"Weg hier!", hallte Mharis Ruf durch die Gasse und über die Dächer der angrenzenden Häuser hinauf zu ihr. Im Schatten eines verrußten Schlotes kauernd, wanderte ihr Blick zu den drei Jungen, die, gehetzt von einer Kohorte der Stadtwache, auf sie zu stürmten. Jungen. Sofern man sie nach ihrem Alter beurteilte, traf diese Bezeichnung zu, wenngleich ihre Erscheinungen ein anderes Zeugnis ablegten. Das Leben auf den Straßen der Stadt hatte tiefe Furchen in die einst unbeschwerten Gesichter gegraben und eine kalte Härte in ihren Augen hinterlassen. Solange man sie nur flüchtig betrachtete, war es beinahe unmöglich, ihr tatsächliches Alter zu erahnen.
Mhari war mit seinen siebzehn Jahren der Älteste ihrer Bande und ihr Anführer. Sein skrupelloser Ruf brachte ihnen einen gewissen Respekt und damit auch Schutz ein, doch nicht immer reichte dieser aus, um sie vor Unheil zu bewahren.
Mharis Bande übernahm des Öfteren ungesetzliche Botengänge für einige der großen Bosse des südlichen Hafens und Taran war einer von ihnen.
Vor zwei Tagen war eine wertvolle Lieferung im Hafen eingetroffen und sie hatten sich bereiterklärt, gegen eine angemessene Entschädigung für den Transport des Schmuggelguts zu Tarans Freudenhaus zu sorgen. Zuerst lief alles wie geplant, doch als sie sich dem Schiff aus ihrem geschützten Versteck nähern wollten, mussten sie hilflos dabei zusehen, wie ein Kommando der Stadtwache auf den Kahn zusteuerte und anschließend begann, die gesamte Fracht methodisch zu durchsuchen. Dann wurden sie Zeugen davon, wie die Männer alle auf dem Schiff befindlichen Güter beschlagnahmten und mit sich nahmen.
Taran war fuchsteufelswild geworden, als sie ihm von dem Vorfall berichtet hatten. "Ihr dreckigen Ratten! Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich euch dieses Märchen abkaufe?", tobte er und fügte mit drohender Stimme hinzu, "Wenn ihr mir nicht bis Dienstag um Punkt Mitternacht meine Ware samt Zinsen wiederbeschafft habt, dann werde ich euch finden und was ich dann mit euch anstelle, wird niemand je vergessen!"
Er hatte ihnen die Waren anvertraut und nun machte er sie auch für ihren Verlust verantwortlich.
Mhari wusste, dass Taran keine leeren Drohungen aussprach.
Sie steckten in ernsthaften Schwierigkeiten.
Fortsetzung folgt...