(Cromnios ein junger Troll Magier, lebt bei seinem Ziehvater Un'Thuva in Sen'Jin, das nicht weit von Ogrimmar, der Hauptstadt der Horde liegt. Doch eines Tages, taucht eine geheimnisvolle Frau in seinem Heimatdorf auf und berichtet ihm etwas über seine wahre Herkunft. Das verändert sein ganzes Leben.)
Die Luft war schwül und stickig, er konnte kaum atmen. Überall befanden sich kleine Bäche und Tümpel, mit schmutzig- braunem Wasser darin. Die Blätter der Bäume, welche sich gegen den rostbraunen Himmel abhoben, waren olivgrün und dichte Moosgeflechte, hingen von ihren Ästen. Er ging immer weiter wie in Trance, immer in dieselbe Richtung. Etwas zog ihn magisch an. Es war eine gewaltige Macht, die ihn faszinierte und ihm zugleich schreckliche Angst einflößte.
Und dann... auf einmal kam er an einen großen See! Dieser war ziemlich tief und Unheil schien unter seiner Oberfläche zu liegen. Sein Herz klopfte, sein Puls raste. Inmitten des Sees erhob sich das Dach eines uralten Tempels! Die verwitterten, grauen Steine, waren mit Moos überwachsen und alte Symbole, zierten die noch sichtbaren, Wände.
Dann plötzlich...erhob sich ein dunkler Schatten aus diesem Tempel! Eine finstere Macht, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er versuchte etwas zu erkennen, doch er hörte nur das Brausen gewaltiger, fledermausartiger Flügel. Etwas kam auf ihn zu, etwas unfassbar Entsetzliches. Er schrie laut auf und seine Schreie wurden auf einmal zu den Schreien... seiner Mutter!
Cromnios fuhr hoch. Er schlug wild um sich, schrie nach seiner Mutter, nach seinem Vater, aber niemand antwortete ihm. Es lag allein in seiner Hängematte, welche man an den Pfählen seines, mit Stroh gedeckten, Wohnzeltes befestigt hatte. Da er noch nicht sogleich imstande war, sich nach dem schrecklichen Traum wieder in der Wirklichkeit zurecht zu finden, machte er eine unbedachte Bewegung, welche ihn das Gleichgewicht verlieren und aus der Hängematte stürzen ließ. Der harte Lehmboden, brachte ihm wieder auf den Boden der Tatsache zurück und er rappelte sich stöhnend auf.
Wieder dieser Traum, der ihn fast jede Nacht heimsuchte. Er wusste, dass der Tempel, von dem er träumte, der Tempel „Atal Hakkar“ in den „Sümpfen des Elends“ war. Einst hatte eine Gruppe fanatischer Trolle, genannt die Hakkari, dem grausamen, uralten Gott Hakkar- auch genannt „Der Seelenschinder“, gedient. Dieser verlieh den Trollen große Macht, verlangte aber, dass ihm Seelen dafür geopfert wurden. Die Hakkari brachten ihm lange Menschenopfer dar, doch dann verlangte der dunkle Gott von ihnen, dass sie ihn körperlich in die Welt von Azeroth bringen sollten, damit er das Blut seiner Opfer direkt trinken konnte.
Die meisten Hakkari waren entsetzt über diese Idee, doch eine extremistische Fraktion, genannt die Atal'ai, wollten Hakkar‘s Wunsch nachkommen.
Doch bevor sie das Ritual vollenden konnten, erhoben sich die anderen Trolle, einschließlich der Hakkari, gegen den finsteren Gott und zerstörten dessen Avatar.
Die Atal'ai wurden vertrieben, oder getötet. Nur eine kleine Gruppe von ihnen überlebte. Diese erbaute dann zu Ehren ihres Gottes, den Tempel „Atal Hakkar“.
Die restlichen Hakkari, die sich gegen die Herrschaft des Seelenschinders erhoben hatten, hofften dass ihre unzähligen Blutopfer für Hakkar, nun ungestraft blieben, doch als die unmittelbare Bedrohung durch die Atal'ai beseitigt war, wandten sich die restlichen Trolle auch gegen die Hakkari. Viele frühere Priester wurden grausam gefoltert und öffentlich hingerichtet, andere von der wütenden Menge in Stücke gerissen. Die Glücklichsten unter ihnen, wurden einfach ihres ganzen Besitzes beraubt und bei Androhung der Todesstrafe, verjagt. Die verbitterten und verzweifelten Überlebenden der Hakkari, trafen eine schreckliche Entscheidung: Sie spürten die übriggebliebenen Atal'ai auf und boten ihnen erneut ihre Hilfe, bei der Beschwörung Hakkar‘s an.
Cromnios wusste nicht, warum er immer von diesem schrecklichen Ort in den Sümpfen des Elends träumte und er wusste auch nicht, warum er dann stets die entsetzlichen Schreie seiner Mutter vernahm. Er versuchte der Sache auf den Grund zu gehen, aber bisher war er kaum weitergekommen.
Cromnios gehörte dem Stamm der „Dunkelspeere“ an, die mit der sogenannten „Neuen Horde“, welche von Thrall dem orcischen Kriegshäuptling angeführt wurde, verbündet waren. Die Dunkespeere gehörten einst dem Imperium der Gurubashi- den Dschungeltrollen an. Es gab damals zwei grosse Troll- Imperien: Die Gurubashi und die Amani- oder Waldtrolle. Alle Trolle stammten einstmals vom Stamm der Zandalar ab. Ursprünglich schätzten die Zandalar Wissen über alles, aber ein bedeutender Teil des Stammes, sehnte sich stattdessen nach Eroberungen. So kam es, dass diese unzufriedenen Trolle, dann ihre eigenen Imperien gründeten.
Die Rolle der Zandalar hatte sich mittlerweile verändert und sie waren jetzt einfach noch eine stammesübergreifende Priesterkaste für alle Trolle, die sich sonst aus den Angelegenheiten, der verschiedenen Stämme, heraushielt. Sie genossen Respekt bei den meisten Trollen. Doch natürlich gab es auch jene, die andere Ziele verfolgten und denen die friedliebende, neutrale Art der Zandalar ein Dorn im Auge war.
Besonders die Hakkari und Atal'ai, welche nun bereits auf dem Weg dazu waren, den schrecklichen Gott Hakkar, in der ursprünglichen Trollenhauptstadt „Zul' Gurub“ erneut zu beschwören, hassten die Zandalar. Diese hatten sich damals auch an der ersten Vernichtung Hakkar‘s beteiligt und noch heute kämpften sie mit aller Macht, gegen dessen Wiedererweckung.
Sie waren gar soweit gegangen, die andern Völker Azeroth's, sogar Menschen, Zwerge, natürlich auch Orcs und viele mehr, zu rekrutieren, um dies zu verhindern.
Dies war ein wichtiger Grund, warum auch Cromnios nicht unbedingt begeistert von den Zandalar war, denn er hasste vornehmlich die Menschen. Von den Elfen, gar nicht zu reden! Diese waren einst die Erzfeinde der Trolle gewesen. Sie hatten die Vorfahren von Cromnios gnadenlos aus ihrer Heimat vertrieben, um sich selbst auszubreiten. Die Trolle, so war Cromnios überzeugt, waren das älteste Volk, das damals auf dem einen einzigen Kontinenten Kalimdor lebte. Die Elfen aber hatten eine unvorstellbare, magische Macht, gegen welche die Trolle kaum bestehen konnten. So begannen die Troll- Imperien zu bröckeln.
Durch das unüberlegte einsetzen der Magie des Brunnens der Ewigkeit, lockten dann die Elfen die Brennende Legion in die Welt Azeroth, was schließlich dazu führte, dass der Brunnen der Ewigkeit implodierte und der Kontinent zerrissen wurde.
Die schwierige Zeit, welche die Troll-Völker danach durchmachten, führte dann eben zur Erweckung, des dunklen Gottes Hakkar. Alle Trolle teilten den Glauben an ein primitives Götterreich, aber nur die Hakkari, sollten unter den Einfluss dieses dunkelsten aller Götter fallen.
Cromnios wollte nichts mit diesem schrecklichen Hakkar zu tun haben, doch es störte ihn sehr, dass ein Teil seines Volkes, sich bereits mit den Allianz- Völkern zusammentat. Das, so war er überzeugt, hatte auch mit der Herrschaft Thrall's zu tun. Dieser plädierte ständig für ein friedliches Miteinander aller Völker. Damit konnte der junge Troll nun wirklich nichts anfangen, auch wenn er zum Stamm der Dunkelspeere gehörte, die der Neuen Horde loyal ergeben war. Eigentlich hatte er seine Wurzeln gar nicht hier bei den Dunkelspeeren, auch wenn man ihm das verschwieg. Seine Eltern waren, laut seines Ziehvaters Un Thuva, der ihn auch zum Magier ausbildete, beide gestorben. Er ließ Cromnios in dem Glauben, dass er schon immer Teil des Dunkelspeestammes gewesen war, doch gerade vor kurzem hatte er was anderes erfahren.
Cromnios nahm seinen, aus braunem Wurzelholz gefertigten Stab, in die rechte Hand und trat hinaus in das morgendliche Licht, des kleinen Küstendorfes Sen'Jin. Dieses wurde nach dem einstigen Anführer der Dunkelspeere benannt. Als Thrall mit seiner „Neuen Horde“ eine Heimat in Kalimdor suchte, geriet er in Seenot und die Dunkelspeere halfen ihnen. Allerdings wurde Sen'Jin dann durch einige Murlocs umgebracht. Zu Ehren ihres Anführers, bot Thrall den Trollen an, Teil seiner Horde zu werden. Vol'Jin, der Sohn von Sen'Jin, übernahm die Führung des Dunkelspeerstammes und lebte nun ebenfalls in Ogrimmar, an der Seite von Thrall. Er war ein loyaler Verbündeter desselbigen.
Warme Luft wehte Cromnios entgegen, als er hinaus ins Freie trat. Sen'Jin, das nur aus einigen, mit Stroh bedeckten Rundzelten, einigen oben spitz zulaufenden Holzhäusern, ebenfalls mit Strohdächern und einem luftigen Turm, mit zwei Plattformen bestand, lag direkt an der Küste des Großen Meeres. Inmitten eines kleinen Palmenhains. Im Zentrum des Dorfes, lag ein kleiner Teich und man musste nur ein paar Schritte gehen, bis man unten am Strand war. Dieser bestand aus feinem, weißem Sand. Die Erde sonst war hier sehr rot, wie für Durotar üblich.
Cromnios ging langsam hinunter ans Ufer. Seine großen, zwei- zehigen Füsse, die allen Trollen eigen waren, spürten jede Unebenheit der trockenen Erde, die bereits ein wenig von der goldenen Morgensonne, aufgewärmt worden war. Eine sanfte Brise wehte vom Meer her. Glasklares Wasser, schwappte gegen das flache Ufer. Ein Stück vor der Küste entfernt, erblickte der Troll die alte Heimat der Dunkelspeere: die grün- weißen Echo- Inseln, welche nun leider von wilden Tieren und den Hexendoktoren von Zalazane, beherrscht wurden. Zalazane war ein abtrünniger Zauberer, der mit dunkler Magie arbeitete, um andere Trolle ihres freien Willens zu berauben. Sein Einfluss breitete sich immer mehr aus und so mussten die Dunkelspeere die geliebten Inseln aufgeben und aufs Festland ziehen.
Cromnios spürte irgendwie immer eine seltsame Schwermut, wenn er hinüber auf die weißen Inseln mit den grünen Palmen und einigen größeren Urwaldbäumen schaute. Warum, das wusste er auch nicht so genau. Hier an diesem Platz, wo er nun gerade stand, hatte er mehr über sein Leben, vornehmlich über seinen Vater, erfahren.
Eines Tages suchte ihn eine Orc- Frau, in seinem zu Hause auf. Sie war ein recht ansehnliches Exemplar ihrer Rasse und scheute nicht, ihre Reize auch einzusetzen. Sie trug eine aufreizende, rote Korsage und einen passenden Rock dazu und stellte sich als Asurania vor.
„Ich suche dich auf, weil ich dir mehr über deine Familie erzählen will,“ sprach sie. „Ich weiß, dass man es hier vor dir geheim hält, aber du stammst ursprünglich nicht von den Dunkelspeeren ab...“ Cromnios schaute die Orcin mit einer Mischung aus Erschrockenheit und Misstrauen an. „Was meinst du damit?!“ fragte er sie und sein Herz klopfte auf einmal zum Zerspringen. „Wo kann man hier ungestört reden?“ fragte sie in leisem, verschwörerischem Tone. „Ich glaube kaum, dass diese Zeltwände hier uns genug vor neugierigen Ohren schützen.“ „Dann lass uns hinunter ans Meer gehen!“ meinte Cromnios und die beiden verließen das, aus vier Holzstämmen gestützte, Rund- Zelt, dessen Dach mehrere Tierschädel zierten.
