Ich bin so aufgeregt und weiß gar nicht, wo ich mit dieser Geschichte anfangen soll. Ich bin Nadia, ein 15-jähriges Mädchen und die Weihnachtszeit genieße ich besonders. In diesen Wintertagen in diesem Jahr passierte etwas Besonderes, ich verließ das Reich der Kinder und wurde eine erwachsene Frau. Ich glaube, es hing mit den damaligen Ereignissen zusammen. Aber auch der Lauf der Zeit, die Sandkörner, die in meiner Lebenszeitsanduhr davon rieselten, trugen das ihre dazu bei.
Die Winterzeit und Vorweihnachtszeit ist eine der schönsten. Sobald Schnee auf der Straße liegt, zwingt es uns alle, einen Gang runterzuschalten. Das ist ganz logisch. Schnee ist in den letzten Jahren immer seltener geworden. Es wäre schön, dieses Jahr eine richtige weiße Weihnachten zu haben. Träumt schön weiter, daraus wird nichts wegen der Klimaerwärmung!
Ich liebe die Weihnachtszeit. Ich weiß nicht, wie es euch geht. Es hängt mit der Stimmung zusammen. Der Duft von Weihnachtsgebäck. Der Schnee. Am Abend brennen romantisch Kerzen. Ab und zu knistert ein Kaminfeuer und Weihnachtsmusik wird abgespielt.
Der Rummel fängt immer früher an. Bereits Ende Oktober werden die Läden auf die Weihnachtszeit vorbereitet. In dieser Zeit geben die Leute ihr Geld leichtfertiger aus, um ihren Lieben eine Freude zu bereiten. Mein Vater und meine Mutter sind im Dezember besonders nett. Und wenn ich eine schlechte Zensur mache, lächeln sie und sagen: "Es ist eine Bestandsaufnahme! Also kein Drama.“
Bereits anfangs November flattern die Spielwarenprospekte in den Briefkasten und wir Kinder können ankreuzen, was wir wünschen. Das sind fünfzigseitige Wunschzettel! Am Schluss wusste ich immer noch nicht, was ich mir wünschen sollte.
Aber irgendwie muss ich mich beeilen, da die Zeit rast. Das sagen Mama und Papa auch und dass es immer schlimmer wird. Ein Jahr ist in der Kindheit megalang und im erwachsenen Alter dauert es einen Bruchteil davon, obwohl das Quatsch ist. Die Jahre sind für alle immer gleich lang.
Doch etwas wünschte ich mir, nämlich dass mein Opa wieder gesund würde. Er litt an einer Depression. Das ist eine psychische Erkrankung, die als Außenstehender nicht verständlich ist. Opa lag die meiste Zeit in der Polstergruppe oder im Bett bei sich zuhause und die Tage vergingen, ohne dass er Lust hatte, irgendetwas zu machen. Ich nahm ein Blatt Papier und schrieb diesen Wunsch schnell auf. Wenn dieser in Erfüllung ginge, würde ich auf alle anderen Geschenke verzichten. Ehrenwort.
Ich kann mich gut an meinen Opa erinnern vor rund zehn Jahren, wie er mir jede Freude erfüllte, sei es an einer Kirmes, eine Fahrt mit dem Karussell oder eine Zuckerwatte. Die liebte ich damals, diese klebrige Masse und nach dem Verzehr klebten der Mund und die Hände. Das war meine Kindheit, die nun so weit zurücklag und langsam verschwand.
Einen Wunsch hatte ich schon. Wie viel durfte ich mir wünschen? Aufschreiben konnte ich unendlich viele Wünsche oder etwa nicht? Ewiges Leben wäre so ein Wunsch, aber geht nicht! Was könnte man sich noch wünschen? Ich glaube, man muss mit dem zufrieden sein, was man hat. Genug zu essen und Kleider und ein Dach über dem Kopf. That's it.
Also ein Wunsch muss ich euch beichten. Ich wünsche mir ein richtiges Smartphone. Ich habe noch keines. Da waren meine Eltern strikt dagegen. Argumente wie: Nicht nötig und hatten wir auch nicht. Ihr Jugendliche müsst nicht immer online sein. Macht etwas anderes als in einem Bildschirm starren und redet miteinander. Es tönt alles so einfach. Aber ohne ist man massiv ausgeschlossen. Nicht im Klassenchat dabei und die Lehrer sind immer etwas genervt, müssen altmodisch anrufen oder frühzeitig planen. Vermutlich dringend notwendig. Mal schauen.
