Was wird das auf dem Heidner-Hof werden?
Der Altbauer war kurz vor dem Jahresende verstorben und der Sohn des Altbauern hatte sich vor 14 Tagen das Leben genommen. Jetzt gab es noch eine uneheliche Tochter des Altbauern. Keiner kannte sie und gesehen hatte sie keiner auf dem Hof, noch im Dorf. Es hieß, dass sie eine verzogene Göre aus den Staaten sein soll.
Sepp: „Wir müssen die Felder bestellen. Wir machen es, wie es der Altbauer noch vor seinem Tod geplant hat. Er hat die Pläne mit mir besprochen, bevor er verstarb. Die Aussaat ist in der Scheune gelagert. Nächste Woche werden die 120 Galloway-Rinder geliefert. Dafür müssen wir die Nordweide noch fertig machen.“
Xaver: „Du bist der Oberknecht, du musst entscheiden. Wir sind am Ende des Winters und müssen beginnen. Ein Jahr stillstand, bis die verzogene Göre aus den USA hier eintrifft, würde den Ruin für den Hof bedeuten.“
Sepp: „Ein Ausfalljahr darf es nicht geben. Ich hoffe nur das uns die verzogene Göre nicht in den Hintern tritt. Ahnung von Landwirtschaft hat die Göre bestimmt nicht. Die wird hier alles verkaufen und sich wie über den großen Teich absetzen. Xaver lass uns morgen beginnen. Du gehst mit einem Teil der Arbeiter auf die Nordweide und machst alles für die Rinder bereit. Ich werde die Felder für die Saat vorbereiten und mit der Aussaat beginnen.“
Eine Woche arbeiten Sepp, Xaver und die Hilfskräfte intensiv und auf den Hof lief alles, als wenn der Altbauer und sein Sohn noch am Leben sind. Dann lag der Hofbetrieb für einen Tag still, weil man zur Beisetzung des Sohns ging. Das ganze Dorf war, wie beim Altbauern, versammelt und alle hofften die zukünftige Hof-Erbin zu sehen. Es waren viele Fremde anwesend, die Hof-Erbin war nicht dabei.
Nach der Beisetzung kamen die Hofarbeiter zum Leichenschmaus zusammen. In der großen Scheune hatte man eine lange Tafel aufgebaut und die Mägde hatten Essen gekocht. Der Alkohol floss reichlich.
Am Abend kam eine 2CV4 rasant auf den Hof gefahren. Sie war bunt in der Farbgestaltung und eine junge Frau, schwarzhaarig, mit zwei dünnen Zöpfen und einen Pferdeschwanz stieg aus. Bekleidet war sie mit einer Jeans, welche schon bessere Tage gesehen hatte, einen Pullover und einen alten Armee-Parker. Als Schuhe hatte sie ausgetretene Turnschuhe an. Sie nahm ihren Rucksack aus dem Fahrzeug und ging in das Haupthaus, ohne zu grüßen.
Im Haus hörte man sofort Geschrei und die Magd kam in die Scheune gelaufen.
„Sepp, du musst kommen. Da ist ein junges Weibsbild, welches sich ihm Haus breit machen will. Sie ist in die Stube des Altbauern, hat die Fenster aufgerissen, ihren Rucksack auf den Stuhl des Altbauern abgestellt und sich mit ihren dreckigen Klamotten auf das Bett geworfen. Als ich was gesagt habe, hat sie mich einfach aus der Stube geworfen“, beschwerte sich die Magd.
Sepp hatte schon reichlich Bier und Schnaps getrunken. Klar reden und gerade laufen konnte er nicht mehr. Er schaffte es ins Haus zu gehen und die Stube des Altbauern zu betreten. Die junge Frau hatte sich ausgezogen ins Bett gelegt. Kaum stand der Sepp in der Stube saß sie aufrecht im Bett.
Sepp: „Sie könnens nicht einfach in die Stub'n des Altbauern geh'n. In sei Bett a nett. Machens das sie naus kumme, sonst kimmt die Polizei!“
„Ich bin Nancy Trummer. Der Altbauer ist lange in der Kiste und drei Fuß tief verscharrt. Meinen Halbbruder haben wir vorhin unter den Acker gebracht. Ich will jetzt schlafen. Raus hier. Morgen Früh um 04:00 Uhr sind alle zur Arbeitsbesprechung vor dem Haupthaus. Es erscheinen alle ohne Ausnahme. Wer saufen kann, kann arbeiten. Raus jetzt!“, brüllte Nancy Trummer.
Mit, bildlich gesehen, hängenden Ohren verlässt der Sepp die Stube des Altbauern und geht zurück in die Scheune.
Punkt 04:00 Uhr stehen 20 Personen vor dem Haupthaus und warten auf Nancy. Sie tritt vor das Haus und sofort verstummen alle Gespräche.
Nancy: „Guten Morgen! Wer ist der Oberknecht? Teilen Sie die Leute zum Arbeitseinsatz ein. Sie werden mir den Hof zeigen und einen Überblick über die geleistete Arbeit und der Planung für das laufende Jahr geben. Der Maschinenpark ist überaltert. Die Stallungen sind nicht gut. Mit einer Erneuerung der Stallungen und einer modernen Melkanlage kann man den Gewinn erhöhen. Die Galloways bringen uns erst ab dem nächsten Jahr einen Gewinn. Ich möchte bei den Tieren eine natürliche Haltung ohne Chemieeinsatz.
Sepp: „Die Maschinen sind alt, für eine Neuanschaffung war kein Geld da. Was sie an den Stallungen bemängeln weiß ich nicht, bisher war der Milchertrag gut. Stallungen und Maschinen erneuern geht nicht. Das ruiniert den Hof.“
Nancy: „Das wird unseren Gewinn für das laufende Jahr beeinflussen. Neue Maschinen arbeiten besser und die Stallungen werden besser für die Tiere und für die Arbeiter sein“
Sepp: „Das mag ja alles großartig sein, was sie da machen wollen, aber so geht das nicht. In ihrem Amerika scheint das alles so zu gehen, hier in Deutschland aber nicht.“
Nancy: „Wie kommen sie auf Amerika? Ich war noch nie in Amerika. Sie haben gedacht ich bin eine junge verzogene amerikanische Göre, welche nur auf das Geld aus ist?“
Sepp: „Keiner kennt sie hier. Hier waren sie als Kind oder Jugendliche nie gewesen.“
Nancy: „Die Frau des Altbauern hatte es verboten. Sie hat meiner Mutter den Mann weggenommen und war verärgert, dass meine Mutter mit mir schwanger war. Ich bin in Niedersachsen, bei Hannover aufgewachsen, habe Landwirt gelernt, meinen Bachelor und meinen Master of Sc mit Auszeichnung im Studiengang Agrarwirtschaft bestanden. Ich war dabei meinen eigenen Betrieb aufzubauen, als mein Stiefbruder starb. Die Maschinen und die moderne Melkmaschine sind bestellt für meinen Betrieb in Niedersachsen. Sie werden hier zum Einsatz kommen und durch meinen Verkauf des Betriebes in Niedersachsen sind die Kredite dafür gedeckt. Sie sehen, dass es nicht unmöglich ist, alles umzusetzen. Es wird noch eine weitere Veränderung geben. In 14 Tagen kommt mein Mann und meine beiden Kinder hierher. Wir werden auf diesen Hof leben und ihn zum Erfolg bringen.“