Liebe Marielle,
wie geht es dir? Habt ihr ein neues Zuhause gefunden?
Ich denke ziemlich oft an dich, nicht nur, wenn ich mit meinem Hund dort herum streife, wo wir uns getroffen haben. Er vermisst dich auch. Herzzerreißend, zu beobachten, wie er an den Steinen schnüffelt, auf denen du gesessen hast. Dann schaut er immer zu mir und wedelt, als wolle er fragen, wann du wieder kommst. Manchmal kommt er dann zu mir und es ist nicht ganz klar, wer von uns den anderen tröstet. Ich habe versucht, ihm zu erklären, warum du nicht mehr kommen kannst. Ist es nicht eine Schande, zu der Spezies zu gehören, die meine Freunde vertreibt - und die durch ihr Verhalten verhindert, dass er seine Freundin wieder sehen kann?
Apropos, Schande und Scham.
Neulich wurde anlässlich der Fastenzeit zum "Plastikfasten" aufgerufen.
Angesichts einiger persönlicher Themen habe ich mich nicht dazu durchringen können mitzumachen. Aber im Grunde zieht es mich schon. Immerhin gehört es zu den Dingen, die dir und den anderen Meeresbewohnern ihr Leben unerträglich bis unmöglich macht.
Seit ich das Wort gelesen habe, lässt es mich nicht mehr los: Noch mehr als zuvor beobachte ich, wie ich nicht einmal einen Tag ohne Plastik auskomme.
Ist das nicht erschreckend?
Im Grunde schebt dieses Schreckgespenst oft in meinem Hinterkopf - und mit ihm eine Traurigkeit, Hilflosigkeit und Zukunfstangst. Es ist so ein innerer Sumpf, der mich manchmal verschluckt. Und da ich Teil der Verursacher bin, habe ich noch den Gedanken, dass ich mich nicht zu lautstark beschweren sollte. Dieser Gedanke deckelt die Gefühle und sorgt dafür, dass ich sie kaum spüre.
Sonst könnte ich auch nichts anderes tun als heulen.
Oder im Grunde ist es so, dass ein Teil von mir immerzu um die Umwelt weint, während ein anderer Teil funktioniert - oder versucht, etwas Gutes in die Welt zu bringen.
Nun weiß ich nicht, ob ich mehr hoffen soll, dass dich dieser Bief erreicht - oder dass er dich nicht erreicht.
Wir lieben dich und freuen uns, eines Tages wieder von dir zu hören.
Snoozi & Elle