Der Mann beugte sich hinab zu seiner rothaarigen Tochter und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Lachend winkte sie ihm zum Abschied und er blickte ihr nach, während sie durch die Tür schritt. Ein liebevoller Ausdruck verharrte noch einen kurzen Moment auf seinem Gesicht und verschwand anschließend wieder hinter einem Vorhang aus verzerrtem Schmerz.
Es ist besser so. Flüsterte die Gestalt in den Schatten, doch der Mann schien nichts bemerkt zu haben und ließ sich ächzend auf einem schwarzen Herrensessel nieder.
Unheilbringend. Grausam. Ungnädig. Man hatte ihm schon viele Namen gegeben. Erlösend. Das war einer seiner liebsten.
Er konnte es ihnen nicht verübeln, sie kannten ihn nur vom Hörensagen. Begegneten sie ihm, war es zu Ende. Danach war das Nichts und davon wussten die Menschen wenig.
'Warum?' klagten die Übrigen. 'Weil es sein muss' erklärte er, ungeachtet des Umstandes, dass sie seine Worte nicht zu vernehmen vermochten. Langsam schritt er auf den Sessel zu, beugte sich über den Mann, der nun sanft schlafend dar lag und erfühlte seinen Herzschlag.
Sie werden dich vermissen und sie werden um dich weinen. Sie lieben dich. Du bist ein reicher Mann. Sachte brachte er das Herz zum Ruhen. Einst hatte auch er sich gefragt, weshalb man ausgerechnet ihm diese schwere Aufgabe anvertraut hatte. 'Du wirst es verstehen', mehr hatten sie nicht offenbart, und nun verstand er.
'Es muss sein. Du musst sie loslassen.' flüsterte er dem Sterbenden zu und spürte, wie der letzte Atemhauch aus seinen Lungen wich. Für einen flüchtigen Moment betrachtete er die friedlichen Züge des Mannes. Von dem Schmerz, war nichts zurückgeblieben.
Dann wandte er sich ab und schritt, so lautlos wie er gekommen war, zurück in die Schatten. Er wurde bereits an einem anderen Ort erwartet.