In diesem Jahr befasste ich mich besonders mit der Vergänglichkeit des Lebens und dem Lauf der Dinge. Meine Mutter zeigte mir ein Fotoalbum mit unseren Verwandten und als ich auf die Jahreszahl unten schaute, erschrak ich. Alle Menschen auf den Bildern waren gestorben. Ohne sich groß wehren zu können. Es passiert so. Ohne Leben kein Tod. Die Geburt Christus wird uns jedes Jahr zu Weihnachten aufgezeigt. Geboren in einer armen Familie mit einer riesengroßen Aufgabe und stirbt in jungen Jahren genagelt am Kreuz. Oh, wie schrecklich! Ich wünschte mir, dass die Welt eine bessere wird, dass man sich gegenseitig hilft und versucht, Freude weiterzugeben. Das sind wichtige Dinge. Auch diesen Punkt schrieb ich auf. Mal sehen, wo mich diese Liste hinführt.
Wenn der erste Schnee im November fällt, dann naht die Weihnachtszeit. Dann freue ich mich. Am Morgen ist es in unseren Breitengraden bereits viel kälter und zuerst ist ein Schal notwendig, dann eine Kopfbedeckung und letztendlich sogar Handschuhe.
Als wir kleiner waren, bauten wir einen Schneemann während der Pause auf dem Schulhausplatz. Mit viel Mühe und kamen dann fast zu spät zurück ins Klassenzimmer. Die Rübe spendierte uns der nette Schulhauswart. Er war immer von gleich alten Kindern umgeben, nur er wurde immer älter. Ich bin froh, dass ich meine obligatorische Schulzeit nächstes Jahr beende. Dann muss ich einen Beruf auswählen. Ich möchte Tierpflegerin werden. Ganz einfach, weil ich Tiere liebe. Alle Arten von Tieren. Ich wäre gerne in der Krippe damals gewesen und hätte den Ochsen und den Esel und die anderen Tiere gepflegt und gestreichelt. Ich schreibe diesen Berufswunsch ebenfalls auf meiner Wunschliste auf. Damit ich diesen zumindest vor Augen habe und vielleicht geht dieser Wunsch bald in Erfüllung.
Der erste Schnee war nunmehr gefallen und in der Schule waren wir so beschäftigt, dass die Zeit raste. Das empfinde ich besonders so in den letzten zwei Monaten des Jahres. Ich war immer wieder mit meinem Wunschzettel beschäftigt und er füllte sich immer mehr. Aber ich bin kein Egoist und deshalb sammelte ich die Wünsche meiner Eltern und meiner kleinen Schwester. Meine Eltern waren nach ihren Aussagen wunschlos glücklich und ein Standardspruch war, dass wir im Haushalt helfen könnten, das würde sie glücklich machen.
Anfangs Dezember schrieb ich meine Wunschliste mehrfach und verstreute sie im ganzen Haus. Je mehr sie gelesen wurde, desto größer die Chance, dass sich meine Wünsche erfüllten. Mein Vater fand die Liste und musste lachen und am nächsten Tag drückte er mir einen Zettel in die Hand, da stand in seiner krakeligen Schrift:
Adresse des Weihnachtsmannes:
An den Weihnachtsmann
In Himmelstür
31137 Hildesheim
Und er ergänzte: „Du kannst bei Mami die entsprechenden Briefmarken für das Porto holen. Falls du eine Antwort willst, musst du das Rückporto beilegen.“
Ich fand es eine tolle Idee. Aber denkt ihr, ich glaube an den Weihnachtsmann? Ehrlich gesagt immer noch ein bisschen. Also ich würde am zweiten Advent den Brief verfassen und abschicken.
Wenige Tage später war es extrem kalt und ich rutschte auf der gefrorenen Straße aus. Blöderweise brach ich mir den rechten Arm. Das war ein riesiges Pech. Ein kleiner Krankenhausaufenthalt folgte und dort wurde mein Arm eingegipst.
Alle Mitschüler und Mitschülerinnen zeichneten auf meinem Gips und unterschrieben. Er war nun sehr bunt. Schreiben konnte ich vorläufig nicht. Ich hatte zwei Möglichkeiten, entweder mit Mami den Brief zu schreiben oder mich Kraft meiner Gedanken dorthin zu begeben. Uh, tönt schwierig! Das wollte ich versuchen. Ich würde probieren, den Weihnachtsmann zu erreichen in meinen Träumen. Aber dazu musste ich in der richtigen Stimmung sein.