Unten am Strand dann, fragte Cromnios: „Was spielst du hier für ein Spiel? Warum solltest ausgerechnet du als Orcin soviel von meiner Familie wissen?“ „Ich weiß es klingt unglaublich, aber ich habe da so meine Quellen. Außerdem kenne ich jemand, der deinen Vater kannte...“ „Wer ist das?“ „Das erfährst du noch früh genug“, gab die Orcin zurück. „Erzähl schon!“ drängte sie der Troll ungeduldig. „Nun gut. Wie gesagt ich habe so meine Quellen, aus denen ich mein Wissen ziehe. So weiß ich z.B., dass du schon immer Zweifel daran hattest, wirklich ein Dunkelspeer zu sein. Un Thuva dein Ziehvater, ließ dich jedenfalls stets in dem Glauben, ebenso wie die anderen des Dunkelspeerstammes. Du wurdest immer als vollwertiges Mitglied desselbigen angeschaut, aber es quält dich schon lange, dass du nicht mehr über deine Herkunft weißt. Nicht wahr?
Un Thuva und die anderen, hatten ihre Gründe, warum sie dir verschwiegen, wer...vor allem dein Vater war. Denn er gehörte dem „Stamm der Gluthauer“ an.“ „Den Gluthauern!“ rief Cromnios aus. „Aber gehören diese nicht zur sogenannten Dunklen Horde, welche sich gegen Thralls neue Horde stellen und mit den Orc's von Rend Schwarzfaust in der Schwarzfelsspitze zusammenarbeiten? Das sind doch eigentlich unsere Feinde!“ „Das hat man dir hier so erzählt, aber eigentlich verfolgen die Gluthauer und Rends Orc's, eine heeres Ziel: Sie wollen verhindern, dass die Orcs und Trolle mit den feindlichen Völkern, vornehmlich der Menschen, zusammenarbeiten. Sie verkörpern die wahre Horde. Eine starke, mächtige Horde, welche nichts mit den Weichlingen der Neuen Horde zu tun hat. Dein Vater war ein großer Held, er starb im Kampf gegen das Unrecht, welches den Orcs und auch Trollen durch die Allianz- Völker zugefügt wurde und... immer noch wird. Du stammst also von einem großen Helden ab Cromnios, sein Name war Crom Zed. Das ist mit ein Grund, warum ich dich aufsuchen wollte, als ich von deiner Herkunft erfuhr. Du musst wissen, ich gehöre einem geheimen Orden an, der mit den Trollen und Orcs aus der Schwarzfelsspitze zusammenarbeitet. Wir alle verfolgen das gleiche Ziel: uns endlich aus der Lethargie und Untätigkeit zu erheben und uns unseren rechtmäsigen Platz in Azeroth zu erkämpfen. Der größte aller Trolle: Zul'Jin hat sich einst mit der Alten Horde verbündet. Die Orcs waren damals stark und mächtig, sie beherrschten unbeschreibliche, magische Kräfte, die heute...leider immer weniger geachtet werden. Ich selbst praktiziere diese Magie und einige andere auch noch, aber wir werden nicht respektiert, man will in der sogenannt neuen Welt möglichst wenig, mit der Dämonenmagie zu tun haben.“ „Dann bist du also eine Hexenmeisterin?“ „Ja.“
„Ich hatte immer großen Respekt vor den Hexenmeistern, denn es bedarf wirklich eines starken Willens, um die dämonischen Kräfte zu unterwerfen.“ „Ja genau!“ rief Asurania mit einem fast irren Leuchten, in ihren violetten Augen aus. „Unsere Völker sollten erkennen, dass wir Hexenmeister stets Gewaltiges leisten! Wir sind ein wichtiger Schlüssel, um die Brennende Legion zu besiegen, weil wir uns die Dämonen Untertan machen können.“ Irgendwie beeindruckte den jungen Cromnios der feurige Eifer dieser Orcin. Sie hatte irgendetwas, an sich, was in faszinierte. Ihr halblanges Haar war violett und es war schwer, ihr Alter zu schätzen. Ein Bisschen älter als er war sie bestimmt, aber wohl nicht viel. Er konnte ja nicht ahnen, dass sie eine Meisterin in der Verjüngungsmagie war und eigentlich seine Mutter hätte sein können. Doch dadurch, dass sie so jung wirkte, fühlte er sich seltsam zu ihr hingezogen. Die Orc's hatten ihn eigentlich immer beeindruck und... er mochte die orcischen Frauen, die so ganz anders waren, als die Troll- Frauen.
Asurania setzte ihre Reize auch ein. Sie lächelte ihn verführerisch an und trat etwas näher an ihn heran, dann sprach sie: „Als ich herausfand, dass du der Sohn von Crom Zed bist, wollte ich dich unbedingt kennenlernen, um dich für die Sache deines Vaters zu gewinnen. Ich glaube du hast großes Potenzial in dir. Auch Neeru Feuerklinge denkt das.“ „Neeru Feuerklinge? Dieser Name kommt mir irgendwie bekannt vor,“ sprach der junge Troll. „Er ist auch bekannt in Ogrimmar, allerdings führt er eben diesen Orden an, von dem ich dir erzählt habe. Das muss aber unter uns bleiben.“ Sie lächelte ihn erneut verführerisch an. So verführerisch wie es eben ging, als Orcfrau. Doch als Troll, war Cromnios sehr empfänglich dafür. Irgendwie war er auch sehr stolz, dass sein Vater so ein großer Held gewesen sein sollte. Auch wenn es ihn andererseits ziemlich aufwühlte, plötzlich auf diese Weise zu erfahren, dass man ihn die ganze Zeit belogen hatte und er eigentlich von den Waldtrollen- den Amani abstammte und nicht wie stets vermutet, von den Gurubashi- den Dschungeltrollen. Doch je länger er darüber nachdacht, desto mehr glaubte er daran, dass dies möglich war. Schon immer hatte er sich bei den Dunkelspeeren nicht wirklich zu Hause gefühlt und auch seine Haut, war nicht so blau, wie die der meisten dieses Stammes. Sie hatte irgendwie einen grünen Ton, was darauf hindeutete, dass er Waldtroll- Blut in sich hatte. Allerdings nicht nur das, wie sich noch herausstellen würde...
Cromnios wurde erneut aufgewühlt, als er an das Gespräch mit Asurania zurückdachte. Besonders bei den Gedanken an sie, klopfte sein Herz stets schneller. Nachdem sie ihm erzählt hatte, dass sein leider verstorbener Vater, ein Gluthauer gewesen war, der zusammen mit der sogenannten Dunklen Horde gegen die Ungerechtigkeiten in der Welt gekämpft hatte, begann er sich immer mehr für diesen Orden zu interessierten, dem Asurania angehörte. Er erfuhr schließlich, dass es sich dabei um den Orden der Brennenden Klinge handelte, welche ein sehr ähnliches Ziel verfolgte wie die Orcs in der Schwarzfelsspitze.
Asurania brachte ihn schließlich mit Neeru Feuerklinge zusammen, der ihm noch Näheres von seinem Vater Crom Zed erzählte. Der junge Troll stellte dann auch nochmals selbst Nachforschungen an und tatsächlich, es schien als würden Neeru und Asurania die Wahrheit sprechen. Durch dies vielen neuen Erkenntnisse beschloss der junge Troll, sich von den Dunkelspeeren und der Neuen Horde abzuwenden, um wenigstens annähernd in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Leider konnte ihm aber niemand Näheres über seine Mutter erzählen, denn diese war irgendwann verschollen und man wusste nicht, was mit ihr geschehen war. Eins allerdings wusste man: Seine Mutter hatte, anders als Cromnios' Vater, zu den Dschungeltrollen gehört.
All das ging dem jungen Troll durch denn Kopf, wenn er jeweils hier an diesem Ort stand und aufs Meer hinausblickte. Hier hatte sich sein ganzes Leben verändert, hier hatte er Asurania das erst Mal getroffen. Es war, als ob sie einen Zauber auf ihn geworfen hätte, er war bereit, beinah alles für sie zu tun. Sie hatte ihn auch schon für seine Treue und Loyalität der Brennenden Klinge gegenüber, belohnt. Wieder klopfte sein Herz schneller, wenn er daran dachte, auf welche Weise. Sie war eine erfahrene Frau, das hatte er im ersten Augenblick gemerkt, als sie zusammen einige schöne Stunden, in ihrem Bett in Ogrimmar, verbracht hatten. Für ihn hatten sich dadurch ganz neue Welten eröffnet und es faszinierte ihn ungemein mit einer Angehörigen des Orc Volkes die schönste Nebensache der Welt zu teilen. Er war Asurania irgendwie gleich nach dem ersten Mal verfallen gewesen, auch wenn er wusste, dass sie viel zu beschäftigt war, um mit ihm mehr als das Bett zu teilen und sich auch nicht an ihn binden wollte. Doch er war dankbar für jede Stunde, die er mit ihr verbringen durfte. So war es auch nicht schwierig für Asurania, ihn für ihre Sache zu gewinnen. Cromnios war sich dabei nicht bewusst, auf was er sich da eigentlich einließ.
So hatte sich das Leben des jungen Trolls grundlegend verändert. Er wurde jetzt immer mehr für Aufgaben eingespannt, die mit der Brennenden Klinge zusammenhingen und Neeru versprach ihm im Gegenzug, dass er ihn bald mal mit der Dunklen Horde zusammenbringen würde, damit er das einstige Umfeld seines Vaters, näher kennenlernte. Aber bis dahin war es noch ein langer Weg.
Cromnios durfte sich auch nicht anmerken lassen, dass er mit der Brennenden Klinge sympathisierte, denn dies war eine Gruppierung, welche von der Neuen Horde unter Thrall, gejagt und verachtet wurde. Auch sein Ziehvater Un Thuva war gar nicht gut auf die Brennende Klinge zu sprechen. Er meinte, dass diese dem Schattenrat diene. Der Schattenrat war einst eine Gemeinschaft von Orc's gewesen, die von der Brennenden Legion ins Leben gerufen wurde. Doch Neeru erklärte Cromnios immer, dass sein Orden nichts mit dem Schattenrat am Hut habe, sondern einfach darum bemüht sei, den Orcs und Trollen das zurück zu geben, was ihnen rechtmäßig zustand. Seine Vision war es, die Menschen und andern Allianz- Völker ganz aus Kalimdor zu vertreiben, damit dieser Kontinent einst ganz der Horde gehören würde.
Cromnios seufzte wohlig auf, als er sich diese neue Welt vorstellte, welche er vielleicht sogar mithelfen würde, aufzubauen. Er drehte sich um und ging wieder zurück ins Dorf, wo ihn bereits sein Mentor und Ziehvater erwartete. Es fiel im manchmal sehr schwer, sich nichts anmerken zu lassen und Un Thuva nicht einfach zur Rede zu stellen, für all die Lügen, die er ihm schon über seine Herkunft erzählt hatte. Doch Asurania und auch Neeru hatten ihn ermahnt, unbedingtes Stillschweigen zu bewahren.
So lebte Cromnios einfach weiter wie bisher und ließ sich von Un Thuva in den Künsten der Magie ausbilden. Er beherrschte schon viele, außerordentlich starke Zauber, darunter auch die Portalmagie, welche ihm ermöglichte, in alle erdenklichen Hauptstädte der Horde zu reisen. Das waren Ogrimmar, Donnerfels- die Hauptstadt der Tauren, Unterstadt- die Hauptstadt der Untoten und Silbermond- die Stadt der Blutelfen. Das ersparte ihm viel Reisegeld. Die Magier waren da privilegiert und er war wirklich ein sehr talentierter, junger Magier. Später, wenn er dann die höhere Portalmagie beherrschte, würde es ihm auch möglich sein, andere Leute dorthin zu teleportieren, wo er sich gerade befand und er selbst würde dann nicht nur in Hauptstädte reisen können, sondern an jeglichen Ort, an den es ihn beliebte. Darauf freute er sich sehr.
Als Cromnios nach einem Frühstück aus getrocknetem Fisch und etwas Brot, in das Zelt von Un Thuva trat, unterhielt sich dieser gerade mit einem großen, kräftigen Orc. Dieser hatte langes, braunrotes Haar und einen langen Bart, welches er beides zu gepflegten Zöpfen geflochten hatte. Seine Haut war grün und er trug die lederne Robe der Schamanen. Als Cromnios zögernd eintrat, wandten sich er und Un' Thuva ihm zu und begrüßten ihn freundlich. „Das ist Thralliok, einer der wichtigsten Schamanen unseres Häuptlings Thrall“ erklärte sein Ziehvater, mit dem blonden halblangen Haar und der violett- goldenen Robe ihm. „Er will uns gegen die Hexer von Zalazane beistehen. Es kam uns gerade zu Ohren, dass sich einige ihrer Schergen, aufs Festland gewagt haben. Wir müssen sie unbedingt aufspüren und eliminieren, sonst ziehen sie weitere unserer Leute in ihren Bann.“ Thralliok reichte Cromnios die Hand und drückte sie kräftig. In seinen Augen lag ein gütiger, väterlicher Ausdruck. „Ich habe gehört, dass du sozusagen der Sohn von Un'Thuva bist. Es freut mich sehr, dich kennenzulernen. Ich habe eine Tochter in deinem Alter, sie heisst Xantina. Nur leider ist sie gerade nicht zu Hause. Sie reist viel herum. Ich wünschte mir manchmal sie wäre mehr bei mir, wie du bei Un'Thuva bist. Du bist sogar sein Schüler, davon kann ich nur träumen. Meine Tochter geht ganz andere Wege als ich.
