Wir sahen uns in die Augen. Das lebhafte Blau-Grün ihrer Iris glitzerte unter dem schwachen Licht der Lampe über uns. Sie legte ihren Kopf schief und die braun-blonden Haare strichen über ihre Haut, bis sie ihre Schultern überwunden hatten und nach vorne fielen. Ihre hellen, schmalen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und sie schloss die Augen, ließ sich von mir betrachten.
Meine Finger glitten über ihre Sommersprossen bedeckten Wangen und sie lehnte sich in die Berührung. Ich fühlte ihre Wärme auf meiner Haut. Meine Finger folgten den Konturen ihres Wangenknochens, erreichten ihren Haaransatz und verschwanden in den weichen Strähnen. Ihre Lippen öffneten sich und ich hielt inne.
Ich betrachtete sie, wie sie dort vor mir saß, die Beine locker miteinander verschränkt. In ihrem Schoß lagen die zierlichen Hände, die immer so zerbrechlich auf mich wirkten, als dürfe ich sie eigentlich gar nicht berühren. Alles an ihr schien zerbrechlich - der schmale Körper, die dünne Nase, das zierliche Gesicht. Doch sie war es nicht. Sobald sie die Augen öffnete, erkannte man die schiere Kraft, die einem aus ihren Inneren entgegenströmte, als wolle sie alles einnehmen, was diese Welt zu bieten hatte.
Und doch saß dieses starke Wesen vor mir, einfach so und schien vollkommen damit zufrieden, sich betrachten zu lassen. Sie lächelte noch immer, als sei ihr durchaus bewusst, wie ich sie still bewunderte, ja wie ich sie beinahe verehrte.
Ihre Augen öffneten sich und funkelte mich an, spielerisch beinahe und doch war da immer noch ein Funken Ernst. Sie befreite sich aus ihrer Starre und rutschte näher, bis unsere Knie sich berührten und ihr Atem mir ins Gesicht schlug. Die grün-blauen Augen musterten nun mich, der sprachlos vor ihr saß und am liebsten den Kopf gesenkt hätte. Doch ich konnte nicht. Da war etwas in ihrem Blick, das den meinen nicht loslassen, nicht freigeben wollte, als würde ich ganz ihr gehören, in jeder Facette.
Sie lehnte sich näher, fuhr mit ihren Fingern durch meine kurzen Haaren und strich mit ihren Lippen über die meinen. Ich hielt die Luft an. Wie von selbst hoben sich meine Hände, verharrten erst auf ihren Schultern und trauten sich dann doch weiter. Sie umfassten ihr Gesicht und zogen es näher zu mir, ließen sich unsere Lippen endlich wirklich verbinden.
Mein Herz raste als ihre warme Haut sich gegen meine schmiegte und das Adrenalin meinen Körper anzündete.
Meine Haut prickelte, das Blut rauschte in meinen Ohren und der einzige Gedanke befasste sich damit, wie ich es schaffen würde, dass das hier niemals endete.
Meine Hände vergruben sich in ihren Haaren und ihre Lippen verzogen sich gegen meine. Wieder ließ sie sich unsere Münder vereinigen, diesmal mutiger als zuvor. Ihre Zunge stahl sich zwischen meinen Lippen hindurch und traf auf meine Zähne, dann auf meine Zunge. Ein ungewohntes Gefühl, ein wenig merkwürdig und doch seltsam süchtig machend.
Wenige Momente noch konnte ich unsere Verbindung genießen, in mich aufnehmen was ich fühlte und dann zog sie sich auch schon zurück, schmunzelte, als ich ihr folgte und ließ es doch nicht zu, dass wir uns erneut vereinigten.
Sie setzte sich auf meinen Schoß.
Ihr Gewicht wog schwer auf meinen Schenkeln und doch war es eine beruhigende Schwere. Ihre Beine umschlossen mich und sie lehnte ihren Körper gegen meinen, legte ihr Kinn auf meiner Schulter ab und atmete. Der Luftzug kitzelte meinen Nacken, doch daran störte ich mich nicht. Sie in meinen Armen zu wissen, war ein unglaubliches Gefühl. Ich legte meine Hände auf ihrem Rücken ab und vergrub mein Gesicht an ihrem Hals.
Ich spürte ihren Herzschlag an meiner Nase.