Die Vorgaben:
Bild: Silence of the Brave von kelogsloops
https://www.deviantart.com/kelogsloops/art/Silence-of-the-Brave-524910316
Lied: Before I leave this World von Ivan Torrent
Human Legacy von Ivan Torrent
Schreibmethode: Free Writing
»Freewriting ist eine Methode des Kreativen Schreibens, bei der der Bewusstseinsstrom des Schreibenden zu Papier gebracht wird, ohne ihn zu reflektieren, zu bewerten oder nach geeigneten Formulierungen zu suchen.«
- Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Freewriting
Beschreibung:
Betrachte das Bild und wähle intuitiv, ohne jegliche Recherche, einen Namen für die Frau.
Beschreibe dann in Form von Free Writing folgende Anhaltspunkte:
- was du auf dem Bild siehst.
Nutze hierbei die Ich-Perspektive (Sicht der Frau) oder den auktorialen Erzähler.
- wer sie ist und was für eine Art von Gottheit.
Ist sie die Gottheit der Erschaffung, der Natur oder vielleicht der Stille?
- erfasse wie die Gottheit einsam ist und ihr Dasein sich dem Ende neigt, weshalb sie beschließt, als letzten Wunsch eine Zivilisation ins Leben zu rufen.
Wie gestaltet sie das Land für ihre Leute?
Besteht die Zivilisation aus einfachen Menschen?
Gibt sie ihren Leuten bestimmte Regeln an die Hand oder soll alles "natürlich" sich entwickeln?
- verfasse die Freude und Liebe der Gottheit zu den kleinen Dingen, welche ihre Zivilisation ausmacht.
Seien es der Leute eigenen Angewohnheiten zur Begrüßung oder die Spiele der Kinder. Die verschiedenen Feste, welche sich mit der Zeit etabliert haben oder ihre nie endende Neugierde vielleicht?
- beschreibe schließlich das Ableben der Gottheit und am Ende, was ihre Zivilisation macht, um ihr ganz persönlich zu ehren.
Vielleicht ein besonderes Fest mit Ritualen, die sie besonders mochte?
Die Errichtung einer Statue oder ein Lobgesang?
Es gibt keine vorgegebene Zeitform, kein Zeitlimit, kein maximales Wörterlimit und keine besonderen Stilmittel als weitere Angaben.
Viel Erfolg!
Danke, Brö! :3
Das war auf jeden Fall eine kleine Herausforderung. Ich hoffe, ich bin der Free-Writing-Methode gerecht geworden. Was dabei herausgekommen ist ... ich kann es selber nicht erklären. Irgendwas zwischen Gedicht und Text. Ein Gedext.
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!
Das Ergebnis:
Gaela.
Die Winde flüstern ihren Ruf, ein Wispern, das nur jener hört, der schweigt. Eine Göttin ist sie, doch nicht allein nur gut. Voll Kälte, voller Mächte ist ihr Blick, das stillste Wasser birgt die größte Macht. Wie Wellenklang ihr Atem dich umbraust, wenn schweigt der Schlag des Muts in deiner Brust.
Dann flüstert Gaelinya von Vorsicht und Gefahr. Dem Hirsch, dem Eichhorn schenkt sie ihren Klang. Ihr Licht glüht nur in allerfinst’rer Nacht, sie ahnt den Sturm noch eh der Wind sich hebt. Ihr Klang verkündet Donnergrollen nahen, kündet von Fluten und vom Feuersturm. Vögel in der Luft auf ihrem Atem tragen die Warnung weit, zu jedem der zu hören noch vermag.
Schon Ewigkeiten sitzt sie dort und singt, ein Klang der jede Gefahr im Voraus weiß. Vom Urbeginn bis Ende dieser Zeit wird Gaelas Lied Leben noch bewahr’n.
Doch was erfüllt ihr Leben noch mit Glanz? Welch Licht bleibt ihr, die allen and’ren leuchtet? So fasst Gaela dereinst einen Traum, ein Lebenswerk, auf das sie letztlich schaue.
Unter den Menschen suchte sie ihr Volk. Wählt jene aus, zu hören ihren Ruf. Die Tauben, und die Blinden lässt sie seh’n. Ruft sie zusammen, setzt gold’nen Gründungsstein ins Meer.
