebucht zurück zu bringen. Zulka soll genaue Nachforschungen betreiben, um jenen zu finden, der dieses Armband gefunden hat. Es geht dabei um eine wichtige, familiäre Angelegenheit.“ Also noch ein Auftrag! Mit der ersehnten Heimreise, war nun wohl doch wieder nichts. Apollia nickte ergeben. „Wenn es so wichtig ist, dann werde ich das natürlich gerne tun. Soll ich gleich wieder zurückfliegen?“ Dabei ging sie zu ihrem Flug- Greif, welcher jedoch plötzlich sehr unruhig wurde, seine Flügel ausbreitete und sich auf die Hinterläufe aufbäumte. Sie konnte so keinesfalls aufsteigen. „Was ist nur plötzlich mit dir?!“ fragte sie ihn in der stillen Sprache der Tiere und versuchte dem Greif beruhigend die Hand auf die gewaltige Pranke zu legen. Doch es nützte nichts, denn im Innern ihres Kopfes hörte sie nun auch die deutliche Stimme des Greifs. „Nein ich werde dich nicht mehr zurücktragen, es gibt gute Gründe dafür, glaub mir!“
Mit diesen Worten erhob sich der Greif einfach in die Lüfte und flog davon. „Hab Vertrauen!“ hört sie seine Stimme noch ein letztes Mal, dann war das Tier weg und sie, sass hier fest. Was hatte sie doch wieder für ein Glück! Was ist denn mit deinem Greif los?“ fragte der Troll, im goldenen Gewand. „Ich…weiss auch nicht…“ Apollia war völlig ratlos. „Er…wollte mich nicht zurücktragen.“ „Hat er gesagt warum?“ fragte Vinchaxa, also ob er genau wisse, dass Tiere sprechen konnten. „Nein…“ „Behagte ihm dein Auftrag nicht? Aber es…geht doch nur darum, jemanden zu finden, den wir gut kennen und schon lange suchen. Was sollte ihm da missfallen?“ „Ist es, wegen dem Auftrag, den ich erhielt?“ fragte Apollia im Geiste den Greif. „Nein…“ erklang seine Stimme als ferner Wiederhall, „damit…hat es nichts zu tun.“ Dann vernahm sie nichts mehr. Die Zwergin war wirklich sehr ratlos. „Wie komme ich jetzt bloss wieder nach Beutebucht zurück, habt ihr vielleicht ein Flug- Tier für mich?“ „Das nicht, aber es wird bald ein Schiff hier ablegen. Wir brauchen Vorräte und ihr werdet sowieso auch nach Beutebucht zurückkehren müssen, um wieder nach Hause zu kommen. “ Woher um alles in der Welt, wusste dieser Trollenpriester, dass Apollia sich gerade entschlossen hatte, nach Hause zurückzukehren? „Ja das stimmt allerdings, “ gab sie zur Antwort. „Wann legt das Schiff ab?“ In einer Stunde, “ erwiderte diesmal Exzhal.
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So richtete sich Apollia auf die Wartezeit ein. Sie schlenderte währenddessen etwas im zandalarischen Dorf herum, stets verfolgt, von den neugierigen und aufmerksamen Blicken der Soldaten, die hier patrouillierten und auch der anderen, die häufig irgendwelche Roben trugen. Sie überquerte eine kleine Brücke, welche zu einem winzigen Nebeninselchen führte, dort befand sich ein steinerner mit alten Reliefs verzierter Altar, von irgendeiner Gottheit der Trolle. Hier traf sie auch nochmals Vinchaxa an. Dieser sah irgendwie etwas anders aus, als die restlichen Zandalar, seine Haut war etwas mehr ins Blaue, nicht gar so lila, wie die seiner Artgenossen. Schon als sie gerade überlegte ihn deswegen mal zu fragen, sich dann aber wieder anders entschied, weil es einfach zu unverschämt gewesen wäre, kam er auf sie zu und sprach sie spontan in gebrochenem globalisch an: „Ihr müsst wissen, es ist sehr wichtig, dass wir herausfinden, woher dieses Armband stammt. Es…war einst ein ganz besonderes Geschenk an…meine Tochter. Sie verliess sehr frühe ihr zu Hause und reiste durch die Welt. Ihre…Mutter, stammte aus einem der Dschungeltroll- Stämme. Xan’Nya war eigentlich nicht geplant. Doch ich verliebte mich einst in diese Frau- ihr Name war Zulana. Sie war jedoch…eine Hakkari…“
Sein Blick trübte sich, als er das sagte. „Eine Hakkari? Sind das nicht die, die ihr so erbittert bekämpft?“ „Ja leider! Meine damalige Geliebte liess sich vom Kult um den Blut-Gott Hakkar zu sehr beeinflussen, sie glaubte ihrem Volk damit einen Gefallen zu tun. Ich hatte immer die Hoffnung, sie einst zur Umkehr zu bewegen, aber in diesem Punkte gingen unsere Meinungen sehr auseinander und wir trennten uns schliesslich wieder. Unsere Tochter wuchs dann bei ihr auf, doch ich schenkte ihr als Zeichen meiner Liebe, dieses besondere Armband, das sie vor Bösem beschützen sollte. Ich weiss dann auch, dass sie sich mit der Zeit nicht mehr so wohl fühlte unter den Hakkari. Sie erkannte wohl, dass diese mit dem Streben nach der Wiedererweckung Hakkars, einen sehr gefährlichen, verderblichen Weg, eingeschlagen hatten. Meine Tochter, wurde dann auch schwanger. Scheinbar soll der Vater ein Gluthauer gewesen sein, der ebenfalls einen schlimmen Irrweg einschlug und sich mit den Schwarzen Drachen in der Schwarzfelsspitze zusammentat.“ „Die schwarzen Drachen! Das ist wahrlich schlimm!“ „Ja. Das alles ist entsetzlich! Ich weiss auch nicht, ob meine Tochter gegen ihren Willen geschwängert wurde, oder nicht.
