Zu dritt erkunden wir immer wieder die Stadt der Zukunft. Singh zeigt mir verborgene Ecken und Plätze, welche selbst den Einwohnern unbekannt sind. Die Geschichte führt uns in lauschige Gärten, die dicht bewachsen sind von betörend duftenden Blumen in allen Farben.
Doch etwas verändert sich mit der Zeit.
Es dauert lange, bis ich merke, dass mich die Stadt einzuengen beginnt.
So schön sie auch ist - die Häuserschluchten sind schmal und hoch und ich habe je länger je mehr das Gefühl, nicht mehr richtig atmen zu können, wenn wir uns zwischen den Kirchen, Tempeln und Wohnhäusern bewegen.
An einem lauen Sommerabend erzähle ich der Geschichte und Singh, wie ich mich fühle. Beide nicken verständnisvoll.
"Das haben wir schon länger gespürt", meint Singh.
"Es ist an der Zeit, weiterzugehen", ergänze die Geschichte.
Ein letztes Mal gehen wir durch die Strassen und Gassen, die mir so lieb geworden sind. Überrascht stelle ich fest, dass ich gewachsen bin - ich bin gleich gross wie die Häuser!
Ohne Bedauern lasse ich die Stadt der Zukunft hinter mir, denn vor mir liegt das Meer. Voller Freude laufe ich darauf zu.
Wir setzen uns in den Sand und schauen still in die Weite. Die Wellen kommen und gehen - der ewige Rhythmus des Seins bricht sich hier an diesem Ufer.
"Warum?" frage ich meine beiden Begleiter. "Warum wurde mir diese wunderbare Stadt zu eng?"
Singh lächelt sein herzerwärmendes Lächeln, seine weissen Zähne blitzen auf in seinem dunklen Gesicht.
Die Geschichte steht auf und macht ein paar Tanzschritte.
Ich verstehe nicht.
"Schau noch einmal zurück! Was siehst du?"
Ich drehe mich um, besehe mir von weitem noch einmal die Stadt. Die vielen vielen Gebäude fallen mir auf.
Auf einmal fällt es mir wie Schuppen von den Augen.
"Diese Stadt ist ein Juwel, ja. Aber auch sie besteht noch aus Konzepten und Ideen, aus Mustern und vorgefassten Meinungen. Alle diese Häuser sind Sinnbilder dafür. Hier aber, am Meer, ist die vollkommene Weite, Freiheit und Leere."
Singh nickt. "Hier ist alles möglich!"