„Izzy?“ Alec wagte sich vorsichtig in die Küche. Der Gestank, der durchs ganze Haus zog, war gelinde gesagt beunruhigend.
„Oh, hey, Alec.“ Sie sah nur kurz über die Schulter zu ihm, bevor sie damit fortfuhr, irgendwelche Sachen in eine Schüssel zu kippen.
„Was machst du da?“
„Das siehst du doch.“
Alec zog ein kalter Schauer über den Rücken. „Du kochst?“, fragte er entsetzt. In ihrer WG gab es nur wenige Regeln, aber eine davon besagte ganz klar, dass keiner der Lightwoods kochen durfte.
„Natürlich nicht!“ Izzy klang empört und wedelte mit einer Hand Richtung Ofen. „Ich backe.“
Alec näherte sich der Ofentür mit skeptischem Blick. Durch die gelblich verfärbte Glasscheibe konnte er zwei Backformen erkennen. „Was soll das werden?“
„Kürbismuffins“, sagte Izzy in einem Tonfall, als wäre das offensichtlich.
„Kürbismuffins?“, wiederholte Alec. „Gehören die oben so schwarz?“
„Was?“ Izzy eilte zu ihm. „Oh nein“, sagte sie traurig und schaltete den Ofen aus. „Sie sind alle verbrannt.“
Alec versuchte, seine Erleichterung nicht allzu sehr durchschimmern zu lassen. „Warum hast du sie überhaupt gebacken?“
„Na, für unsere Halloween-Party.“
Alec trat hastig vom Ofen weg, als Izzy ihn öffnete. Der Gestank, der ihn in die Küche geführt hatte, wurde schlimmer, und er unterdrückte ein Husten. Sein Blick fiel auf die Schüssel, in der sich große Butterklumpen und Schokoladenstücke stapelten. „Und was sollte das werden?“
„Das Frosting.“ Izzy bemerkte seinen fragenden Blick. „Die Creme, die bei Cupcakes oben drauf ist.“
„Das sieht irgendwie nicht nach Creme aus“, sagte Alec.
„Die ist ja auch noch nicht fertig.“ Sie schob ihn rigoros zur Seite und warf weitere Schokostücke in die Schüssel. „Vielleicht lässt sich ja ein Teil der Muffins noch retten“, sagte sie nachdenklich. „Wenn man die schwarzen Stellen abschneidet.“
Alec zog es vor, nicht darauf zu antworten. Er hatte das Rezept entdeckt, das Izzy sich ausgedruckt hatte. Sorgfältig las er es, bis er die Stelle für das Topping entdeckte. „Du, Izzy?“
„Was denn?“
„Laut Rezept sollst du die Schokolade zuerst mit der Sahne schmelzen.“ Anders als seine Schwester war Alec durchaus in der Lage, Rezepten zu folgen. Auch wenn seine Ergebnisse dennoch nie essbar waren, woran auch immer es lag.
Izzy riss ihm das Blatt aus der Hand. „Verdammt!“ Als sie begann, die Butterklumpen auf einen Teller zu packen, beschloss Alec, dass es an der Zeit war, zu gehen.
„Ich lass dich mal weiterbacken.“
Sie nickte nur.
***
Alec lag auf dem Sofa und las, als die Haustür aufging. Hastig sprang er auf. Izzy hatte die Küche noch nicht wieder verlassen und er wollte die anderen vorwarnen, bevor sie sie betraten.
„Was stinkt hier denn so?“, fragte Raphael statt einer Begrüßung.
„Sei nett“, mahnte Simon seinen Freund sofort.
Raphael verdrehte die Augen. „Was duftet hier denn so?“
Alec grinste, aber bevor er antworten konnte, entdeckte er Jace und Clary. „Geht ins Wohnzimmer, ich erklär’s gleich“, sagte er und wartete, bis die restlichen Mitglieder ihrer WG ebenfalls ins Haus gekommen waren.
„Also?“
„Wo ist Izzy?“, fragte Clary. „Wenn das hier ein WG-Treffen ist, sollten wir sie auch holen.“
„Izzy ist in der Küche“, sagte Alec. Amüsiert beobachtete er die Reaktionen.
Simon wurde blass, Raphael schloss resigniert die Augen und Clary flüchtete sich erschüttert in Jace’ Arme.