„Wenn du wüsstest,“ dachte Cromnios bei sich und auf einmal fühlte er eine seltsame Scham, als er in die Augen dieses Orc's blickte. Der Schamane schaute ihn so an, so als würde er auf den Grund seiner Seele blicken, doch bestimmt meinte er das nur. So verhielt er sich möglichst arglos und fragte stattdessen „Und was gedenkt ihr nun gegen diese Hexer zu tun?“ Un'Thuva erwiderte: „Da Thralliok eine enge Verbindung mit den Geistern der Elemente hat, hat er mehr Möglichkeiten diese Voodoo Hexer aufzuspüren. Man vermutet, dass sie ganz hier in der Nähe gelandet sind. Aber sie verstecken sich bestimmt gut und ihre Magie schützt sie auch. Du wirst Thralliok begleiten, mit einigen anderen Zauberern und Kriegern. Ich kann mich leider nicht selbst darum kümmern, denn ich muss im Dorf bleiben. Es darf auf keinen Fall soweit kommen, dass wir noch mehr Männer verlieren, die zu willenlosen Sklaven von Zalazane werden.“
Thralliok lächelte Cromnios zu und meinte: „Dein Ziehvater sagte mir, dass du ein sehr begabter Magier bist. Es freut mich mit dir zusammenzuarbeiten.“ „Mich auch,“ gab der Troll etwas gehemmt zurück. Ihm war klar, dass Thralliok ein überzeugter Vertreter der Neuen Horde war und eigentlich machte sie das zu Gegnern. Doch irgendetwas beeindruckte ihn sehr an diesem Mann. Sie hatten außerdem eine Aufgabe zu erfüllen, die besonders für Cromnios Volk wichtig war und so meinte er: „Und wann soll es losgehen?“ „Schnellstmöglich!“ erwiderte Un'Thuva. „Die andern die euch begleiten, darunter auch zwei Priester, sind schon auf dem Weg zu uns. Ach, da kommen sie ja schon! „Eine sechsköpfige Truppe von blauhäutigen Dunkelspeeren, näherten sich ihnen.
Die Priester sahen ziemlich furchterregend aus, wenn man sie mit anderen ihrer Klasse verglich. Doch das Götterreich der Trolle war auch ziemlich düster, im Gegensatz zum Rest der Welt. Nicht wie die meisten Priester, trugen diese hier Roben, sondern eine braune Lederrüstung. Außerdem eine hölzerne, weiß- braune Maske, die ihre hohe Stirn und die obere Hälfte des Gesichts schützte und nur ihre funkelnden Augenschlitze und das spitze Kinn sichtbar machte. Irgendwie erinnerten diese Masken etwas an Totenschädel. Ansonsten trugen die Priester auch noch Ketten aus Knochen um den Hals. Diese sollten Kraft und Schutz bescheren. Die Hexer von Zalazane trugen ähnliche Masken und Cromnios hatte auf einmal den seltsamen Gedanken, was wohl wäre, wenn er einen der eigenen Leute umbrachte, weil er ihn mit einem der Feinde verwechselte. So prägte er sich die Gesichter, die Kleidung und alles andere der Männer, genauestens ein. Ein anderer Magier, begleitete den Trupp ebenfalls. Er hatte weißblondes Haar, das zu einem kunstvollen Zopf hochgesteckt war. Er trug dieselbe Robe wie Un'Thuva: violett mit goldenen Stickereien auf dem vorderen Teil des Rockes. Die Hauptstickerei, zeigte den Kopf eines undefinierbaren Tieres. Die Trolle verehrten einige Tiergötter.
Neben den Priestern und Magiern, gab es noch drei geübte Krieger mit schwarzvioletten Rüstungen und Schwertern und Beilen als Waffen.
Man stellte sich einander vor und Thralliok übernahm das Kommando. Die Priester statteten währenddessen alle Beteiligten mit dem „Zauber des Schattenschutzes“ aus und legten auch noch einen andern Stärkungszauber über die ganze Gruppe: Das „Gebet der Seelenstärke“. Un‘Thuva erklärte nochmals allen den Sachverhalt: „Ich müsst euch auf die Suche nach diesen Hexendoktoren machen und sie alle, ohne Gnade, eliminieren! Sie dürfen auf keinen Fall noch mehr Leute in ihren Bann ziehen. Die Priester werden euch vor ihrer dunklen Magie schützen. Thralliok wurde uns von Thrall höchstpersönlich, zur Verfügung gestellt, um die Feinde ausfindig zu machen. Er ist einer der Besten auf diesem Gebiet. Also hört auf das was er euch sagt!“ Die sechsköpfige Truppe nickte zustimmend und neigte leicht ihre Köpfe, um dem Schamanen ihre Ehrerbietung zu erweisen. Thralliok strahlte eine natürliche Ruhe und Autorität aus, die alle, auch Cromnios in ihren Bann schlug. Diesen Mann erkannte man gerne als Führungsperson an, denn er wusste was er tat. Seine Bewegungen waren besonnen und doch entschlossen und irgendwie regte sich etwas in Cromnios, wenn er ihn länger anschaute. Es war...ein seltsames Gefühl von Schuld, welches er allerdings noch nicht recht einzuordnen wusste.
So also verließ die Sondereinheit Sen'Jin und ging dem Meer entlang Richtung Norden. Der Orc war hochkonzentriert, flüsterte manchmal leise vor sich. Er sprach wohl mit den Geistern der Elemente. Manchmal hielt er eine Weile inne und schaute sich nach allen Richtungen um. Er achtete auf versteckte Zeichen in der Natur, welche seinen Begleitern verborgen blieben. Auch die restliche Truppe war hochkonzentriert und auf alles gefasst. Die Wellen schwappten leise gegen den weißen Strand. Schließlich wurde die Gegend felsig und der Sand verschwand. Thralliok schaute sich nochmals um, lauschte in den Wind, blickte hinauf in die Sonne, dann wieder auf das glasklare Meer hinaus, wo in der Ferne die nördlichsten Echoinseln, mit ihren Palmenhainen und dichten Urwäldern, lagen.
Wieder überkam Cromnios eine seltsame Wehmut, als er ebenfalls hinausblickte. Auch wenn er es nicht gerne zugab, aber irgendwie fühlte er sich hier doch sehr zu Hause.
Thralliok wandte sich nun mit ernster Miene an seine Begleiter: „Dort hinter jenen Felsen, in einer kleinen Bucht, haben die Hexer von Zalazane ihr Lager aufgeschlagen!“ „Kannst du ungefähr sagen, wie viele es sind?“ fragte einer der Krieger. „Fünf bis acht. Ich kann es nicht genau sagen.“ „Das geht ja noch so einigermaßen“, meinte Vornal der andere Magier, welcher sie begleitete. „Dennoch dürfen wir ihre dunkle Magie nicht unterschätzen!“ ermahnten ihn die Priester. „Wir werden unsere Schutzzauber noch verstärken.“ „Ja, tut das!“ meinte Thralliok „wir formieren uns dann wie folgt: „Zwei Krieger als Vorhut, Cromnios du mit mir, der dritte Krieger zusammen mit Vornal und die beiden Priester, halten sich etwas im Hintergrund, um Schutz- und Heilzauber zu wirken. Ich kann im Notfall auch noch heilen. Außerdem habe ich meine Totems, die euch ebenfalls stärken und heilen werden. „Ihr beide, “ er deutete auf die Krieger „seid wie gesagt die ersten! Vornal folgt mit dem andern Krieger gleich darauf. Die Priester werden vor allem die erste Vorhut im Auge behalten. Nach Vornal kommen dann gleich wir. Wir sollten uns nicht alle gleichzeitig blicken lassen, damit die Hexendoktoren die Feindesanzahl nicht sogleich einschätzen können. Nun folgt mir ganz leise, ich zeige euch wo sie sich genau aufhalten, dann kann die erste Vorhut gleich los. Die Hexenmeister werden euch sogleich angreifen, dann fliegt ihre Tarnung auf.“
Vorsichtig kletterte die achtköpfige Truppe über einen der felsigen, rötlichen Hügel. Sie pirschten sich langsam an, bis Thralliok ihnen unmissverständlich klarmachte, sich still zu verhalten. „Genau da unten sind sie! Ich nehme ihre Aura wahr. Es sind sieben. Einer weniger als wir, aber sie haben sehr außergewöhnliches, magisches Potenzial. Man darf sie keinesfalls unterschätzen!“ Die Angesprochenen nickten ernst. Der Orc wandte sich an die beiden ersten Krieger „Ich sage euch, wann der günstigste Moment zum Angreifen ist. Sobald sie ihre Tarnung fallen lassen, wird Vornal anfangen seine ersten Offensivzauber zu wirken. Erst aus der Distanz, dann aus der Nähe. Die Priester werden uns mit ihren Schilden und Schutzzaubern unterstützen. Cromnios und ich warten einen Augenblick, dann greifen wir in das Geschehen ein. Sie sollen überrascht werden.“ „Alles klar!“ erwiderten die anderen und die ersten beiden Krieger machten sich bereit. „Einen Moment noch...“ sprach Thralliok mit erhobener Hand. „Jetzt!“
Die Krieger stürmten mit wildem Kriegsgebrüll, hinunter in den kleinen Talkessel. Der eine schwang zwei Äxte in der Hand, der andere ein großes Zweihandschwert. Die Klingen blitzten in der gleißenden Sonne auf. In diesem Moment fiel die Tarnung der sieben Hexendoktoren, die sie bisher verborgen hielt und Cromnios konnte nun ganz genau sehen, wo sich jeder selbiger befand. Sie alle trugen rotviolette Roben, die vorne mit verschlungenen Mustern verziert waren und dieselben Totenkopfmasken, wie die der Priester, die sie begleiteten. „Jetzt ihr!“ befahl Thralliok Vornal und dem dritten Krieger, welcher eine Zweihandaxt bei sich trug. Der Krieger stürmte ebenfalls auf einen der Zauberer los und Vornal sandte einen seiner ersten, mächtigen Zauber, gegen den Feind. Es war der „Frostblitz“, welcher den Gegner durch die Kraft des Eises verlangsamte und seine Zauberkraft einschränkte. Der Hexendoktor hielt nach dem noch verborgenen, magischen Gegner Ausschau, doch der Krieger mit der Axt, ließ ihm keine Zeit dazu. Er drosch in wildem Kampfesrausch auf ihn ein und brachte ihm, ziemlich schnell, tiefe Wunden bei. Währenddessen hatten sich die anderen beiden Krieger, ebenfalls je einem der Hexendoktoren entgegengestellt und setzten sich, noch geschützt durch den golden leuchtenden Schild der Priester, mit aller Macht gegen die zermürbende, schwarzviolette Hexenmagie zur Wehr. Solange der Schutzschild hielt, drohte ihnen noch keine Gefahr, doch sobald dieser zu bröckeln begann, wurde es gefährlich für die Krieger. Die Priester behielten die beiden ersten deshalb besonders gut im Auge und erneuerten deren Schutz immer wieder. Den anderen Feinden blieb das nicht verborgen und sie wollten die Priester, welche sich noch hinter den Hügeln verborgen hielten, ausfindig machen. „Jetzt sind wir dran!“ rief Thralliok. „Sie rechnen nicht mit uns. Los!“ Das ließ sich Cromnios nicht zweimal sagen und sandte einen rot- gelb glühenden Feuerball, gegen einen der Feinde. Thralliok nahm sich einen der andern vor, indem er die gewaltige Macht eines blauweissen Blitzes herab beschwor und diesen gegen selbigen schleuderte. Die beiden überraschten Hexer, welche noch ganz auf die Krieger und Vornal konzentriert waren, wurden von der unerwarteten Macht der gewaltigen Zauber, erst mal von den Füssen gerissen. Der siebte im Bunde, fasste nun Cromnios ins Auge, der seine Distanz etwas verringert hatte und nun ebenfalls von einem Schild der Priester geschützt wurde. Der Hexer schien unschlüssig zu sein, ob er nun die Priester angreifen sollte, welche sich allerdings noch immer etwas in Deckung aufhielten, oder Cromnios. Der junge Troll merkte das und begann dem Schwarzmagier so zuzusetzen, dass dieser gar keine Chance mehr hatte, sich gegen die Priester zu stellen.
Cromnios wirkte einen Zauber nach dem anderen. Erst ließ er durch die Macht des Eises die ganze Fläche um sich herum gefrieren. Ihm selbst schadete dieser Zauber nichts, aber die Gegner wurden dadurch sehr verlangsamt und die Kälte setzte ihnen zu. Der Hexer, den er zuerst angegriffen hatte und der nun wieder auf den Beinen war, wollte den Schutzschild der Priester um Cromnios zermürben. Immer wieder sandte er todbringende Schattenzauber gegen ihn. Der junge Troll aber, ließ sich das nicht einfach so gefallen und schleuderte ihm einen weiteren, besonders mächtigen Eiszauber entgegen. Diese fror den Feind auf der Stelle ein. Es dauerte jeweils nur ein paar Minuten, aber die verschaffte Zeit. Er wandte sich nun wieder dem anderen Gegner zu. Jener hatte Cromnios’ Schutzschilde nun aber bereits so geschwächt, dass der junge Troll immer mehr von der verderblichen Magie zu spüren begann. Doch was ihn neben dem steigernden Schmerz noch mehr beunruhigte, waren die seltsamen Stimmen, die er auf einmal in seinem Kopf vernahm. „Gib dich hin, werde einer der unseren, gib dich hin!“ flüsterten sie ihm immer wieder zu. Es waren seltsame Stimmen, welche ihn irgendwie einlullten und ihm ein seltsames Gefühl der Ruhe und Geborgenheit vermittelten.