Vor ein paar Jahren meldete sie sich auf einmal wieder bei mir und bat mich um Hilfe. Sie war damals hochschwanger. Sie wollte, dass ihr Kind in einer besseren Welt aufwuchs als sie. Ich vernahm dann, dass sie eines Tages ihren damals gerade frisch geborenen Sohn Cromnios, einem alten Freund von mir, der zum Stamm der Dunkelspeere gehört, Un Thuva, in die Obhut gab, mit dem Anliegen, dass ihr Sohn, wenn möglich nie erfahren sollte, von wem er abstammte. Ich weiss nicht, warum sie nicht zu mir kam. Dann muss sie einfach verschwunden und nie mehr aufgetaucht sein. Das war mit ein Grund, warum wir beschlossen, ihren Sohn in dem Glauben zu lassen, dass er ein Mitglied des Dunkelspeerstammes ist. Ich habe nie mehr etwas von meiner Tochter gehört. Dieses Armband ist seit Jahren der einzige Anhaltspunkt, den ich über ihren Verbleib habe. Darum ist das für mich von so enormer Wichtigkeit! Es ist eine sehr persönliche Angelegenheit und ich werde euch auch würdig entlohnen, wenn wir, durch eure Hilfe, mehr über meine Tochter und deren Verbleib herausfinden könnten.“ „Davon reden wir jetzt noch nicht!“ wehrte Apollia ab. „Es freut mich, wenn ich helfen kann. Ihr müsst mich nicht dafür entlohnen.“ „Doch, wenn wir etwas Massgebendes dadurch herausfinden, dann würdet ihr mich beleidigen, wenn ich mich nicht erkenntlich zeigen dürfte.“ „Warten wir erst mal ab, ich werde nach Beutebucht zurückkehren und das Armband abgeben. Das Schiff fährt ja schon bald.“
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Tatsächlich dauerte es gar nicht mehr lange, bis ein mittelgrosses, hölzernes Schiff mit weissen Segeln, am Steg der Insel ablegte. Neben Apollia befanden sich noch sechs weitere Personen an Bord: zwei Krieger in ihren silbernen Rüstungen, welche für den Begleitschutz zuständig waren, der Kapitän mit weissgrauem Haar, noch zwei Matrosen, welche sich sonst um das Schiff kümmerten und natürlich der zandalarische Händler, der die Geschäfte in Beutebucht abwickeln würde. Es war bereits späterer Nachmittag und der Wind frischte langsam auf, so kamen sie anfangs gut vorwärts. Apollia stand an der Reling und schaute, wie die weissgoldene Küste, an ihnen vorbeiglitt. Das Wasser war überall glasklar, der Grund ziemlich zerklüftet und bestehend aus interessanten Felsformationen. Wasserpflanzen aller Art, Fächerkorallen und teilweise gar riesige rotweisse Muscheln waren zu sehen. Die bunten und silbernen Leiber, zahllosen Fische, flitzten durchs Wasser. Weiter hinten, jenseits der teilweise vollkommen verlassenen Strände, wuchsen gewaltige Urwaldriese in die den blauen, etwas mit Dunst durchzogenen Himmel. Teilweise hingen dunkelgrüne Schlingpflanzen, von den dicken Ästen herab. Orchideen leuchteten als wundersame Farbtupfer, da und dort auf. Eine seltsame Wehmut erfasste Apollia auf einmal. Irgendwie war es ein seltsames Gefühl diesen Ort nach so langer Zeit zu verlassen. Immer hatte sich gehofft, hier einst auf ihren tierischen Seelengefährten zu stossen, doch es war scheinbar anders bestimmt. Es fiel ihr doch ziemlich schwer, das zu akzeptieren.
Schliesslich mussten sie sich etwas vom Ufer entfernen, weil es einige Untiefen gab. Der Wind frischte immer mehr auf und langsam begannen sich dunkle Wolken am geraden noch recht klaren Himmel zusammenzubrauen. Der Kapitän schaute etwas unbehaglich nach oben und meinte: „Hoffentlich geraten wir jetzt nicht noch in ein Unwetter! Apollia war es mittlerweile gewohnt, dass hier das Wetter sehr schnell umschlagen konnte. Das mochte sie an dieser Gegend auch nicht. Da war ihr das, einiges beständigere Wetter, in Dun Morogh lieber, auch wenn es dort immer sehr kalt war und auch immer blieb.
Es begann dann auch wirklich zu regnen und augenblicklich verdunkelte sich alles um sie herum und die Sicht wurde schlechter und schlechter. Der Kapitän fluchte vor sich hin und die anderen, unter ihnen die Zwergin, suchten Schutz unter der Plane, die in der Mitte des Schiffes gespannt war und auch den Eingang zum Laderaum überdachte, worin eine grosse Kiste Geld, für die abzuwickelnden Geschäfte bereitstand. Einer der Wachen liess diese jedoch nicht aus den Augen.
Plötzlich entdeckte Apollia in der Ferne einen seltsamen Schatten. Das Ufer war nirgends mehr zu sehen. Der Kapitän, seine Matrosen und einer der Wachen, sahen den Schatten auch, der sich vom offenen Meer her auf sie zu bewegte. „Das sieht aus wie ein Schiff!“ rief eine Stimme. Und tatsächlich die Silhouette wurde immer klarer und auf einmal ging ein Entsetzensschrei durch die Reihen: „Ein Kreuzer der Blutsegelbukaniere!“ Sofort herrschte höchste Alarmstufe. Der Kapitän versuchte sein Schiff wieder mehr Richtung Ufer zu steuern, doch weisse, schaumgekrönte Wellenbrecher zeigten, dass dies hier denkbar ungünstig war. Volle Fahrt voraus!“ schrie er. Apollia murmelte indes leise eine Zauberformel vor sich hin und es war auf einmal, als klärte sich ihr Blick und sie erkannte deutlich das mächtige Schiff, mit dem schwarz gestrichenen Rumpf und den unheilverkündenden, windgepeitschten Segeln, auf denen sich pechschwarze und blutrote Streifen ablösten. Der angenommene Aspekt des Adlerauges, verschaffte Apollia einen entscheidenden Vorteil und sie machte sich für den Kampf bereit. Sie nahm ihre Muskete vom Rücken und stricht mit ihrer Hand über die Axt, die sie für Nahkämpfe bei sich trug. Ein tierischer Begleiter wäre jetzt von Vorteil gewesen, denn gerade gut ausgerüstet, war dieses Schiff hier nicht. Nur zwei Wachen und zwei, nur mässig im Kampf geübte, Seeleute standen zur Auswahl. Es kam jetzt ganz darauf an, wie viele auf dem Kreuzer der Blutsegelbukaniere waren. Der Kapitän suchte sein Heil in der Flucht, aber ziemlich bald zeigte sich, dass dies ein hoffnungsloses Unterfangen war. Das gegnerische Schiff näherte sich ihnen viel zu schnell. „Verdammte Piraten!“ fluchte der Seemann erneut und die beiden Wächter, machten sich bereit für den Kampf. Das Schiff kam immer näher und näher und Apollia sah, dass es ein ziemliches Stück grösser war, als ihres. Es kam in voller Fahrt auf sie zu und sie erkannte einige Gestalten, die an der Reling standen. „Entern!“ riefen sie und schon wurden Stricke herübergeworfen, um das kleinere Schiff am weitefahren zu hindern. Die Zwergin reagierte sofort, sie durchtrennte mit ihrer Axt blitzschnell zwei der Taue. Die Soldaten taten es ihr nach. Der eine trug ein Schwert der andere ebenfalls eine Axt bei sich. Doch immer mehr Stricke wurden herübergeworfen. So dass sie mit der Zeit nicht mehr alle durchschneiden konnten. Ein blauvioletter Strahl zuckte ausserdem auf einmal durch die Dunkelheit und schleuderte den einen der Wachen zu Boden. „Sie haben einen Hexenmeister!