»Ich will noch nicht. Können wir nicht noch eine halbe Stunde?« Obwohl er enttäuscht war, drehte er mir den Rücken zu und senkte den Kopf.
Langsam öffnete ich das Halsband. »Das bringt doch nichts. Dann sind wir beide gerade wieder auf einem Hoch und müssen dann abbrechen. Lass uns langsam runterkommen.«
Er seufzte, drehte seinen Kopf etwas und küsste meine Hand, als ich ihm das Halsband abnahm. »Ich weiß. Aber ist es falsch, mir zu wünschen, dass wir noch eine Weile weitermachen könnten?«
»Nein, gar nicht.« Ich hätte auch gern mehr Zeit gehabt, aber es war vernünftiger, jetzt aufzuhören. Wir hatten noch etwa zwölf Stunden, bevor er wieder fuhr. Wir sollten die Zeit nutzen, um aus unseren Rollen zu kommen und auszuruhen. Die Erfahrung zeigte, dass das wir die Zeit brauchten.
Er schmiegte sich an mich und holte sich einige Küsse ab.
Erst nach einigen Minuten löste er sich von mir. »Pizza? Thai? Oder wollen wir ausgehen?«
»Pizza. Wenn das für dich okay ist. Ich möchte lieber hierbleiben.« Ich ging gern mit ihm aus, aber es gab ein paar Dinge, die ich mit ihm besprechen wollte, die er nicht in der Öffentlichkeit mit mir diskutieren würde.
»Dann geh ich die aber von Paradieso holen. Die von diesem Lieferdienst letztens schmeckt wie Pappe.«
»Wie du willst.« Ich würde mit ihm nicht darüber diskutieren. Für mich schmeckte es fast gleich. »Aber bestell vorher telefonisch. Ich will nicht wieder so lange warten.«
Er lachte leise und stupste mir gegen die Nase. »Du ungeduldiger Quälgeist.«
»Du weißt, wie ungemütlich ich werde, wenn ich hungrig bin und warten muss.«
»Und warum ist das jetzt ein Argument, dich nicht warten zu lassen? Ich könnte noch ein paar Schläge vertragen.«
»Du könntest immer noch ein paar mehr Schläge vertragen!« Lachend stieß ich gegen seinen Oberarm.
»Vielleicht hab ich dann ja endlich mal mehr als nur ein paar Tage eine Erinnerung an dich.« Zärtlich lächelte er.
»Du hast die Wunde. Die wird dich sicher eine Weile beschäftigen. ... Und ich denke, wir sollten bestellen, damit wir reden können.«
»Sorry, ich wollte es nicht rauszögern. Für dich wieder Salami, Pilze und Zwiebeln? Oder ohne?«
»Isst du auch Zwiebeln?«
Er nickte knapp.
»Dann mit. Danke dir. Ich mach mal das Wohnzimmer für uns gemütlich.«
Er ging zum Schrank, um sein Handy rauszuholen, dann machte er sich auf den Weg in den Flur.
»Ehm ... Magst du dich nicht vielleicht anziehen, bevor du da anrufst?«
Er drehte sich um und hob eine Augenbraue. »Warum? Klinge ich angezogen anders als nackt? Oder woran sollten sie merken, dass ich nackt bin?«
Ich schüttelte nur den Kopf und winkte ab. Offensichtlich wollte er noch nicht ganz aus seiner Rolle kommen. Aber solange es nur das war, war es okay. Er würde sich eh gleich anziehen müssen, um die Pizza abzuholen.
Er schob sich etwas weiter an der Sofalehne hoch, um aufrechter zu sitzen. Dabei verzog er leicht das Gesicht, dennoch ließ er mich nicht los, zog mich ganz im Gegenteil noch enger an sich und presste seine Lippen auf meine.
Ich griff nach einem Sofakissen und schob es ihm in den Rücken. So konnte er seinen geschundenen Hintern hoffentlich etwas entlasten.
»Danke«, hauchte er mir ins Ohr, nachdem er den Kuss endlich fallengelassen hatte. Seine Hände schoben sich unter mein Shirt. »Aber nicht nötig. Ich werde gerne daran erinnert.«
Amüsiert schnaufte ich. Natürlich wurde er das.
