Als der Unterricht vorbei war verließ der Lehrer den Raum mit einem vielsagendem Blick in Richtung Damian. Oder zumindest glaubte Damian das, doch selbst wenn konnte er nur erahnen was damit gemeint war. Damian sah sich auch möglichst unauffällig im Raum um, um die Person zu finden die ihn "durchschaut" hatte. Er hatte dieses Gefühl bereits einmal erlebt und es erinnerte ihn an einen alten Feind, der so schwere Schnitte in Damians Leben verursacht hatte, dass tiefe Wunden begannen zu Schmerzen. Doch der Blick war verschwunden und Damian konnte niemanden wirklich als Verdächtigen eingrenzen. Hatte er sich das nur eingebildet?
"Hey!" flüsterte es plötzlich eine Stimme hinter Damian.
Langsam drehte Damian den Kopf zu der Person, die ihn angesprochen hatte. Der kurz- und rothaarige Junge der hinter ihm saß, grinste ihn mit einer Zahnlücke an. Ein verkrampftes Lächeln bildete sich auf Damians Gesicht, das war der Junge gewesen der ihn angestupst hatte und damit erst in diese Lage gebracht hatte.
"Zahnlücke" begann erneut zu sprechen: "Ich heiße Ryan Glenn. Freut mich dich kennen zulernen!"
"Klar. Ich bin... Damian. Sollten wir nicht eh die Familiennamen weglassen?" fragte Damian hart mit hochgezogener Augenbraue, war das schon wieder so ein Gockel?
Nach einem kurzen Blickkontakt begann Ryan zu lachen. Dann schlug er ihm auf die Schulter: "Kumpane, alter du hast keine Ahnung wie lange ich auf einen normalen Jungen gewartet habe."
Mit diesen Worten warf er seine Beine über die Bank und rutschte neben Damian auf die Bank.
"Mein Familienname ist nicht besonders beliebt zu hören hier unter den ..." er ballte die Hände zu Fäusten hielt sie an die Achseln und bewegte die Armbeugen gleichzeitig hoch und runter.
"Hühnern." , erriet Damian.
Ryan nickte. Damian begann den Jungen zu mögen. Entweder hatte er was im Köpfchen und konnte mit der Vorstellung herausfinden wer auf ihn herabsah oder er war ein Masochist, der es mochte unbeliebt zu sein. Doch Damian war nicht wirklich ein Freund davon Beziehungen zu bilden. Doch um seine Rolle als braver Schüler aufrecht zu erhalten musste er bestimmt auch Freunde finden.
In diesem Moment näherte sich eine Gruppe von Schülern. Wie bei einem koordinierten Tanz öffnete sich vor Damian die Mitte und der Lockenkopf von früher baute sich vor Damian und Ryan auf.
"Mein Name ist Roland von Eichenbichel!", begann der Junge.
Als Damian einen Blick zu Ryan warf, drehte dieser sich bereits mit einem Augenrollen zur Seite.
"Damian. Freut mich.", stellte sich Damian vor.
Diese leichtfertige und unbeängstigte Antwort sorgte für Kichern im Klassenzimmer, als alle Aufmerksamkeit auf Roland gerichtet war. Dieses Mal bekam Roland einen verkrampftes Zucken im Gesicht.
"Du kennst deinen Platz nicht Bauerntrampel.", zischte er. Dann suchten seine Schlangenaugen die Umgebung ab, bis sie den weggedrehten Ryan fixierten und sich ein lächeln auf den Lippen von Roland bildete.
"Vielleicht kennst du deinen Platz doch. Hahahaha! Die Glenn Familie!" ein böses und spöttisches Lachen kam aus Rolands Kehle, dabei legte er abfällige eine Hand vor sein Gesicht und hielt sich die Schläfen, "Wie gehts deiner Familie Glenny-boy?"
Dieses Mal warf Ryan, Roland einen mörderischen Blick zu. Damian wusste sofort, dass etwas zwischen den beiden Familien vorgefallen sein musste.
Doch Roland war noch nicht fertig: "Also wenn ein Schmied sein Handwerk nicht versteht, dann sollte er wirklich von Flammen verschwunden werden... Findet ihr nicht auch?"
Damian achtete auf die Reaktion seines - Freundes? Waren sie das schon? Eine einzelne Träne tropfte Ryan Wange hinab. Dann fing er sich wieder und blickte sein Gegenüber finster an.
"Was willst du Roland?"
"Ein Duell!" zischte dieser.
"Zischen uns? Das kannst du haben!" grinste Ryan.
"Was? Nein, nein, nein, nein, nein." schüttelte Roland seinen Kopf.
"Du weißt doch wie wir das machen. Du schickst einen Repräsentanten deiner Familie und ich schicke einen. Hat dir das dein Bruder nicht schon mal gezeigt?" zischte Roland ihn an.
"Ihr habt meinen Bruder nicht in einem Duell getötet, das war eine Hinrichtung!" keuchte Ryan entsetzt.
Wieder begann Roland zu kichern, bis er sich mit verrückten Augen wieder den beiden zudrehte.
"Wer sagt das das diesmal nicht so wäre?"