“ rief eine Stimme, durch die tosende Dunkelheit. Das Wetter verschlechterte sich mehr und mehr, das Meer war nun ebenfalls in Aufruhr geraten und warf die Schiffe hin und her. Die nassen Segel schwenkten durch die Luft und beinahe hätte der Mast Apollia getroffen, doch sie duckte sich rechtzeitig. All ihre Sinne waren nun bis zum Äussersten geschärft. Sie nahm die verschiedensten Aspekte der Wildtiere an, so wie sie es in ihrer Ausbildung gelernt hatte. Ihre Beweglichkeit erhöhte sich, ihr Blick wurde geschärft, die Sehnen und Muskeln, handelten instinktiv. Es war, als wäre die eher behäbige Zwergin, in eine ganz neue Rolle geschlüpft. Sie war nun eine sehr ernst zu nehmende Gegnerin. Als sie hörte, dass es einen Hexenmeister an Bord des gegnerischen Schiffes gab, erkannte sie, dass sie sich wirklich in einer ziemlich aussichtslosen Situation befanden. Es gab hier einfach zu wenig geübte Krieger. Der Zauberer musste unbedingt ausgeschaltet werden! Sie hielt nach ihm Ausschau. Er stand etwas erhöht auf einer Plattform, gekleidet in eine rotviolette Robe und wirkte dort seine Magie. Blau- violette Blitze zuckten wie ein kleines Gewitter durch die Nacht. Wie das etwas kleinere Gegenstück, zum nun blitzdurchzuckten Himmel, über ihnen. Der Vorteil war, dass auch der Hexenmeister nicht besonders gut in der Dunkelheit sah. Er war ein Mensch und hatte nicht dasselbe gelernt wie Apollia. Die Hexer verstanden sich auf das Beschwören der Dämonen, aber sie konnten die Ressourcen der Natur nicht so gut nutzen, wie die Jäger. Die Menschen besassen auch keine besonderen Augen wie die Elfen, welche bei Nacht fast
genauso gut sahen, wie bei Tag. Die Zwergin legte ihre Muskete an. Der Aspekt des Adlerauges half ihr dabei, genau zu zielen. Doch in diesem Augenblick, sprang eine Kreatur auf sie zu, welche noch finsterer schien, als die Nacht selbst. Sie hatte zwei schreckliche, rotleuchtende Augen. Es war ein wolfsähnliches Geschöpf, mit einem gewaltigen Brustkasten, hyänenartigen Läufen und auf dem Rücken zuckten zwei grässliche Tentakel, welche nun nach Apollia schlugen. Sie kannte dieses Geschöpf- ein Geschöpf aus den schlimmsten Alpträumen! Ein sogenannter Teufelshund, manchmal auch Teufelsjäger genannt, welcher mit Vorliebe Magie aussaugte uns schreckliche Verletzungen verursachen konnte.
Gerade als Apollia die Bestie auf sich zu schnellen sah, welche sie in der Schulterhöhe noch um einiges überragte, warf sie sich zur Seite. Das Untier verfehlte sie knapp und ging sogleich zum nächsten Angriff über. Die anderen Kämpfer waren mit den restlichen vier Gegnern, welche nun das Schiff geentert hatten beschäftigt. Auch die Matrosen setzten sich heftig zur Wehr und auch der trollische Händler und der Kapitän, gaben nicht so schnell auf. Der Händler trug ein Kurzschwert bei sich und setzte sich mit aller Macht gegen die in rote Hosen, weissen Hemden und grauen Harnische gekleideten Gegner, zur Wehr. Durch seine Grösse, trollische Zähigkeit und seine Körperkraft, hielt er noch recht lange stand und streckte sogar einen der Piraten nieder. Doch es kamen immer mehr nach und…die Blitze der Hexenmagie traf mal den einen, mal den anderen, von Apollias Mitstreitern.
Sie selbst hatte mit dem Teufelsbestie, wahrlich genug zu tun. Ausserdem bestand die Gefahr, dass diese ihr, den ansonsten schon kleinen Teil der Magie, welche ihr dabei half, die Aspekte der Wildtiere anzunehmen, aussaugte und bestimmt nicht nur das... So konzentrierte sie sich darauf die Tentakel, mit reiner Körperkraft und ohne Einwirkung von Magie unschädlich zu machen. Sie rollte sich ab und erhob sich wieder, mit Hilfe ihrer, magisch erhöhten Beweglichkeit. Dann zog sie alle Magie abrupt zurück und schlug mit ihrer ganzen eigenen, rohen Körperkraft und ihrer scharfen Axt die Tentakel entzwei. Das Monster heulte laut auf und grünes Blut schoss aus den Wunden. Es knickte unter den schrecklichen Schmerzen kurz ein, doch dann knurrte er erneut furchterregend und sein alptraumhaftes, mit Stacheln bewehrtes Haupt, wandte sich ihr wieder zu! Apollia allerdings, war darauf gefasst. Sie aktivierte ihre Magie wieder und mit einer blitzschnellen Bewegung, zog sie ihre Muskete und schoss dem Monster direkt in den Kopf. Dieser spritzte auseinander, wie eine reife Melone. Grünes, im Dunkeln seltsam leuchtendes Blut und Hirnmasse, verteilten sich über Reling und Boden und der Teufelshund blieb reglos liegen. Doch Apollia hatte den Hexer- den Meister dieses schrecklichen Hundes nicht vergessen, denn nun würde sich seine Magie ganz sicher auf sie konzentrieren. Sie warf sich hinter den Kadaver des Teufelshundes, legte erneut an und ehe sie der vernichtende Magiestrahl erreicht hatte, brach der Hexenmeister, mitten ins Herz getroffen, zusammen!
Der Wind heulte. Der Regen peitschte die Gesichter der wild Kämpfenden. Einer nach dem andern auf dem Schiff fiel, doch jeder von ihnen, nahm einen oder mehrere Gegner ins Jenseits mit. Apollia schoss und schlug mit der Axt um sich. Doch immer und immer wieder kamen neue Blutsegelbukaniere dazu. Sie schnitt alle Enterseile durch, die sie konnte und so manch einer, fiel mit einem entsetzlichen Schrei, in die brodelnde Tiefen, der aufgewühlten See. Der Kapitän war mittlerweile tot und der Kahn ziemlich ausser Kontrolle. Die Segel schwenkten gefährlich hin und her, doch es blieb keine Zeit sie einzuholen. Das Holz splitterte und barst unter der Reibung des andern Schiffes und dann auf einmal passierte es! Ein gewaltiger Blitz zuckte vom Himmel und schlug in die Metallteile der Segel ein. Eines der Segel loderte durch die gewaltige Hitze hell auf und in diesem Moment, brach der Hauptmast unter der Gewalt des Sturmes ein. Apollia sah diesen noch auf sie herabstürzen, dann…wurde es finster um sie...
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Goldenes Licht drang durch ihre Lider. Sie wollte die Augen öffnen, aber irgendwie hatte sie kaum Kraft dazu. Ihr ganzer Körper schmerzte und vor allem der Kopf fühlte sich an, also ob jemand mit einem Messer in ihrem Gehirn herumstochern würde. Endlich brachte sie es fertig ihre Augen aufzuschlagen. Sie blickte in eine heisse, erbarmungslose Sonne. Sie bewegte erst ihre Lippen, sie waren so trocken und aufgesprungen, wie die kahlsten Ebenen der Sengenden Schlucht. Mit der Zunge fuhr sie darüber und spürte den Geschmack von Blut. Instinktiv tastete sie mit der rechten Hand an ihren Kopf. Sie fühlte unter ihren Fingern eine gewaltige Platzwunde, welche wohl ziemlich stark geblutet hatte, denn ihr ganzes Gesicht war verklebt.
