Kindheit - keine Zeit für #Fürsorge
Ich bin mit drei Schwestern aufgewachsen. Unsere Eltern mussten beide arbeiten, um die Ausgaben für vier Kinder decken zu können: Essen, Kleidung, Schule, Hobbies und seltene, aber spaßige Familienurlaube.
Ich war immer die Seltsame. Mehr die Einzelgängerin, lieber allein für mich. Was nicht einfach ist, wenn mensch das Zimmer erst mit drei und später immer noch mit einer Schwester(n) teilen muss.
Es gab einfach weder Zeit noch Raum für #Fürsorge für meine speziellen Bedürfnisse.
Sie fanden erst heraus, dass ich eine Brille brauchte, als ich beim regulären Sehtest nicht sagen konnte, was die Bilder an der Wand zeigten (Ich glaube es war eine Teekanne und ich sagte es sei ein Ball). Ich war vier Jahre alt. Und ich bekam eine Brille. Ich war am Boden zerstört.
Nicht nur wollte ich nichts mit den anderen Kindergartenkindern zu tun haben, weil ich damals ein total introvertierter Mensch war. Nun würden sie mich auch wegen meiner Brille aufziehen.
Dasselbe passierte als ich ins Gymnasium kam.
Mit elf bekam ich eine Zahnspange. Ich hatte kaum die (hässliche) Brille akzeptiert, die ich tragen musste.
Was an kläglichem Rest Selbstbewusstsein noch in mir war, wurde jetzt durch das Metall in meinem Mund in Stücke geschlagen.
Natürlich hat mensch mich dafür ausgelacht und aufgezogen. Ich hatte die Zahnspange nicht akzeptiert und nicht für mich angenommen.
Ich habe sie gehasst.
Ich hatte keine Freunde aus dem Kindergarten oder von der Grundschule.
Und als introvertierter Mensch, der ich nun einmal war, schaffte ich es auch jetzt nicht jemanden als Freund zu gewinnen.
Der Wendepunkt
In der siebten Klasse fand ich endlich eine Freundin. Sie interessierte sich für dieselben Fernsehserien wie ich und nahm mich mit und half mir neue Freunde zu gewinnen.
Ihre #Fürsorge für mich half mir und mit der Zeit lernte ich mehr aus mir herauszugehen und wie ich mich anderen gegenüber verhalten muss.
Ich bin sehr dankbar, dass wir uns damals begegnet sind. Wir sind bis heute im Kontakt geblieben, obwohl unsere Lebenswege so gut wie nichts mehr verbindet.
Da ich nie gelernt hatte #Fürsorge für mich selbst zu tragen, tat ich immer wieder alle möglichen Dinge, die ich hasste.
Nach dem Abitur arbeitete ich bei einem Supermarkt an der Kasse. Es war laut, langweilig, über- und unterfordernd zugleich. Aber wenigstens habe ich ein bisschen Geld verdient.
Ich ging zur Uni, weil mensch mir gesagt hatte, ich soll das tun. Ich studierte ein Semester Pharmazie, aber es brachte mich nicht weiter. Ich war nicht mit dem Herzen dabei.
Damals hatte ich meinen ersten Nervenzusammenbruch.
Später begann ich eine Lehre als Bürokauffrau. Es war laut, sehr viel Druck, ich hasste es. Aber ich war frisch verliebt, was mich zu dieser Zeit am Leben hielt. Bis ich es nicht mehr war.
Ich hatte meinen zweiten Nervenzusammenbruch.
Dann zog ich aus meinem Elternhaus aus, beendete meine bereits tote Beziehung und kündigte meinen Job.
Zum ersten Mal in meinem Leben übernahm ich die #Fürsorge für mich selbst. Es fühlte sich wunderbar an.
Aber ich wusste immer noch nicht was ich wollte.
Der perfekte Beruf
Oder besser: Der Beruf, von dem ich dachte, er wäre perfekt.
Mit fünfundzwanzig ging ich auf eine Ausbildungsmesse, wo Firmen aus meiner Stadt und der Umgebung ihre Ausbildungsangebote bewarben.
Ich hatte eine Liste gemacht, wie mein künftiger Beruf sein sollte. Unbewusst habe ich es zum perfekten Gegenteil des Bürojobs gemacht.
Also begann ich eine Lehre als Landschaftsgärtnerin.
Zuerst fühlte es sich großartig an. Ich liebte es all die botanischen Namen der Bäume und Blumen zu lernen. Ich war unter den Besten in den meisten theoretischen Fächern. Aber in den praktischen Fächern war ich mehr auf der durchschnittlichen bis schlechten Seite.
Ich strengte mich sehr an, um die Abschlussprüfung zu schaffen und ich schaffte es.
Aber ich war unglücklich.