Er hatte auf einmal den Drang, das Kämpfen aufzugeben und sich diesen Gefühlen ganz und gar hinzugeben. Doch eine andere Stimme in ihm, warnte ihn ausdrücklich davor. Diese Stimmen, entsprangen der Magie, der Hexer von Zalazane, jene Magie, die es vermochte menschliche Wesen zu willenlosen Kreaturen zu machen! Cromnios blickte sich um, konnte ihm denn niemand helfen? Der andere Hexer, den er eingefroren hatte, griff ihn nun erneut an und die anderen waren alle so mit Kämpfen beschäftigt, dass sie ihm nicht zur Hilfe eilen konnten. Blitze in allen Farben zuckten durch die trockene Luft, Hexenmagie traf auf die mächtige Magie des Schamanen und der Magier. Es war als wäre die Luft elektrisiert. Die Hexendoktoren waren tatsächlich starke Gegner. Die Priester waren intensiv damit beschäftigt die Krieger zu schützen, welche keinerlei magische Schutzschilde besaßen. Die Zauberer der Gruppe, besassen alle ihre eigenen, zusätzlichen Schutzzauber. So die Magier z.B. die sogenannte Frostrüstung und der Schamane den Blitzschlagschild. Doch Cromnios Schilde waren alle zerbrochen und die beiden Gegner setzten ihm arg zu. Und immer wieder diese Stimmen... Stimmen die ihn lähmten, die ihm immer mehr den Willen entzogen. Es war, als würde er immer mehr in einen Strudel hinein gesogen, alles verschwamm vor seinen Augen. Er sah mit Schrecken, wie sich auch der eine Krieger, mit der Zweihandaxt auf einmal seltsam verhielt. Er schien ebenfalls von der Magie des Willensentzuges betroffen.
In diesem Augenblick geschah etwas Seltsames! Auf einmal sah Cromnios, durch den seltsamen Nebel hindurch, der seine Sinne lähmte, eine mächtige Raubkatze, auf den feindlichen Hexer zulaufen. Es war ein wunderschöner Tiger, mit rotbraunem Fell und tiefschwarzen Streifen. Cromnios erkannte ihn als einen der Durotar Tiger, von welchen es einige, besonders auf den Echoinseln, gab. Dieser Tiger hier, griff nun mit scharfen Krallen und gewaltigen, gefletschten Zähnen an. Der Hexer, völlig überrascht, wurde zu Boden gerissen und von dem Tier sogleich zerfleischt. Fast zur selben Zeit, zischte eine Kugel dicht an Cromnios Ohr vorbei und traf den anderen Hexendoktor, der ihn bekämpfte, mitten in die Brust. Dieser sackte stöhnend zusammen. Im selben Moment, als die Hexer ihr Leben aushauchten, wich der Nebel und der junge Troll konnte wieder klar denken!
Er hielt nach seinem Helfer Ausschau. Auf dem nahegelegenen Hügel erblickte er dann, eine für ihn recht seltsame Erscheinung. Es handelte sich dabei um eine kleine, gedrungene, aber muskulöse Frau, mit halblangen, gewellten Haaren, die dieselbe Farbe, wie das Fell des edlen Tigers besass. Ihre Augen waren tiefblau, wie ein Bergsee und sie hatte ein schönes Gesicht, mit sanft geschwungener Nase und schmalen Lippen. Sie schien stumme Zwiesprache mit ihrem Tier zu halten, was den Troll sehr beeindruckte. Vermutlich war sie eine dieser besonderen „Beastmaster“, welche es auch bei seinem Volk vereinzelt gab. Seine und ihre Augen, trafen sich einen kurzen Moment, aber schon legte sie wieder ihre Machete an und schoss auf den nächsten Hexer, der nun ebenfalls von dem Tiger angegriffen wurde. Cromnios Verstand, nun wieder vollkommen geschärft, erkannte, dass er dem Krieger helfen musste, welcher unter dem Bann des einen Hexers stand. Die unerwartete Hilfe der seltsamen Frau, kam allen gelegen. Cromnios sandte einen glühenden Feuerball gegen den Hexendoktor und sogleich noch einige blaue, arkane Geschosse hinterher, die dem Fein endgültig den Garaus machten.
Der Krieger, aus dem verderblichen Bann befreit, stürzte sich nun wutbrüllend auf den nächsten Feind. Thralliok streckte den einen mit dem „Zauber des Erdschockes“ zu Boden. Vier Totems, die aussahen wie kleine Totempfähle, standen um ihn herum. Alle leuchteten in einer anderen Farbe, je nach Elementarkraft, die sie verkörperten. Die Schamanen konnten alle vier Elemente: Erde, Feuer, Wasser und Luft nutzen, um verschiedene Effekte zu erzielen. Die Magier machten sich ebenfalls die Elemente zunutze, aber auf etwas andere Art. Sie konnten mit Eis Magie, Feuermagie, oder arkaner Magie kämpfen. Sie gewannen ihre Zauberkraft aus dem wirbelnden Nether, jenseits der Welten, ebenso wie die Hexenmeister, aber sie hatten keine Dämonenhelfer, was ihre Magie etwas weniger gefährlich machte. Allerdings waren die Magier sehr mächtiger Zauberer, die besonders viel Schaden bei ihren Feinden, anrichten konnten.
Cromnios machte sich große Vorwürfe, dass er sich so hatte von der Magie der Hexendoktoren beeinflussen lassen und zornerfüllt, sandte er einen Zauber nach dem anderen, gegen die restlichen Feinde, die nun einer nach dem anderen zu Boden gingen und reglos liegen blieben. Noch einmal hielt der Troll nach der seltsamen, kleinen Frau Ausschau, welche ihnen geholfen hatte, aber so schnell wie sie und ihr Tiger gekommen waren, war sie auch wieder verschwunden.
Schließlich waren alle Hexendoktoren erledigt und die von Magie vibrierende Luft, kam zur Ruhe. Eine seltsame Stille breitete sich über allem aus.
Eine ganze Weile wagte niemand zu sprechen, doch dann sprach Thralliok: „Gut gemacht Männer! Das hätten wir erledigt!“ „Habt ihr diese seltsame Frau auch gesehen, die uns zur Hilfe kam?“ fragte Cromnios. Die andern nickten stumm. Vornal sprach: „Ja, sie war uns eine sehr grosse Hilfe, obschon sie... eine Zwergin ist.“ „Eine Zwergin!“ rief Cromnios aus. „Aber was tut denn eine Zwergin hier?!“ „Das ist uns wohl allen ein Rätsel,“ gab Thralliok nachdenklich zur Antwort. „Sie setzt sich hier großen Gefahren aus, denn sie gehört zu Allianz und man würde sie sofort umbringen, wenn man sie erwischen würde.“ „Dennoch hat sie uns geholfen und das ist ihr hoch anzurechnen,“ erwiderte Cromnios leise, während er an den schrecklichen Moment zurückdachte, als die Hexenmeistermagie von Zalazane, ihn beinahe überwältigt hätte. „Ja, es ist ihr wirklich hoch anzurechnen...,“ sinnierte der Orc. Dann blickte er Cromnios plötzlich mit ernster Miene an und fügte hinzu: „Die Frage ist... ob wir sowas auch tun würden, wenn Leute der Allianz in Bedrängnis kämen...“ Diese Worte trafen Cromnios irgendwie und er wusste nicht recht was antworten. Er dachte an den Hass, den er gegen die Allianz- Leute hegte und in diesem Augenblick schämte er sich plötzlich wieder. Doch sogleich dachte er an Asurania und ihre Worte und fasste sich erneut.
Thralliok sah ihn jetzt auch nicht mehr länger an, sondern wandte sich an die ganze Truppe, mit den Worten: „Wir werden hier alles verbrennen und in Zukunft werden die Hexer von Zalazane es sich zweimal überlegen, ob sie sich aufs Festland wagen!“ Seine Stimme hatte etwas Heroisches, Motivierendes, so dass die Truppe ihn lautes Gejohle ausbrach und seine Anweisungen befolgte. Als die Flammen eines großen Feuers, das auch auf den Echoinseln nicht zu übersehen war, gen den rotorangen Himmel Durotar‘s loderten, wandten sich die acht Kämpfer ab und gingen zurück in das Dorf der Dunkelspeere, wo sie bereits freudig empfangen wurden.
Dieses Erlebnis mit der Zwergin aber, ging Cromnios nicht mehr aus dem Kopf. Er wusste nicht, was diese Frau, welche ja zur Allianz gehörte, dazu gebracht hatte, ihnen zu helfen. Sie hätte auch einfach ihrer Wege ziehen können und nichts unternehmen, aber sie hatte ihnen geholfen, obwohl sie sich dabei auch großen Gefahren ausgesetzt hatte. Er hätte das bestimmt nicht getan, das musste er sich eingestehen und es beschämte ihn irgendwie, auch wenn er für sich selbst immer wieder eine Entschuldigung fand...
Das viele Nachdenken bereitete ihm Kopfschmerzen und so war er froh, als ein Bote aus Ogrimmar ihm die Nachricht überbrachte, dass Asurania ihn sehen wolle. Es hiess in dem Schreiben, dass sie einen wichtigen Auftrag für ihn hätte. Freudig machte er sich auf den Weg. Er entschloss sich diesmal nach Ogrimmar zu reiten. Sein Reittier war ein gezähmter Raptor. Dies waren sehr wilde Tiere und man musste wirklich sehr viel Geschick aufbringen, dass man sie so weit gefügig machen konnte, bis sie als Reittiere taugten. Doch bei den Trollen hatte das Raptor- Reiten schon eine uralte Tradition und sie waren darin sehr begabt. Cromnios‘ Raptor war ein sehr schönes Tier, mit hellvioletten Schuppen, die im Sonnenlicht glänzten und azurblauen Streifen, ähnlich wie bei einem Tiger. Er trug ein schwarzes Horn auf der Stirn, hatte leuchtende, bernsteinfarbene Reptilien- Augen und einen violetten Rückenkamm, mit ebenfalls blauen Spitzen. Cromnios hatte ihn vor kurzer Zeit erworben und gab ihn, wenn er ihn nicht gerade brauchte, in eine Stall, zu einem Raptor Hüter. Da es in Sen'Jin selbst gleich so einen Hüter gab, konnte er sein Reittier häufig besuchen und sich auch selbst oft um es zu kümmern. Das war wichtig bei diesen Tieren, denn sie mussten eine möglichst enge Bindung zu ihrem Reiter aufbauen, damit sie ihn nicht auf einmal wieder ablehnten und sich dann nicht mehr von ihm reiten ließen. Es war etwas knifflig und kompliziert, aber die Trolle liebten ja die Herausforderung.
Gleich als Asurania's Nachricht Cromnios erreichte, machte er sich auf den Weg nach Ogrimmar. Die Hexenmeisterin lebte in einem Haus, das in der sogenannten „Gasse“ lag. Diese dunkle Gasse, welche durch eine tiefe Schlucht führte, verband alle Teile der Hauptstadt miteinander. Asurania's Haus befand sich am nordwestlichsten Teil der Gasse, mit direktem Blick auf das Tal der Weisheit, wo auch Thrall seinen Sitz hatte. Es war auch ganz in der Nähe der Kluft der Schatten, welche der Hauptsitz der Hexenmeister und Schurken, oder Assassinen war.
Cromnios' Weg führte ihn von Sen'Jin aus erst Richtung Westen, einen schmalen Pfad entlang. Die Erde leuchtete in hellem rubinrot. Rechts vom Pfad, befand sich ein kleiner, glitzernder Teich, der von saftig grünen Palmen, umgeben war. Dort wo die Erde weniger feucht war, wuchsen einige wenige Bäume mit skelettartigen, weißlichen Stämmen und flachen, aber ausladenden Kronen. Die Gegend an sich war sonst sehr karg, an vielen Orten wuchsen gar nur Kakteen.
Der schmale Pfad mündete nun in eine breitere Straße. Das Gelände stieg beidseitig etwas an. Es war die Hauptstraße nach Klingenhügel und dann nach Ogrimmar. Cromnios bot sich eine Landschaft, mit vielfältigen Felsgebilden. Diese leuchteten, passend zur trockenen Erde, wie Blut und Milch. Es gab schmale, hohe Felsen die dicht an dicht, in den blauen, mit rotorangen Wolken durchbrochenen Himmel, ragten. Andere Felsformationen wiederum, erinnerten in ihrem Aussehen. an riesige Pilze.