Sie versuchte nun auch den Rest des Körpers zu bewegen, doch…sie war eingeklemmt. Mit grosser Anstrengung strich sie sich das verkrustete Blut ganz aus den Augen und schaute an sich herunter. Der Mast lag quer über sie drüber, allerdings gab es zwischen ihr und ihm noch einen kleinen Zwischenraum, der durch ein querliegendes, kleineres Holzteil gebildet worden war. Das war ihr Glück, so war sie nicht ganz vom Mast zerquetscht worden. Allerdings erinnerte sie sich dunkel an den Blitzschlag, dass tobende Unwetter und dann… war der Mast ihr gegen den Kopf geknallt. Es lagen auch noch zerfetzte Segel über ihr, so dass sie beinahe gänzlich darunter verborgen worden war. „So wies aussieht, hatte ich verdammtes Glück!“ sprach sie zu sich selbst. Sie stemmte sich gegen den Boden und hob ihren Oberkörper. Alles schien heil, dann stiess sie, mit allen ihr noch zur Verfügung stehenden Kräften, gegen das wirren Durcheinander von Holz, Tauen und Segeln, die über ihr lagen und versuchte gleichzeitig ihre Beine freizubekommen und rauszuziehen. Auch ihre Beine schienen noch heil, obwohl sie natürlich auch einen Wundschock haben konnte und es unter diesen Umständen gar nicht richtig spürte. Doch das war ihr im Augenblick ziemlich egal, sie wollte sich einfach befreien und Hilfe konnte sie vermutlich von keiner Seite erwarten, denn so wie es aussah, waren alle, die mit ihr auf dem Schiff waren tot. Es dauerte eine Weile, bis sie eine Lockerung der Beine spürte. Noch einmal nahm sie alle Kraft zusammen und konnte sich endlich unter einem Schrei der Anstrengung befreien! Erschöpft blieb sie einen Augenblick lang liegen, ihr Schädel pochte vor Schmerz. Doch der Rest des Körpers schien einigermassen in Ordnung. Schliesslich setzte sie sich auf und schaute sich um. Das Schiff war ein Bild der Zerstörung und so wie es aussah, war sie an einem Ufer gestrandet, das sehr ähnlich aussah, wie eines im Schlingendorntal. Ja vielleicht war sie gar nicht weit entfernt von Beutebucht! Die neuerwachte Hoffnung beflügelte sie und sie versuchte sich zu erheben. Stehen konnte sie jedenfalls, wenn auch nicht ganz schmerzfrei, aber gebrochen schien nichts, das war die Hauptsache. Sie testete die Funktionen all ihrer Körperteile, auch sonst hatte sie nur Prellungen und der Kopf schmerzte einfach rasend, kein Wunder bei dem Schlag, den er abbekommen hatte. Ob da was Schlimmeres passiert war, würde sich sowieso erst später zeigen. Sie würde baldmöglichst zu einem Heiler gehen. Wenn sie ja noch im Schlingendorntal war, würde sie bestimmt bald irgendwo Hilfe finden. Sie ging an die Reling und schaute sich nochmals genauer um. Der Händlerkahn, lag leicht zur Seite geneigt, an einem recht flachen Strand mit weissem Sand, welcher da und dort von kleineren, grünen Flächen durchbrochen wurden. Bekannt kam ihr dieser Ort nicht vor. Von der Vegetation her, war es sehr ähnlich wie das Schlingendorntal. Jenseits des Strandes erhoben sich gewaltige Urwald- Baumriesen, behängt mit Schlingpflanzen. Die Bodenvegetation bestand hauptsächlich aus Farn und es gab auch hier verschiedenste Orchideenarten. Mehr gegen den Strand, gab es vereinzelte Palmen. Es sah wirklich alles wohlbekannt aus und doch…war an diesem Ort etwas anders. War es das Licht? Es wirkte irgendwie rötlicher, als im Schlingendorntal. Der Himmel war auch so seltsam, vielleicht einfach eine besondere Stimmung. Ihr Blick wanderte hinaus aufs Meer. Es war hier ebenso klar und doch… irgendwas war einfach fremd. In diesem Augenblick erkannte sie in der Ferne ein anderes Ufer. Es bestand aus kargen, rötlichen Felsen, nirgendwo erkannte Apollia Vegetation. Es war reine Wüste und das…kam ihr nun wahrlich in keinster Weise bekannt vor! Im Schlingendorntal konnte sie also definitiv nicht mehr sein. Wo aber denn sonst.
Sie stieg vom Schiff herunter und ging ein Stück dem Strand entlang. Ziemlich bald erkannte sie, dass sie auf einer kleinen Insel gelandet war und die trockene Gegend, dort drüben war vermutlich das Festland. Aber…was für ein Festland? Sie wusste es einfach nicht. Dunkler Erinnerungen stiegen in ihr hoch. Bilder…die sie mal irgendwo gesehen haben musste. Aber nicht persönlich, sondern…in Büchern! Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Das dort hinten…es musste Durotar sein und das hier sah aus…wie die Echoinseln! Der Schrecken durchfuhr die Zwergin eiskalt. Wenn das wirklich Durotar war, dann hatte sie tatsächlich ein ziemliches Problem, denn vermutlich würde man sie sogleich töten, wenn man sie erwischte. Ausserdem… war es wirklich möglich, dass sie bis nach Kalimdor getrieben worden war? Aber, wie kam sie dann zurück?
Sie fluchte leise vor sich hin und ging zurück zum Schiff. Sie blickte an dem, zum grossen Teil zertrümmerten, Wrack hoch und musste erneut zugestehen, dass sie eigentlich doch enormes Glück im Unglück gehabt hatte. Dass das Schiff sie bis hierher getragen hatte, war ein Wunder! Es hätte viel schlimmer kommen können, der Rumpf hätte leck schlagen können und in dem Unwetter, das getobt hatte, wäre es sofort untergegangen. Dazu kam noch, dass die Blutsegelbukaniere sie scheinbar für tot gehalten haben mussten und sie deshalb nicht endgültig ins Jenseits beförderten. Sie tastete ihrer Taschen ab, alles war noch da, ihr Geldbeutel der Armreif, den sie hätte nach Beutebucht bringen sollen. Als sie dieses ansah, überkam sie erneut Verzweiflung. Wie nur konnte sie ihren Auftrag nun erfüllen, was würde man denken, was mit ihr und den andern passiert war? Alle waren tot, ausser ihr. Warum sie nicht? Warum…war sie hier! Sie hätte doch nach Hause zurückkehren wollen.
„Reiss dich zusammen Mädel!“ schalt sie sich selbst, als Tränen ihr aus den Augen quellen wollten. „Du musst jetzt das Beste daraus machen! Die Götter haben es gut mit dir gemeint, du lebst und du wirst es schaffen, von hier weg zu kommen!“
Sie stieg erneut hinauf auf das Schiff und merkte erst jetzt, wie grossen Hunger und vor allem Durst sie hatte. War wohl auf dem Schiff noch etwas Essbares? Sie schaute sich um und tatsächlich fand sie im Laderaum noch ein paar Vorräte und ein Fass mit Wasser. Alles war noch soweit in Ordnung, ausser dass die Geldtruhe fehlte, welche der Händler hatte als Zahlungsmittel verwenden wollen. Verfluchte Blutsegelbukaniere!
