Ich sitze in einem Bällebad, dessen Bälle in Belletristicas Nationalfarben gehalten sind: Orange und Grün, ein wenig Schwarz, einer ist auch rot mit schwarzen Marienkäferpunkten.
„Was … was ist passiert?“, frage ich verwirrt. Das Bellebad treibt im Ozean. Wohin ich auch sehe: Wasser, Wasser, Wasser! Und jede Menge Nebel. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich hier gelandet bin.
„Hallo? Hilfe! Brooo!“
Meine Stimme hallt dünn und verloren über die Wellen. Niemand antwortet … Doch! Da ist jemand!
„Hallo?“ Knarzend schiebt sich der Bug eines Schiffes aus dem Nebel. Die Bellestern. Ich starre das Schiff entgeistert an. Ja, ich bin froh, dass ich nicht allein bin, aber … wieso bin ich wieder bei der Bellestern?
Seile werden herabgelassen und ich knote sie an die Griffe, die das Bellebad am Rand hat. Dann werde ich an Bord gehievt. Meine Retter sind Eunomia und Jelania. Shari sehe ich ebenfalls.
„Du auch hier?“, fragt Eunomia mich mit einem Grinsen. Das soll vermutlich nur kaschieren, dass sie genauso verwirrt ist wie ich.
Es sind noch mehr Personen auf dem Schiff, und einige treiben in den Wassern um uns herum und müssen gerettet werden. Ryev, Internoto, … Ob wohl alle Belletristicans hier sind? Allerdings tauchen weder unsere Admins noch die Feen auf …
Loki erscheint ebenfalls bald darauf an Deck. Ich drücke mich schutzsuchend gegen sein Bein. Alle an Bord diskutieren wild durcheinander, was wohl passiert ist.
„Unsere Admins wollten wohl ein wohlverdientes Nickerchen machen“, meint Shari grinsend.
„Vielleicht mussten die Admins uns auch evakuieren, weil noch ein paar gefährliche Bugs aufgetaucht sind“, lautet eine Theorie.
Aber warum haben wir dann keine einzige Botschaft und kein Lebenszeichen? Man hätte doch eine kurze Notiz schreiben und an eine Tür auf dem Schiff heften können. Oder war dafür keine Zeit?
Die Unsicherheit bringt uns alle um. Sind die Admins und Feen mitten in einem heftigen Kampf, so heftig, dass sie uns nicht das kleinste Zeichen senden können? Oder haben sie noch nicht gemerkt, dass wir weg sind? Wir haben ja auch keinen Überblick darüber, ob vielleicht noch User auf dem Kontinent sind, vielleicht glauben die Feen, dass wir uns nur im ganzen neuen Land verteilt haben, und wissen nicht, dass wir gestrandet sind.
Beide Vorstellungen sind ähnlich schrecklich. Ein paar Nutzer versuchen, das Schiff zu steuern.
„In welche Richtung müssen wir segeln?“, ruft Sharimaya zu uns.
Wir, die unfreiwillige Besatzung, tauschen fragende Blicke. Durch den Nebel können wir keine Sterne sehen und uns nicht orientieren. Und niemand weiß, wie er hierher gekommen ist, also auch nicht, in welche Richtung es zurück geht.
Verzweifelt stellen wir uns an den Bug und rufen, schreien und heulen so laut, wie wir nur können. Keine Antwort. Ein paar geschickte Weltenreisende suchen ein Schlupfloch nach Belletristica, der Sumpfmann ist ganz vorne mit dabei. Knisternd und funkelnd erscheinen und verschwinden Portale. Loki klettert unter Deck und nimmt, den Geräuschen nach, das halbe Schiff auseinander auf der Suche nach einer Botschaft oder einem Hinweis.
Eunomia greift zu einer anderen Taktik und bewirft uns mit Melonen und Torten. Woher auch immer sie die hat …
Um den kopfgroßen Geschossen auszuweichen, springt Sharimaya kurzerhand von Bord und taucht unter die Wellen. Ich kann bis oben hören, wie sie unter Wasser Laute der Bewunderung ausstößt. Als sie auftaucht, ruft sie begeistert: „Nixen! Und Meerelfen!“ Im nächsten Moment ist unsere Waldhexe und Fährfrau schon wieder untergetaucht. Die Unterwasserfauna hier scheint wirklich beeindruckend zu sein.
Leider hilft uns weder Sharis noch Mias Taktik weiter. Wieso sitzen wir hier fest?