Cromnios fühlte immer eine besondere Ehrfurcht, wenn er durch dieses karge, stille Land ritt. Die krallenbewehrten Füße seines Reittieres, verursachten kaum ein Geräusch, auf der verbrannten, mit Hitzespalten, durchzogenen Erde. Man merke, dass diese Raptoren hier in Durotar heimisch waren, denn sie besaßen auch eine gewaltige Ausdauer und brauchten lange Zeit nichts zu trinken, oder zu essen. Man musste sich erst an ihren menschenartigen Gang gewöhnen, was bei Vierbeinern, wie z.B. Wölfe, welche die Orcs als Reittiere bevorzugten, ganz anders war. Aber die Trolle waren sich, seit Generationen, an diese Art des Reitens gewöhnt.
Cromnios kam nun ins Dorf Klingenhügel, das aus einigen kleineren und zwei größeren Gebäuden bestand. Ihre Dächer waren aus roten Ziegeln und meist gestützt, durch oben spitz zulaufende Stämme. Diese Stämme ragten über die Dächer hinaus und es wurde dadurch ein Bild vermittelten, als ob gewaltige Wildtierzähne, darauf angebracht wären. Die Orc's zogen diese etwas stabilere, trutzigere Bauweise, der sehr leichten, luftigen Bauweise der Trolle, mit ihren Strohdächern und Zelten, vor.
Der Troll durchquerte Klingenhügel und dann lag vor ihm eine eindrückliche Schlucht, welche mit gewaltigen, pilzförmigen Felsformationen, überschattet wurde. Es war der sogenannten Staubwindklamm. Immer wenn er hier durchritt, schaute er nach oben und liess die Majestät dieses Ortes auf sich wirken.
Heute aber, als er das wieder tat, während sein Raptor am langen Zügel entspannt vor sich hin trabte, verspürte Cromnios auf einmal ein seltsames Gefühl. Es war ein Gefühl, dass er nicht zu deuten wusste, irgendeine plötzliche Angst und Unsicherheit. Vor seinem inneren Auge, nahm auf einmal wieder eine Schreckensvision Gestalt an! Es war ein ganz ähnliches Gefühl, wie in seinem Traum vom Tempel Atal Hakkar. Doch diesmal spielte sie sich genau hier in dieser Schlucht ab. Ein dunkler Schatten schien sich auf einmal über alles auszubreiten und das ganze Licht der Sonne, in sich aufzusaugen. Die Finsternis kam immer näher! Bald würde sie Cromnios verschlingen. Mit einem Aufschrei hielt er sich am Kopfkamm seines Reittieres fest, damit er nicht den Halt verlor. Ein namenloses Entsetzen breitete sich in ihm aus, schien ihn ganz zu übermannen. Und dann vernahm er Worte in seinem Innern, von denen er nicht wusste, woher sie kamen: „Hüte dich vor dem Schattenrat, denn er wird sonst diese Welt vernichten! Hüte dich!“
Der junge Troll wusste nicht, was das bedeuten sollte, denn was hatte er schon mit dem Schattenrat zu schaffen? Man munkelte zwar, dass die Brennende Klinge noch ein Überbleibsel dieses Rates sei, doch Neeru Feuerklinge und vor allem Asurania versicherten Cromnios, wie erwähnt immer wieder, dass sie nichts damit zu tun hätten. Dem Troll war es eigentlich auch mehr oder weniger egal, denn er hatte sich stets nur wenig mit der Geschichte der Orc's befasst. Was ihn vor allem interessierte war, dass er zu einer Gemeinschaft gehörte, die offensichtlich ein hehres Ziel verfolgte und... er konnte sich vor allem Asurania‘s Zuneigung gewiss sein, wenn er diese, ihre Gemeinschaft unterstützte.
Seine Motive waren jene eines Jungspunds, der eigentlich noch nicht wirklich viel Ahnung von der Welt hatte und sich der Tragweite seines Handelns, oftmals noch nicht so bewusst war. Da er kaum etwas vom sogenannten Schattenrat wusste, scherte es ihn auch wenig. Auch wenn ihn diese… seltsame Vision im Staubwindklamm, doch etwas beunruhigte.
Allerdings war die Vorfreude Asurania zu sehen so groß, dass er das alles ziemlich schnell wieder vergaß. Bestimmt würden sie und er wieder schöne Stunden zusammen verbringen. Das war es, was in erster Linie zählte.
Bald erblickte er in der Ferne den massiven, steinernen Schutzwall, welcher die Stadt Ogrimmar umgab. Das Tor, flankiert mit zwei mächtigen, hölzernen Wehrtürmen führte in das Tal der Stärke. Dies war das eigentliche Zentrum, der Schluchtenstadt. Das frühabendliche Licht, fiel auf die, mit hellem Lehm verputzen, Wände der massigen Häuser, mit den roten Dächern und den elfenbeinfarbenen Spitzen. Doch er ließ sich wenig Zeit um sich umzuschauen. Es zog in ins schattige Zwielicht, der etwas gespenstischen Gasse. Diese verlief in einer recht dunklen Schlucht, die nur erhellt wurde, durch einen schmalen Streifen Himmel darüber. Auch hier liebte es Cromnios nach oben zu schauen. Die Wände stiegen senkrecht empor und es wurde einem fast etwas schwindlig, wenn man sich auf einem Reittier fortbewegte. Er mochte dieses Gefühl von Schwindel und das sanfte Ziehen in seinem Bauch, wenn er den oberen Teil der gewaltigen Schlucht über sich vorbeigleiten sah.
Seine freudige Erwartung steigerte sich noch, als er linker Hand einen Höhlentunnel erblickte, der erfüllt war von seltsamem, violettem Licht. Durch ihn gelangte man in die Kluft der Schatten. Hier lebte auch Neeru Feuerklinge und viele kannten ihn bereits durch Asurania und seine Aktivitäten für die Brennende Klinge. So wurde er auch von allen Seiten mehr, oder etwas weniger freundlich begrüßt, als er mit seinem Raptor die Abkürzung durch die Kluft nahm. Diese lag in einem dunklen Felskessel. Das kleine Stück Himmel darüber, spendete nur spärliches Licht. Cromnios ritt einen steil abfallenden Weg hinunter, der gesäumt war von hohen, oben spitz zulaufenden Holzpfosten. Einige Zelte und schlichte Behausungen befanden sich hier und schattenhafte Gestalten trieben sich herum. Der Pfad stieg auf der gegenüberliegenden Seite wieder an und mündete in einen weiteren Felstunnel.
Er durchquerte diesen und gelangte in eine, nun wieder lichterfüllte Gasse, die in das Tal der Weisheit führte.
Linker Hand sah er nun ein großes, stabiles Gebäude aus grauem Gestein. Das gewaltige Tor, konnte durch ein Gitter verschlossen werden und links und rechts, ragten ebenfalls die spitzen Holzstämme auf, die sich gegen das Tor her leicht neigten. Sie bildeten dadurch sowas wie einen zusätzlichen Bogen, der das Tor bezeichnete. Das Gebäude bestand aus zwei Stockwerken. Der Unterbau, war sehr groß und beherberge den engsten Hofstaat des Kriegs- Häuptlings Thrall. Cromnios hatte ihn schon mal gesehen, als dieser eine Audienz hielt. Thrall war eine eindrucksvolle Erscheinung, ohne Zweifel. Aufgefallen waren dem Troll vor allem dessen leuchtendblaue Augen, die man sonst bei Orcs kaum sah. Seine Haut war intensiv grün, noch grüner, als die von Thralliok. Der Kriegshäuptling trug damals eine schwarze Rüstung und hatte schwarzes, langes Haar und einen kurz gestutzten Bart.
Irgendwie wurde Cromnios doch mit seltsamer Ehrfurcht erfüllt, als er an dem mächtigen Palast, flankiert von zwei großen Türmen, in derselben Bauweise, wie die meisten Gebäude der Stadt, vorbeiritt. Rechts vom Eingang, stand außerdem, eine schwarze, furchterregende, riesige Gestalt mit gebogenen Hörnern und einem schädelartigen Kopf. Dies war die Rüstung, des schrecklichen Dämonen Mannoroth, dessen Blut die Orcs einst zu wilden, grausamen Bestien, gemacht hatte. Thrall hatte ihn getötet, mit Hilfe seines einstigen Kampfgenossen Grom Höllschrei, welcher dadurch seinen einstigen Verrat, an dem Häuptling, gesühnt hatte. Seither stand die schwarze Rüstung die Dämonen im Tal der Weisheit. Als Zeichen des Sieges der Orcs, über ihren einstigen Blutfluch. Eine Düsternis und eine böse Aura ging immer noch von dieser Rüstung aus, als ob der Odem des Dämonen, noch immer etwas an ihr haften würde.
Doch Cromnios machte sich darüber keine besonderen Gedanken, es zog ihn zu einem zweistöckigen Gebäude. Dieses war wie die meisten, unten etwas schmaler, wurde nach oben etwas breiter und war gedeckt mit einem roten Dach. Dort wohnte Cromnios' große Liebe: Asurania!
Mit wild klopfendem Herzen ritt er zu dem Eingang, band seinen Raptor fest und klopfte.
Er vernahm leise Schritte im Innern und dann öffnete die Orcin die Tür. Wie immer sah sie hinreißend aus, mit ihrer heute violetten Korsage, die ihre vollen Brüste wunderbar zur Geltung brachte. Ihre violetten Augen, schauten ihn an und sie lächelte verführerisch. Sie war barfuß, trug einen kurzen, zur Korsage passende Lendenschurz und ihr langes violettes Haar, hing ihr etwas zerzaust über die Schultern. Es schien als komme sie gerade aus dem Bett und das strahlte irgendwie etwas Faszinierendes aus. „Hallo Cromnios mein Süßer, es ist schön, dass du so schnell kommen konntest.“ Sie packte ihn am Saum seiner hellblauen Robe und zog ihn zu sich heran. Er war ein Stück grösser als sie und eher hager und sehnig gebaut. Sie küsste ihn nun leidenschaftlich und er spürte ihre besonderen Rundungen, welche er von den Troll- Frauen, weniger kannte. Er gab sich ganz den intensiven Gefühlen der Leidenschaft hin, die er verspürte, nahm sie auf die Arme und warf sie auf das, mit dünnen Laken belegte Bett, im oberen Stock.
Der sexuelle Akt bei den Trollen und Orcs war wild und animalisch. Sanfte Zärtlichkeit war eigentlich weniger ihr Ding. Sie kamen gleich zur Sache und dann heftig. Anders als z.B. bei den Menschen oder Elfen. Cromnios gab sich ganz diesen Gefühlen hin, wollte alles was er mit Asurania erlebte, vollkommen auskosten. Sie zeigte ihm auch, dass es ihr gefiel und ihre kehligen Lust- Schreie, trieben ihn zu Höchstleistungen an. Ihre Fingernägel krallten sich in seine Haut und hinterließen blutige Striemen. Sie stöhnte und wand sich unter ihm und mit Wildheit und Leidenschaftlichkeit entlud er sich in ihr!
Danach lagen sie schwer atmend und schwitzend nebeneinander und sprachen einen Augenblick lang nichts. „Das war wieder wundervoll, mein Süßer“, sprach Asurania, doch dann wich der Ausdruck der Zuneigung in ihrem Gesicht einer kühlen, strategischen Nüchternheit. „Es gibt einen bestimmten Grund, warum ich dich hab rufen lassen“, sprach sie. „Ja, ich hörte du hast einen Auftrag für mich?“ „Ja, einen sehr wichtigen Auftrag, für die Brennende Klinge. Wenn du diesen gut erfüllst, dann wird Neeru dich bald in die Gemeinschaft aufnehmen.“ „Worum geht es?“ fragte Cromnios. „Es geht um einen Mordauftrag, den du... erteilen sollst.“ „Einen Mordauftrag?“ „Ja, es geht um einen der ärgsten Feinde der Brennenden Klinge, oder vielmehr um eine Feindin. Es ist eine Menschpriesterin, welche etwas außerhalb von Theramore lebt.“ Theramore? Das ist doch die Stadt, wo diese Lady Prachtmeer lebt, mit welcher Thrall einst im letzten Krieg, ein Bündnis einging.“ „Ja“, sprach Asurania und ihn ihren Augen blitzte Hass auf. „Thrall hat damals unser Volk schändlich verraten.
