In Kürze würde ihr Gemahl auf der Burg eintreffen. Unwirsch schickte Stirina ihren Rabenspion weg. Über ein Jahr war er nicht mehr hier gewesen, damals, am Anfang ihrer Schwangerschaft war er zu seiner Geliebten in die Eiswüste gezogen. Dann kam die Schlacht gegen Belletristica....
Niemals durfte er erfahren, dass das Kind lebte.
In der Schwangerschaft hatte sie jede Menge Gifte, Mutterkorn und Stechapfel konsumiert. Oft lag sie mit Schmerzen auf ihrem Lager, mehr tot als lebendig, doch die verhasste Leibesfrucht wuchs. Trotzdem hatte sie mittels Schweineblut und Zauber eine Fehlgeburt vorgetäuscht. Geholfen hatte ihr damals die allgemein bekannte Tatsache, das Feen-Dämonenmischlinge selten überlebten und schwach waren. Einige wenige, fast immer Knaben, wuchsen zwar zu heran, erreichten aber nie die Stärke der Väter, da sie jedoch meist gute Strategen waren (falls sie die Dämonenschmiede überlebten) waren sie dennoch erwünscht. Mädchen entstanden aus diesen Verbindungen fast nie. Stirina erinnerte sich nur an eine, eine zierliche hübsche Person, die Eiskönigin schätzte sie als Hofdame und war zutiefst wütend gewesen, als sie durch einen Unfall starb. Das Eisross, dem sie die Schuld gab, ließ sie öffentlich verbrennen, während einer Massenhinrichtung zur Ehrung ihrer liebsten Dienerin. Wie würde die Eiskönigin toben, erführe sie das Stirina eine weibliche Feen-Dämonin geboren hatte und sie ihr vorenthalten hatte.
Und ihr verhasster Gemahl erst! Seine Tochter hätte ihm eine noch höhere Stellung eingebracht.
Wenn ihre Tochter in Belletristica überlebte und aufwuchs, frei vom Einfluß starker Feen, könnte sie eine unabhängige Dunkle werden und es nicht nur mit den starken Feen dort aufnehmen und bestenfalls ganz Belletristica unterjochen, nein, sie könnte, wenn es Stirina gelänge sie zu beeinflussen, auch noch das Eisland angreifen. Die Kontrolle über die Dämonen übernehmen. Als frei aufgewachsene Fee mit Dämonenblut hätte sie die Macht dazu. Stark genug war sie sicher, schließlich waren alle vorgeburtlichen Mordversuche ihrer Mutter vergeblich gewesen. Dann war Stirina die Idee gekommen, das Kind in Belletristica auszusetzen. Weit weg vom Einfluss der Eisigen. Sie hätte es ja am liebsten sofort nach der Geburt getan, doch es dauerte, bis die Wunden durch die entfernten Hörner heilten. Und mit Hörnern wäre sie nicht über die Flußbarriere gekommen, egal ob Baby oder erwachsen.
Sie hatte diese dämliche Wurzelfrau gezwungen ihr Balg zu stillen. Was hatte diese damals vor Angst geschlottert. Doch statt nun froh zu sein, das fremde Kind los zu sein, huschte sie immer noch wie ein Schatten durch die Burg. Ein Glück nur, das keiner ihr Jammern verstand.
Doch damit das Kind ihr Racheengel wurde, musste Stirina Einfluß nehmen. Sie holte den Sehstein aus der Truhe. Doch so sehr sie sich anstrengte, sie sah nur schwarz. Selbst wenn ihre Tochter tot wäre, würde der Stein noch senden. Wütend warf sie ihn gegen die Wand, wo er in tausend Stücke zersprang.
Vor dem Tor wurde es laut. Stirina blickte aus dem Fenster. Derrangierte Dämonen waren eingetroffen, lagerten da. Mächtig drohnte ihr Gemahl unter ihnen auf einem Eisdrachen. Er war als einziger unverletzt. Ihre Blicke trafen sich. Warum hatte er die Schlacht überlebt? Das war so ungerecht.