Ich musste so hart arbeiten, dass bald alles was ich tat Schlafen, Arbeiten und Essen war. Ich kam mit dem Mobbing meiner Kollegen, dem Lärm der Maschinen, dem Druck nicht klar. Ich war zu schwach für die meisten Aufgaben.
Ich versuchte es mit einem Arbeitsplatzwechsel. Ich ging zu einer kleinen Firma mit nur drei anderen Mitarbeitern. Wir machten hauptsächlich Privatgärten. Ich liebte es.
Es funktionierte nicht. Ich konnte nicht die Selbst-#Fürsorge betreiben, die ich gebraucht hätte.
Tag für Tag stand ich auf. Ja, ich mochte was ich tat. Aber ich war auch jeden Tag gestresst bis an meine Grenzen und darüber hinaus.
Der Lärm der elektrischen Heckenschere, die Höhe der Obstbäume, die wir schneiden mussten, die Hitze im Sommer, die Kälte im Winter, die Art wie meine Kollegen mich behandelten, einander behandelten und sich selbst behandelten.
Ich wurde jeden Tag schwächer.
Eines Tages, ich war gerade heimgekommen, hatte ich meinen dritten großen Nervenzusammenbruch.
Ich saß in meinem Auto und konnte mich kein Stück mehr bewegen.
Alles was ich tat war Heulen. Eine halbe Stunde lang.
Damals, im Sommer 2019, wusste ich bereits von meiner Hochsensibilität. Ich wusste, warum ich nicht mithalten konnte. Warum ich die ganze Zeit müde war. Warum ich meine Arbeit einfach nicht so machen konnte, wie es von mir erwartet wurde.
Aber ich wollte meinen Chef und meine Kollegen nicht im Stich lassen, also arbeitete ich dort noch bis zum Ende der Arbeitssaison des Jahres.
Mir war nicht einmal bewusst, wie sehr mich der Gedanke abstieß im Frühjahr wieder mit der Arbeit anzufangen, bis die Zeit es zu tun immer näher rückte.
Schließlich sprach ich mit meinem Chef und habe ihm gesagt, dass ich nicht mehr kommen könne.
Im Namen der Selbst-#Fürsorge musste ich aufhören, mich derartig selbst zu foltern.
Mein Wort
Das ist jetzt ein Jahr her.
Ich habe das alles erst jetzt so richtig verstanden.
Hätte ich nie ohne das Buch, das mir eine meiner älteren Schwestern gegeben hat:
Evan Carmichael - "Your One Word".
Falls du es noch nicht gelesen hast. Lies es. Jetzt!
Es hat mein Leben komplett verändert.
Die Art wie ich mich selbst sehe, die Welt, einfach alles.
Mein Wort ist #Fürsorge.
#Fürsorge hat eine große Bedeutung für mich.
Als erstes Selbst-#Fürsorge. Auf sich selbst Acht geben. Die eigenen Bedürfnisse erfüllen. Hören auf das eigene Herz, den Körper, den Kopf, die Gefühle.
Zweitens #Fürsorge für andere. Dafür sorgen, dass sich andere gut fühlen. Sich wohl fühlen. Ihnen zuhören. Ihnen helfen.
Drittens #Fürsorge für die Welt. Verantwortung übernehmen für die eigenen Handlungen und für die Konsequenzen die sie für andere, die Umwelt, für alles haben.
Im Rückblick war es immer #Fürsorge, die mich angetrieben hat.
Was ich bisher erreicht habe
Seit ich ein Kind war habe ich es immer geliebt mir Dokumentarfilme über die Natur, die Tierwelt und Landschaften anzusehen. Ich habe die Bilder geliebt und ich habe es geliebt über den Kreislauf des Lebens zu lernen und alles andere auch. Sie waren mir wichtig (#Fürsorge).
Aber am Ende all dieser Dokumentationen gab es immer diese Warnung, dass wir diese natürlichen Paradiese am Leben erhalten und verhindern müssen, dass die Vielfalt des Lebens ausgelöscht wird.
Irgendwann wurde ich böse, weil nie ein Wort darüber gesagt wurde, WIE wir das machen sollen.
Plastic Planet
Eines Tages, ich war einundzwanzig, sah ich "Plastic Planet" (eine Dokumentation von Werner Boote, 2009). Ich begann nach Wegen zu suchen, wie ich meinen ökologischen Fußabdruck reduzieren konnte und über einige Bücher und Webseiten kam ich zur ZeroWaste Bewegung.
Ich fand wastelandrebel.com (ein Blog von Shia Su).
Innerhalb eines Jahres reduzierte ich meinen Müll um 90%.
90% weniger Verpackung für die ich zahlen musst. 90% weniger Müllsäcke, die ich entsorgen musste. UND das gute Gefühl etwas für den Umweltschutz getan zu haben. Ich fühlte mich großartig.
Später wurde ich Minimalistin. Ich entsorgte, verschenkte und verkaufte alles was ich nicht mehr brauchte oder benutzte. Es half mir auszusortieren. Nicht nur materiell gesehen, sondern auch mental. Bis ich damit ein bisschen zu weit ging.