Diese Priesterin, sie heißt Kybelia, ist eine sehr nahe Vertraute von Lady Prachtmeer und sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Gemeinschaften wie die Brennende Klinge, um jeden Preis zu jagen und zu vernichten. Sie hat uns schon eine Menge geschadet und dafür soll sie nun bezahlen. Du wirst nach Klingenhügel gehen und dich mit der, von uns auserwählten Mörderin, treffen. Du erteilst ihr den Auftrag und übergibst ihr die nötigen Unterlagen und das Geld, das sie dazu benötigt. Eine Hälfte jetzt, die andere, wenn sie erfolgreich ist. Das Codewort, heißt Therkybelia das muss sie wissen, bevor du ihr die Unterlagen aushändigst.“ „Hier ist alles drin, du kannst es durchlesen und musst alles genauestens befolgen, was da steht! Du übernimmst eine große Verantwortung, wenn du das tust. Geht etwas deinetwegen schief, wäre die Brennende Klinge nicht erfreut. Erfüllst du aber den Auftrag gut, dann wirst du belohnt werden und erfährst auch bald mehr über deinen Vater.“ „Natürlich werde ich meinen Auftrag gut erfüllen, das ist keine Frage, ist ja nicht so eine große Sache.“ „Dennoch, es darf auf keinen Fall etwas schiefgehen!“ sprach Asurania mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen, welches Cromnios nicht gefiel. Doch sogleich wurde die Stimme der Orcin wieder sanft: „Ich weiß, dass du deinen Auftrag bestimmt gut erfüllen wirst.“ „Wann muss ich mich denn mit dieser Killerin treffen?“ „Übermorgen, gleich nach Sonnenuntergang. Es gibt da außerhalb von Klingenhügel, einen mächtigen Baum. Er steht linker Hand an der Straße nach Sen'Jin. Dort wirst du sie treffen.“
„Nun...bis dahin haben wir ja noch etwas Zeit“, lächelte der Troll und neigte sich über die nackte Orcin, deren wohlgeformten Brüste, nur leicht von einem weißen Lacken bedeckt wurden. Sie hob ihren nackten Oberkörper und das Lacken rutschte weg. Cromnios senkte seinen Kopf und nahm die prallen Brustwarzenknospen zwischen seine Lippen. Während er heftig daran saugte, ritzten seine Hauer leicht ihre Haut. Sie stöhnte deswegen lustvoll auf und schlang ihre Beine um ihn und wieder, gaben sie sich ganz dem wilden Strudel der Leidenschaft hin...
Als es Abend wurde, verließ der Troll das Haus seiner Geliebten wieder, denn diese hatte gesagt, dass sie noch einiges zu tun hätte. So ritt Cromnios wieder zurück. Diesmal aber nahm er den Weg durch die ganze Gasse, zum Tal der Stärke. Es wollte ein wenig das Nachtleben von Ogrimmar beobachten. Es dunkelte bereits ein und die rote Abendsonne, ging hinter den roten Dächern der Häuser unter. Überall wurden Feuer entzündet. Diese befanden sich in runden Gefäßen, welche von drei Beinen gestützt wurden. Der Himmel wurde dunkler und dunkler und sein rötlicher Schimmer, wich einem samtigen dunkelblau. Ein leuchtender, fast voller Mond ging auf, dessen Licht sich wie flüssiges Silber über die Schluchtenstadt Ogrimmar ergoss.
In den zahlreichen, aus goldfarbenem, milchigem Glas bestehenden Fenstern, begannen Lichter zu leuchten, die einen sanften Schein auf die, aus weißgrauen Steinen gefertigten, Straßen und Plätze warfen. Es herrschte noch immer ein reges Treiben. Vertreter aller Horden- Völker waren hier anzutreffen: Tauren- große kräftiger Stiermenschen, mit spitzen Hörnern und muskelbepackt, Blutelfen- schlanke, wunderschöne, etwas eitel wirkende Geschöpfe, Verlassene- furchteinflößende, durch Nekromantie ins Leben zurückgeholte Kreaturen, mit hageren Körpern und natürlich auch die kräftigen, grossen Orcs und die eher sehnigen Trolle, mit ihrer grünen und blauen Haut.
Gerade als Cromnios seinen Raptor zügelte, um alle Eindrücke des abendlichen Ogrimmar in sich aufzunehmen, sprach ihn eine, ihm wohlbekannte Stimme, an. Es war Thralliok! „Hallo mein Junge, was verschlägt dich denn hier in unserer Stadt?“ fragte er. Cromnios überlegte kurz, dann meinte er: „Ich habe hier einen Auftrag erhalten.“ Thralliok fragte, wie vermutet, nicht näher nach. „Es freut mich dich wieder zu sehen, nachdem wir die Hexer von Zalazane so erfolgreich zusammen erledigt haben. Wie wäre es mit einem Drink? So können wir noch etwas auf unseren Erfolg anstoßen.“ „Habt ihr denn nicht immer viel zu tun?“ fragte der Troll, irgendwie erfreut über die spontane Einladung des Schamanen. „Nein,“ lächelte dieser. „Mein Häuptling hat mir heute frei gegeben. Wollen wir dort rüber ins Gasthaus?“ „Ja gerne.“ Cromnios stieg ab und führte seinen Raptor hinter sich her, zu dem Gasthaus. Dieses war sehr einfach eingerichtet. Es hatte nur wenig Möbel und Teppiche auf dem Boden, worauf die beiden Männer nun, mit unterschlagenen Beinen, Platz nahmen. Sie bestellten zwei große Krüge zwergischen Starkbiers, ein sehr alkoholreiches Getränk und ihre Zungen wurden dadurch bald gelockert. Thralliok erwies sich als sehr interessanter Gesprächspartner und auch wenn Cromnios sich dagegen wehrte, schloss er ihn mehr und mehr ins Herz. Thralliok ging es wohl ähnlich, denn er meinte: „Es freut mich sehr, dass ich dich kennengelernt habe, mein Junge. Ich bin manchmal, trotz meines interessanten Jobs, ziemlich allein. Es ist wirklich schade, dass meine Tochter nicht öfters bei mir ist und...ich mache mir einfach immer etwas Sorgen um sie. Sie gehört zu den Assassinen. Ich weiß nicht genau, was sie alles macht, aber ich glaube, ihre Aufträge sind oft sehr gefährlich. Un'Thuva hat großes Glück mit dir.“ „Aber ich bin nicht sein Sohn,“ sprach Cromnios etwas frostig. „Ja aber dennoch. Er sieht dich als seinen Sohn, auch wenn du andere Eltern hattest. Sie sind gestorben, nicht wahr?“ „Ja, erwiderte Cromnios „hat Un'Thuva dir das also schon erzählt?“ „Ja. Es tut mir sehr leid für dich.“ Der Troll spürte ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend und fragte, um etwas von sich abzulenken: „Lebt denn deine Tochter noch bei dir?“ „Ja, auch wenn ich mich manchmal frage, warum sie nicht schon lange ausgezogen ist. Wir haben nicht das beste Verhältnis. Wir haben in vielem eine sehr unterschiedliche Auffassung. Xantina hält wenig von der Neuen Horde und ich halte nichts von ihrer Philosophie.“ „Was hat sie denn für eine Philosophie?“ „Sie hat ein Faible für die Alte Horde.“ Cromnios zuckte zusammen und verschluckte sich an seinem Bier. Er hustete und Thralliok klopfte ihm väterlich, mit seiner schweren Pranke, auf den Rücken. Er war sehr kräftig, das merkte man. Als der Troll sich wieder etwas erholt hatte, fragte er: „Und da bestehen natürlich Spannungen zwischen deiner Einstellung und ihrer.“ „Ja, das kann man wirklich so sagen! Sie glaubt einfach nicht, dass sie Gefahr läuft, sich dem Schattenrat zu verschreiben.“ „Dem Schattenrat?!“ fragte Cromnios und unterdrückte einen weiteren Hustenanfall. Thralliok schaute ihn seltsam und mit ernster, unergründlicher Miene an. Es war dem jungen Troll erneut, als ob er genau wissen würde, was ihn ihm vorging. Er dachte wieder an das die Schreckensvision im Staubwindklamm und die Worte, die er vernommen hatte: Hüte dich vor dem Schattenrat, denn er wird sonst einst diese Welt vernichten! Hüte dich! „Wer will schon mit dem Schattenrat zu tun haben!“ meinte er dann etwas lauter, als er es beabsichtigt hatte. Einige Köpfe wandten sich neugierig in seine Richtung und er senkte die Stimme wieder. „Bist du sicher, dass...Xantina, etwas damit zu tun hat?“ „Nicht bewusst, aber sie lässt sich vom Schattenrat beeinflussen, genau wie... ihre Stiefmutter in Spe Asurania, sie ist Hexenmeisterin.“
Nun konnte Cromnios einen weiteren schrecklichen Hustenanfall nicht verhindern. Er war diesmal so schlimm, dass Thralliok ihn besorgt anschaute, als er ihm erneut heftig auf den Rücken klopfte. „Du wirst ja noch blauer als du sonst schon bist,“ meinte er und Cromnios musste wegen der Zweideutigkeit dieser Worte, ungewollt grinsen. „Tut mir leid, man sollte nicht atmen während man trinkt,“ „Du sagtest, Xantina hat eine Stiefmutter in Spe, namens Asurania?“ „Ja genau. Asurania und ich sind schon länger ein Paar. Sie will mich unbedingt heiraten, aber ich bin von dieser Idee einfach nicht so überzeugt.“ „Warum denn nicht?“ fragte Cromnios und versuchte, so ruhig als möglich, zu sprechen. In seinem Innern aber tobte auf einmal ein wilder Sturm. Thralliok und Asurania! Ein Paar! Das war einfach unglaublich! Etwas begann an seinen Eingeweiden zu nagen. Es war heftige Eifersucht, aber vor allem Enttäuschung darüber, dass Asurania ihm nie von ihrer festen Beziehung zu Thralliok, erzählt hatte. Dessen Stimme drang nun wie aus weiter Ferne an sein Ohr: „Weil ich Asurania einfach nicht richtig vertrauen kann. Sie will unbedingt, dass ich sie zur Frau nehme und meine Tochter liebt sie ebenfalls innig. Ich liebe sie auch irgendwie, aber... wie gesagt, wir passen nicht wirklich zusammen. Ihre Lebenseinstellung ist mir zu sehr von der Alten Horde und somit vom Schattenrat, geprägt.“ „Aber wenn man ein Faible für die Alte Horde hat, heißt das noch lange nicht, dass man dem dämonischen Schattenrat dient!“ „Das geht miteinander einher,“ erwiderte Thralliok. „Aber man kann doch nicht alle, die die alten Zeiten der Horde hochhalten, auch zugleich zu Dämonen-Dienern machen!“ sprach Cromnios eine Spur zu heftig.
Der Schamane schaute ihn mit seinem durchdringenden Blick an und der Troll ermahnte sich zur Selbstkontrolle. Thralliok meinte: „Ich glaube auch nicht, dass allen, die von der Alten Horde begeistert sind, wirklich bewusst ist, mit was das einher geht. Du kennst die Geschichte der Orcs?“ „Ja, ich weiß dass der Schattenrat einst eine Gemeinschaft war, die von der Brennenden Legion ins Leben gerufen wurde. Sie bestand aus mächtigen Hexenmeistern, die dann durch die schwarze Magie ihre Welt zerstörten und auch die Welt Azeroth erobern wollten. Diese Hexenmeister waren Werkzeuge des Bösen. Aber Fakt ist doch, das viele unserer Völker auch nicht wirklich zufrieden mit der Politik von Thrall sind. Er hat zu engen Kontakt mit den Allianz- Völkern, obwohl Orcs, wie Trolle, sehr unter dem Einfluss der Allianz gelitten haben. Uns haben einst die Elfen aus unserem Land vertrieben und euch haben die Menschen zu Sklaven gemacht. Thrall war selbst ein Sklave, was sein Name auch sagt. Menschen zogen ihn auf. Darum glaube ich manchmal, sein Blick ist etwas getrübt, für die Anliegen der Horde.“ „Darin stimme ich nicht mit dir überein Cromnios“, gab der Schamane ernst zurück. „Ich glaube, dass Thrall's Politik, die Zukunft der ganzen Welt Azeroth ist. Es ist eine andere Zeit, die Völker haben sich alle verändert und lernen mehr und mehr aus ihren Fehlern. Man darf nicht ständig an der Vergangenheit haften bleiben, auch wenn den Horden- Völkern fraglos schon viel angetan wurde. Aber auch den Allianz- Völkern wurde von uns schon viel angetan. Es sind heute neue Leute an der Macht, Leute, die immer mehr verstehen, dass es wichtig ist sich zusammen zu tun und der eine große Feind von uns allen die Brennende Legion ist. Wie soll unsere Welt eine Zukunft haben, wenn einige von uns einen neuen Schattenrat anfangen zu gründen und somit dem Bösen immer mehr Zugang in unsere Welt gewähren?“
Diese Frage klang überzeugend und Cromnios wurde auf einmal unsicher. Thrall schaute den jungen Troll ernst, aber mit väterlicher Zuneigung an: „Ich sehe großes Potenzial in dir mein Junge. Ich hatte eine Vision letzte Nacht. Darin wurdest du als Juwel von Azeroth bezeichnet. „Juwel von Azeroth?“ fragte Cromnios verständnislos. „Ja diese Juwelen sind besondere Persönlichkeiten, welche die Welt in ein neues Zeitalter führen werden. Der Troll lachte auf. „Also wirklich Thralliok! Du hast ja einen seltsamen Humor! Bestimmt bin ich keins dieser Juwelen!“ „Oh doch!“ erwiderte der Schamane überzeugt. „Du bist es, aber noch bist du dir dessen nicht wirklich bewusst. Es liegt jetzt an dir, ob du den Weg als Juwel von Azeroth gehen willst, oder nicht. Alles liegt in deiner Hand, nur in deiner...“
mit diesen Worten erhob sich Thralliok einfach, legte dem Troll seine Hand auf die Schultern und verließ das Gasthaus. Cromnios blieb wie paralysiert sitzen und stürzte den letzten Schluck seines bereits dritten Biers herunter. Dann erhob er sich und wollte Thralliok nachlaufen. Er sah ihn gerade noch in einem Haus auf der anderen Seite des großen Platzes verschwinden. Er überlegte ob er ihm folgen sollte, aber er entschied sich dann doch dagegen. Dieser Schamane war doch verrückt! Er ein Juwel von Azeroth, so ein Blödsinn! Seine Philosophie hatte alles andere, als eine völkerverbindende Komponente, jedenfalls keine Komponente, welche vorsah Allianz und Horde zu vereinigen. Er schüttelte seinen Kopf und wollte bei der Gastwirtin die Zeche bezahlen. Doch diese meinte: „Schon erledigt, das erste Bier geht sowieso aufs Haus und die anderen Getränke wird Thralliok bezahlen.“
Etwas wirr im Kopf, ob vom Alkohol, oder dem seltsamen Gespräch mit dem Schamanen, nickte der Troll etwas zerstreut und trat hinaus in die kühle Nachtluft.
