Kichernd thronte das kleine Wesen auf einem bunt zusammengewürfeltem Haufen Allerlei. Aus einem kleinen Stoffsäckchen schleuderte es beschwingt eine rote Socke, eine silberglänzende Gabel, einen kunstvoll verzierten Schlüssel und einen edel gravierten Kugelschreiber in die Luft, um anschließend begeistert zu beobachten, wie sie bei ihrem Sturz andere Gegenständen mit sich rissen und am Fuße des Berges wieder zum Erliegen kamen. Hüpfend tanzte der Zylinder auf seinem halb so großen Kopf mit dem vor Lachen bebenden Körper der Gestalt auf und ab.
Er liebte es, den Sachen zuzusehen, wie sie in die Tiefe segelten und kleine Geröllwellen erzeugten, beinahe genauso sehr, wie die dummen Gesichter der Menschen wenn sie das fehlende Dings bemerkten.
Die Kunst seiner Arbeit bestand darin, nur so viel zu stibitzen, dass diese lustigen Gestalten sich ein wenig, jedoch nicht zu viel aufregten. Wenn er übermütig würde, dann könnten ihn die Hausbewohner entdecken und er liebte seine kuschelige Kammer hinter dem Loch in der Kellerwand zu sehr, um solch ein unsinniges Risiko einzugehen.
Erneut griff der Kobold mit seiner winzigen Hand in den Beutel und kurz darauf segelte eine grün geringelte Socke den Hang hinab. Das war die letzte.
"Auf geht's!", jubelte er, stieß sich kräftig von der Anhöhe ab und rutschte jauchzend den Haufen hinab. Das Rennen war knapp ausgegangen. Kurz hatte er sich mit seinen spitzen Schuhen in einem Haarband verheddert und war fortan mit dem Kopf voran hinunter geschlittert. Geschickt war er einer offenen Schere und einer pieksigen Nadel ausgewichen, und obwohl ihn dieses Manöver wertvolle Zeit gekostet hatte, erreichte er eine Hutlänge vor der Socke den Boden. Flink sprang er wieder auf die Beine und verbeugte sich großzügig zum rasselnden Applaus der Gerölllawinen.
Das zufriedene Grinsen auf seinem Gesicht wandelte sich beim Anblick der Dingse in ein konzentriertes Grübeln.
"Hmmmmm.."
Die Augen des Kobolds blitzten entzückt auf.
"Ha! So wird's gemacht!", verkündete er und mit dem nächsten Satz begann er sich durch den Fuß des Berges zu wühlen. Eifrig buddelte er eine Schneise bis zum Kern, an dem das älteste Sammelgut lagerte.
Nun förderte er seinen Beutel hervor, langte in den Haufen hinein und füllte die Tasche wahllos bis zum Rand. Dann hievte er sich die schwere Ladung auf den Rücken und kroch wieder hinaus.
Er war kein Dieb. Solcherlei Anschuldigungen verbat er sich. Nein, er borgte die Sachen nur solange aus, bis der Besitzer sie bereits vergessen hatte.
"Wo bliebe sonst der Spaß!", feixte er, in Vorfreude auf die erstaunten Oohs und Aahs, bei der Entdeckungen der vermeintlich verloren geglaubten Habseligkeiten.
Aufmerksam überflog er den Inhalt seines Stoffbeutels. Die silberne Haarklammer würde sich hervorragend unter dem Kopfkissen des größten Menschen mit der seltsamen Gesichtsbehaarung machen. Und die weiße Socke könnte er bei der Gelegenheit unter dessen Bett verstecken. Der Rest würde sich von allein ergeben. Lieber ersann er, welche lustigen Dingse er, wenn der Beutel geleert war, diesmal leihen würde.
"Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!", besann er sich, schwang den Beutel über die Schulter und trat hinaus in die Dunkelheit.