Schrittgeräusche im Schnee. Leises Platschen. Die Füße mussten groß sein.
Ein Rascheln, das vom Wind herübergetragen wurde. Es schnatterte.
Seld fuhr sich mit einem Arm über die Stirn und sah sich irritiert um. Dicke Schweißtropfen glänzten auf seiner Haut. Die Mauer, die sie entlang des Anlegers des kleinen Dorfes bauen wollten, war noch kaum als solche zu erkennen. Trotzdem laugte die Arbeit ihn bereits aus.
"Was war das?", fragte er. Sein Blick wanderte zu Ionel. Er war noch jung, letztes Jahr erst mit Frau und Kind ins Dorf gezogen. Die Gepflogenheiten kannte er nicht.
"Die Händler kommen", antwortete Ionel. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, das gleichsam wissend und verkniffen sein mochte. Er wusste, was auf sie zukam.
Es dauerte noch Stunden, in denen das Rascheln und Platschen lauter wurden, erst dann betrat endlich eine kleine Karawane das Dorf.
Kisten, groß und sperrig, wurden durch die Straße gezogen, bis sie in der Dorfmitte am Brunnen zum Stehen kamen.
Die Händler waren in schwarz und weiß gekleidet. Alle in derselben Manier und von weiten erkannte Seld etwas länglich Orangenes vor ihren Mündern.
"Hoffentlich geht dieses Mal alles glatt...", murmelte Ionel. Er wischte sich die Hände an seiner Hose ab und schulterte den Stoffbeutel, in dem er täglich sein Mittagsmal mitbrachte.
"Es kann etwas nicht glatt gehen?"
Seld beeilte sich, Ionel zu folgen.
"Bislang immer." Ionel seufzte und presste sich zwischen Häusern hindurch, um schneller zum Marktplatz zu kommen. Er war erstaunlich gelenkig, trotz seines kräftigen Erscheinungsbildes.
Auf dem Marktplatz tummelten sich neben der Vielzahl der Händler auch unzählige Dorfbewohner. Seld hatte selten so viele auf einem Haufen gesehen. Er sah sich um und blieb dann an der Statur einzelner Händler kleben. Sie waren ungewöhnlich klein und schnatterten wild umher, während sie aufgeregt von Kiste zu Kiste watschelten.
"Aber das sind ja... Pinguine."
Selds Augen wurden groß. Aber er war der Einzige, der sich darüber wunderte.
"Die besten Händler, die du hier oben im Norden finden kannst. Sofern sie sich zusammenreißen können."
Seld legte den Kopf schief. Er verstand die Aussage nicht und das wohlwollende Lächeln Ionels half ihm auch keineswegs weiter.
"Du wirst es sehen. Bei mindestens einer Kiste."
Der Deckel der ersten Kiste fiel krachend zu Boden. Ein Pinguin nickte zufrieden und warf dann panisch die Flügel in die Luft. Eilig wurden weitere Kisten geöffnet.
Sie waren leer.
"Womit handeln sie eigentlich?"
"Das ist Teil des Problems." Ionel stieß ein tiefes Seufzen aus und wandte sich auf seinem Absatz bereits wieder zum Gehen.
Die Pinguine liefen wild umeinander. Das Schnattern hatte sich in aufgewühlte Klagelaute verwandelt. Kisten wurden umgeworfen und Pinguine verschwanden im Inneren. Es rumpelte und polterte. Flügel und Köpfe lugten immer wieder hervor und sahen einander ratlos an.
Seld beobachtete das Treiben irritiert und trat einige Schritte beiseite, als ein kleiner Pinguin um seine Füße watschelte und seine Hosenbeine mit den Flügeln glattstrich. Seine Augen glänzten und das schwarze Gefieder stand wild ab. Zwei Schuppen glänzten links neben seinem Schnabel in der Mittagssonne.
"Oh nein, der ganze Fisch. Wo ist der Fisch?" Der Pinguin warf die Flügel in die Luft und schüttelte den Kopf.
"Oh nein, der Fisch!"
Ein einzelner kämpfte sich aus einer Kiste hervor. Am Flügel triumphierend einen kleinen Fisch. Er glänzte schimmernd, doch kaum war er zu sehen, schnappte ein anderer danach und schlang ihn in einem Bissen hinab.
"Der gute Fisch, oh nein!"
"Die besten Händler für den besten Fisch. Nur leider haben sie keine Selbstbeherrschung."