Gedankenverloren. Völlig im Anblick versunken. Losgelöst.
So saß er da, am Kliff und starrte auf die sich stetig ablösenden Wellen, die unaufhaltsam gegen die Steine schlugen. Rohe Naturgewalt, ungezähmt, unbändig, wild.
Gerne wäre er ein bisschen mehr wie das Meer und die Wellen, die sich nicht von anderen herumschubsen ließen, machten, was ihnen gerade in den Sinn kam und sich nur dem Wind und dem Mond beugten.
Das Rauschen klang dumpf in seinen Ohren, übertönte das Kreischen der Möwen und den Lärm in seinem Kopf. Laut war es da, so viele Stimmen redeten wirr durcheinander, dass sie fast selbst nur noch Rauschen waren. Markus wusste oft nicht, wo er aufhörte und wo die Stimmen anfingen. Sie waren schon immer da gewesen, redeten auf ihn ein, sagtem ihm, wie schlecht er war, was er falsch machte, warum er nichts konnte und dass er nichts taugte. Er wollte nicht auf sie hören, schließlich sagten die Menschen um ihn herum andere Sachen - doch stetiger Tropfen höhlt den Stein. Und so glaubte er irgendwann an die Lügen in seinem Kopf, die die Stimmen ihm ständig zuflüsterten. Nur am Meer hatte er Ruhe vor ihnen. Hier war Markus allein, er selbst und ruhig, insbesondere wenn die Wogen unter ihm es nicht waren.
Er kam gern hierher. Irgendwann mal würde er sich ein Haus am Meer kaufen oder bauen, damit er immer Ruhe hatte vor dem giftigen Rauschen in seinem Kopf. Zusammen mit Mia.
Markus und Mia. Das klingt gut, dachte er. Gedankenverloren betrachtete er den Ring zwischen seinen Fingern. Hoffentlich würde sie ja sagen, zu ihm und seinen Stimmen.
Stichwort: Rauschen