Er kitzelte mich an der Seite. »Lach nicht über mich! Ich meine das ernst. Ich liebe es, wenn du mich züchtigst und ich das noch ein paar Tage spüre. Danke dir dafür.«
Mit meiner Nasenspitze streichelte ich über seine. »Immer wieder gern, solange du dabei weiter so schön winselst.«
»Alles, was du dir wünscht.« Er zog das Bein, auf dem ich saß, dichter an sich, hob mich dadurch etwas an, damit er mich küssen konnte.
Für einen Moment genoss ich die Zärtlichkeiten, dann drückte ich mich etwas von ihm ab. Als er mir nachwollte, legte ich ihm einen Finger auf die Lippen und streichelte sanft darüber. Dennoch sah ich ihn ernst an. »Sagst du dann ab jetzt auch wieder zuverlässiger, wenn etwas nicht geht? Und zwar nicht erst, wenn es eigentlich schon zu spät ist?«
Er küsste meine Fingerspitze. »Ich hab Mist gebaut, oder? Tut mir leid. Manchmal fällt es mir schwer, weil es mir vorkommt, als würde ich damit die Stimmung versauen.« Er strich mir eine Locke hinters Ohr. »Nein, sag nichts. Ich weiß, dass es nicht so ist und das es viel schlimmer ist, wenn ich nichts sage und wirklich etwas passiert, aber manchmal bin ich so weit drin ... Ich verspreche, wieder mehr darauf zu achten, deutliche Signale zu geben, wenn etwas nicht in Ordnung ist.«
»Ich nehm dich beim Wort! Das nächste Mal, wenn sowas passiert, breche ich konsequent ab.«
»Ja, bitte, tu das. Ich will nicht, dass du dir irgendwann mal Vorwürfe machen musst, weil ich es verbockt habe.«
»Wenn haben wir es beide verbockt.« Diesmal war es an mir, ihn besorgt anzusehen. »Ich hätte bemerken müssen, dass du den Schwanz nicht nur loswerden willst, weil du mich ärgern möchtest. Aber ich war so genervt, dass ich nicht darauf geachtet habe. Ich verspreche, ich passe wieder besser auf dich auf.«
Er nickte und zog mich näher an sich. »Auch wenn nicht alles ideal gelaufen ist: Es hat mir wirklich Spaß gemacht und ich freu mich jetzt schon auf das nächste Mal.«
»Ich auch.« Ich schmiegte meinen Kopf gegen seine Schulter. »Wie lange muss ich auf dich verzichten?«
»Diesmal nur zwei Wochen. Dann bin ich für drei Tage hier.«
Selbst wenn ich es gewollt hätte, ich hätte das Lächeln nicht verhindern können, dass sich auf meine Lippen stahl. Das war früh. Und dann gleich so lange! Ich freute mich darauf. »Hast du Wünsche? Pläne?«
Er ließ sich Zeit, dachte darüber nach. Nichts von dem, was er jetzt sagte, war in Stein gemeißelt, bis zum nächsten Mal konnten sich die Bedürfnisse ändern. Aber es half uns, frühzeitig darüber zu reden. Wenn die Erinnerungen noch so frisch waren, konnten wir besser ausdrücken, was wir vermisst hatten. Ich hatte das Gefühl, dass wir, seitdem wir es so handhabten, deutlich zufriedener mit dem Ausgang unserer Sessions waren. Es erlaubte uns, nicht nur auf akute Bedürfnisse einzugehen, sondern ganz allgemeine Dinge zu verbessern.
»Ich würde gern wieder mehr praktische Aufgaben für dich übernehmen. Versteh mich nicht falsch, ich liebe es, dir für so stupide, eintönige Aufgaben wie Tasche tragen oder Farbpalette halten zur Verfügung zu stehen und mache das gern, aber ich vermisse es, dir in täglichen Dingen zur Hand zu gehen, dir wirklich etwas abzunehmen. Verstehst du, was ich meine?«
Nachdenklich nickte ich. »Ich lass mir für das nächste Mal etwas einfallen.«
Eine konkrete Idee hatte ich zwar noch nicht, aber notfalls ließ ich in der Woche vorher einfach ein paar Hausarbeiten schleifen, dann konnte er sich daran abarbeiten. Immerhin war er verdammt sexy, wenn er nackt putzte.
