"Ich sage, wir lassen uns von diesem Großmaul keine verdammte Angst einjagen!". Cin ballte die Fäuste und suchte in den Gesichtern der Anderen nach Zustimmung. Mit düsterem Blick fixierte er Mhari, welcher mit regungsloser Miene auf dem unteren Absatz der marroden Holztreppe saß und seit geraumer Zeit schweigend die silberne Taschenuhr in seiner rechten Hand betrachtete.
"Und was sollen wir deiner Meinung nach machen?"
Der Junge mit dem strohfarbenen Haar, der seit nun mehr als zwei Stunden unruhig auf und ab gelaufen war, hielt inne und funkelte den grobschlächtigen Cin herausfordernd an. Kratz, seinen richtigen Namen kannte sie nicht, wirkte neben dem breitschultrigen Riesen hager und beinahe zerbrechlich.
"Ich werde mich jedenfalls nicht erpressen lassen!", knurrte Cin. "Wir sollten dem Drecksack zeigen, mit wem er sich angelegt hat! Ich will sein dummes Gesicht sehen, wenn wir ihn uns zuerst vorknöpfen!"
Entgeistert schüttelte Kratz den Kopf.
"Jetzt dreht er völlig durch! Oh du weiser Cin, hast du dir vielleicht mal dein kleines Spatzenhirn darüber zermartert, wie wir das anstellen sollen? Vorausgesetzt den unwahrscheinlichen Fall, wir kommen an seinen Leuten vorbei und schaffen es auf magische Weise, ihn zu überwältigen, was tun wir dann? Willst du ihn umbringen? Denn das wirst du tun müssen, wenn wir nicht bis zu seinem Ende vor ihm fliehen wollen. Und was dann? Glaubst du allen Ernstes, dass wir ungestraft davon kommen? Taran steht nicht am Ende der Nahrungskette und selbst du solltest wissen, was das bedeutet!"
Mit jedem Wort lief Kratzs Gesicht ein bisschen mehr an und sie wartete gespannt darauf, wann er wieder Luft holen würde. Cin baute sich bedrohlich vor ihm auf.
"Der Klugscheißer will wohl Ärger, was?"
"Es reicht!"
Mharis Stimme schnitt peitschenartig durch die Luft und ließ die Streithähne augenblicklich verstummen. Missgelaunt senkten sie ihre Blicke gen Boden, während ihr Anführer sich elegant von seinem Platz erhob. Sie bemerkte, wie ihre Mundwinkel für einen winzigen Augenblick nach oben zuckten, besann sich jedoch rasch und brachte ihre Züge wieder unter Kontrolle. Disziplin, wies sie sich zurecht. Eine unbedachte Regung konnte sie zu einem anderen Zeitpunkt das Leben kosten.
„Ich habe einen Plan.“
Entschlossenheit lag in seinen schwarzen Augen,
„aber dafür kann ich keine Zwietracht in meinen Reihen gebrauchen. Ihr habt die Wahl: Entweder ihr reißt euch zusammen und ich rette eure armseligen Hinterteile oder ihr könnt gehen und versuchen euch allein auf diesen Straßen durchzuschlagen. Wer geht, der braucht nicht wiederzukommen. Also, was sagt ihr?“
Fortsetzung folgt...