„Du hast sie kochen lassen?“, fragte Jace entsetzt.
„Natürlich nicht“, antwortete Alec. „Deine Schwester backt.“
„Deine Schwester“, korrigierte Jace. „Ich bin nur adoptiert und selbst das streite ich ab, wenn einer von euch in der Nähe eines Herds ist.“
„Sie backt?“ Simon runzelte die Stirn. „Stimmt, das ist nicht gegen die Regeln. Da haben wir euch nur kochen verboten.“
„Ein Fehler, den wir schnellstmöglich korrigieren werden“, bestimmte Raphael. Er atmete tief ein. „Was genau backt sie? Es riecht … widerwärtig.“
„Kürbismuffins“, sagte Alec.
„Das klingt irgendwie nicht wie etwas, das kombiniert werden sollte“, sagte Jace.
„Warum backt sie?“ Clary sah Alec neugierig an.
„Für die Halloween-Party.“
„Aber die ist doch erst in einer knappen Woche“, sagte Clary. „Bis dahin sind die Muffins doch schlecht.“
Alec sah zur Küchentür. „Oh, bei den Engeln … Vermutlich ist das der erste Versuch, den wir probieren sollen.“
Entsetztes Schweigen breitete sich aus, bis Raphael aufstöhnte. „Na, wenn sie uns jetzt alle vergiftet, müssen wir immerhin diese dumme Party nicht ausrichten.“
„Hey!“, riefen Simon und Clary gleichermaßen empört. „Es ist Tradition, dass wir Halloween hier feiern.“
„Und es ist Tradition, dass Raphael sich darüber beschwert“, meinte Jace und grinste. „So, die Herren. Wer von euch geht jetzt zu Izzy und bringt sie dazu, nie wieder zu backen?“
Simon und Raphael sahen sich an, dann seufzte Raphael. „Ich geh ja schon“, sagte er und stand auf. In der Tür drehte er sich nochmal um. „Feiglinge.“
Simon warf ihm eine Kusshand zu.
***
Beim Abendessen schmollte Izzy immer noch. Sie saß zwischen Jace und Alec und starrte den Nudelauflauf, den Simon gezaubert hatte, an, als hätte der sie persönlich beleidigt.
„Wir können das mit den Muffins gerne am Wochenende nochmal zusammen versuchen“, sagte Clary irgendwann behutsam.
Izzy hob langsam den Kopf. „Wirklich?“
„Betonung liegt auf zusammen“, sagte Raphael.
Alec sah ihn böse an, aber Raphael zuckte nur mit den Schultern.
„Ist nicht meine Schuld, dass man euch nicht unbeaufsichtigt in die Küche lassen darf.“
Simon grinste. „Dafür bist du in der Lage, jedes technische Gerät weltweit mit nur einem Blick zu vernichten.“
„Nicht jedes“, widersprach Raphael sofort. „Meinem Handy geht es ausgezeichnet.“
„Dein Handy ist ein uraltes Nokia“, mischte Clary sich ein. „Das geht nicht einmal dann kaputt, wenn ein Zug drüberrollt.“
„Das musst du aber nicht ausprobieren“, sagte Simon schnell.
Alec bemerkte, dass Izzy lächelte. „Okay“, sagte er. „Clary und Izzy backen also für die Party. Raphael und Simon kümmern sich um die Deko.“
„Wieso ich?“, unterbrach Raphael ihn entsetzt.
„Weil du deinen Freund davon abhalten kannst, zu übertreiben“, erklärte Alec. „Jace und ich gehen vorher durch und putzen alles.“ Er sah Jace herausfordernd an, aber der widersprach nicht, also lehnte Alec sich zufrieden zurück. „Magnus wollte am Vormittag herkommen und die Snacks herrichten.“ Da sein Freund als Koch arbeitete, eignete er sich am besten für diese Aufgabe. „Ich helf ihm dann.“ Alec spürte die Blicke auf sich und brach ab.
„Du hilfst Magnus mit den Snacks?“, fragte Raphael mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen.
„Nur schneiden,“ beruhigte Alec ihn. „Den Rest macht er.“
„Gut.“ Raphael grinste. „Bevor wir am Ende doch noch vergiftet werden.“