Vor den Himmel hatten sich unzählige Wolken gezogen, die keinerlei Licht durchließen und so sah niemand das Mädchen, dass durch den kleinen Waldabschnitt rannte. Ein guter Zuhörer konnte ihre Schritte hören, doch immer wieder vergewisserte sie sich, das sie niemand aus dem dichten Dickicht beobachtete. Hin und wieder meinte sie, kleine, leuchtend weiße Augen zu erblicken und mit jedem Mal verschnellerte sie ihren Schritt. Wollte sie doch niemanden zu ihrem geheimen Treffpunkt locken. Als sie fast am Ende ihres Weges war, machte sie den Fehler, sich umzudrehen.
Von einem Moment auf dem nächsten, in dem sie den Waldboden vor sich nicht im Auge behielt, stolperte sie über etwas und flog durch die Luft. Sie wusste nicht mehr, ob es nun eine Baumwurzel war, an der ihr Fuß hängen geblieben war. Doch was ihr deutlich bewusster war, war der Schmerz, der in ihre Knie schoß, als sie hinfiel. Ein schriller Schrei durchbrach die sonst so friedliche Nacht und das Mädchen wusste in diesem Moment, später würde sie es bereuen, dass sie zurückgeblickt hatte und gefallen war. Kleine Vögel, die sich vermeintlich sicher für die Nacht zurückgezogen hatten, flogen nun erschrocken aus dem Geäst in den dunklen Nachthimmel hinauf.
Mit vor Schreck zitternden Armen stemmte das Mädchen sich hoch und stolperte ein paar Schritte nach vorn. Langsam und mit aufgerissenen Augen drehte sie sich schließlich um.
Hinter ihr stand ein großer Mann, der mit Sicherheit kein Mensch war. Um ihn herum waberte eine hellblaue Aura und auch er selbst schien in gleißend hellem Licht zu pulsieren.
"Elinea!" rief er. Das Mädchen war erschrocken, dass der Fremde ihren Namen kannte. Sie grub ihre Hände in den feuchten Waldboden und zitterte und schwitzte gleichzeitig, obwohl es so kalt war in dieser Nacht.
Der Mann legte den Kopf schief, sein Gesicht jedoch war ausdruckslos. In diesem Moment teilte sich die feste Wolkenfront am Himmel und der helle Mondschein brach hindurch.
"Du bist auf dem Weg zu deinem Bruder. Er hat andere Ziele, als er vorgibt." Einen Moment lang war alles still. Das Herz klopte Elinea bis zum Hals, als sie ein stotterndes "W-Was?" über die Lippen brachte.
Der Fremde konnte mit seinen leere, seelenlosen Augen bis auf den Grund ihres Herzens sehen zu können und würde all ihre Geheimnisse zu kennen, so schien es ihr.
"Er hat sich mit Ozahrnal verbündet, einem Dämon, der jede beliebige Gestalt annehmen kann. Sie haben es sich zum Ziel gemacht, alle Sonnenmagie auf der Welt auszurotten und mithilfe einer mächtigen, dunklen Magie namen Milleadh die Welt neu erschaffen, ganz nach ihren Vorstellungen."
Er beobachtete jede Reaktion von ihr genau.
"Dein Bruder hat dich vermutlich unter einem harmlosen Grund hierher gelockt. Vielleich ist jemand gestorben oder du sollst ihm bei etwas helfen. Doch in Wahrheit will er dir deine Magie entziehen, die Magie, die du seit deiner Geburt in dir trägst und die seit Generationen innerhalb der Elfen weitergegeben wird."
Er ging einige Schritte auf sie zu und Elinea verkrampfte gefühlt jeden Muskel in ihrem Körper vor Anspannung. "Du bist der Hüter einer kraftvollen Linie von Magiern, die vor dir lebten. Nutze diese Energie und stelle dich gegen deinen Bruder und seinen Verbündeten."
Das waren seine letzten Worte, bevor er sich umdrehte und Elinea schaute im nächsten Moment in ein helles Licht, so hell, dass sie ihre Augen zusammenkneifen und ihren Kopf wegdrehen musste.
Als sie wieder hinschaute, war der mysteriöse Mann verschwunden und sie lag weiterhin zitternd am Waldboden, ihren Oberkörper auf ihre Unterarme gestützt, während ihr langsam schwindelig wurde.
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Nachfolgend ein paar Erklärungen zu dem Text:
Diese kleine Geschichte ist eine Adaption an eine Legende aus Mobus (https://belletristica.com/de/users/2678-mobu-cajatoshija-marv) Welt Hyphurion, die sich die Elfen über die Herkunft ihrer Magie (die Sonnenmagie) erzählen. Dabei trägt jeder Elf mehr oder weniger Magie in sich, die jedoch auch trainiert werden kann. Diese Sonnenenergie auszulöschen würde also auch bedeuten, die gesamten Elfen auszurotten oder ihnen zumindest in der Gesamtheit ihre Magie zu entziehen.
Diese Geschichte durchkreuzt vielleicht alle Vorstellungen, die Mobu sich über seine eigene Welt gemacht hat, deshalb ist das quasi eine Fanfiction. Ich hoffe, sie war nicht zu verwirrend und hat euch Spaß gemacht ^.^
~ Mia