Ich war so erpicht darauf nur mit dem absoluten Minimum zu leben, dass ich darüber meine Selbst-#Fürsorge vernachlässigte.
Ich fühlte mich leer.
Aber irgendwann wurde mir das klar und jetzt nenne ich mich moderate Minimalistin. Ich versuche keine Dinge zu kaufen, die ich nicht brauche oder benutze. Ich repariere und teile was ich habe und versuche zu recyclen was geht.
Und damit bin ich glücklich. Also Ziel erreicht. ;)
What the health?!
Ich war achtundzwanzig als mein Körper mir zeigte, dass ich einige Dinge ändern musste. Ich hatte schwere Verdauungsprobleme, fühlte mich schwach und die meiste Zeit ungesund.
Ich hatte kein Vertrauen in Ärzte, also entschied ich mich dazu herauszufinden, was ich selbst tun könnte.
Auf diese Weise stolperte ich über die Dokumentation "What the health?!" (von Kip Anderson und Keegan Kuhn, 2017).
Es war wie eine Erleuchtung. Plötzlich ergab alles Sinn.
Ich sah mir noch eine Reihe anderer Dokumentationen (z. B. "Gabel statt Skalpell", 2011) an und wurde vom einen auf den anderen Tag Vegetarier im Juli 2017.
Ich fühlte mich sofort besser. Ich meine, wow! Durch das bloße Verändern meiner Ernährungsweise konnte ich Selbst #Fürsorge, #Fürsorge für andere (Tiere) und #Fürsorge für die Umwelt betreiben.
Nachdem ich mir noch einige andere, Gewalt zeigende Dokumentationen angesehen hatte ("Earthlings", "Dominion", "Cowspiracy", nenn irgendeine, ich habe sie wahrscheinlich gesehen...), entschied ich mich im Februar 2018 dazu vegan zu werden.
Aber ich brauchte eine Übergangszeit. Fast vier Monate brauchte ich um hundert Prozent vegan zu werden. Weil ich alle Arten von Nachspeisen liebte und zu dieser Zeit, wenn mensch mit Freunden ins Café oder ins Restaurant ging und Nachtisch wollte, die Chance, dass dieser vegan war, gleich Null war.
Irgendwann entschied ich schließlich, dass meine #Fürsorge für das Wohlergehen eines unschuldigen Tieres größer war als mein Verlangen nach Nachspeisen.
Wow.
Das zu Schreiben hat mich echt hart erwischt, weil es mir zeigt, wie ignorant und unsensibel ich zu dieser Zeit war gegenüber anderen fühlenden und lebenden Wesen. Ich bin froh, dass ich das geändert habe.
Und es brachte mir große Vorteile: Ich verlor einiges an Fett (18 kg insgesamt ;), ich fühlte mich gesünder, glücklicher, fitter. Mein Gehirn fühlte sich an, als wäre es aus einem dichten Nebel gehoben worden. Meine Gedanken wurden klarer.
Ich wollte das teilen! Ich wollte, dass jeder davon profitiert, seine Ernährung auf eine pflanzenbasierte, tierleidfreie Ernährung umzustellen.
Aber wieder ging ich falsch an die Sache heran.
Ich nervte und beleidigte Leute. Ich wurde radikal und teilte Videos von Tieren, die gequält und ausgebeutet werden.
Ich hatte den wahren Grund vergessen, weswegen ich es machte:
#Fürsorge für andere.
Andere sind nicht nur die Tiere, sondern auch die Menschen, die sie essen und die vielleicht genauso sind wie ich war, als ich entschied, dass Nachtisch zu haben wichtiger für mich ist als ein Leben.
Also trat ich einen Schritt zurück und beruhigte mich. Ich trat der ProVeg International Organisation im September 2018 bei. Ich wurde Teil einer friedlichen Art von Aktivismus, bei dem es mehr um die Vorteile der Veränderung ging, anstatt um die schlechten Seiten der Ignoranz.
Meine Ziele
Ich will einen Arbeitgeber finden, dessen Wort #Fürsorge ist und mit ihm
arbeiten.
Einen Arbeitgeber, der mein Potenzial sieht, meine Ansichten und Ziele teilt und zulässt, dass ich mich um mich selbst und meine besonderen
Bedürfnisse kümmere.
Ich will meinen ökologischen Fußabdruck minimieren und meinen Handabdruck maximieren (Dinge tun, die der Umwelt helfen).
Ich will so viel Selbst-#Fürsorge und #Fürsorge für die Menschen in meinem Leben leben, bis ich damit zufrieden bin.
Ich will anderen den großen Wert und die Vorteile von #Fürsorge nahebringen.
Selbst #Fürsorge. #Fürsorge für andere. #Fürsorge für die Welt.