»Ich bin sicher, dir fällt etwas Gutes ein.« Er lächelte freudig und küsste mich. Rau raunte er gegen meine Lippen: »Lass mich spüren, dass ich dein Diener bin und mein Leben nur den Zweck hat, dir deines zu erleichtern und dir Freude zu bereiten.«
In meinem Magen kribbelte es angenehm. Ich liebte es, wenn er mich auf diese Weise daran erinnerte, wie sehr er unser Zusammensein und die Erniedrigung genoss.
Ich rieb mich an seinem Oberschenkel zwischen meinen Beinen und dominierte nun selbst den Kuss.
In der Zeit formte sich bei mir ein Gedanke, wie ich ihm diesen Wunsch erfüllen und gleichzeitig noch einen draufsetzen konnte. Ich war sicher, ihm würde die Idee auch gefallen. Erst recht, wenn er zwei Wochen sehnsüchtig darauf wartete.
Ich positionierte mich etwas um, bis ich ganz auf seiner Hüfte saß. Mit einer Hand fuhr ich am Bauch unter sein Shirt, spürte die warme, weiche Haut, spielte mit den lockigen Härchen. »Mir fällt gerade ein, dass die Toilette schon länger mal wieder richtig gründlich gereinigt gehört. Ich denke, da hast du in zwei Wochen dann eine Weile zu tun. Unter dem Rand hat sich einiges angesammelt.«
Er verzog angewidert den Mund, gleichzeitig trat aber ein Leuchten in seine Augen und bestätigte meine Vermutung. Natürlich, es war widerlich und erniedrigend. Genau das, was er wollte.
Ich nahm die zweite Hand ebenfalls unters Shirt, schob es etwas hoch und bewegte meine Hüfte wieder, auch wenn ich nur die harte Hülle des Käfigs spürte.
Mit geschlossenen Augen lehnte er den Kopf weiter nach hinten, streckte mir seinen Oberkörper entgegen.
An sein Ohr raunte ich: »Und wenn du nicht rechtzeitig fertig bist, werde ich wohl dich als Toilette nutzen müssen.«
Ein zittriges Stöhnen verließ seine Lippen und er griff nach meiner Hüfte. »Gott, ja!«
Schmunzelnd beobachtete ich, wie sich sein Mund schon jetzt etwas öffnete, als hätte ich es ihm für sofort versprochen. Es war faszinierend, wie schon solche Androhungen ihn fast in Ekstase versetzen konnten. In meinen Augen war er absolut perfekt.
Er zog den Finger, den ich auf seine geöffnete Lippe gelegt hatte, in seinen Mund und saugte hingebungsvoll daran. Dabei öffnete er leicht die Augen und sah mich verträumt an.
Vorsichtig schob ich einen zweiten Finger dazu, welchen er sofort ebenfalls mit der Zunge umspielte. Genüsslich saugte er an beiden, lächelte selig, als ich sie vor und zurückzog, intensivierte seine Bemühungen. Seine Daumen strichen dabei leicht über meine Hüfte, ohne sie loszulassen.
Als ich ihm meine Finger entzog, seufzte er enttäuscht, öffnete seine Augen vollständig. Mit einem leisen Räuspern klärte er seinen Hals, bevor er leise bat: »Lass mich dich lieben.«
Ich konnte mir ein fieses Grinsen nicht verkneifen. Ja, er war absolut perfekt! »Nicht heute.«
Er ließ ein ersticktes Jammern hören und setzte seinen Hundeblick auf. »Beim nächsten Mal?«
»Vielleicht, wenn du ein braver Diener bist, darfst du das Gefängnis für eine Weile ablegen. Aber nur, wenn du außerordentlich brav bist.« Nein, ich würde ihm keine feste Zusage machen. Das war doch der halbe Spaß daran, ihm im Ungewissen zu lassen, wann er seinem Begehren im vollen Umfang nachgehen durfte.
»Ich werde mich bemühen«, versprach er ernst und küsste mich innig.
Zärtlich lächelnd schmiegte ich mich an ihn. Ich war mir sicher, dass er das tun würde. Er würde mich nie enttäuschen. Und ich würde ebenfalls alles geben, damit es ihm gut ging.
~~~
Weitere Geschichten zu den beiden Charakteren findet ihr hier: https://belletristica.com/de/books/31643-recurring-characters/chapter/154732-jens-marko-kl-f