Ich war zu Hause an diesem 25. Dezember und erwartete an diesem Tag meine Freundin zum Weihnachtsessen. Immer wieder sah ich aus dem Fenster und sah, wie die Bäume sich im Wind hin- und herbewegten.
Damit das Essen auf Anhieb gelang, hatte ich sogar einen genauen Zeitplan aufgestellt und alles soweit möglich vorbereitet. Dann läutete das Telefon und meine Freundin, Bettina, war dran und sie murmelte aufgeregt: “Hi, bei uns stürmt es wie verrückt und die Bahn hat schon mindestens dreißig Minuten Verspätung. Also ich ruf dich später nochmals an, wenn wir mehr wissen!”
Ich blieb ruhig und gelassen und aß ein paar Erdnüsse und kleine Tomaten! Ich lief zum Fenster und überblickte die Straße und die Bäume senkten sich immer weiter und wurden hin und her geschüttelt. Es fing an zu schneien. Mit diesem Wetter war niemand mehr draußen. Oha, da sah ich unseren Nachbarn mit dem Hund spazieren und sie hinterließen Fußtritte im frischen Schnee. Diejenigen vom Hund waren winzig.
Ich hatte mir diesen Tag wirklich anders vorgestellt. Das Leben war immer wieder voller Überraschungen. Zurück in der Küche überblickte ich das vorbereitete Essen und war doch langsam etwas genervt. Ich schaltete das Radio ein und hörte gerade die Worte: „Eines der kräftigsten Stürme der letzten Jahre fegt über Deutschland hinweg. Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz.” Ein fürchterliches Weihnachtschaos war da. Ich musste tief durchatmen und musste entspannen. Ruhig bleiben! Schließlich musste ich bis Neujahr nicht mehr arbeiten. Also war ich nicht wirklich im Stress.
Dann wurde es dunkel im Haus und zeitgleich läutete das Telefon: “Hi, bei uns geht es nicht mehr weiter. Ein umgestürzter Baum auf den Bahnschienen. Stromausfall auch noch! Wir evakuieren den Zug, da es nur rund 700 Meter sind bis zum nächsten Bahnhof.“
Ich versprach sofort zu kommen und beeilte mich. Eine Handvoll Erdnüsse nahm ich beim Hinauslaufen mit und stopfte sie mir in den Mund. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Mit dem modernen Auto fuhr ich aus der Garage und war froh um den Vierradantrieb. Ich erschrak, da die Sicht fürchterlich schlecht war und die Straße rutschig war.
Zum Glück war es nicht weit zum Bahnhof. Dort angekommen, sah ich sie sofort. Sie strahlte mich an und wies auf zwei Personen hin, die wir ebenfalls nach Hause bringen konnten. Eine gute Tat würde da nicht schaden an diesem besonderen Tag. Nachdem wir die beiden nach Hause gebracht hatten, überlegten wir, was wir machen sollten. Die Straßenlaternen waren immer noch dunkel. Kurz entschlossen parkte ich vor dem Gasthaus zum Teufel. Dort ass man immer gut.
Bettina war sofort einverstanden. Wir betraten die Stube und es wurde mucksmäuschenstill. Ich schaute umher und es waren ganz wenig Leute da. Hans, der Wirt, begrüßte uns mit einem kräftigen Händeschütteln. Kerzenlichter waren auf den Tischen aufgestellt und flackerten hin und und her. Draußen war es schon fast dunkel. Der Wirt fragte nach unseren Wünschen. Wegen dem Stromausfall konnte er nur eine kalte Fleischplatte, Salate und Pizzas vom Ofen anbieten. Wir entschieden uns für die Pizza.
Als sie da war, musste ich sagen, dass es die beste Pizza war, die ich je gegessen hatte. Auf jeden Fall ein ungeplantes Weihnachtsessen.
Seit Tagen trug ich bei mir einen Umschlag. Ich holte es nun hervor und fragte Bettina: “Willst du meine Frau werden?”
Sie nickte freudig und ich überreichte ihr den Ring. Der Ring gefiel ihr auf Anhieb - ein unerwartetes Geschenk.
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Dieses Jahr feierten wir unseren zwanzigsten Hochzeitstag. Wir haben zwei wunderbare Buben. Der Ältere heißt Lothar. Ist aber nur sein zweiter Name.
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Zum Gedenken an den Orkan Lothar am 26. Dezember 1999.
Ich wünsche euch ein schönes Weihnachtsfest und die besten Wünsche für 2021! Luca