Nachdem die Zwergin ihren schlimmsten Hunger und Durst gestillt und sich auch etwas das Blut weggewaschen hatte, schaute sie sich weiter um. Ein paar Leichen von Kameraden lagen noch herum, ebenso von den Piraten. Auch der stinkende Kadaver des Teufelshundes lag noch da. Er sah noch immer furchterregend aus. Zum Glück aber hatte der Regen, schon viel von dem grünen Blut weggewaschen. Sie musste alle Leichen hier runter schaffen, denn Tote konnten Infektionen und alles Schlimme verbreiten, besonders wenn sie am Verwesen waren und einen unangenehmen, süsslichen Gestank sonderten sie sowieso schon ab. Sie nahm ein Brett, das sie als Rampe benutzte, bildete aus einem der Segel eine Art Trage, mit denen sie die Toten dann zur Reling schleppte und hinunterwarf. Die Bestie war besonders schwer und Apollia keuchte unter ihrem Gewicht. Als sie sie über die Reling auf den sandigen Boden warf, meinte sie: „So du Mistvieh, das hast du nun davon!“ Bei ihren Mitstreitern zögerte sie stets einen Moment und flüsterte: „Vergebt mir die raue Behandlung, ich werde euch würdig bestatten.“ Dann sprach sie ein Stossgebet zu den Göttern und warf auch ihre Begleiter, schweren Herzens, über Bord. Die Blutsegelbukaniere behandelte sie mit mehr Achtung als die Bestie, aber in ihrem Herzen regten sich sonst keine Emotionen. Sie wollte es nicht und konnte es jetzt auch nicht brauchen. Sie musste effizient und schnell handeln, wenn sie nicht eine noch schlimmere Krankheit bekommen wollte. Die kleine Insel schien verlassen, nur ein paar alte Troll- Ruinen standen noch herum. Alles sehr ähnlich, wie im Schlingendorntal.
Nachdem alle Toten weggeschafft waren, legte sie den Teufelshund und die Piraten etwas weiter abseits vom Schiff auf einem Haufen und ihre Mitstreiter säuberlich nebeneinander mit zusammengefalteten Händen und geschmückt mit Blumen etwas davon entfernt. Von einem nach dem andern verabschiedete sie sich: Vom trollischen Kapitän, mit dem grauweissen Haar, den beiden Kriegern, den Matrosen und dem Händler. Zuerst aber durchsuchte sie ihre Taschen noch, nicht um Geld zu finden, denn das hatten die Blutsegelbukaniere, wohl sowieso schon mitlaufen lassen. Doch vielleicht fand sie sonst etwas Nützliches. Doch da war nichts mehr, was sie hätte brauchen können.
Nachdem sie auch noch die Piraten untersucht und bei ihnen sogar noch etwas Gold und Silber gefunden hatte, steckte sie deren Leichenhaufen mit Hilfe der Holztrümmer des Wrack und den Feuersteinen, die sie immer in ihrer Tasche trug, zuerst in Brand. Ein schwarzer, übelriechender Rauch, stieg in den rötlichen Himmel. Schliesslich entzündete sie mit grösstem Respekt auch ihre Mitstreiter, einer nach dem andern. „Mögen eure Seelen Frieden finden!“ sprach sie leise, dann drehte sie sich um und ging langsam davon…
Bald wurde es Abend. Die brütend heisse Sonne, wurde orange und danach rot. Der Himmel schien in Flammen zu stehen. Es war ein herrliches Schauspiel! Das Abendlich tauchte alles in sanftes Licht, die Blätter der Palmen schienen wie von Gold durchwirkt und ihre Stämme, warfen lange, schlanke Schatten. Apollia schaute hinaus aufs Meer und das nun immer dunkelroter werdende, Festland. Das glasklare Wasser, das die Insel umgab, bildete glitzernde Reflexe in Goldrot und Silber. Es war wahrlich ein schönes Land hier, wenn auch einfach zu heiss und vor allem…ziemlich bedrohlich, wenn man Apollias Situation bedachte. Doch Zwerge neigten glücklicherweise nicht zum übertriebenen Grübeln und so schlief sie dann auch ziemlich bald ein.
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Als sich endgültig die Finsternis über alles ausbreitete und sich die Linie der Bäume dunkel gegen den nachtblauen Himmel abhob, näherte sich in der zweiten Hälfte der Nacht lautlos ein kleines Schiff der Insel. Drei Personen befanden sich darin. Es waren Trolle mit blauer Haut. Zwei davon, waren in eher einfache Lederrüstungen gekleidet und der dritte trug eine totenkopfähnliche Maske, wie bei Troll Zauberern oft üblich und eine violette Robe, mit einer rotvioletten, mit alten Symbolen verzierten, Schärpe. Leise stiegen sie aus und sahen sich vorsichtig um. Rauchgeruch stieg ihnen in die Nase, ein seht scharfer noch dazu, wie…von Leichen. Sie hatten ein dunkles Feuer von ihrer etwas grösseren Insel, die etwas weiter südlich lag entdeckt und nun den Auftrag erhalten, nachzusehen. Sie waren Schergen der Hexer von Zalazane, einer abtrünnigen Trollensekte, deren Zauberer darauf spezialisiert waren, andere Leute ihres Willens zu berauben und sie zu ihren Dienern zu machen. Schon viele freie Trolle, hatte dieses Schicksal ereilt. Es war jedenfalls sehr unzuträglich, wenn man in den Fängen dieser Hexer geriet.
Die drei suchten nach der Ursache des Brandgeruches, als sie auf einmal ein bedrohliches Fauchen vernahmen, das sie herumfahren liess. Aus dem Gebüsch, nahe dem Strand, schnellten plötzlich drei dunkle, geschmeidige Schatten. Ehe sich die Trolle versahen, wurde jeder von einem der Schatten zu Boden gerissen. Sie waren so überrascht, dass sie sich kaum wehrten am Anfang, sie hoben nur schützend ihre Arme hoch. Lange, spitze Zähne bohrten sich in ihr Fleisch. Sie erkannten, dass es drei Tiger waren. Einer davon, ein besonders eindrucksvolles Exemplar, vermutlich ein Männchen, hatte sich den Hexer geschnappt. Er riss ihm mit seinen Klauen die Brust auf, bevor er einen Zauber sprechen konnte. Darauf wurde er mit einem, kurz darauffolgenden Biss in die Kehle, getötet. Den anderen beiden Trollen erging es nicht besser. Dass sich Wild- Tiere so aggressiv verhielten und auf diese Weise angriffen, hatten sie noch nie erlebt und sie kannten die Dschungel der Echoinseln gut. Sie schrien laut und versuchten sich mit aller Macht zu wehren, aber es half nichts, sie fanden fast ebenso schnell den Tod, wie ihr Hexer.