Er ging zu seinem Raptor und streichelte geistesabwesend dessen raue Schuppen. Was sollte er tun? Einfach nach Hause gehen? Irgendwie hielt er sich dafür gerade außer Stande. Aber wohin sollte er denn? Auf einmal tauchte vor ihm das Gesicht von Asurania auf. Sie und Thralliok, waren ein Paar, sogar schon fast verheiratet und er wusste nichts davon. Warum hatte sie ihm das verschwiegen? Warum hatte sie ihm verschwiegen, dass sie Thralliok unbedingt heiraten wollte? Er musst mit ihr darüber reden, sich Klarheit verschaffen und vielleicht…konnte er bei ihr bleiben diese Nacht. Aber wollte er letzteres überhaupt noch? Jetzt da er wusste, dass es doch jemand in ihrem Leben gab, den sie scheinbar besonders liebte? Ihm wurde auf einmal bewusst, dass er sich eigentlich im Stillen immer gewünscht hatte, einst jener Mann zu sein, den sie zu ihrem Lebensgefährten machte, aber nun... war diese Hoffnung wohl zerschlagen. Nun, er musste zumindest mir ihr darüber reden! Er konnte so nicht nach Hause gehen und der Alkoholpegel in seinem Blut, war auch schon ziemlich hoch. Er wusste nicht, ob er es noch schaffte nach Sen'Jin zu kommen, ohne von seinem Raptor zu kippen. Warum nur hatte er so viel getrunken? Warum sich so lange mit diesem Mann unterhalten, der eigentlich nicht nur sein Rivale, sondern auch augenscheinlich verrückt war? „Juwel von Azeroth!“ murmelte er verächtlich vor sich hin. „Ausgerechnet ich, so ein Blödsinn! Ich will das gar nicht sein!“ Mit diesem Gedanken schwang er sich in den Sattel und ritt erneut durch die Gasse zu Asuranias Haus. Es war mittlerweile schon ziemlich spät geworden. Die Gasse war ihm nicht wirklich geheuer bei Nacht. Aber er besaß große, magische Kräfte, auch wenn er angetrunken war und er glaubte, jeglichem Feind gewachsen zu sein, der ihn hier überfallen wollte, oder was auch immer.
Er gelangte dann auch unbehelligt zu Asuranias Haus. In ihrem Fenster brannte noch Licht. Er stieg ab und ging leise zur Tür. Doch dann hielt er plötzlich inne. Ein seltsamer Geruch, lag plötzlich in der Luft. Er schien tatsächlich aus dem Haus seiner Geliebten zu kommen. Er konnte es nicht recht deuten. Es duftete irgendwie verbrannt. Aber nicht wie von einem Feuer, sondern der Geruch war beißender. Er hielt inne und lauschte. Irgendwo in der Ferne, vernahm er Asuranias Stimme. Sie redete mit jemandem, aber er verstand es nicht. Vorsichtig drückte er die Klinke der Tür herunter und schlich sich in das Haus. Er wusste selbst nicht, was ihn dazu bewegte sich wie ein Dieb zu verhalten, aber etwas in ihm, warnte ihn lautstark.
Er hörte nun deutlicher die Worte von Asurania und ging leise ins Obergeschoss. Was er dort vernahm, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Asurania sagte gerade: „Alles läuft nach Plan. Cromnios wird Xantina den Auftrag erteilen und sie wird mir Kybelia endlich vom Hals schaffen.“ Ein unheimliches Lachen war die Antwort und eine böse Stimme, wie aus der Hölle selbst, erwiderte: „Ja, das war gute Arbeit! Xantina wird ihre eigene Mutter umbringen und du wirst endlich Thralliok heiraten. Dann wirst du mehr Macht über ihn haben. Niemand wird es je erfahren.
Doch die Menschen werden Rache nehmen wollen. Lady Prachtmeer wird den Mord an ihrer treuen Hohepriesterin Kybelia, nicht einfach so hinnehmen. Sie wird herausfinden wollen, wer es war und dafür sorgen, dass der Mörder zur Rechenschaft gezogen wird. Wir werden ihr zuspielen, dass es eine Orcin war, welche das getan hat. Xantina wird dann der Anlass dafür sein, wieder Unfrieden zu säen und meine Gebieter, werden dir zu einer wichtigen Position verhelfen, die dir gewaltige Macht verleihen wird. Der Schattenrat wird wieder neu aufleben. Wir werden Rache nehmen, für all die Niederlagen, die wir bereits einstecken mussten und ihr werdet Rache nehmen, für all das, was euch die Allianz angetan hat. Irgendwann werden wir das Volk soweit haben, dass es Thrall stürzt, weil es einsehen wird, dass er sie nur ins Unglück treibt.“ Cromnios war es als würde er den Boden unter den Füssen verlieren. Er schwankte kurz, doch dann wollte er unbedingt sehen, mit wem Asurania da sprach. Der Gestank nach Feuer und Schwefel, war nun kaum mehr auszuhalten. Er nahm keine Notiz davon und schlich sich näher. Hinter der halboffenen Tür versteckt, die ihn ihr Schlafzimmer führte, erblickte er einen dunklen, schwarzen Schatten, der in der Luft zu schweben schien. Ein rotfunkelndes Augenpaar leuchtete daraus hervor. Dies hier, war eindeutig ein Dämon! Seine Liebste sprach mit einem Dämon!
Er unterdrückte ein Keuchen und zog sich wieder zurück. Er ließ sich an der Wand zu Boden gleiten und lauschte weiter den Worten der beiden im Zimmer. Er musste sich zusammenreißen, um nicht zu laut zu atmen. Sein Rücken lehnte an der rauen Wand und ein Entsetzensschauer nach dem andern durchströmte seinen Körper als Asurania nun auch noch von ihm zu sprechen begann: „Eigentlich ist Cromnios ja schon ein etwas armer Kerl. Es ist felsenfest davon überzeugt, dass dieser Mordauftrag ihm von der Brennenden Klinge erteilt wurde. Wenn er wüsste, dass dieser Auftrag von mir selbst stammt. Ich schlage damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Er frisst mir richtiggehend aus der Hand, der naive Junge und glaubt alles was ich ihm sage.“ „Du verstehst es wohl auch ihn immer wieder um den Finger zu wickelt, was?“ spottete der Dämon. „Was diese Verjüngungszauber nicht alles bewerkstelligen können.“ „Das liegt nicht nur daran. Ich weiß eben, wie man Männer um den Finger wickelt!“ „Mir gefällt irgendwie die Idee, dass Xantina ihre eigene Mutter umbringen soll. Auch sie ist Wachs in deinen Händen, wie es scheint“, meinte der Dämon. „Ja, auch wenn es eigentlich schade ist, dass ich Xantina opfern muss, sie ist ein ungeschliffener Diamant, der zu einem richtigen Juwel für den Schattenrat werden könnte.“ „Jemand muss geopfert werden, sie dient damit unserer Sache, auch wenn sie es auf etwas andere Art tut, als sie es will.“ „Ja, schließlich geht es darum, die Macht der Alten Horde wieder aufleben zu lassen. Cromnios kann dabei ja weiter mein Gespiele bleiben. Er wird nie erfahren, dass er einer Tochter den Auftrag erteilt hat, ihre Mutter zu töten. Wir werden ihn mit den Orcs und Trollen der Schwarzfelsspitze zusammenbringen und damit, mit den einstigen Gefährten, seines Vaters Crom Zed. Er wird dort unserer Sache sehr gut dienen können, ohne jemals zu erfahren, dass Xantina ihre Menschen- Mutter tötete. Sie ist sowieso nur ein Balg, den Thralliok einst mit dieser Schlampe gezeugt hat. Kybelia wird vom Erdboden getilgt und ich kriege endlich meine Rache!“
Cromnios glaubte kaum, was er da hörte. Es war so entsetzlich, so schockierend! Er war nur ein Werkzeug in diesem schrecklichen Spiel, ebenso wie die... bedauernswerte Xantina, welche die Tochter eines Orcs und einer Menschenfrau war. So sehr er die Allianz auch hasste, dieser Hass war nichts im Vergleich zu dem Schrecklichen, was hier vor sich ging. Asurania diente dem Schattenrat, sie hatte ihn nur benutzt, sie hatte ihn nie wirklich geliebt. Und sie benutzte ihn jetzt dazu, so einen fürchterlichen Mordauftrag zu erteilen, welcher eine Tochter zur Muttermörderin machen sollte und dann noch die Tochter eines Mannes, den er wirklich sehr verehrte. Was hatte dieser ihm gesagt: „Die Entscheidung liegt jetzt bei dir, ob du den Weg eines Juwels von Azeroth gehen willst, oder nicht. Alles liegt in deiner Hand, nur in deiner!“ War dies möglicherweise der Beginn seines Weges als eins dieser Juwelen? Er wollte jedenfalls lieber ein solches Juwel sein, als eins, das der Brennenden Legion diente.
Und auf einmal lag alles ganz klar vor Cromnios. Er wusste nun genau was er tun würde und lautlos wie er gekommen war, verließ er das verfluchte Haus...
Er trieb seinen Raptor zur Höchstgeschwindigkeit an und ritt hinunter ins Tal der Stärke. Dort klopfte er heftig an die Tür des Hauses, worin Thralliok verschwunden war. Es dauerte einen Moment, dann rief eine etwas grimmige Stimme: „Wer ist da?“ Thralliok hatte vermutlich schon geschlafen. „Ich bin's Cromnios! Ich muss unbedingt mit dir sprechen. Etwas Schreckliches ist im Gange!“ Der Orc öffnete die Tür und man sah seine verschlafenen Augen. „Es tut mir leid, dass ich dich störe, aber es ist sehr wichtig, ich würde das sonst nicht tun.“ „Thralliok meinte: „Jetzt einfach mal ruhig Blut! Komm erst mal rein und hol etwas Atem! Ich wohne im oberen Stock.“ Er führte ihn über einen Aufgang ins Obergeschoss. Dieses war schlicht, aber gemütlich eingerichtet. Auf dem recht breiten Bett lagen weiche Decken und Laken, die nun ziemlich zerzaust waren. Der Schamane bat ihn auf einem Stuhl Platz zu nehmen. „Dann erzähl mal, was so überaus wichtig ist, um mich dafür aus dem Schlaf zu reißen!“ Cromnios musste darauf achten, dass er nicht zu schnell und zu wirr erzählte, so durcheinander war er noch. Doch dann erzählte er Thralliok die ganze entsetzliche Geschichte: Das mit Asurania, die mit einem Dämon paktierte und dem Schattenrat diente. Das was sie mit Xantina und Cromnios vorhatte und auf was für eine schreckliche Weise sie Thralliok dazu bringen wollte, sie zu heiraten. Der Schamane hörte fassungslos zu. „Das ist ja entsetzlich! Nun ist es also doch schon so weit mit Asurania! Wie konnte mir das nur so unterschätzen! Ich habe schon immer sowas geahnt, aber niemals für möglich gehalten, dass sie zu solchen Taten fähig ist. Sie will meine Tochter in den sicheren Tod laufen lassen, denn wenn die Höchsten von Theramore herausfinden, dass sie Kybelia, die dann noch ihrer eigenen Mutter ist, umgebracht hat... Das wird eine Hinrichtung zur Folge haben. Xantina wird nur als Werkzeug benutzt und bei dir ist es dasselbe. Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Plan aufgeht!
Er schaute Cromnios mit durchdringendem Blick an. „Du musst es verhindern! Du musst verhindern, dass meine Tochter diesen schrecklichen Fehler macht!“ „Aber was soll ich tun?“ Der Schamane erhob sich und lief wie ein Tiger im Zimmer auf und ab. Er trug nur einen Lendenschurz und seine grüne Haut, spannte sich über stählerne Muskeln. Er dachte angestrengt nach.
