Der Zeiger schlug seine letzte Runde ein, überwand tapfer Sekunde für Sekunde. Rhythmisch sprang er auf den nächsten schmalen Balken und näherte sich unaufhaltsam seinem großen Ziel. Nur noch wenige Momente, noch ein paar Millimeter.
Und dann.
Schwarz auf Schwarz.
Die Zeit brauchte nicht einmal zu horchen, so wurden die verschiedensten Türen aufgerissen und das Leben der Vielen strömte heraus. Ihre unzähligen Füße trieben hinaus, wie die laute und eben doch verebbende Flut einer wiederkehrenden Masse. Die Stimmen wurden auf die Straßen geschwemmt und mit ihnen der schwarze Asphalt von Gesichtern bevölkert, welche so unendlich waren, wie nur die Zeit es sein konnte.
Und während der Sekundenzeiger schlug, tapfer von geschwärzter Sekunde zu geschwärzter Sekunde sprang, sah nur die Zeit hinaus aus dem Fenster und genoss den Fensterblick der Vielen. Die Straßen waren zu voll, dicht gedrängt wurden Körper an Körper müde nach Hause geschoben. Und über ihnen glich der Himmel einem Meer aus Farben, golden glühend wand er sich über den Getriebenen. Doch keiner sah nach oben, niemand der Vielen schaffte es, das Gesicht der einschläfernden Flut zu entreißen.
Später, da konnte die Zeit durch ihren Fensterblick sehen, wie die Vielen auf dem Sofa saßen und ungläubig bestaunten den Himmel, der so unendlich reich war, wie nur die Zeit es sein konnte. Sie alle sahen das Gold, wie es sich wandelte und ganz verschwinden würde. Ein wundersamer Fensterblick, da waren sich die Vielen sicher. Und die Sehnsüchtigen unter ihnen fragten einander, ob sie es wagen konnten, diesen Blick einmal zu erleben. Doch wozu in den verschwommenen Himmel treten, wenn die Vielen doch sicher lebten in der Funktion ihres Alltags? So blieben sie sitzen, denn die Sicherheit traut sich wenig, außer in Massen zu fließen.
Das alles sah die Zeit durch ihren Fensterblick auf eine große Stadt und dachte ganz bei sich, dass sie die Einzige doch war, die den in Gold entflammten Himmel ewig sehen würde.