Apollia schreckte auf, als sie die fürchterlichen Todesschreie ganz in ihrer Nähe vernahm. Sie packte ihre Waffen und schaute sich um. Doch es war zu dunkel um irgendetwas zu erkennen. So aktivierte sie erneut das „Auge des Adlers“ und hielt ein zweites Mal Ausschau. Etwas weiter hinten, gegen das Meer hin, erkannte sie ein Gewühl aus tierischen und humanoiden Körpern. Irgendwelche grossen Katzen, machten sich über drei Trolle her. Das Bild schockiere sie und sie überlegte, was wohl am besten zu tun sei.
Schliesslich entschied sie sich zu handeln. Sie verliess das Schiff und schoss mit ihrer Machete ein paar Mal in die Luft, um die Tiere zu vertreiben. Zwei der Tiger, welche scheinbar rotschwarzes Fell hatten, flohen sogleich. Was sie zurückliessen war ein schreckliches Bild aus drei toten, zerfetzten Troll Leibern.
Doch der grösste Tiger liess sich von ihrer Waffe nicht beeindrucken.
Er schaute ihr ganz ruhig entgegen, seine grünen Augen funkelten.
Apollia blieb wie angewurzelt stehen und starrte das Tier ebenfalls an.
Wider Erwarten, verspürte sie dabei eine wundersame Wärme und Liebe, die ihr entgegen strömte.
Der Tiger war auch in keinster Weise aggressiv. Er machte ein paar Schritte auf sie zu und sie sah, dass sein Maul und seine Tatzen blutig waren. Doch…es schreckte sie nicht ab. Irgendwie fühlte sie sich mit der Katze verwandt.
Es war ihr, als ob diese ihr mit dem Töten dieser seltsamen Trolle, einen Gefallen erwiesen hätte. Und auf einmal vernahm sie eine Stimme irgendwo tief in ihrem Kopf. Sie sprach: „Nun endlich begegnen wir uns! Ich habe lange darauf gewartet…“ Und in diesem Augenblick erkannte Apollia ihren…Seelengefährten!
Sie war erst vollkommen fassungslos, nun war sie nach so einer verrückten Reise hier auf dieser Insel gelandet und… ausgerechnet an diesem Ort, fand sie ihren Begleiter. Sie dachte zurück an das Gebet, dass sie gerade noch vor ihrem Abflug von Beutebucht zu den Weltenvätern gesprochen hatte. Alles ergab plötzlich einen Sinn: die leise Stimme, die sie über das Meer vernommen hatte, der Greif, der sie einfach auf Yojamba verlassen hatte und sie dazu zwang, mit dem Schiff zu fahren. All das war ein grosser Plan gewesen, alles war nun vollkommen klar.
Sie schaute dem Tiger erneut tief in die Augen und meinte in Gedanken zu ihm: „Ich musste ja einiges durchstehen, um dich endlich zu finden. Die Trolle die du und deine Freunde getötet haben, waren eine grosse Gefahr für mich, du…hast mich gerettet. Du hast mich erkannt.“ Es war, also ob der Tiger nicken würde und dann kam er ganz nahe an sie heran und senkte seinen Kopf. Apollia konnte ihr Glück kaum fassen. So ein wunderschönes, kraftvolles Tier, hatte sie als seine Meisterin auserwählt. Zögernd streckte sie ihre Hand aus und berührte den grossen Kopf der Katze. Das Fell war wundervoll weich und sie streichelte noch etwas unsicher darüber. Die Katze liess es geschehen und schaute sie erneut an. Nie mehr würde Apollia diesen Augenblick vergessen, der Augenblick wo ihr Tiger sie das erste Mal angeschaut und sie die Wärme und Verbundenheit zwischen ihnen gefühlt hatte. „Du hast Augen wie Smaragde“, flüsterte sie „darum nenne ich dich von heute an Smaragd Eye (Smaragd Auge). Wir werden jetzt immer zusammen sein. Du bist mein geliebter Seelengefährte, den ich schon lange suche.“ Und… der Tiger schien einverstanden zu sein.
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Als die Zwergin am nächsten Tag erwachte, sah sie sich sofort nach ihrem Tiger um, als ob sie Angst hätte, dass alles sei nur ein Traum gewesen sei. Aber es war wahrhaftig geschehen! Das Tier lag ein paar Meter von ihr entfernt, den Kopf auf die mächtigen Tatzen gelegt und er schlief noch. Erst jetzt konnte sie ihn ganz genau anschauen. Er hatte ein wunderschönes, rotbraunes Fell, mit tiefschwarzen Streifen und der untere Teil seiner Tatzen, deren Innenseite, leuchtete in makellosem Weiss. Ebenso war auch sein Bauch zum grössten Teil weiss, wenn auch noch teilweise mit ein paar schwarzen Streifen, durchbrochen. Er hatte sich wohl die letzte Nacht noch vom Blut der Trolle sauber geleckt, denn man sah nichts mehr davon. Seine Ohren waren spitz und er besass ein kräftiges Gebiss, dessen obere Eckzähne ein Stück länger waren und aus dem Maul herausragten. Diese Zähne konnten sicherlich sehr schlimme Wunden schlagen. Ebenso seinen langen Klauen.
Die Zwergin dachte nochmals an die Trolle, die letzte Nacht den Tod gefunden hatten, um sie zu retten. Sie würde sich dann auch noch um ihre Leichen kümmern müssen.
Ausserdem war es höchste Zeit, dass sie von hier wegkam, wenigstens war sie jetzt nicht mehr allein. Eine tiefe Wärme und Freude erfüllte sie, wenn sie ihren tierischen Seelengefährten betrachtete. Sie hatte doch immer gewusst, dass sie zur Beastmasterin erwählt war!
Sie erhob sich nun und sogleich erwachte auch der Tiger und schaute sie mit seinen smaragdenen Augen an. Diese waren schwarz umrahmt und besassen tiefschwarze Pupillen.
„Wird Zeit, dass wir von hier verschwinden!“ sprach sie zu ihm, froh endlich jemanden zu haben, mit dem sie reden konnte. Die Katze kam erneut zu ihr, noch war es, als würde sie dabei etwas vorsichtiger agieren, denn sie kannten sich ja noch nicht lange, jedenfalls nicht auf diese Weise. Ihre Seelen waren allerdings schon immer verbunden gewesen und darum zeigte die Wildkatze auch eine erstaunliche Zahmheit, welche Apollia von neuem tief berührte. „Wir lernen uns schon noch näher kennen, ich muss mich auch erst daran gewöhnen“, meinte sie lächelnd und streichelte das Tier erneut zaghaft.