Ich hatte anfangs Dezember meinen letzten Türkalender erhalten, mit viel Glitzer und das Motiv war eine wunderschöne Welt mit einem Weihnachtsmann, der sein Rentier streichelte und hinten ein mit Geschenken voll beladener Schlitten. Mit Spannung öffnete ich die zweiundzwanzigste Tür, ein handgeschriebener Brief kam zum Vorschein.
In dieser Nacht schlief ich ein und ich hatte plötzlich das Gefühl, durch einen Trichter zu fallen, die Geschwindigkeit nahm zu und ich landete sanft auf weiße Daunen. Mein erster Gedanke war mein Arm und der Gips. Aber er war unverletzt. Ich stand auf und lief ein paar Schritte im tiefen Schnee. Dieser reichte mir bis zur Taille. Nun stand ich vor einem dunkelbraunen Gebäude mit kleinen Fenstern. Auf dem Dach waren dunkelschwarze Schornsteine und dicker qualmender Rauch kam heraus. Vor der Tür einige leere Schlittengespanne. Die Rentiere ruhten sich in einem Stall aus. Ich klopfte an der Tür.
Es schneite dicke Flocken. Ich schaute den Flocken zu, die einen unheimlichen Flockentanz veranstalteten. Rauf und runter wirbelten sie umher, um am Schluss zu Boden zu sinken. Ich wollte mich abwenden, da ging die Haustür auf. Ein großer Bernhardinerhund sprang mich an und beschnupperte mich interessiert. Ein Weihnachtsmann mit langem weißen Bart und roter Kleidung begrüßte mich herzlich und erkundigte sich, wie meine Anreise gewesen war. Ich murmelte schüchtern: „Gut“ und senkte den Blick zu Boden.
Er begleitete mich in den Wohnbereich und ich wusste nicht mehr, wo hinschauen. Etwa zehn Weihnachtsmänner saßen dort und tranken ausgelassen Glühwein. Kurz darauf hatte ich ebenfalls ein warmes Glas in der Hand. Ich trank hastig einen Schluck und verbrannte mir die Zunge. Nunmehr war ich vorsichtiger. Er schmeckte ausgezeichnet nach Zimt und Orange und war richtig süß.
Sie redeten ausgelassen über die Menschenkinder und ihre unersättlichen Wünsche. Ich versuchte, die Weihnachtsmänner zu unterscheiden, aber sie sahen alle gleich aus. Das Kleid war eine Art Uniform, auch der Bart und Schnurrbart sah bei allen gleich aus. Der Weihnachtsmann, der mich begrüßt hatte, hieß Fred. Ich flüsterte wild umherschauend: „Fred, wo bist du?“
Einer wandte sich mir zu und schien durch seinen Bart hindurch zu lächeln und dann ließ er eine Glocke läuten. Der helle Klang ertönte dreimal. Und einer der Männer stöhnte: „Herrje, nun müssen wir zurück in den Stollen! Die Weihnachtszeit ist schon stressig.“
Fred zu mir: „Am besten kommst du mit mir! Ich zeige dir alles.“ Im nächsten Raum blieben wir stehen. Dort auf der Wand war eine riesige Weltkarte mit leuchtenden Punkten. Er erklärte geheimnisvoll: “Europa ist dicht besiedelt und wir haben einige Niederlassungen. Eine Expansion auf andere Kontinente ist mittelfristig vorgesehen! Im ganzen Konglomerat sind rund 20000 Weihnachtsmänner beschäftigt und die Saison beginnt immer früher. Bereits anfangs September fangen wir an. Wenn es so weitergeht, müssen wir bald nach Ostern anfangen!“
Ich schaute ihn mit großen Augen an! Dann ergänzte er: „Vielleicht müssen wir dem Trend der Zeit folgen und alles digitalisieren! Na ja, das wäre nicht das Gelbe vom Ei. Folge mir!“ Was dann folgte, war ein riesiger Saal. Tisch an Tisch saßen sie da. Ich durfte neben einem Weihnachtsmann sitzen und ihm bei der Arbeit zuschauen. Die Briefumschläge waren bereits offen. Er gab mir einen Brief zum Lesen. Still las ich den Brief, der lautete:
Lieber Weihnachtsmann
Ich bin die Lisa und habe große Mühe in der Schule. Deshalb wäre ich froh um eine Hilfestellung oder Unterstützung. Das Leben in meiner Familie ist nicht einfach. Mein Vater ist arbeitslos als Lastwagenfahrer. Vielleicht könnt ihr bei euch unten einen brauchen? Auf Weihnachten wünsche ich mir eine Barbiepuppe. Um eine Antwort wäre ich dankbar. Danke lieber Weihnachtsmann.
