Du schreist nach Hilfe. Doch so laut du auch schreist, es scheint dich niemand zu hören. Verzweifelt zappelst du in deinem Gefängnis, während der Baum dich immer tiefer zieht.
Du schlägst auf die Wurzel ein, bis deine Hände bluten. „Hilfe! Irgendjemand, bitte, Hilfe!“
Der Druck um deine Brust wird so stark, dass du nicht mehr schreien kannst. Verzweifelt bäumst du dich auf und kannst einen winzigen Zentimeter frei kämpfen, um ein letztes Mal zu brüllen wie ein verwundeter Stier. „Hilfe!“
„Sag mal, brauchst du vielleicht Hilfe?“, fragt eine dünne, vorsichtige Stimme.
Du drehst den Kopf und siehst ein junges Mädchen mit orangem Haar, das schüchtern neben dir steht und deinen Todeskampf beobachtet.
„Ja, natürlich, ich brauche Hilfe!“, entfährt es dir, dann rutschst du noch ein Stückchen tiefer in die Erde und Blätter verdecken dir die Sicht. Blind streckst du eine Hand aus und zappelst. „Hilfe!“, nuschelst du undeutlich durch die Blätter.
Eine schlanke Hand ergreift die deine und zieht mit einer erschreckenden Kraft. Für einen Moment glaubst du, dein Arm müsste reißen, dann lassen dich die Wurzel unerwartet los und du stolperst an der Hand des Mädchens Richtung Fluss. Sie verliert das Gleichgewicht, du auch, und ihr landet im Dreck neben dem Ufer.
Keuchend saugst du die köstliche Luft ein. Wow, dass Erde und Wasser so gut riechen können!
„Danke!“, sagst du, als deine Lungen endlich ihr gewohntes Arbeitstempo aufnehmen.
„Gern geschehen“, sagt das Mädchen und lächelt schüchtern.
„Was war das, zur Hölle?“ Du deutest auf den Mörderbaum.
„Oh, das war Joshua, glaube ich“, antwortet das Mädchen.
Du reißt die Augen auf: „Wer?“
„Joshua. Der Stalljunge.“
„Ein Baum, der Stalljunge ist?“, fragst du verwirrt.
„Nein, Dummerchen!“ Das Mädchen lacht hell auf. „Wir haben die Seelen der Dämonen in die Bäume gesperrt, die vor Jahrhunderten dieses Land angriffen.“ Sie wird plötzlich ernster. „Wusstest du das nicht?“
„Nein“, ächzt du. „Das ist ein Baum, der von einem Dämon besessen ist?“
Das Mädchen nickt feierlich. „Von dem Dämon Joshua Stalljunge.“
„Dann danke ich erst recht für die Rettung“, erwiderst du. Vorsichtig stehst du auf. „Wie könnte ich mich revanchieren?“, fragst du und klopfst dir Dreck von der Kleidung.
Die Augen des Mädchens werden groß. „Kannst du mir helfen, meinen dritten Schwanz aus dem Fluss zu fischen?“
- „Waaaaas?!“
Kapitel 247: [https://belletristica.com/de/chapters/31995/edit]