„Ich glaube, wir sollten uns ein Floss bauen, um erst mal zum Festland zu kommen“, sprach sie dann. „Dir wird es sicher nicht leichtfallen, deine Heimat zu verlassen.“ „Einen kurzen Moment, überlegte die Zwergin, ob es wohl das Richtige war, diesen Tiger einfach so mitzunehmen, doch er hatte sie auserwählt und das hiess, dass er mit ihr überall hin gehen würde, wohin sie ging. „Ich gehe dorthin, wo du hingehst, “ erwiderte eine Stimme in ihrem Kopf. Irgendwie rührte sie das tief und Tränen stiegen ihr in die Augen. Doch sie wehrte sich dagegen. Sie war sonst nicht so sentimental. „So, nun wird es Zeit, dass wir uns um die Leichen der Trolle kümmern und dann beginnen wir mit dem Bau des Flosses! Holz haben wir ja genug und mit der Axt und den Not- Werkzeugen aus dem Laderaum des Schiffes, kriege ich das schnell hin. Du wirst dich von deinen Freunden hier auf der Insel verabschieden wollen. Ich hoffe…du hast keine Familie.“ Doch etwas in ihrem Innern sagte ihr, dass dies vermutlich nicht der Fall war. Das Tier bewegte sich auf den Urwald zu, doch dann hielt er nochmals inne, als ob es nicht sicher wäre, ob er wirklich schon wieder gehen durfte. Doch Apollia meinte: „Lass dir nur Zeit, du kommst ja wieder zurück. Ich werde indes mit der Arbeit beginnen.“
Apollia war geschickt und so hatte sie das Floss ziemlich bald zusammengebaut. Beim Einbruch der Nacht, kehrte der Tiger zurück, vermutlich hatte er sich von all seinen Freunden verabschiedet und war nun selbstverständlich wiedergekommen, um seinen Masterin zu beschützen und an ihrer Seite zu sein.
Wieder war Apollia tief berührt. Es war ein unglaubliches Wunder, dass sie das erleben durfte und dafür, hatte sie bis nach Durotar kommen müssen, wie’s aussah. Nun das war es allemal wert. Alles andere erschien ihr jetzt viel einfacher und sie schaute sehr positiv in die Zukunft. Nun würde sie noch eine Nacht mit ihrem Tiger hier verbringen und sich dann auf den Weg zum Festland machen.
Sie machte sich jetzt keine Sorgen mehr um ihre Sicherheit, Smaragd- Eye würde alles merken und sie rechtzeitig warnen.
Tatsächlich verlief die Nacht diesmal ohne Zwischenfälle und als die Sonne blutrot am Horizont von Durotar aufging, machten sich Apollia und ihr Tier auf den Weg. Das Floss war eine recht stabile Konstruktion, aus den Brettern des Schiffswracks. In der Mitter ragte ein kleines Segel auf. Ein breites, etwas in die Form geschlagenes Brett, diente als Ruder. Apollia hatte ihren Rucksack voll mit Vorräten gepackt und natürlich trug sie auch zwei dick gefüllte Wasserschläuche bei sich. Man wusste ja nie, wie lange man unterwegs war.
„Bitte aufsteigen!“ meinte sie munter zu ihrem Tiger. Dieser zögerte einen Moment lang, man sah ihm an, dass er nicht gerade gern auf diese, für ihn doch sehr wackelige Konstruktion, stieg. Doch Tiger waren wenigstens nicht wasserscheu.
Apollia kniete sich hinter Smaragd- Eye und begann zu rudern. Sie kam ziemlich schnell vorwärts, denn die Strömung und der Wind schienen günstig.
Das rote Land rückte näher und näher und so langsam wurde es der Zwergin doch etwas mulmig zu Mute. Sie konnte nie wissen, was sie da drüber erwartete. Vielleicht irgendwelche kampfeslustigen Trolle, oder gar Orcs. Man wusste das nie. Sie wusste ja auch nicht wo genau sie sich befand und eigentlich auch nicht, wohin sie sich wenden musste. Sie hoffte einfach bald Hilfe zu finden.
Doch der Präsenz ihres Seelengefährten, der vorne auf dem Floss hockte und dessen Fell vom Wind leicht bewegt wurde, gab ihr Kraft. Sie fühlte bereits wie einige Kräfte von Smaragd- Eye auf sie übergingen, sie fühlte sich stärker und ruhiger und irgendwie…vollkommener als bisher.
So kam es, dass Apollia und ihr Gefährte das Ufer von Durotar nach etwa zwei Stunden erreichten.
Die Zwergin sah vor sich einige zerklüftete, zum Teil oben spitz zulaufende Felsen. Sie legte mit ihrem Floss an und schaute sich etwas um. Die Felsen schienen unüberwindbar, wenn da nicht ein paar eigens angelegte Pfade gewesen wären, die sich zwischendurch nach oben schlängelten. Was lag wohl hinter diesen Felsen?
Sie überlegte sich, in welche Richtung sie wandern sollte. Sie hatte ja keine Ahnung, wo sie war.
Doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit auf einmal von etwas abgelenkt. Von Süden her, vernahm sie Kampfesgeräusche und Schreie. Die über den weissen von roten Steinen durchbrochenen Stand hallten.
Apollia lauschte, ebenso spitzte auch der Tiger seinen Ohren und blickte in die Richtung, aus der die Geräusche kamen und dann…lief das Tier einfach los. Apollia, ziemlich erschrocken, lief ihm so gut es ging hinterher. Schliesslich kamen sie in eine kleine Bucht, die umgeben war mit den roten Felsen.
Ein wilder Kampf war dort im Gange. Ein kräftiger Orc und ein paar Trolle kämpften gegen andere Trolle, welche dieselben Roben trugen, wie der Troll Hexer, den Smaragd- Eye vorletzte Nacht getötet hatte. Die Hexenmeister hier spielten ihr ganzes, magisches Potenzial aus, Sie landeten nicht selten sehr schlimme Treffer, was ihre Gegner durch verschiedenste, schlimme Qualen, zu spüren bekamen. Sie waren äusserst gefährlich, das sah sie nun. Einer der Trolle, der gegen die Hexer kämpfte, zog besonders Apollias Aufmerksamkeit auf sich. Er war noch ziemlich jung und stand gerade mit ganz komischen, glasigen Augen vor einem der Zauberer. Es war als würde dieser was mit ihm machen, als würde er ihm…seinen Willen entziehen wollen und es klappte scheinbar recht gut, der Troll mit den hellvioletten Haaren, war wie gelähmt. Die Zwergin überlegte, was sie jetzt tun sollte, sollte sie ins Geschehen eingreifen, auch auf die Gefahr hin, dass man sie dann sah und vielleicht sogar angriff? Doch wieder nahm ihr Smaragd – Eye die Entscheidung ab und preschte ohne Zögern los. Die Katze fiel den Hexer, welcher den jungen Troll bedrohte, sogleich an und Apollia konnte nicht anders, als sich ebenfalls einzumischen. Sie legte ihre Muskete an und schoss dem Hexer mitten ins Herz. Der junge Troll erwachte in dem Moment, als sein Feind fiel, aus seiner Trance und ihre Blicke trafen sich kurz. In den seinen lag Dankbarkeit und auch Erstaunen.