Schließlich meinte er: „Du erteilst ihr den Auftrag trotzdem. Es wird Zeit, dass meiner Tochter ihre Augen, über ihre Herkunft, geöffnet werden. Es wird Zeit, dass sie ihre wahre Mutter kennenlernt und ihr bewusst wird, dass sie sich mit den falschen Leuten eingelassen hat... Ich werde sogleich einen Windreiterboten nach Theramore schicken, um Kybelia vorzuwarnen. Du wirst Xantina, ab dem Moment, wo du ihr den Mordauftrag erteilt hast, folgen. Ich werde dich mit den nötigen Schutzzaubern ausrüsten und mit den Geistern der Elemente Verbindung aufnehmen, damit meine Tochter dich nicht entdeckt. Sie ist in solchen Dingen sehr geschult. Sie merkt normalerweise alles, aber ich als Schamane, habe die Möglichkeit die Elemente für uns zu nutzen...“ Er hielt in seinem ruhelosen Auf und Ab inne und ließ sich seufzend neben Cromnios auf dem Bett nieder. „Ich habe Xantina immer beschützt so gut es ging und ich war immer bei ihr. Ich habe schon so oft versucht, sie durch die Elementargeister zu erreichen, um sie dazu zu bringen, einen anderen Weg einzuschlagen. Bisher ohne Erfolg, wie es scheint.“ Er schaute Cromnios, der sehr nachdenklich geworden war, ernst an. „Wirst du denn nun einen anderen Weg einschlagen, mein Junge?“ Der Troll blickte hinunter auf seine großen Zehen und ihm kam auf einmal alles so verrückt und unwirklich vor.
„Ich... weiß noch nicht so wirklich was für einen Weg ich einschlagen soll... Doch ich weiß, dass ich sowas auf keinen Fall zulassen kann. Auch wenn ich... Asurania sehr liebe...muss ich mich gegen sie stellen, denn sie ist mit der Brennenden Legion im Bunde.“ „Du liebst Asurania wirklich sehr, das sehe ich in deinen Augen. Es... tut mir sehr leid mein Junge, ich glaube sie hat uns alle getäuscht.“ „Doch dich scheint sie als der Mann ihres Lebens zu sehen“, erwiderte der Troll traurig. „Anders...als mich. Ich war für sie nur ein Spielzeug.“ Er lachte bitter auf. „Ach, ein Spielzeug ginge ja noch, aber dass sie mich zu so einem schrecklichen Werkzeug machen wollte, ist das Schlimmste für mich!“ Sie hat mir diese Geschichte erzählt, von meinem Vater, der scheinbar mit der Dunklen Horde in der Blackrockspitze zusammenarbeitete. Ich weiß nicht... sie hat mir irgendwie mehr über meine Herkunft erzählt und... es war ein Gefühl, als hätte ich auf einmal meine Identität zurückgewonnen. Dann... war sie auch sonst so... bezaubernd und ich… habe mich einfach unsterblich in sie verliebt. Ich wusste nicht, dass sie dich heiraten wollte Thralliok, das hätte sicher vieles geändert.“
„Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr Cromnios, du bist zu mir gekommen und hast dich somit für den richtigen Weg entschieden, dass allein ist was zählt! Der Schmerz über Asuranias Verrat, wird einst vergehen, aber wenn meine Tochter diese schreckliche Tat vollbringen würde, dann hätte es unendlichen Schmerz zur Folge. Es könnte den ganzen brüchigen Dialog zwischen Allianz und Horde zerstören und es könnte gut sein, dass ein schlimmer Krieg ausbrechen würde. Es gibt so viele, die das gerne sehen würden.“ „Ja und eigentlich gehöre ich zu dieser Kategorie“, sprach der Troll. „Ich kann auch nicht leugnen, dass ich eine Vereinigung aller Völker keineswegs begrüßen würde. Ich bin auf keinen Fall so ein Juwel, das du erwähnt hast.“ „Wer weiß“, sprach Thralliok. „Oft liegen Juwelen verschüttet, bis jemand sie ausgräbt.
Aber das ist jetzt auch nicht von Belang. Wir müssen jetzt einfach darum besorgt sein, dass weder Xantina, noch sonst jemand, zu Schaden kommt und um Asurania und den Schattenrat kümmern wir uns später. Und...“ fügte er noch hinzu „um deine Seele, musst du dich dann selbst kümmern! Ich danke dir jedenfalls aus tiefstem Herzen, dass du mich aufgesucht und mir alles erzählt hast. Wann also wirst du Xantina treffen?“ „Übermorgen, direkt nach Sonnenuntergang“ „Dann haben wir ja noch ein wenig Zeit. Gerade ist sie noch nicht daheim. Ich weiß nicht, was sie macht, aber ich vermute, dass sie wieder einen andern Mordauftrag erfüllt. Irgendwo in Azeroth.“ „Das muss schwierig für dich sein.“ „Ja, das ist es auch. Wir leben schon sehr aneinander vorbei. Dabei ist Xantina das Wichtigste für mich.“ „Wie ist es mit ihrer Mutter? Sie ist eine Menschenfrau. Habt ihr keinen Kontakt mehr?“ „Nur noch über Briefe, wir haben uns wieder getrennt, weil wir einfach zu verschieden sind.“ „Hast du sie sehr geliebt?“ Thralliok seufzte erneut. „Ja schon sehr, ich habe sie nie richtig vergessen können. Wir hatten eine unvergessliche Zeit. Xantina... wurde am Mondfest gezeugt. Es war so ein wundervoller, verzauberter Moment. Alle Völker feierten damals, Seite an Seite. Und da, habe ich sie getroffen. Es war wie Magie und sie war so wild, leidenschaftlich und doch so voller Tiefe. Es... ist dann einfach passiert, so seltsam es auch klingen mag. Ich... habe es nie bereut. Ich liebe sie noch immer, aber zusammenleben könnten wir dennoch nicht.“ Cromnios war irgendwie tief bewegt von dieser Geschichte, und fragte: „Aber Xantina ist hier aufgewachsen, bei dir?“ „Ja, denn das Orc Blut ihn ihr ist stärker. Sie sieht wirklich aus wie eine Orcin, mit nur wenigen kleinen Unterschieden. Sie hat etwas verfeinerte Gesichtszüge und eine einzigartige, gelbliche Haut, die es hier kaum zu sehen gibt. Sie hat außerdem die Haarfarbe ihrer Mutter: rotbraun. Kybelia und ich haben entschieden sie hier aufwachsen zu lassen, da sie im Reich der Menschen, doch viel mehr auffiel.“ „Es ist ein seltsamer Gedanke, dass zwei so verschiedene Arten von Blut, durch ein und dieselben Venen, fließen...“ sprach Cromnios leise. „Ja und dennoch ist es so. Es führt uns vor Augen, dass eigentlich jegliches Blut, sei es von den Allianz- oder Horden-Völkern, ein und dasselbe ist. Es gibt kein Blut, das besser oder schlechter ist. Auch wenn es in beiden Fraktionen noch immer diese Auffassung gibt.“ „Ja, das ist in der Tat so“, gab der Troll zurück, sagte aber nichts weiter dazu.
Der Orc meinte nun: „Dann werde ich also sofort zum Windreitmeister gehen und einen Boten zu Kybelia schicken. Du hältst dich bereit, Xantina zu treffen!“
Gesagt getan. Cromnios schaute alle Unterlagen über den geplanten Mord an Kybelia durch und bereitete sich akribisch für das Treffen mit Xantina vor. Die Zeit schien sich endlos hinzuziehen und er musste sich sehr anstrengen, sich nichts anmerken zu lassen.
Doch dann endlich war es so weit! Am späteren Nachmittag des übernächsten Tages, machte er sich auf den Weg nach Klingenhügel. Etwas abseits, band er seinen Raptor fest und ging das letzte Stück Weges zu Fuß. Er trug eine dunkle Kutte mit Kapuze, um sein Gesicht zu verbergen. Sein Herz klopfte zum Zerspringen, als die Sonne immer mehr hinter den rötlichen Bergen verschwand. Sie ließ diese noch ein letztes Mal in einem feurigen Schein erstrahlen und verschwand dann ganz. Und da... war Cromnios auch schon bei dem großen Baum, außerhalb von Klingenhügel angelangt!
Dessen weißer Stamm begann im aufgehenden Vollmond, silbern aufzuleuchten. Seine Äste breiteten sich über ihm aus und deren Blätter rauschten leise im Wind. Der Troll horchte einen Moment lang auf. Plötzlich war ihm, als hätte sich etwas verändert! Es war als ob die Geister des Windes sich plötzlich zu ihm gesellt hätten und... zu der schönen, jungen Orc- Frau, welche ihm unter dem Baum kauernd entgegenblickte. Ein grauschwarzer Wolf, war neben ihr angebunden. Er wirkte wie ein Teil der Schatten, die ihn umgaben. Als sich Cromnios näherte, erhob sich die Frau geschmeidig.
„Codewort?“ fragte er mit gedämpfter Stimme und die Antwort war: „Therkybelia!“ Er zuckte leicht zusammen, als er erkannte, was das Wort bedeutete. Ther für Theramore und Kybelia für den Name von Xantina's Mutter. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und schaute nun die Orcin genauer an. Das Mondlicht warf seinen Schein auf ein ebenmäßiges, feines Gesicht, schulterlanges, glänzendes Haar, wie Asurania es hatte und feurige Augen. Ein seltsames Gefühl erfasste ihn auf einmal und ihm wurde mit aller Deutlichkeit nochmals bewusst, dass er diese junge Frau, welche etwa sein Alter zu haben schien, auf keinen Fall in dieses Unglück rennen lassen wollte. Dennoch, er und Thralliok hatten beschlossen das Spiel noch etwas weiter zu spielen, denn vermutlich hätte Xantina ihnen sonst gar nicht geglaubt. Ausserdem würde sie so, endlich mal ihre wahre Mutter kennenlernen. Dieser Gedanke, berührte den Troll irgendwie besonders, denn auch er wusste ja nichts Näheres über seine Eltern.
So erteilte er der jungen Orcin den Mordauftrag. Doch dann folgte er ihr in sicherem Abstand. Er behielt sie immer im Auge und als sie nach Ratchet und dann in die Düstermarschen aufmachte, folgte er ihr weiterhin unbemerkt. Thralliok‘s Zauber wirkten. Die Geister der Elemente, waren die ganze Zeit an Cromnios' Seite. So folgte er der Orcin, durch das rote Land von Durotar, über den gewaltigen Südstromfluss, ins karge Brachland. Dort in Ratschet übernachtete Xantina im Gasthof. Auch der Troll quartierte sich dort ein. Als das erste Morgenlicht auf die goldenen Dächer der neutralen Goblin- Stadt schien, ging die Reise weiter, dem klaren Meer der Händlerküste entlang, bis hin zu den ersten Sümpfen der Düstermarschen. Ein rötlicher Himmel leuchtete über den schmutzig- braunen Wassern selbiger und Cromnios musste erneut an den Traum denken, den er immer von seiner Mutter hatte. Irgendwie sagte ihm ein Gefühl, dass alles was ihm hier wiederfuhr, ihm auch mehr Klarheit über seine, noch immer größtenteils im Dunkeln liegende, Identität verschaffen würde. Einst würde auch er mehr erfahren, genauso wie jetzt Xantina mehr über ihre Herkunft erfuhr.
Er folgte der jungen Orcin, die ihn irgendwie auf seltsame Weise faszinierte, bis zu dem kleinen Haus von Kybelia. Doch diese war nicht da. Das gab Cromnios die Gelegenheit, etwas Richtung Theramore weiterzureiten. Er nahm den Weg durch den äußersten Rand der Sümpfe und in der Ferne erblickte er das erste Mal in seinem Leben die eindrückliche, weiße Menschenstadt Theramore, mit ihrer gewaltigen Wehrmauer und den zahllosen Wehrtürmen, die wie Diamanten im Sonnenlicht glänzten.
Dort traf er schließlich auf eine Menschenpriesterin- auf Kybelia, welche Xantina's Mutter war. Sie war für menschliche Begriffe wunderschön, mit ebenmäßigen Zügen, Ihr Haar war dunkelrot und halblang und umrahmte sanft ihr Gesicht. Sie trug eine weiß- blaue Robe und hatte kastanienbraune, leuchtende Augen. Tatsächlich glich sie Xantina etwas. Der Troll warnte sie davor, dass ihre Tochter im Haus auf die Priesterin lauerte. Doch diese hatte schon damit gerechnet, denn Thralliok hatte sie noch frühzeitig informiert. Die Halborc-Frau konnte ihren Mord nicht vollenden, denn ihre Mutter wusste sich zu schützen.
Und dann... erfuhr Xantina alles über ihre Herkunft! Es veränderte ihr ganzes Leben grundsätzlich. Sie blieb dann auch noch eine Weile bei ihrer Mutter und als sie zurückkehrte, hatte sich ihre ganze Einstellung gewandelt.
Cromnios kehrte nach Durotar zurück. Doch er war außerstande, sein altes Leben wieder aufzunehmen. Er wusste, dass er sich Asurania und dem Bösen, dem sie diente, entgegenstellen musste. Er erkannte, dass jegliches Blut, sei es von Orcs, Menschen oder anderen Völkern, doch eigentlich dasselbe war. Noch war er nicht soweit, sich als Juwel von Azeroth zu begreifen, doch das Schicksal sollte ihn immer mehr auf diese Aufgabe hinführen. Ihm wurde klar, dass sein Hass auf den anderen Völker gar nicht so groß war, wie er geglaubt hatte. Vielmehr begann er sich immer mehr für die fremden Kulturen zu interessierten.
Die Geschichte mit Xantina hatte ihm die Augen geöffnet und in ihm großen Wandel herbeigeführt, doch das würde sich erst nach und nach zeigen....