Kuss
Eure Lisa
Oh, das waren keine einfachen Lebensbedingungen. Der Weihnachtsmann malte auf dem Brief: 2x G, 1x W, 1x A und ein Stempel darauf! Dann legte er den Brief in eine Kiste mit der Aufschrift G. Er stöhnte und sagte: „Das werden wir niemals schaffen. Unmöglich, wie soll das gehen!“
Über Lautsprecher ertönte eine Durchsage: „Liebe Weihnachtsmänner, es sind nur noch rund 10000 Briefe. Das schaffen wir doch! Danke“. Ein kleines Knacksen tönte nach.
Ich hatte das Gefühl, dass mir schwindlig wurde. Dann sah ich nur noch ein Nebel. Etwas rüttelte mich und ich erwachte!
„Hey Nadia wach auf! Es ist Zeit für die Schule! Du bist spät dran. Du musst dich beeilen. Hast du geträumt? Oh, ich sehe, du nickst, war es wenigstens etwas Schönes?“ Ich hatte nur kurz mit dem Kopf genickt. Davon erzählen, wollte ich nicht. In der Schule konnte ich mich nicht konzentrieren. In Gedanken war ich bei den Weihnachtsmännern in meiner Traumwelt. Ich wollte ihnen behilflich sein. Würde es mir am Abend gelingen, wieder dorthin zu gelangen? Ich hoffte, dass es gelang.
In der Mathematikstunde besprachen wir den Satz des Pythagoras. Ich träumte vor mich hin und war in meiner Weihnachtsmännerwelt. Plötzlich wurde ich aufgerufen. Ich erschrak und musste an die Wandtafel und vor der ganzen Klasse den Satz des Pythagoras erklären. Ich stand auf, errötete leicht und bei der Wandtafel war ich plötzlich wie ferngesteuert. Meine Hand zeichnete das Dreieck und die Angaben, die gegeben waren, ein und ich erklärte meisterhaft. Alle hörten gebannt zu. Und ich dankte dieser Macht für die Hilfe.
Die Lehrerin räusperte sich und betonte: „Nadia, das hast du ganz toll gemacht. Ich hatte das Gefühl, dass du am Träumen warst. Offensichtlich war dies nicht der Fall.“
Nach dem Läuten der Pausenglocke um 17.00 Uhr begab ich mich so schnell wie möglich nach Hause, ohne mich wie sonst üblich von meinen Freundinnen zu verabschieden. Nach dem Abendbrot sagte ich meinen Eltern, dass ich Kopfschmerzen hatte und deshalb ins Bett gehen würde.
Kaum war ich im Bett eingekuschelt mit meinem Teddybären, brachte meine Mutter mir noch einen heißen Tee und ein Wärmekissen. Ermüdet schlief ich ein und schwebte in meinen Träumen zu den Weihnachtsmännern.
Die Umgebung sah immer noch genau so aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Ich klopfte an der schweren Tür. Diesmal machten zwei Weihnachtsmänner auf und synchron begrüßten sie mich mit: „Da bist du ja Nadia, wir brauchen dringend deine Hilfe. Es ist schließlich Hochsaison bei uns!“
Im Innern machten ein paar Weihnachtsmänner Pause und tranken warmen Punsch. Wir liefen an der Briefstation vorbei und sie begleiteten mich in den Meditationsraum. Auf geflochtenen Stühlen saßen sie und hießen mich mit einem Lächeln willkommen.
Der Älteste erklärte mir: „Nadia, wir werden jetzt für alle diese Wünsche beten, wir behandeln die Briefe mit der Codierung G, d. h. Gebet. Wir hoffen inständig, dass es hilft! Der erste Brief ist von einer Lisa, der Vater ist arbeitslos und sie hat Mühe in der Schule“. Alle verneigten sich und fingen an zu murmeln. Ich machte mit und versuchte Hilfe und gute Wünsche zu entsenden. Dann nahm er den nächsten Brief und erklärte: „Das ist von einem Mädchen namens Nadia, hey, die heißt zufällig gleich wie du, da hat der Großvater eine Depression!“ Sie verneigten sich und beteten wiederum und dann kam der nächste Brief dran. Irgendwann wurde ich in den Schreibraum begleitet. Dort waren die Weihnachtsmänner über Briefpapier gebeugt und versuchten gute Antworten auf die mit „A“ codierten Briefe zu schreiben. Ich beugte mich zu einem der Weihnachtsmänner und versuchte zu lesen:
Liebe Caroline,
Danke vielmals für deinen netten Brief. Die Genesungswünsche für deine Mutter haben wir in einer Fürbitte gesprochen. Wir hoffen, dass es ihr bald besser geht und sie neuen Mut schöpft.