Er kämpfte nun weiter und auch er schien ein sehr geschickter Magier zu sein, denn seine Attacken, schlugen tiefe Wunden. Apollia schaute sich um, wer brauchte wohl noch besonders Hilfe? Es hatte da noch einen Krieger mit einem Schwert, auch dieser stand unter dem seltsamen Bann eines der Trollhexer. „Schnapp ihn dir!“ befahl sie ihrem Tiger in Gedanken und dieser verstand sofort, was von ihm erwartet wurde. Erneut griff er an und schlug dem Hexer mit seinen Klauen und seinen langen Zähnen, schreckliche Wunden. Dieser schrie und wandte sich von dem Krieger ab. Sofort wurde auch dieser wieder lebendig und stürzte sich mit lautem Kampfgeheul auf einen weiteren Feind. Apollia legte erneut an und verpasste dem zweiten Hexer den Gnadenschuss. Mit einem kurzen Blick in die Runde erkannte sie, dass die Lage nun wieder so weit unter Kontrolle schien und ihre Hilfe nicht mehr gebraucht wurde. „Komm zu mir zurück!“ befahl sie der Raubkatze und diese gehorchte sogleich. Die Kämpfenden schauten ihr erstaunt hinterher, sofern es ihre Lage erlaubte und der Orc- Schamane, welcher bereits von verschiedenfarbigen Elementtotems umgeben war, die ihn teilweise heilten, oder Schaden verursachten, lächelte sie sogar kurz an. In seinen Augen lag Weisheit und Wärme, was sie eigentlich bei einem dieser Rasse, nicht so vermutet hätte, aber vermutlich wusste sie sowieso viel zu wenig über die Hordenvölker.
Sie zog sich also wieder aus dem Kampf zurück und ging nochmals kurz zum Floss, wo sie ihren Rucksack in der Eile hatte liegen lassen. Sie zog ihn an und schaute sich um. Wohin sollte sie sich nun wenden? Vielleicht etwas mehr nach Norden? Sie hoffte die neutrale Stadt Ratschet zu finden, welche sich allerdings im Brachland befand. Das Brachland aber lag, soviel sie sich dunkel erinnerte, etwas mehr gegen Norden. Dennoch hatte sie eigentlich keine Ahnung wie weit es war und wo sie Hilfe bekam. Grosse Weltenväter, führt mich!“ betete sie im Stillen.
Und…gerade als sie das sagte, tauchten linker Hand auf einmal dunkelgraue Mauern auf! Es sah aus wie eine Burg. Sie blieb stehen und schaute nach oben. Ein kleiner Pfad wand sich hinauf zu den Gemäuern, die hinter den roten Felsen hervorblickten. Die Küste hier, war übersät mit Schiffswracks. Das fand Apollia seltsam. Später erfuhr sie, dass dies die sogenannte Schipperküste war, wo es sehr gefährliche Strömungen hatte und deshalb viele Schiffe strandeten. Einige von ihnen, waren vielleicht auch abgeschossen worden.
Die Zwergin schaute die Katze an und fragte sie in Gedanken: „Sollen wir mal nachsehen, was das für ein Gemäuer ist? Vielleicht finden wir dort Hilfe.“ Doch sie wagte noch nicht zu viele Hoffnungen zu haben. Diese Gegend wurde von der Horde beherrscht und vermutlich traf man hier keine Vertreter der Allianz an. Die Katze schien zu antworten: „Ein Versuch ist es wert, schauen wir mal nach!“ Und erneut ging sie geschmeidigen Schrittes voran, um ihre Meisterin, wenn nötig, vor kommenden Gefahren zu schützen. Apollia war sehr froh um das Tier.
Sie überquerten die Felsen und dann lag eine alte, etwas verwahrloste Festung unter ihnen.
Apollia aktivierte erneut ihr Adlerauge und erkannte ein paar grüngekleidete Wächter, mit goldenen Mustern auf dem Wams, die hier patrouillieren. Es waren tatsächlich Menschen, was Apollias Herz für einen Moment dankbar höherschlagen liess, doch dann dachte sie an die Blutsegelbukaniere, auch diese waren feindlich gewesen, obwohl sie Menschen waren. Diese hier konnten ebenfalls Feinde sein. Dennoch…versuchen musste sie es. Der Tiger zumindest gab ihr keine Warnsignale und normalerweise spürten die Tiere kommende Gefahren früher. „Nun gut“, sprach die Zwergin „ich probiere es einfach!“ Sie hob ihre Arme, als Zeichen ihrer friedlichen Absicht und betrat das Burggelände, welches aus einem grossen Turm und einigen ziemlich verwahrlosten, alten Nebengebäuden, bestand. Einige davon waren nur Ruinen, die man nie mehr aufgebaut hatte.
Einer der männlichen Wächter bemerkte sie zuerst und zog sogleich seine Waffe. „Wer seid ihr? Woher kommt ihr?“ Apollia erzählte ihre unglaubliche Geschichte in ein paar kurzen Worten und die Wache entspannte sich allmählich. „Wenn ihr in einer solchen Notlage seid, wären wir keine guten Freunde der Allianz, wenn wir euch nicht helfen würden. Kommt mit, ich bringe euch zu meinem Vorgesetzten. Willkommen in der Burg Tiragarde- dem einzigen Stützpunkt der Allianz, in Durotar!“…
Apollia konnte ihr Glück kaum fassen. Da war ausgerechnet hier, ganz in der Nähe der Echoinseln, der einzige Stützpunkt der Allianz und sie hatte ihn gefunden! Sie dankte den Weltenvätern für ihre Gnade und folgte dem Wächter ins halbzerfallene Hauptgebäude.
Dort traf sie Leutnant Benedict, den Anführer der Soldaten von Kul Tiras. Er nahm sie freundlich auf und sie konnte die nächste Nacht hier verbringen.
Dann stellten die Leute der Burg Tiragarde ihr einen ihrer Greife zur Verfügung. „Es ist am sichersten so nach Ratschet zu reisen“, meinte Benedict „denn überall wimmelt es von Hordenleuten. Ihr müsst einfach den Luftpatrouillen selbiger aus dem Weg gehen. Sie haben meist die löwenähnlichen Windreiter hier. Wenn ihr so einen seht, sucht möglichst schnell das Weite!“
Apollia war unheimlich dankbar, allerdingst brauchte es etwas Überredungskunst, bis ihr Tiger sich dazu bewegen liess, sich auf das Flug- Tier zu setzen und sich mit einer Art ledernem Geschirr, darauf festbinden liess. Doch Apollia brachte ihn schliesslich dazu, indem sie ihm erklärte, dass es einfach die beste, sicherste Reise- Art war, weil sie sich in Hordengebiet befanden. „Es wird nicht das letzte Mal sein, das wir auf diese Weise eine Reise unternehmen“, sprach sie noch und Smaragd- Eye, liess sich schliesslich überzeugen.
Sie flogen über die zerklüfteten, roten Ebenen von Durotar und dann noch ein Stück über das goldbraune, weite, ebenfalls sehr karge Brachland. Schliesslich tauchte unter ihnen das goldweisse Goblin-Städtchen Ratschet auf. Von hier aus nahmen sie das Schiff nach Beutebucht zurück.
Dort erstattete sie dem Abgesandten Zulka Bericht und gab das Armband, wie versprochen, ab. Nun hiess es abwarten und darauf hoffen, dass sich irgendwas über seine Herkunft und seine einstige Trägerin Xan’Nya herausfinden liess.
Das Ergebnis würde das Leben von Apollia für immer verändern und sie würde noch sehr interessante Bekanntschaften machen. Noch wusste sie nicht, dass der Troll, den sie am Strand von Durotar vor dem Hexer von Zalazane gerettet hatte, der junge Troll Cromnios war, der Sohn dieser geheimnisvollen Xan’Nya und dem abtrünnigen Troll Crom’Zed. Doch dies ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden…