"Eine Maske aus Masqûera.", las Lyssa den Auftragszettel noch einmal laut vor, als sie mit dem Erzähler nach Masqûera schwebte. In der Stadt der Masken sollte es genügend davon geben, der Erzähler wunderte sich ein wenig, warum Lu unbedingt wollte, dass er an diesen Ort ginge. Lyssa sprudelt förmlich über und freute sich mit einem fast schon finsteren Lächeln darüber Marv mit neuen Ideen zu neuen Höchstleistungen zu treiben.
Beinah stumm hörte der Erzähler dem unendlichen Ideenreichtum zu, während sie das große Stadttor von Masqûera erreichten. Es war feierlich geschmückt, in allerhand Farben.
"Es scheint ein Fest dort zu geben?", stellte Lyssa fest und wirkte fast schon hungrig auf die blauen Girlanden, die ihr wie große, leuchtende Saphirketten erschienen. Sie liebte diese Sorte der Lampions am allermeisten!
Der Erzähler zuckte mit den Schultern und schob den Hut tiefer ins Gesicht. Wahrscheinlich hatte man ihn dafür ausgewählt, weil er am wenigsten Interesse an derartigen Festaktivitäten zeigte.
Immer näher kamen sie der Stadt und immer reger wurde das Treiben. Laute Musik spielte und die Personen waren in bunte Tücher gehüllt. Es schien ein lustiges und ungemein farbenfrohes Fest zu sein. Lyssa blickte sich interessiert überall um, während der Erzähler zielstrebig zum nächstgelegenen Maskenladen ging.
"Eine Maske, bitte."
"Das tut mir leid, der edle Herr. Während der Darkest Days verkaufen wir keinerlei Masken, die einzige Möglichkeit eine zu erhalten ist bei unserem traditionsreichen Tanz zu gewinnen."
Der Erzähler zog die Luft ein, er war sich sicher das Luan von den Umständen gewusst hatte und ihn deshalb dafür so dringend empfohlen hatte. Ein stiller Fluch zuckte durch den Kopf des Zylinders, doch er bewahrte die unterkühlte Ruhe, welche ihn auszeichnete.
"Wie können wir daran teilnehmen?"
Der Verkäufer erklärte ihm die Umstände und das der Wettbewerb bald beginnen würde. Erst jetzt stieß Lyssa zu ihnen, welche ganz fasziniert von den vielen Blautönen gewesen war. Ihre Begeisterung für den Wettbewerb konnte der Erzähler nicht teilen, doch sie würden ihr Bestes geben.
Der Wettbewerb begann und viele Pärchen versuchten ihr Glück und tanzten um den großen Maskenpreis. Manche stürzten, manchen fehlte der Takt. Doch zwei Pärchen, sie waren in der Lage den begehrten Preis zu gewinnen. Der Erzähler und Lyssa lieferten eine beeindruckende Performance. Voller Drehungen, inniger Wendungen und Gefühl, dass es die Massen ergriff.
So bekamen sie ganz knapp vor dem anderen Pärchen den Sieg zugesprochen und erhielten die Maske.
Doch plötzlich zog der Zweitplatzierte ein Messer und riss Lyssa die Maske aus der Hand. Eilig machte sich der Ganove davon. Der Erzähler verfolgte ihn: Das war schon mehr nach seinem Geschmack. Einem Schatten gleich glitt er über die Dächer, während der Dieb in Panik vor ihm floh. Er wurde ihn nicht los!
In einer Gasse kam er dann zum Stehen, er konnte nicht mehr fliehen. Mit seinem Messer fuchtelte er in Richtung der schwarzen Gestalt, die fast schon ein dämonisches Lächeln zeigte.
"Fort mit dir!", hechelte der Mann, "Diese Maske ist viel wert! Ich werde sie teuer verkaufen!"
"Ach ist das so?", lächelte der schwarze Mann weiter, während er im nächsten Moment auf den Dieb zustürzte.
Dieser verfiel endgültig die Panik und stach mit geschlossen Augen zu. Er öffnete die Augen mit zitternder Hand. Der schwarze Mann war fort!
"Über dir!", sagte eine dämonische Stimme.
Und das letzte, an was sich der Mann erinnern konnte, waren ein rotes Auge, dämonisches Lächeln und ein edler Zylinder.