Ohne Fundament, so mag die Zivilisation besteh’n. Ein Seefahrtsvolk auf sanftesten der Wellen. Gaelinya setzt ihnen den Steuerkurs und gibt in ihre Augen ein den Weg. Wie Tropfen aus dem allerreinsten Licht, so seh’n die Pilger ihren sich’ren Pfad. Fort von Kälte, aus der Hitze Weg, jenseits der Stürme finden sie den Weg.
Wer zweifelt, ach, den trifft der Welten Wut. Kalt blitzt der Göttin Aug‘, und er ist fort. Angst ist ihr Preis, Angst ist ihr Geschenk. Doch Sicherheit gibt dafür sie den Leut‘. Geborgen vor dem Untergang, so findet nur ihr Volk den Weg zur Ruh‘. Frieden ist alleine dem vergönnt, der Krieg auf Erden stets verdammt.
Natürlich begreift jeder das Geschenk. Die meisten sind bereit, es anzunehmen. Nur wenig‘ Ketzer, die die Wildnis ruft. Das Volk segelt hinfort zu fernen Stranden. Ein Glockenspiel begleitet ihren Weg. Wie Gaes Stimme rein und hell und klar. Aus tausend Kehlen schwillt er an, der Chor: Ihr Wort auch zu den Anderen zu tragen.
Der Großmut, diese Großzügigkeit ist’s, was Gaelinya sich so her erträumt. Blind folgt‘ sie ihrem Herzen, bis sie’s fand. Wusste doch nicht, wonach ihr Herz begehrt. Doch nun gefunden, lässt sie’s nicht mehr los. Wie Farbenpracht, so schwillt er an, der Sang. Frei, ungebunden, und mit off'nen Herzen, so laden ihre Jünger alle ein.
Man einst als Ratten sie verschrie, die flüchten als das Schiff zu sinken drohte. Gaelas Segel, golden wie die Sonn‘, lässt bald auch jeden noch so großen Zweifel schweigen. Der Blinde hilft dem Kämpfenden, zu seh’n: Kein Sinn im Mut, wenn dabei Tod gesät. Die Flucht ist keine Schande, nein, fürwahr: Kein anderer Weg führt uns zur Hoffnung. Fortgelaufen sieht das Volk dereinst: Das große Bild, die Himmelswahrheit.
Der Wind trägt Glockenspiele um die Welt. Im Flüstern alle Flammennester sterben. Kalt ist der Götting Blick, erfriert den Zorn. Ihre Macht entsteht dem Schweigen. Ein Meer, das lang gefüllt, sich nun ergießt. Führt hin die Welt zum Neuen, hin zum Reinen.
Dann fällt der letzte Tropf‘, ein Licht erlischt. Und Dunkelheit füllt einstmals volle Hallen. Das Volk erstarrt, als ihre Stille flieht. Wohin? Oh Göttin, Gaela, wohin?
Doch fort der Ruf, vergangen ist die Angst. Die Warnung ist verhallt, es folgt kein Ton.
Ein letztes Glüh’n umarmt der Menschen Herz. Ein Abschiedsgruß, ein Kuss aus letztem Schlaf. Die Göttin weicht hinfort in fernen Raum. Wird niemals wiederkehren.
Die Angst ist fort, doch auch die Mutigen schweigen. Die Welt hält an den Atem und sie lauscht. Wie nie zuvor gehört die Welt nun ihr, der Göttin, die nur wenige gehört.
Als fernes Echo hören sie ihr Lachen, das eigene, was Gaela verdrängt. Ein letztes Geschenk, sie gibt zurück, was ihr allermeisten heilig war. Und jedes Mal, nach Jahr und Tag, kehrt diese Stille nun zurück. Tiere, Menschen, Pflanz‘ und Stein, erstarr’n für einen Augenblick. Dann spürt man überall ein leises Weh, inmitten all der Pracht der neuen Welt. Dann spürt vom Kind zum Greise jeder Mann, wie wertvoll man den letzten Kuss erhält. Gae, Gaelinya, sie ist nun fort, zurück bleibt ihre Liebe, die uns half. Ihre Angst, von Friedlichkeit erfüllt, vernichtete den Hass, zerstörte Kriege.
Golden, rot und stille ist die Welt. Was dort? Ein Hauch von eisig blauem Aug?