"Maskenrauch...", überlegte Koyo laut, als der Herbstwind sie in die nicht allzu ferne Stadt trug. Baron Humbert von Kazza ritt neben ihr auf einem großen Vogel, welcher einer Krähe ähnelte.
Wieso sollten sie in den Norden fliegen? Masqûera lag doch südlich vom Lebensfunkentempel. Doch der Meisterbellologe beharrte, dass die beiden in den Norden flogen. Er hatte ihnen auch die Systema Natura Belletristica überreicht.
Tatsächlich erreichten sie die Stadt mitten in den Wiesen nördlich dreier Hügel.
Sie landeten vor der Mauer der Stadt, Baron zog die Systema aus Koyos Rucksack. Er musste etwas überprüfen.
"Eine befremdliche Aura umgibt diesen Ort.", als er dies bemerkte, entglitt ihnen bereits die Welt und ein mysteriöser Nebel im Rotsandton umgab ihren Geist.
"Was...?"
Es war zu spät...
Koyo fand sich in einem feinen Ballkleid wieder, ihr Geist war wie benebelt. Was war das für ein Gefühl?
So weich und undurchdringlich. Es fühlte sich an, als sei die Welt in Watte gepackt.
"Lady Koyo träumt ihr?"
"Was nein ich...", man wartete nicht auf die Vollendung ihre abgehackten Worte und versuchte sie weiterzuziehen.
"Mein Rucksack.", quetschte Koyo heraus, irgendetwas war mit ihrem Rucksack. "Ich will meinen Rucksack!", lallte sie förmlich.
Da blickten die Diener betrübt, beinah widerwillig führten sie Koyo in einen separaten Raum, wo ihr Rucksack zerfleddert lag und in ihm ein ebenso zerfleddertes Buch.
"NEIN!", kreischte sie, das Buch, was man ihr gegeben hatte, es war zerrissen. "Was ist passiert?", Tränen schossen in ihre Augen. Wieso war das Buch, was man ihr anvertraut hatte, kaputt? Man wollte sie in den Saal zu den Feierlichkeiten führen, doch die Herbstprinzessin wollte das Buch nicht einfach so liegen lassen. Also drückte man es ihr in die Hand und führte sie in den Saal.
Ein buntes Festbankett hielt man dort ab und Diener, wie auch die Gäste und Gastgeber waren in bunten Federn geschmückt. An ihrem Platz blätterte Koyo lustlos in den Seiten des Buchs.
Der Gastgeber befahl, dass man die Herbstprinzessin aufheitern sollte. Doch diese interessierte sich für keine der Darbietungen und überlegte wie sie das Buch vielleicht reparieren könnte. Immer ungeduldiger wurde der Federmeister und schrie auf, weil niemand es vermochte, Koyo aufzuheitern.
Da schritt eine schwarze gekleidete Gestalt aus dem Schatten und bat darum ihr Glück zu versuchen. Man gewährte diesen Wunsch und die Gestalt reichte Koyo die Hand.
"Ich möchte euch einen Zaubertrick vorführen, helft ihr mir dabei."
"Ich verstehe nicht viel davon, tut mir leid."
Die Hand blieb ausgestreckt und die Gestalt führte Koyo auf die zentrale Fläche.
"Meine Damen und Herren! Ich präsentiere Ihnen nun ein Meisterstück der Zauberkunst. Ich lasse diesen Ort und alle Personen verschwinden."
Anstatt einen Zauberstab zu führen, mit den Fingern zu schnipsen, lüftete die schwarze Gestalt ihren Umhang. Die Verkleidung fiel. Zum Vorschein kam niemand anderes als Baron mit der Systema im Arm.
Er rezitierte das Buch: "Der Maskara (Ara illusionensis) ist eine Papageienart aus dem Tribus der Neuweltpapageien (Arini). Er ist in der Lage diverse Sprache zu imitieren und verwirrt Personen mit Illusionen aus seinem Federstaub, dem sog. Maskenrauch."
Kraftvoll schloss der Baron das Buch und die Illusionen der Vögel endeten, wild kreischend flog der Schwarm davon, während Koyo eine Phiole in den Wind hielt. Nun hat sie ihn: den Maskenrauch.
Von Roâdin zogen sie rasch wieder zurück zum Lebensfunkentempel.