Wir wünschen dir eine geruhsame Weihnachtszeit und hoffen, dass die übrigen Wünsche erfüllt werden.
Klaus
Im Namen der Weihnachtsmänner
Ich nahm auch eine Füllfeder und versuchte, mit der schwarzen Tinte zu schreiben. Es war gar nicht so einfach. Eine Vorlage stand uns zur Verfügung mit einem einfachen Drei-Schritte-Programm: Bezug nehmen auf den Brief, Anteilnahme und Bestätigung schreiben, dass Hilfe unterwegs war und die besten Wünsche für die Weihnachtszeit.
So arbeiteten wir weiter. Wie in einem Warenhaus ertönte es: „Danke für die tolle Arbeit, der Countdown läuft. Es sind nur noch wenige hundert. Weiter so!“
Ich kam noch in die Wunschabteilung, die die Briefe mit „W“ behandelten. Dort erklärte mir einer der Weihnachtsmänner: „Liebe Nadia, alle Wünsche können wir nicht von hier aus erfüllen, unsere Rentiere sind voll ausgelastet. Wir delegieren sie über Fernhypnose an Dritte und hoffen, dass sie so in Erfüllung gehen“. Da machte ich auch wiederum mit, konnte aber nicht wirklich helfen, da ich die Technik nicht beherrschte. Ich öffnete die Augen und beobachtete die Stirn der Weihnachtsmänner mit einem leuchtenden Punkt in der Mitte derselben. Dies bedeutete, dass sie den Kontakt hatten.
Der Chef der Zentrale bedankte sich bei mir und ich hatte kaum Zeit, mich ebenfalls zu verabschieden und durch die dicke Tür zu gehen, da erwachte ich in meinem Bett. Ich hatte Mühe, mich zu orientieren. Mein Hals kratzte und ich hatte einen immensen Durst. Ich stand auf und auf wackligen Beinen begab ich mich in die Küche, es war kurz vor Mitternacht. Ich trank kurz nacheinander zwei Gläser Leitungswasser.
Als ich zurück in mein Zimmer wollte, blieb ich angewurzelt stehen und bewunderte den riesigen Tannenbaum. Er war prachtvoll geschmückt mit wunderschönen alten Baumkugeln und traditionellen Wachskerzen. Meine Eltern waren strikte gegen eine elektrische Beleuchtung. Morgen war Heiligabend und da würde nur unsere Familie feiern. Auf dem Weg nahm ich mir eine Marzipanschokolade und mit einem schlechten Gewissen schlich ich zurück in mein Bett.
Am Morgen wachte ich auf und meine Mutter brachte mir einen Tee ans Bett, mit den Worten: „Du wirst es nicht glauben, du musst schnell aufstehen!“ Ich verbrannte mir die Zunge und den Mund so schnell, wie ich den heißen Tee trank. In der Stube stand der Baum. Darunter waren schon einige Geschenke gestapelt. Als ich hinausschaute, blendete das Weiß. Diese Nacht hatte es geschneit und draußen im Garten lag so viel Schnee, wie ich noch nie gesehen hatte. Der Wunsch einer weißen Weihnacht war erfüllt worden. Das sah gut aus und ich war sofort in einer super Weihnachtsstimmung.
Am Nachmittag saßen wir vor dem Weihnachtsbaum und sangen. Dann las Papi die Bibel mit der Geburt Christi. Für mich war dies immer eindrücklich zu hören, wie er in ärmlichen Verhältnissen geboren wurde und sich für uns später geopfert hat. Ach, ich erhielt ein Überraschungsgeschenk, eine wunderschöne Gitarre. Ich musste sie sofort ausprobieren und spielte „Oh, du Fröhliche“ darauf. Dann bekam ich ein kleines Paket und es war ein Smartphone. Toll, bis jetzt war Weihnachten ganz nach meinem Geschmack.
Ich war megaglücklich und ich machte meiner Mutter auch ein Geschenk, eine selber kreierte Anleitung, um eine Schmuckkette zu basteln. Sie war begeistert und meinem Vater schenkte ich einen schönen Kugelschreiber mit seinem Namen eingraviert. Plötzlich klingelte es an der Haustür, ich rannte zum Eingang und öffnete die Tür. Mein Opa tanzte im Schnee und sagte: „Nadia, ich bin wieder gesund! Es ist unglaublich! Fröhliche Weihnachten!“
“Komm doch herein Opa!”
Ende