Ceni lachte, als Flash in seinem schwarzen Tuxedo auftauchte. In sowas hatte sie ihn tatsächlich noch nie gesehen. Aber sie musste auch zugeben, es stand ihm. Insbesondere die schmucke Fliege.
Der gelbhaarige Wuschelkopf legte eine CD ein. Im Hintergrund säuselte nun leise Musik.
"Ein Walzer?" Lachte die Frau, die immer noch in ihrem Lieblingskuschelpulli vor ihm stand.
"Natürlich." Flash nahm ihre Hand und benutzte die Kraft seiner Vorstellung um ein wunderschönes, dunkelgrün schimmerndes Abendkleid um ihren Körper herum entstehen zu lassen. Sanft raschelte es um ihre Beine herum.
"Hm, gefällt mir gut." Meinte Cenishenta anerkennend und ließ sich von ihrem Mann über die Tanzfläche führen, die in Wahrheit nur der frei geräumte Bereich ihres Wohnzimmers war.
"Wohin hast du denn die Kinder verbannt? Ich habe sie heute noch gar nicht gesehen."
Flash wirbelte die Braunhaarige in einer gewagten Drehung herum, zog sie wieder zu sich und blieb perfekt im Takt des schnellen Wiener Walzers, der soeben angehoben hatte.
"Lass uns die Zeit ruhig mal ohne unsere fünf Rabauken geniessen. Sie sind warm, satt und sicher und mindestens zwei schlafen schon." Beruhigte er seine Frau, bevor er sie in Tangomanier nach hinten kippte und sein Atem ihren Hals kitzelte.
"In diesem Fall..." Kicherte Cenishenta und ihre Gedanken formten sich aus. An der Decke entstand eine kleine Diskokugel. Bunte Lichtblitze schossen nun durchs Zimmer. Der Walzer war in einen rasanten Tango gewechselt, dem beide voller Leidenschaft folgten.
"Dazu passt aber dann doch eher das hier." Grinste Flash schelmisch und unter seinen Händen entstand ein kurzes rot-schwarzes Kleid, während das Grüne langsam verschwand.
"Oh warte, wenn du das einfach so darfst, dann..." Schon verwandelte sich der Tuxedo in einen schwarz-roten Anzug voller Glitzerpailletten. Ceni konnte sich ihr Grinsen nicht verkneifen. Flash blieb stehen und sah an sich herab.
"Seriously?" Sein jammervoller Gesichtsausdruck konnte Steine erweichen. Das Rot biss sich außerdem schrecklich mit seiner Haarfarbe.
Cenishenta prustete drauf los, was in einem kleinen Lachanfall endete.
"Komm, Flash, Schatz. Dieses ganze Anzug- und Kleid-Ding ist doch eh nicht unser Stil. Nebenbei bemerkt ist mir diese eingeschränkte Schrittfolge von Standardtänzen schon immer zu langweilig gewesen."
"Aber da gibt es so schöne Figuren!" Der junge Mann spielte ein wenig den Gekränkten, sah aber schnell ein wie wenig Chancen er hatte. Na gut, er hatte ja noch Viktor für die Standardtänze.
Viktor war der Dritte in ihrer Polyehe und auch derjenige, der sich gerade um Mamoru, Midori, Samuel und die Zwillinge kümmerte. Sie durften allesamt bei ihm übernachten. Alleine das zu organisieren hatte schon eine Woche Vor- und viel Überzeugungsarbeit gekostet. Und das alles so, dass Cenishenta nichts davon mitbekam. Flash sah Ceni eindeutig viel zu selten und verbrachte noch viel weniger Zeit mit ihr alleine.
Er wollte heute einfach nur Spaß haben mit seiner Frau. So wie damals, als sie sich kennen gelernt hatten. Als alles noch einfach war und sie ihren Launen nachgehen konnten, ohne über großartige Konsequenzen nachdenken zu müssen.
Er ging zum CD-Player, drückte die Off-Taste und drehte sich um.
"Ok, was willst du machen? Party, wie in der guten alten Zeit?"
Cenis Augen begannen zu leuchten, wie die eines Kindes, das zum ersten Mal den Weihnachtsbaum bewusst wahrnimmt.
"Ohja!" Mit einem Fingerschnippen wechselte sie ihre Kleidung zu einer lockeren Bluse, einer eng anliegenden Jeans und kürzte ihre Haare auf Schulterlänge, so dass sie aufgrund ihrer Naturwelle abstanden, wie die Mähne eines Löwen. Ein Paar tanzfeste Turnschuhe zierten weiß-glitzernd ihre Füße.
Ihre Vorfreude war ansteckend und Flash schnippte sich in ein schwarzes Kunst-Lederjacken Outfit, mit schwarzen, schmalen Turnschuhen und einer silbern glänzenden Sonnenbrille.
"Awesome." Er umarmte sie mit dem rechten Arm, gab ihr einen langen Kuss und formte währenddessen mit der Linken einen Kreis in der Luft. Dort entstand ein Portal, groß genug um aufrecht durch gehen zu können.
"Nach dir, meine Liebe, die Bühne wartet und die Band trägt unseren Namen."
Jauchzend schritt die Braunhaarige durch das Tor in die Parallelwelt.
Mit einem weiteren Fingerschnippen von Flash verschwand die Diskokugel wieder von der Decke und das Wohnzimmer sah wieder aus wie immer.
Seine Lieblingshits schonmal vor sich hinsummend folgte er seiner Frau.
Ohja, dieser Abend würde genauso legendär werden wie früher.
Singen, Tanzen und Feiern, bis die Sonne wieder aufging.
"Yeah!" Entfuhr es ihm.
Sein letztes Schnippen schloss das Portal wieder und ließ die Stille allein im Wohnzimmer zurück.
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